Rundfahrt, Ground Zero und Battery Park [29.10.2007]

Um kurz vor 8:00 Uhr (AM) begann mein erster Tag hier in New York. Glücklicherweise war ich der erste der drei Gäste, die sich den Shared Bathroom hier im Hotel teilen, der ihn an diesem Tag benutzte.
Noch am voherigen Abend hatte ich mich beim „diensthabenden“ an der Rezeption erkundigt, welche der Touren durch die Stadt, die hier angeboten würden sich denn am besten eignete. Sofort war er herausgesprudelt, daß ich doch die Gray Line nehmen solle (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen öffentlichen Buslinie in Boston) und daß ich es gleich hier im Hotel zum Vorzugspreis buchen könne. Neun Dollar mußte ich ihm gleich geben, vierzig weitere waren bei der Abfahrt fällig. Klar daß das Hotel da mitverdient – aber was solls. Auf der Straße bei einem der fliegenden Händler überall in der Stadt ist es teurer. Dafür sollte ich ein 48 Stunden gültiges Ticket erhalten, mit dem ich an allen Touren teilnehmen konnte. Dazu zählten laut des kleinen Flugblattes daß mir der Hotelangestellte gab der Uptown Loop durch Harlem und rund um den Central Park, der Downtown Loop durch Soho bis hinunter in den Financial District, eine Tour durch Brooklyn und eine Nachttour. Einzeln gekauft würden diese lt. Prospekt 156 Dollar (4 x 39 Dollar) kosten – und einzeln nur besagt 49 Dollar. Kurz zur Erklärung sei noch erwähnt, daß es nach meiner Erkenntnis hier zwei Rundfahrt-Unternehmen gibt – besagt Grey Line mit roten Doppeldeckerbussen und die NY Sightseeing mit blauen Doppeldeckerbussen. Beide bieten sogenannte „Hop on – Hop off“ Rundfahrten an, das heißt an definierten Haltestellen hält der Bus und die Touristen können aussteigen, sich die Gegend ansehen und einen der nächsten Busse nehmen, um die Tour fortzusetzen. Damit will ich EInführung in das Thema Rundfahrten-Business hier in New York aber auch schon abschließen.
Abfahrt für den Uptown-Loop sollte um 9:00 Uhr irgendewo in der 8ten Ave zwischen 46er und 47er Straße sein. Danke des einfachen Aufbaus der Straßen hier in Upper Manhattan war es dann auch kein Problem, die entsprechende Stelle zu finden. Nachdem ich den restlichen Betrag bezahlt hatte, erhielt ich eine Art rosa Kassenzettel, der als Ticket diente.

Normalerweise bin ich ja mehr ein Freund der Selbsterkundung ohne Guide – aber in Anbetracht der Größe der Stadt und der eingeschränkten Zeit dachte ich mir, daß eine Einführunde Rundfahrt doch dieses mal recht sinnvoll wäre. Als Tourguide stellte sich ein breit gebauter Latino in Lederklamotten mit geflochtenem, ebenfalls in Leder gefasstem Zopf vor. Ich hatte mit natürlich einen Sitzplatz auf dem oberen, offenen Deck gesucht, da ich natürlich ein paar Fotos schießen wollte. Allerdings war das Aufstehen während der Fahrt untersagt, da ansonsten der Kopf leicht Bekanntschaft mit einer niedrig hängenden Ampel oder einem Straßenschild machen konnte. Und das ist tatsächlich nicht übertrieben, denn man konnte die Dinger sitzend bereits oftmals fast mit ausgestrecktem Arm erreichen. Herauslehnen war auch nicht erwünscht, damit kein vorbeifahrender LKW oder anderer Bus Bekanntschaft mit Armen oder Kopf machen konnte. Trotz dieser Einschränkungen versuchte ich das beste draus zu machen. Die Uptown stellte sich zwar als geschichtlich recht interessant heraus, aber abgesehen vom Central Park und den Museen gab es nur ein paar Kirchen, die wirklich noch fotografierenswürdig waren. Unser Guide wußte so einiges aus der Historie dieses Teils der Stadt zu erzählen und spickte seine Geschichten auch immer mit persönlichen Anektoden. So erfuhren wir zum Beispiel, wozu die Wasserbehälter auf den Dächern dienen – nämlich zum Druckausgleich für die Gebäude. Außerdem fuhren wir an jenem Haus vorbei, vor dem John Lennon erschoßen wurde. Fotos machte ich aber hier noch nicht viele.

