California Highway 1 – Part 1/2 [22.04.2006]

Bereits gestern hatte ich mir einen Mietwagen organisiert, als günstigster Anbieter stellte sich hier Thrifty heraus, der allerdings nur zwei Niederlassungen hier in San Francisco besitzt: Eine direkt am Flughafen (wie glaube ich alle Vermietungen) und eine in 350 O’Farrel Street. Nun muß man wissen daß die O’Farrel Street nur einen Block unterhalb des Union Square verläuft, also tiefste Innenstadt – keine schönen Aussichten für die ersten Fahrerfahrungen in den USA – aber ich stellte mich der Herausforderung. Leider erreichte ich die Filiale erst kurz vor 10 Uhr morgens, es war ein eher bewölkter Morgen und ziemlich windig – ich hatte meine Ortskenntnisse beim Suchen der Vermietung leider etwas überschätzt, war die Market Street zu weit nach hinten gegangen und drehte suchend meine Runden bis ich es endlich fand. Passenderweise befand sich das Office – so wie auch die einiger anderer Mietwagenfirmen wie Dollar (die heißen wirkliche so!) im Erdgeschoß eines Parkhauses. Also betrat trat ich frohen Mutes ein und nannte die Nummer meiner Vorbestellung. Nach Kontrolle meines Führerscheins – der rosane Euro-Führerschein wurde entgegen früherer Befürchtungen problemlos aktzeptiert – und die Abbuchung von meiner Kreditkarte bekam ich zu hören, daß momentan kein Wagen zur Verfügung stand und ob ich einen Mini-Van wolle. Hätte ich eine kleine Reisegruppe im Schlepptau gehabt, hätte ich vielleicht zugestimmt, aber so war er für eine Einzelperson etwas Oversized, daher lehnte ich diesen ab. Nun hieß es ich solle in einer halben Stunde wiederkommen, es wären gerade Wagen vom Flughafen unterwegs. Also holte ich mir einen Kaffee bei Starbucks und trieb mich etwas am Union Square herum, um schließlich zum Vermietung zurückzukehren. Dort hatte sich inzwischen eine Schlange gebildet und es gab immer noch keine Wagen. Mehr als zwanzig Minuten später schließlich rief mich der Angestellte heran, machte die Unterlagen fertig und übergab mir einige Papiere, um mich anschließend drei Türen weiter zur Abholung zu schicken. Über eine Treppe ging es in die unterste Etage des Parkhauses, wo bereits zwei weitere Kunden warteten und während den nächsten zehn Minuten die ich noch einmal wartete kamen vier weitere. Interessant fand ich hier, daß die untere Etage mit allen Werkzeugen zur Autoreinigung ausgestattet war. Es gab eine kleine Waschanlage, Bereiche mit Staubsaugern und alles was man brauchte um einen Wagen in kürzester Zeit zu reinigen und neu zu vergeben. Nach langem Warten schließlich kam mein Wagen, ein metallicroter Chrylser Sebring.

Ob das nun die hiesige Economy Class (die günstigste Mietwagenklasse – diese hatte ich gebucht) ist oder ob ich einen größeren bekommen habe kann ich nicht sagen, sah aber recht edel aus und als er vorgefahren wurde hafteten noch die Wassertropfen der Wäsche an ihm. Reingesetzt, kurz orientiert, Spiegel eingestellt, angeschnallt und los gings. Auch wenn ich ewig kein Automatikgetriebe mehr gefahren war, kam ich sofort damit zurecht, wieder einmal zuviel Gedanken gemacht. Nachdem ich das Parkhaus verlassen hatte, begann ich dann etwas durch San Francisco zu fahren. Irgendwann gelangte ich in eine Gegend, es muß um die 24te Straße herum gewesen sein, wo in großen Mengen meist männliche Mexikaner und afroamerikaner auf der Straße herumlungerten und in Gruppen zusammenstanden. Es war heller Tag, also keine Gefahr – aber ich merkte mir hier unten nie bei Nacht alleine hin zu gehen 😉 Im Süden von San Francisco gelangte ich schließlich auf die Interstate 280. Ein Kollege hatte mir mitgeteilt daß ich mein Ziel, den Highway 1 nicht von San Francisco aus befahren könne, da ein Erdrutsch diese im oberen Bereich unbefahrbar gemacht hatte. Also folgte ich besagter Interstate 280 ein Stück und bekam so das erste mal die Gelegenheit die Cruise Control zu testen (so nennt man hier den Tempomat). Automatik und Cruise Control und Autofahren wird zum Genuß muß ich an dieser Stelle kurz anmerken. 😉 Von der 280 bog ich auf die Interstate 92 und folgte ihr in Richtung Küste, Diese unterschied sich stark von der 270, war nur zweispurig und führte über schmale, teilweise serpentinenartig verlaufende Straßen, die zum Teil nur mit Tempos von 25 Meilen pro Stunde (ca. 40 km/h) erlaubt waren zu befahren. Im allgemeinen gilt selbst auf der normalen Highways, so sagen es zumindest die Schilder, ein Tempolimit von 65 Meilen (ca. 104 km/h), auf unbeschilderten Strecken meines Wissens liegt die Maximalgeschwindigkeit bei 75 Meilen (ca. 120 km/h). Mir war unklar wo die die Geschwindigkeitsbegrenzungen aufhörten, denn Schilder wie bei uns [1|2] suchte ich vergebens.
Schließlich gelangte ich nach einer kurvenreichen Fahrt durchs ländliche Kalifornien in einen Ort der den malerischen Namen Half Moon Bay trug.


