„Das ist ja wie in Afrika!“

Ich hatte gehofft daß ich davon verschont bleibe – doch eigentlich hätte mit bewußt sein sollen, daß es auch mich jederzeit treffen konnte. Und heute war es schließlich soweit: Als ich in Fulda auf dem Gleis 3 ankam, um dort meinen ICE nach Frankfurt Flughafen zu besteigen, mußte ich auf der Anzeigetafel lesen, daß mein Zug aufgrund der aktuell laufenden Radreifenüberprüfung ausfiel und die Reisenden doch den Intercity Ersatzzug nutzen sollten, der mit ca. 10 Minuten Verspätung vom selben Gleis abfahren sollte.

ausfall ice

Prinzipiell wäre das alles kein Problem gewesen, hätte ich nicht bei der Ankunft dieses ICs erkennen müssen, daß er brechend voll war. Und mit brechend voll meine ich hier nicht nur, daß alle Sitzplätze besetzt waren – nein – ebenfalls die Gänge waren mit Personen so angefüllt, daß man sich nur mit Mühe einen Weg zwischen den Menschen hindurch hätte bahnen können. So entschied ich mich also gezwungenermaßen, mir gleich beim Einstieg einen Stehplatz zu suchen. Einer der Mitreisenden traf es mit seiner leicht überzogenen Aussage dann doch recht gut: „Das ist ja wie in Afrika.„.
Ich weiß nicht ob ich es nicht bereits als Vorwarnung hätte nehmen sollen, als sich im Regionalzug auf die Anfahrt nach Fulde sich dieses Mädel neben mich setzte und dabei einen so extrem starken Parfumgeruch ausströmte, daß mich nach einigen Minuten ein leichtes Übelkeitsgefühl überkam. So etwas ist mir auch noch nie passiert und schlechte Dinge kommen ja bekanntlichermaßen selten alleine. Aber ich hatte diese Vorzeichen geflissentlich ignoriert – aber was hätte ich auch machen sollen?
Ist man lange Zeit ausschließlich mit dem ICE gefahren, hat man wohl verdrängt daß so ein regulärer Zug bei hohen Geschwindigkeiten bei seinem Weg über die Gleise unter ständigen Rattern und knarzenden Geräuschen, die teilweise an das stöhnen der Verstrebungen eines zu tief getauchtes U-Bootes erinnern, recht häufig unvorhersehbar hin und her schwenkt. Wenn man sitzt ist das kein Problem – aber für das Reisen im Stehen ist so dies ältere Wagonmodell eindeutig nur eingeschränkt geeignet. Und wenn man die letzten zwei Tage bei einem Umzug mit angepackt hat, jede Faser seines durch Büroarbeit ungestählten Körpers spürt und sich eigentlich auf eine geruhsame Zugreise gefreut hatte, bei der man auch mal die Augen für ein paar Minuten schließen kann, ist ein solch unbequemes Reisen – für das man im übrigen noch vollen ICE-Preis zahlt – doch sehr unangenehm.
Glücklicherweise kam trotz der Menschenmassen auf den Gängen des Zuges irgendwann dann doch eine Schaffnerin vorbei, die jedoch keinerlei Anstände machte irgendwelche Fahrkarten zu kontrollieren. erst als ich sie Ansprach und mich erkundigte, ob dieser Zug bis Frankfurt Flughafen Fernbahnhof fahren würde, wo ich hoffte einen Anschlußzug zu erwischen, bat sie mich ihr mein Ticket zu zeigen, daß sie dann auch gleich kontrollierte und „lochte“, bevor sie mir dann mit Hilfe ihres elektronischen Umhängsels eine Alternativverbindung nach Köln heraussuchte. „Da müssen Sie den ICE 120 in Richtung Amsterdam nehmen – der fährt um 19.28 Uhr von Gleis 18 vom Hauptbahnhof.„, sagte sie schließlich und ich notierte mir diese Angaben bevor die junge Bahnbedienstete schließlich ihren Weg fortsetzte.
Als wir schließlich den Frankfurter Hauptbahnhof erreichten, zeigte die Uhr gerade einmal 18:55 Uhr – das bedeutete daß ich noch einiges an Zeit hatte. Zwar stand der Zug bereits am Gleis, war aber noch verschlossen. Also besuchte ich das in der Bahnhofshalle ansässige Schnellrestaurant mit dem goldenen M, um mich für die Weiterreise zu stärken. Mein Plan die dort aktuell angebotenen Mexican Specials zu probieren verwarf ich dann aber doch schnell wieder – denn 3,79 €uronen für so einen Hot Chicken Jalapeno erschien mir dann doch etwas überzogen. So wurde es nur ein Cheeseburger und als ich dann zurück zum Zug kam, hatte man sich entschlossen diesen zu öffnen und ich konnte mir einen Platz suchen. Glücklicherweise war er relativ leer und sollte es auch bleiben, so daß ich endlich meine ersehnten Ruheminuten bekam.
Nach all dem Troubel konnte ich die Fahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof über Frankfurt Flughafen bis nach Köln Hauptbahnhof wirklich genießen. Somit hatte ich auch genügend Energie geschöpft, um die beiden noch deutlich minderjährigen Jungs mit Migrationshintergrund, die sich um nach 21.00 Uhr ohne Rücksicht auf die anderen Fahrgäste lautstark in der Straßenbahn herumbalgten geflissentlich ignorieren zu können. Dennoch bin ich wirklich froh endlich angekommen zu sein. Hoffentlich hat die Deutsche Bahn es bis nächstes Wochenende geschafft, alle Radreifen zu prüfen und kann wieder einen regulären Zugbetrieb anbieten. Ich zahle doch nicht diese saftigen ICE-Preise und noch den Aufpreis für einen reservierten Sitzplatz, wenn ich dann doch nur Stehend im Gang reise. Ich bin aktuell wirklich am überlegen, ob ich nicht eine teilweise Fahrpreiserstattung verlange.
Aber letztlich kann man dem ganzen auch etwas positives abgewinnen, denn ich habe durch meine Verspätung von insgesamt „nur“ 40 Minuten ein Zeitfenster in Köln erreicht, in dem es mal einige Zeit nicht regnete und ich so meinen Heimweg trockenen Hauptes antreten konnte. 😉 Inzwischen während ich dies schreibe gießt es bereits wieder in Strömen und die Nässe auf den Straßen ließen den Schluß zu, dass es auch vorher nicht viel besser war.

4 thoughts on “„Das ist ja wie in Afrika!“

  1. Köln liegt eben am Rand von Deutschland.
    Vorschlag: Einen Anglerstuhl besorgen – (kostelose Sitzplatzreservierung im Gang möglich) ;-))

  2. @wiemi: Wäre alles zu teuer. In der Regel gibt es auch nur Verspätungen – die aktuellen Ausfälle sind eher ein Sonderfall.

    @womei: Ja, das wäre eine Idee. Aber das würde mein Handgepäck natürlich etwas aufblähen. 😉

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