Fahrt nach Emst [07.09.2006]

Wo soll ich anfangen ?

Am besten am Anfang.
Aufbruch war für den Donnerstag um 12:00 Uhr geplant – Ziel waren die Niederlande, die uns unser Kollege und Freund aus eben diese Lande einmal näher bringen wollte. Treffpunkt war der Turm, doch leider zog sich der wirkliche Aufbruch dann doch etwas länger hin. Erstes Hindernis war: Wir mußten unsere Mietwagenfirma Hertz finden.

Hertz

Wir wußten daß sich die hiesige Niederlassung im Spitzweidenweg (Saalebahnhof) befindet, jedoch war uns nicht bewußt daß sie sich ganz am Ende besagter Straße befand – wir suchten uns einen wahren Wolf bis wir endlich die Geschäftsstelle erreichten. Dann stimmte auch noch der Vetrag nicht mit dem überein, was über das Internet vereinbart worden war. Nach langem hin und her bekamen wir dann endlich den Wagen: einen Ford Mondeo Kombi Diesel. Das war zwar nicht ganz was wir (5 Personen) uns für die Reise vorgestellt hatten – ein VW Sharan oder Renault Espace wäre schöner gewesen, aber wir konnten mit diesem Wagen dann doch ganz gut leben.

Ford Mondeo

Nun konnten wir uns endlich daran machen, den Rest unserer Reisegruppe abzuholen und schließlich fuhren wir bei Göschwitz kurz nach 14:00 Uhr auf die A4 und machten uns auf den Weg in Westen. In Kirchheim bei Bad Hersfeld in Hessen wechselten wir auf die A7 in Richtung Kassel und schließlich bei Kassel auf die A44 in Richtung Dortmund. Eine letzte Pause machten wir in Hünxe Ost kurz vor der niederländischen Grenze um den Wagen noch einmal aufzutanken, da die allgemeine These laut wurde, daß Benzin, wie eigentlich auch alles andere, in Holland teurer ist. Dies stellte sich zwar hinterher als Falsch heraus, aber zumindest hatten wir einen vollgetankten Wagen.

Arnheim Autobahnraststätte Hünxe Ost

Ab Hünxe übernahm ich selbst die Führung des Wagens und bald schon erreichten wir die Grenze, die abgesehen von einigen verlassenen Gebäuden seitlich der Autobahn, kaum noch als ehemalige Zollgebäude zu erkennen ist. Zum Glück wies man mich rechtzeitig darauf hin, daß in den ganzen Niederlanden eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h pro Stunde auf den Autobahnen gilt und die Toleranz bei Überschreitungen hier auch recht niedrig ist. Also hieß es gesittet zu fahren – kannte ich ja bereits aus den USA. Jetzt hätte ich mir wirklich einen Tempomat im Wagen gewünscht, den es jedoch leider nicht gab. Trotzdem kamen wir recht schnell an Apeldorn vorbei bis zu unserem ersten Ziel, den kleinen Ort Emst etwas südlich von Epe.

Fahrtstrecke
Unsere Fahrtstrecke

Hier fuhren wir zuerst das Elternhaus unseres holländischen Mitreisenden an, wo wir sehr nett begrüßt wurden. Endlich nach mehr als fünfeinhalb Stunden Fahrt waren wir so gut wie am Ziel. Das Haus lag etwas außerhalb des Ortes und war nicht nur von einem großen Garten, sondern auf einigen Tiergehegen umgeben.
Nach einem kleinen Begrüßungsgetränk wurden wir durch den kleinen Privatzoo geführt. Neben verschiedenen Vögeln, darunter so seltene Tiere wie schwarze Schwäne,

House in Holland
Birds Black Swan

gab es eine kleine Herde Dammwild (samt Hirsch)

Dammwild - Rehe Dammwild - Hirsch

und als kleines Highlight zwei Alpakas. Diese Lama-Unterart gehört übrigens zu jenen die nicht spuckt – wir hatten uns dessen versichert, bevor wir das Gehege betraten. 😉

Alpaka Weibchen Alpaka Männchen


Anschließend ging es zum Abendbrot – die Mutter hatte eine holländische Spezialität für uns gekocht: Stamppot Boerenkool, Grünkohl und Kartoffel, zu einem Brei gestampft und dazu holländische Wurst und angebratenen Speck. Sehr lecker muß ich sagen, auch wenn ich mich bisher nicht gerade zu den Freunden von Grünkohl zählte.

Als Nachtisch gab es dann das ebenfalls landestypische Dubbel Vla, dünner Vanille- und Schokopudding, den man sich nach belieben mit Sahne oder Müsli garnieren konnte.

Beide Elternteile sprachen im übrigen recht gut Deutsch, und wenn es mal nicht ging konnte man immer noch auf Englisch ausweichen – Verständigungsprobleme existierten also nicht.
Nach besagtem Abendessen und etwas Smalltalk wandten wir uns letztenendes zur Weiterfahrt zu unserer entgültigen Bleibe, einem kleinen Bauernhof im Quasi-Familienbesitz, in dem wir für die Zeit in Holland kostenlos übernachten konnten.
Aber noch kurz eine Anmerkung zu den Einheimischen: Lustig finde ich daß viele Häuser in Holland ein riesiges Fenster im Wohnzimmerbereich haben, welches auch Abends wenn es bereits dunkel ist nicht mit einem Vorhang oder einer Jalousie vor neugierigen Blicken geschützt wird. Viel mehr kann man, wenn man durch ein Dorf oder eine Stadt fährt, die Menschen bei ihrem abendlichen Fernsehvergnügen (oder was immer sie auch gerade tun) beobachten. Bemerken sie einen Beobachter ihres Treibens, winken sie meist sogar freundlich. Andere Länder, andere Sitten halt.
Als wir schließlich bei unserer Unterkunft ankamen, waren wir wirklich angenehm überrascht.