Bisherige Strecke – die befahrenen Straßen in San Francisco konnte ich leider nicht rekonstruieren, ich nehme sogar an weiter südlich auf die Interstate 280 aufgefahren zu sein

Hier kam ich auf die Dumme Idee in die Innenstadt zu fahren und fand mich wenig später in der Stopschild-Hölle wieder. Um die Verhältnisse zu verstehen, muß ich kurz erklären daß in den USA nicht das bei uns bekannte rechts vor links gilt, sondern an nicht durch Ampeln geregelten Kreuzungen stehen Stopschilder. Jeder muß erst einmal halten und man muß sich verständigen wer zuerst fährt – was meist intuitiv funktioniert. Ich kannte diese 4 Way Stops ja bereits aus San Francisco, aber hier war es tatsächlich so daß an wirklich jeder Kreuzung, das heißt man fährt ein Stück, muß stoppen, fährt ein Stück bis zur nächsten Straßenecke und muß wieder stoppen. Und nirgendwo eine Möglichkeit umzudrehen, denn überall hieß es „No U-Turn„. Schließlich bog ich irgendwo ab, drehte in einer Seitenstraße und verließ nach erneuten durchfahren des Stopschilderwaldes die Stadt wieder.
Wenig später erreichte ich den Highway 1 und begann ihm zu folgen – jedoch vorerst keine Spur vom Pazifischen Ozean. Einmal folgte ich einem Schild mit der Aufschrift Coastal View, gelangte aber an eine Luxushotelanlage mit Golfplatz, an deren Torhäuschen mich eine junge Frau sogleich fragte ob ich heute einchecken wolle. Ich verneinte, durfte mein Auto herumdrehen und fuhr zurück auf den Highway 1, der allerdings mehr mit einer Landstraße als mit einer Autobahn zu vergleichen war. Die Interstate 280 hingegen stellt mit ihren fünf bis sechsspurigen Straßen die meisten deutschen Autobahnen eher in den Schatten. Einige Meilen ging es so weiter und bald bekam ich rechts von mir auch das erste mal den Pazific zu Gesicht. Dummerweise gab es nur einen schmalen Standstreifen und Schilder wiesen in roten Lettern darauf hin daß Parken hier außer in Notfällen untersagt sei. Doch schließlich kam die erste Gelegenheit, mir den Ozean in Ruhe anzusehen, denn ich erreichte:

San Gregorio State Beach
Ein netter, weißhaariger Herr in Ranger-Uniform knöpfte mir am Eingang zum Parkplatz 6 Dollar ab, klebte mir mit einem Klebestreifen ein kleines Ticket an die innere Seite der Frontscheibe und verkündete, daß ich mit diesem Ticket auf allen State Parks hier parken könne. Das dumme war nur, daß alle weiteren State Parks die ich besuchte über keinerlei Parkwächter verfügten, aber die 6 Dollar waren trotzdem gut investiert wie sich schnell herausstellte.

Sign / Schild Paying the Park Fee

Vom Parkplatz aus ging es über einen Feldweg bis zu einem einige Meter hohen Klippe, an deren Rand ein Schild davor warnte nicht zu nah an den Abhang zu treten. Ich wandte mich also nach rechts und begann über einen steilen, kaum als solchen zu erkennenden Weg in die höheren Gefilde des State Parks vorzudringen. Vom Pazifik her wehte eine steife Brise und es war weiterhin eher bewölkt.

Danger The way up
Waves

Als ich den ersten Vorsprung erreichte, bot sich mir ein weitreichender Blick auf die Küstenlinie Kalifornien, die der Pazifische Ozean hier durch jahrtausendelanges anbranden geschaffen hatte.