Museum of Natural History Wasserbehälter
Links: Museum of Natural History – Rechts: Wasserbehälter

Harlem Harlem
Eindrücke aus Harlem

Museum of Modern Arts
Museum of Modern Arts

Vor allem war es auf dem Oberdeck am morgen – man verzeiche mir den Ausdruck an dieser Stelle – einfach nur Arschkalt. Ich war zwar mit einer Jacke bekleidet, dennoch fror ich ziemlich erbärmlich, während wir links des Central Parks durch Harlem hindurch und rechts wieder herunter fuhren. In der 59th Street am unteren Ende des Central Parks verließ ich den Bus erst einmal – denn ich hatte etwas durchaus interessantes entdeckt, was ich mir unbedingt näher ansehen wollte. Hier starten an einem kleinen Nebenplatz seitlich des Parks zwar auch die berühmten Kutschenrundfahrten rund durch den Central Park.

Pferdekutschen Statue
Links: Pferdekutschen – Rechts: Statue im Südwesten des Central Parks

Pferd

Doch dies ließ ich eher links liegen, denn ich hatte den lokalen Apple Retail Store an der Fifth Ave. mit seinem gläsernen Würfel über dem Eingang entdeckt.

Apple Store New York Apple Store New York
Apple Retail Store

Natürlich sah ich mir diesen auch von innen an – natürlich auch mit dem Hintergedanken, daß ich ja gleich etwas aufwärmen wollte. Auch das Interior des Apple Stores war nicht übel – weitaus besser als in jenen in Boston, aber gleichwertig mit dem in San Francisco.

Apple Store New York Apple Store New York
Apple Store New York Apple Store New York
Aus dem Inneren des Apple Stores

Nach einiger Zeit im Store, ich hatte mich inzwischen etwas aufgewärmt, ging es weiter, zurück zur Haltestelle der Sightseeing Tours, um dort in den Bus für die Tour nach Downtown einzusteigen.
Über den Times Square, wo wir noch einmal hielten und weitere Fahrgäste einluden ging es hinunter in Richtung Greenwich Village und durch Little Italy sowie China Town, vorbei an der (24 Stunden geöffneten) US Post Office an der Penn Station, dem Empire State Building, vor dem sich bereits eine riesige Schlange gebildet hatte, und dem Flatiron Gebäude, das seinen Namen von seiner seltsamen Form hat, die einem alten Plätteisen zum Bügeln ähnelt. Außerdem passierten wir das „Museum of Sex“ mit seinem Hinweisschild: „Please do not touch, lick, stroke or mount the exhibits“ 😉

Times Square Penn  Station
Links: Times Square – Rechts: Tor zur Penn Station (jenes durch das ich in die Stadt gekommen bin)

Post Office Advertisment at Penn Station
Links: US Post Office – Rechts: Werbung gegenüber der Penn Station

Empire State Building Museum of Sex
Links: Empire State Building – Rechts: Museum of Sex

Flatiron Building Flatiron Building
Flatiron-Building

Greenwich Village Straßenverkehr
Links: Feuertreppe – Rechts: Straßenverkehr (Blick in Richtung Woolworth Building)

Der Guide hier war nicht ganz so gut wie der erste – ein älterer Afroamerikaner, der seine Texte mehr einfach herunterleierte und wenig Zusatzinformationen gab. An verschiedenen Stationen hier hätte ich zwar aussteigen können, aber mein erstes Ziel war eher der Financial District. Direkt vor dem Woolworth Building hielt der Bus dann auch und ich machte mich hier auf den Weg für eine Erkundung. Der erste Weg führte mich natürlich zum Ground Zero, der sich direkt einen Block weiter befand. Zwar sieht man außer einer großen Baustelle hier leider recht wenig, aber jedem von uns sind die Ereignisse vom 11. September 2001 ja noch gut in Erinnerung und wie ich tummelten sich hier unten natürlich auch viele andere Touristen.

Ground Zero Ground Zero
Ground Zero – ehemaliges World Trade Center

Am Eingang zur Metro-Station befindet sich jedoch ein Informationsstand und einige Tafeln, auf denen die zukünftigen Pläne für diesen Platz aufgezeigt sind – natürlich wie hier üblich mit einer Portion Pathos.

Metro Station Ground Zero Ground Zero
Links: U-Bahn Station am Ground Zero – Rechts: Informationstafel
Ground Zero
Informationstafeln

An einer Stelle etwas neben der Metro-Station war ein Loch im Zaun, die einen Einblick in die Baustelle gab. Es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildtet von Leuten die durch dieses Loch Fotos machen wollten – natürlich reihte ich mich in diese Schlange ein und wartete geduldig, bis ich an der Reihe war.