Emst Farmhouse Terasse

Alles sehr nett eingerichtet und Komfortabel. Zwar bestanden unsere Schlafmöglichkeiten nur aus auf dem Boden liegenden, bezogenen Matratzen, einem Kissen und einer Decke, dies war aber vollkommen ausreichend.
Wir genossen noch gemeinsam mit der einheimischen Familie unseres Freundes und Kollegen etwas inländisches Bier, Dommelsch Pilsner

und laberten noch etwas, bevor wir dann schließlich ins Bett gingen. Für den nächsten Tag war ja unser erster großer Ausflug geplant, aber dazu im nächsten Bericht mehr.

Randbemerkung: Bereits als wir nach Holland reinfuhren, fiel uns ein Schild mit der Aufschrift: „Eerst een Bob, dann een fluitje.“ auf, was soviel heißen soll: „Zuerst einen Fahrer bestimmen, dann ein Bier bestellen.“

In diesem Fall steht Bob für „Bewust OnBeschonken“ – also bewußt unbetrunken oder so etwas. Bei uns bürgerte sich recht schnell der Begriff „Bob“ für den Fahrer ein. Ich erwähne dies nur deswegen, weil es in den nächsten Berichten wohl öfter einmal auftauchen könnte.

8 thoughts on “Fahrt nach Emst [07.09.2006]

  1. Da wurde doch glatt Vorurteil Nr.1 über Holländer erwähnt (und bestätigt): Sie haben keine Gardinen/Vorhänge vor den Fenstern.
    Stellt sich die Frage, ob Vorurteil Nr.2 (Wohnwagen) und Nr. 3 (Coffe-Shops) noch erwähnt und bestätigt oder widerlegt werden.

    BTW: Während meiner Studienzeit in Ostfriesland, unweit der niederländischen Grenze konnte ich bei Ausflügen ins Nachbarland regelmäßig Nr. 1+3 bestätigt sehen…
    Die Abwesenheit von Vorhängen fanden wir immmer amüsant, die Cofe-Shops ließen wir (natürlich) links liegen: Der „Kaffee“ dort ist gesundheitsschädlich und die Einfuhr nach Deutschland verboten. – Obwohl es Mitstudenten gab, die regelmäßig auf „Einkaufstour“ rüber fuhren…

  2. Ich dachte immer Vorteil Nr. 1 wäre diese Wohnwagengeschichte – das kann ich jedoch nicht vollkommen bestätigen. Von der Sache mit den nicht vorhandenen Vorhängen war mir bis zu diesem Kurzurlaub unbekannt.

    Was ist mit dem Kaffee dort ? Wir hatten (leider oder zum Glück) nur Instant-Cappucino im Haus.

  3. Natürlich rede ich nicht von dem echten Kaffee zum Tinken, sondern von den berühmten „Koffie-Shops“(oder wie man das auch immer schreibt?), in denen es Joints etc. gibt. – Daher meinte ich mit dem „Kaffee dort“ das, was man dort so kaufen kann.(Daher Kaffee auch in Anführungszeichen) – Mit dem eigentlichen Kaffee hatte ich keine Probleme, eher mit den Keksen, (wie sie meist auf der Untertasse liegen) (Stichwort: Haschkekse)…
    Aber genug der Vorurteile – Meine Vorurteile im vorherigen Kommentar waren nur zwecks Unterscheidung numeriert, nicht als Priorität…

  4. Kaffee ist ansich in den Niederlanden recht billig, sogar billiger als bei uns. Das liegt an der nicht vorhandenen, im Gegensatz zu Deutschland, Kaffeesteuer. Pfund der gleichen Marke NL 2,89 – D 4,49.
    Sprit ist auch billiger- Diesel noch mehr. Ein Kurztripp nach Venlo lohnt sich schon wegen der Tankerei nebst Zusatzkanister und reichlich Kaffee immer.

    Ansonsten fahren Holländer wie Sau- links und langsam oder auf der rechten Spur langsamer als ein LKW. Auf der Skipiste sowieso und nieten alles um.
    Nur die Wohnwagen gehören wohl der Vergangenheit an, der Holländer hat das Hotel entdeckt.

  5. Hast also das Wochenende in Holland überstanden. Zwei kleine Bemerkungen am Rande. Der Spitzweidenweg ist kein Weg sondern eine Straße und der nahegelegene Bahnhof ist nicht der Westbahnhof sondern der Saalbahnhof. Aber sonst wars sicher sehr schön. Amsterdam ansich ist ja immer ne Reise wert…Alleine die Bedienungen im „Three Sisters Pub“ am Rembrandplein… 😉 Hier ein Blick in die Toiletten: http://www.urinal.net/three_sisters/ 😉

  6. Das mit dem Weg oder der Straße würde ich nicht so eng sehen. Das mit dem Bahnhof korregiere ich gleich mal.
    Die Bedienungen sind im übrigen nicht nur dort hübsch – warte meinen Bericht aus Amsterdam ab, der kommt morgen. 😉

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