San Gregorio Park Cliff Beach View

Andere Touristen drehten hier meist um, ich aber entschloß mich bis ganz hoch zu steigen – etwa noch einmal die gleiche Strecke die bereits die ich bereits erklommen hatte. Je weiter ich nach oben kam, desto mehr konnte ich sehen, wie sich auch die Büsche an den kräftigen Wind angepasst hatten, der scheinbar stetig vom Ozean gegen die Klippen wehte – wie waren regelrecht Windschief.

Windschief Windschief II

Als ich schließlich den obersten Absatz erreichte, lag ein tiefer Abhang vor mir, unter mir brandeten die Wellen an den Strand und einige wenige Menschen gingen am Strand entlang und ein paar wagten sogar den Sprung in die Fluten. Hinter mir erstreckte sich das hügelige Grasland der kalifornischen Küste. Leider versperrte ein Tor den weiteren Weg, daher machte ich mich auf den Rückweg.

Untere Plattform San Gregorio Parking and Backlands
Closed Door Abhang

Wieder unten angekommen machte ich mich nun daran auch die Klippen von unten zu sehen und machte mich auf den Weg zum Strand. Ein breiter Bach mündete direkt am Eingang zum Strand in das Meer und versperrte dadurch den Weg nach Süden. Vor mir lag eine Felsformation, diese erforderte einiges Klettergeschick, um schließlich den eigentlichen Sandstrand zu erreichen, aber schließlich hatte ich es geschafft.

The Way to the Beach Felsformationen / Rocks

Einige Familien hatten sich trotz des bewölkten Himmels offensichtlich dazu entschlossen einen Tag am Strand zu verbringen. Eine Gruppe von Erwachsenen saß vor einer von der Flut geschaffenen Höhle und unterhielt sich, während die dazugehörigen Kinder mit dem Schwemmholz spielten oder in der Mündung des besagten Baches herumwateten.

Cave Kid playing

Als ich die Spitze des Kliffs schließlich umrundet hatte eröffnete sich ein breiter Strand, der zur Landseite hin von jendem hohen Abhang begrenzt wurde, den ich zuvor bestiegen hatte.

Cliff Beach
San Gregorio Beach California Coast

Ich folgte dem Strand ein wenig, machte einige Fotos und machte mich anschließend auf den Rückweg zum Wagen.

Dem Highway 1 weiter folgend ließ ich einige Zufahrten aus und entschloß mich erst wieder an der
Pescadero State Beach
einen weiteren Stop einzulegen.
Die Bezeichnung State Beach erschien mir etwas sehr hoch gegriffen für einen schmalen Strandabschnitt mit einer Haltebucht davor. Einige Felsformationen auf denen sich Angler aufhielten erstreckten sich vor mir ins Meer. Die Küste war etwas flacher als zuvor an San Gregorio State Beach, dafür gab es nur wenig Sandstrand. Daß das ganze sich noch ein ganzes Stück auf der anderen Seite der Straße ins Inland erstreckt sah ich erst als ich ein paar Recherchen für diesen Artikel anstellte. Der hintere Bereich war auch soweit ich mich entsinnen kann nicht für Besucher begehbar, also Schwamm drüber…

Pescadero Sign Angler
Brnadung Felsen

Nach ein paar Fotos machte ich mich an die Weiterfahrt.

Pebble Beach
Der Bean Hollow State Park, auch Pebble Beach genannt, war der nächste Haltepunkt.
Der Begriff Pebble(s) bezeichnet hier nicht etwa die jüngste Tochter Fred Feuersteins, sondern bedeutet eigentlich Kieselsteine oder kleine Steine. 😉 Warum man hier keine Steine mitnehmen soll (rechtes Bild) war mir allerdings zuerst unklar.

Pebble Beach Sign Do not remove pebbles

Ganz zu Anfang glaubte ich daß es sich bei Pebble um eine lokale Bezeichnung für die Blumen handelte die überall in gelb und violett blühten

Pebble Beach - Violet Flower Pebble Beach - Yellow Flower

Erst als ich ein wenig herumwanderte fand ich ein Schild mit einem Hinweis. Es gab hier offensichtlich von der Flut gebildete Wasserbecken (tide pools), die einigen Tierarten als Heimat dienen. Eventuell hing es ja damit zusammen – vielleicht waren es aber doch die Pflanzen ? Kann es nicht genau sagen, aber sehenswert war dieser Abschnitt allemal.

Tide Pools Sign Tide Pools
Tide Pools Stairs

Damit möchte ich den ersten Teil des Berichtes beenden – der zweite Teil folgt demnächst. Als Abschluß noch einmal eine Karte der bisher beschriebenen Strecke. Die besuchten Stellen sind darin markiert.

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