Regenfront

Bereits am Morgen verhielt sich das Wetter hier sehr seltsam – es wirkte schwül und trotzdem wehte eine steife Brise von Osten her ins Land. Dieser Zustand verstärkte sich bis zum Mittag hin immer mehr – ich möchte die immer wieder aufkommenden Böhen, die durch die tiefen Straßenschluchten der Stadt fegten wurden gar als eine Art „weichen Wind“ bezeichnen, denn ihm fehlten durch die jegliche Schärfe, die man normalerweise mit einer solches Windphänomen gerade am Ufer des Atlantischen Ozeans erwarten würde. Und gegen Mittag fing es dann an leicht zu regnen, aber in so dünnen Tropfen, daß es eher dem prickeln auf der Haut gleich kam, welches man spürt wenn in ein eingeschlafenes Bein oder ein Arm wieder stärker durchblutet wird. Und dazu der hohe Luftdruck verbunden mit der immer weiter steigende Schwüle, welcher die Stadtbewohner, die sich außerhalb aufhielten den Schweiß sanft aus den Poren trieb. Wir alle, auch wir Neulinge hier in der Stadt wußten irgendwie bereits was auf uns zukam – und am späten Nachmittag brach er dann los: Der Regensturm. Im diffusen Licht der wenigen Lichtstrahlen, welche die Wolkendecke noch durchdringen konnten trieben die nun immer noch stärker wehenden Böhen regelrechte Wellen von warmen Regen über den Asphalt der Straßen am Ufer des Charles River und der Boston Bay. Wer jetzt nicht unbedingt draußen sein mußte, blieb in den glücklicherweise meist klimatisierten Büros und Geschäften.

Als wir Abends aufbrachen, um zurück ins Hotel zu gelangen, kämpften wir uns durch den dichten Verkehr auf der Interstate 93 in Richtung Norden. Kurz vor Woburn passierte es dann fast: Ich mußte im Regen bremsen, hörte hinter mir das quietschen von Reifen und ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, daß sich zwei runde Scheinwerfer in beängstigender Geschwindigkeit dem Heck nährten.

Geistesgegenwärtig gab ich etwas Gas und ließ den Wagen nach vorne und nach rechts auf die Standspur neben uns springen – ansonsten hätte es wohl geknallt. Der Wagen hinter uns kam so aber glücklicherweise noch rechtzeitig zum stehen. Das wäre die absolute Krönung gewesen, wenn uns irgend ein Einheimischer noch wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Heck gefahren wäre.
Dennoch, das Wetter setzte sich bis vor etwa einer Stunde mit heftigen Regenschauern und einer ungewöhnlichen Wärme fort wie oben beschrieben.
Ums mal salopp zu sagen: ziemlich beschissen – und das natürlich gerade zum Wochenende hin. 🙁 Die Wettervorhersage sagt für morgen zwar auch Regen vorraus – aber bisher soll es am Sonntag wenigstens wieder sonniger werden. Ich hoffe das Beste.

2 thoughts on “Regenfront

  1. Trotz der „Knapp am Schleudertrauma mit 1Mio-$ Schmerzensgeld“-Situation hast du es noch geschafft, ein Foto zu machen 😉
    Aber mal ernsthaft: Gut reagiert!

    Was für ein Sch***-Wetter.
    Ich HASSE(!!) Regen Da kann ich mit den aktuell nur einstelligen Temperaturen hier in Jena doch besser klarkommen.
    Deine Scihlderung hat fast schon literarische Qualität!

  2. Das Foto mit dem Rückspiegel ist nur ein „Symbolfoto“ – als der echte Vorfall passierte, blieb dazu wirklich keine Zeit – vor allem mit einer Handykamera mit 2 Sekunden Auslöseverzögerung… 😉

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