Baustelle Ground Zero
Blick auf die Baustelle

Ich entschloß mich dazu die Ground Zero Baustelle einmal zu umrunden, aber vorher aß ich noch einen Kleinigkeit in einem Deli nahe der Baustelle.
Die Umrundung brachte nicht viel, ich überquerte eine Brücke über einen Stadthighway, durchquerte das Financial Center One, in dem mir ein Sicherheitsmann verbot Fotos zu machen und erreichte dann nach einer Wegstrecke an der unteren Seite die Brücke auf der östlichen Seite der Baustelle. Hier konnte man vom oberen Ende der Treppe noch einmal einen guten Schnappschuß ins Innere der Baustelle tätigen.

Fußgängerbrücke am Ground Zero Ground Zero
Links: Innerhalb der Fußgängerbrücke – Rechts: Blick auf die Baustelle

Crans
Kräne

Dann ging es zurück zu dem kleinen Park am Woolworth Building, wo sich auch das alte und neue Rathaus von New York befinden. Da ich noch nicht gleich weiter wollte, machte ich auch hier noch einen kleinen Rundgang. Dabei konnte ich auch einen ersten Blick auf die Brooklyn Bridge werfen, die ich mir jedoch für morgen aufzuheben gedachte.

NY Cityhall Brooklyn Bridge
Links: NY Cityhall – Rechts: Brookly Bridge

Woolworth Building Old Townhall
Links: Woolworth Building – Rechts: Altes Rathaus

Cityhall Durchfahrt Cityhall NY
Torbogen unter dem neuen Rathaus

Der nächste Rundfahrt-Bus brachte mich dann weiter in Richtung Südspitze von Manhatten, wo ich etwas nördlich des Battery Parks wieder ausstieg. Hier befindet sich auch das alte US Custom House (Zollhaus), das jetz als Museum genutzt wird. Der Eintritt ist frei – aber ich hatte anderes vor. Doch bevor ich dorthin ging, wollte ich ein anderes, kleineres Wahrzeichen ansehen: Den Wall Street Bullen. Ich brauchte hier einige Zeit, um das Tier mal OHNE dumm herumhampelnde Touristen an Kopf oder Hinterteil vor die Linse zu kriegen, aber nach einiger Zeit gelang es mir endlich.

Bull Bull
Bull back
Der Wall Street Börsenbulle

Nun konnte ich mich endlich dem Battery Park zuwenden, der südlichsten Spitze von Manhatten. Gleich kurz hinter dem Eingang steht eine Skulptur, genannt „The Sphere“ von Fritz Koenig, die einstmals vor dem World Trade Center gestanden hat und während der Ereignisse des 11. Septembers beschädigt wurde. Nun steht sie seit dem 11 März 2002 hier und vor ihr brennt seit dem 11. September 2002 eine ewige Flamme, um an die Opfer des 11. Septembers zu erinnern.

The Sphere by Fritz Koenig

Etwas weiter unten befindet sich Castle Clinton – ein Rundbau aus dem Jahre 1811, der einmal als vorgelagerte Artilleriestellung diente und heute ein National Monument ist. Vor ihm halten sich gleich mehrere Typen in Freiheitsstatuen-Kostüm auf, mit denen man sich (natürlich gegen Bezahlung) fotografieren lassen kann. Im Innenhof des Castle Clinton erhält man die Tickets für die Überfahrt zur Freiheitsstatue und nach Ellis Island. Mit Audiotour kosten sie 18 Dollar, ohne 12, Kinder zahlen Audiotour 11 und ohne 5 Dollar.Da die Schlange dort kurz war und die Bediensteten dort als ich fragte meinten, daß sie sonst bis raus in den Park geht, kaufte ich mir gleich mal ein solches Ticket (ohne Audiotour) – mit dem Hintergedanken am nächsten Tag nicht so lange warten zu müssen. Dachte ich….

Castle Clinton Castle Clinton
Castle Clinton

Miss Liberty Ticket counter inside Castle Clinton
Links: Freiheitsstatuen-Darsteller – Rechts: Ticketkasse im Castle Clinton

Anschließend sah ich mir den Park ein wenig an und konnte vom Ufer bereits erste Blicke auf die beiden morgigen Ziele erhaschen. Es hätten zwar jetzt noch Überfahrten stattgefunden – aber die Sonne stand zu tief um noch gute Fotos schießen zu können.

