Children of Men

Da habe ich mich gestern Abend doch noch dazu überreden lassen, in den Film Children of Men im Cinestar zu gehen. Erwartet habe ich eigentlich gar nichts – ich hatte zwar wahrgenommen daß es ihn gibt, aber sowohl der Trailer als auch die Filmkritiken sind an mir irgendwie vorbeigegangen. Aus dem wenigen was ich wußte erwartete ich wohl so etwas wie einen Endzeit-Actionfilm – jedoch lag ich da eindeutig daneben. Sehr düster und stellenweise schonungslos brutal schildert er das Leben in einer Welt, in der seit 18 Jahren keine Kinder mehr geboren werden. In den meisten Teilen der Welt herrscht Chaos und Anarchie, nur die britische Insel, die sich vom Rest der Welt hermetisch abgeschottet hat und rigoros gegen Flüchtlinge vom Festland vorgeht, hat sich in einem Polizeistaat einen Rest von Normalität bewahrt. Parallelen zu Orwells „1984“ zwangen sich mir auf. Durch eine Rebellengruppe bekommt der desillusionierte Theodore Kontakt zu Kee, einem Flüchtlingsmädchen. Das besondere an ihr: Sie ist schwanger!
Seit langem hat mich kein Film mehr so bewegt muß ich zugeben. Vor allem die kriegsähnlichen Szenen gegen Ende in diesem Flüchtlingslager gingen mir durch Mark und Bein. Die Handkameraführung mit dem Blut auf der Linse machen es um so beklemmender. Aber am krassesten mitreißendsten fand ich die Szene wo Theo und Kee am Ende durch das umkämpfte Haus gehen und aus ihm heraus kommen. Schon lange nicht mehr so etwas erlebt. Brauchte als wir aus dem Kino kamen doch tatsächlich einige Zeit um das gesehene in mich aufzunehmen. Das letzte mal ist mir so etwas glaube ich bei Der englische Patient passiert….
Absolut kein Popcorn-Kino – dennoch ein extrem sehenswerter Film.

5 thoughts on “Children of Men

  1. tja, so extrem unterscheidlich sind die geschmäcker
    ich fand ihn zwar ebenfalls beklemmend aber andererseits auch effekthascherisch und äußerst inkonsisten – wenn z.B. die alarmanlage in dem waldhaus des freundes losgeht weil fremde das gestrüpp an der straße wegräumen – aber offensichtlich nicht losgegangen ist wenn die beiden (der hauptdarsteller mit der schwangeren) das gestrüpp wegräumen und den waldschrat schlafend vorfinden … oder wenn die gewalttätigen widersacher mal total brutal und dann wieder völlig ignorant reagieren … bei der verfolgungsszene mit dem kaputten auto – sinnlose rennerei – die hätten sie bei der distanz ohne weiteres eingeholt – also alles in allem dramaturgisch ein schuß in den ofen – außerdem ein so deprimierend unrealistisches untergangsszenario, das man sich nicht wirklich antun muß – meiner ansicht nach thank you for smoking war super – scoop ist übrigens auch ganz nett, wenn auch kein knüller

  2. Effekthascherrisch in welcher Hinsicht ? Inkonsitent ? Na ja, vielleicht kann man die Alarmanlage ja irgendwo dort beim Gestrüpp deaktivieren – was nur Eingeweihte wissen. Das mit dem kaputten Auto mag sein – aber das macht den Film nicht unbedingt schlecht.
    Und gerade der Wandel der Widersacher (wenn du die Soldaten in der Gebäudeszene meinst) von dem Brutalen vorgehen zu dem passiven Verhalten als die der Mann und die Frau das Gebäude verlassen spiegelt doch gerade das Wunder des neuen Lebens wieder, das sie an der Stelle (zum ersten mal seit langer Zeit) erleben dürfen. Ok – hier besteht selbstverständlich viel Interpretationsspielraum. Stellenweise mutete das ganze ja auch fast christlich-religös an (gerade im Haus mit den anderen Flüchtlingen).
    Unrealistisch würde ich es aber nicht unbedingt bezeichnen – so extrem weit hergeholt finde ich es nicht. Außerdem ist es auch etwas vermessen, einen Science Fiction Film als unrealistisch zu bezeichnen. Blade Runner oder Star Wars ist so gesehen ja auch „unrealistisch„. 😉
    Ich habe mal ein wenig in der Blogosphäre nach anderen Kritiken gesucht und unsere beiden Meinungen spiegeln nachdem so ziemlich beide Enden des Spektrums wieder. Passt also.
    PS: Thank you for Smoking und Scoops habe ich beide leider noch nicht gesehen. Ersterer läuft wohl auch nicht mehr 🙁

  3. Vielen Dank für Den interessanten Beitrag. Ich wollte mir den Film eigentlich nicht ansehen, da ich den üblichen Science Fiction Kitsch erwartet habe. Nun werde ich ihn mir wohl doch ansehen.

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