Batterie Park Batterie Park
Impressionen aus dem Battery Park

Freiheitsstatue Ellis Island
Links: Freiheitsstatue – Rechts: Ellis Island

Im Park befindet sich auch ein Ehrenmal für die Gefallenen der zweiten Weltkrieges, sechs Steinplatten, die einen bronzenen Adler flankieren.

Ehrenmal Batterie Park Ehrenmahl
WW II Ehrenmahl im Battery Park

Außerdem konnte ich ein Fotoshooting beobachten, welches dort gerade statt fand.

Fotoshooting Fotoshooting
Fotoshooting

Nun ging es zurück zum Bus, um die Fahrt fortzusetzen. Zu dieser späteren Stunde schienen auch die letzten Touristen aus ihren Betten gefallen zu sein – es war so gegen 16:00 Uhr schätze ich, denn es hatte sich das erste Mal eine kleine Schlange vor dem Bus gebildet und ich mußte tatsächlich zwei Busse abwarten, die alle recht voll besetzt waren, bis ich schließlich einsteigen konnte. Zum Glück fahren diese Busse im 5 bis 10 Minuten-Takt. Die weitere Tour führte uns am Gebäude der Vereinten Nationen vorbei und dem ihm schräg gegenüber liegenden Trump Tower, der nach Aussage des Guides (es war wieder der breit gebaute Latino, den ich bereits von der Uptown-Tour her kannte) ausschließlich mit sündhaften teuren Appartments ausgestattet ist.

United Nations United Nations
Vereinte Nationen (United Nations)

Trump Tower
Trump Tower

Es ging weiter an Pier 17 vorbei – angeblich dem New Yorker Gegenstück zum Fishermens Wharf in San Francisco, von dem ich aber da eine Autobrücke zwischen ihm und dem Bus verlief keine guten Fotos schießen konnte. Wir durchfuhren auch noch einmal China Town, wo mir ein paar weitere Aufnahmen gelangen, unter anderem von einem Ritual vor einem Buddishmus Zentrum.

Chinatown

Buddistentempel Buddistentempel
In Chinatown

Der letzte Stop war schließlich am Rockefeller Center, wo ich dann wieder ausstieg. Am Bekanntesten ist dieses Rockelfeller Center wahrscheinlich durch seine Eislaufbahn und den großen Christbaum, der kurz vor Weihnachten dort aufgestellt wird. Es gibt aber auch eine Aussichtsplattform, die ich jedoch nicht besuchte. Ich weiß nicht mehr wie teuer es genau war, aber der Preis war das Hauptargument gegen diesen Besuch gewesen.

Rockefeller Center Rockefeller Center

Rockefeller Center Rockefeller Center

Es folgte ein Fußmarsch zurück zum Times Square, oder besser gesagt zum Hilton Theatre in der 42ten Straße, wo ich mir mein Ticket für die Vorstellung an diesem Abend um 20:00 Uhr abholte. Dieses hatte ich bereits von Boston aus via ticketmaster.com vorbestellt. Wenn man schon mal in New York ist, muß man sich auch schon mal ein oder zwei Musical ansehen, so denke ich. Und hier lief „Young Frankenstein“, das neuste Stück von Mel Brooks, basierend auf seinem gleichnamigen Film von 1974 mit Gene Wilder, Peter Boyle und Marty Feldman. Sehr genialer Film – falls den noch jemand kennt. 😉

Young Frankenstein


Als ich meine Karte nach Vorlage meines deutschen Personalausweises erhalten hatte, begab ich mich erst einmal zurück ins Hotel. Meine Beine waren von dem vielen Laufen doch etwas mitgenommen. Den Abschluß des Abends bildete schließlich ein Besuch im Hilton Theatre. Fotos durfte ich natürlich keine machen, aber das Stück war wirklich spitze und das Theater bis auf den letzten Platz ausverkauft. Am Ende gab es standing ovations für das Ensemble. Kann ich jedem nur Empfehlen – eine Aufführung in London oder wenn es mal nach Deutschland kommt dort sollte aber auch in Ordnung sein.

One thought on “Rundfahrt, Ground Zero und Battery Park [29.10.2007]

  1. Wow ein zwar langer, dafür aber sehr sehr ausführlicher Bericht. So ein bischen fühle ich mich jetzt so als ob ich schon einmal da gewesen bin. Dabei war ich ja noch nie in den USA … Wirklich klasse!!!

    Die schon mehrfach hervorgebrachte Idee deine Texte in einen Reiseführer zu packen, will ich hiermit nochmal unterstreichen!!!!

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