Ausflug nach Prag [28. – 30.11.2008] – Teil 1

Am Freitag hatte ich mir einen Tag Urlaub genommen – seit langem mal wieder – und war bereits am Donnerstag Abend nach Jena gefahren. Über die Fahrt möchte ich mich nicht weiter hier auslassen, denn das ich vom Frankfurter Hauptbahnhof aus bis Fulda stehen musste und der Ersatz-Intercity vollkommen überfüllt gewesen war ist ja leider inzwischen eher Standard. Der Grund für meine verfrühte Rückkunft in meine eigentliche Wahlheimat war ein bereits seit längerem geplanter Ausflug in die tschechische Haupstadt Prag. Am frühen Nachmittag brachen wir von Jena aus auf und auf der A4 ging es in Richtung Osten und dann bei Dresden nach Süden. Am Übergang von Deutschland nach Tschechien merkte man kaum etwas – auf Autobahn wechselten die Farben der Schilder nur von Blau nach grün – von Grenzkontrollen oder irgendwelchen verlassenen Kontrollanlagen keine Spur. Noch schnell eine im Nachbarland vorgeschriebene Autobahnvignette gekauft und schließlich nach etwas ca. vier Stunden und einigen Zwischenstops erreichten wir die Stadt Prag – um dort erst einmal in der dortigen Rushhour im Stau zu stehen. Schließlich erreichten wir aber dann doch unser erstes Ziel: Das 4-Sterne Dorint-Hotel Don Giovanni.

Hotel Don Giovanni Hotel Don Giovanni - Eingang
Hotel Don Giovanni – Gebäude

Der Eingangsbereich hinterließ auf jeden Fall erst einmal einen guten Eindruck

Hotel Don Giovanni - Lobby Hotel Don Giovanni - Rezeption
Links: Figur des Don Giovanni in der Eingangshalle – Rechts: Rezeption

Hotel Don Gioanni - Lobby Hotel Don Giovanni - Hotelbar
Links: Lobby – Rechts: Hotelbar

und auch die Zimmer waren nicht von schlechten Eltern.

Zimmer Don Giovanni Eingangsbereich - Zimmer
Bad Don Giovanni Minibar
Eindrücke vom Zimmer

Nach dem Bezug der Zimmer und etwas Zeit für die Aklimatisierung nach der langen Fahrt, machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Das Hotel liegt direkt an der U-Bahn Haltestelle Zelivského im westlichen Teil der Stadt und bequem kann man entweder darüber oder mit Bussen oder Straßenbahn direkt in die Innenstadt gelangen.

Wir entschieden uns für die U-Bahn und begaben und über eine lange Rolltreppe nach unten – einer Rolltreppe die mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit lief und wir konnten beobachten daß vor allem ältere Leute damit ziemliche Probleme hatten. Des weiteren konnte ich sehen, daß man an den Rolltreppen kleine Hinweisaufkleber angebracht hat, die stehende darauf hinwies rechts zu stehen, damit Leute in Eile links an ihnen vorbei laufen können. Kurz nachdem wir unten angekommen waren, kam glücklicherweise auch schon die U-Bahn und wir konnte zusteigen.

Rolltreppe - U-Bahn
Rolltreppe

Haltestelle Zelivskeho Ankunft U-Bahn
An der U-Bahn Haltestelle

Über vier Stationen erreichten wir schließlich die Haltestelle „Mustek“ – was übrigens nichts mit dem Scannerhersteller zu tun hat 😉 – und kamen so am Wenzelsplatz direkt im Zentrum zurück an die Oberfläche und machten uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel: dem U Flecku (Position), einer der vielen urigen Kneipenrestaurant wie es sie in der von Touristen überlaufenen Innenstadt von Prag en masse gibt. Diese Lokation war uns von einem Prag-Kenner empfohlen worden und wir hatten für unsere Reisegruppe dort einen Tisch reserviert, was sich aufgrund des überfüllten Gastraumes im vorderen Bereich eine gute Idee gewesen zu sein schien. Über einen kleinen, nach oben offenen Innenhof führte man uns in einen auf altertümlich getrimmten Saal im hinteren Bereich des Gebäudes, der nur für Reservierungen vorgesehen schien. Ich sage extra „auf alt getrimmt“, denn vor allem an den Steinen der Torbögen sah man bei näherem Hinsehen deutlich an, das diese nur aus angemalten Gips bestanden. Der Gros des Raumes war aber schon historisch – wir vermuteten das es sich hier um alte Ställe handelt, die erst im Nachhinein zum Gastraum umgebaut worden waren. Außer uns fand sich dort nur noch eine größere Gruppe Einheimischer, die dort feierten. Aber dennoch weitaus besser als im von Touristen überfüllten vorderen Gastraum.

U Flecku - Prag U Flecku - Prag
U Flecku - Prag U Flecku
U Flecku – Prag

Die Vorsilbe „U“ heißt im Tschechischen einfach nur „Bei“ oder „Beim“ – die Bedeutung von „U Flecku“ heißt in, wie man uns berichtete, etwa „Bei Fleck“. Das Etablisment gehörte, wie wir weiter erfuhren, früher einem Deutschen mit Namen „Fleck“ und dieser Name hat sich, trotz einer leichten „eintschechung“ bis heute gehalten. Neben der typisch böhmisch-tschechischen Küche zeichnet sich das Flecku vor allem durch das selbstgebraute Dunkelbier aus. Während wir am ersten Krug nippten studierten wir die mehrsprachige Karte und wählten unser Abendbrot. Was mir auffiel war die Tatsache, das vor jeder Speise die Menge des verwendeten Fleisches in Gramm angegegeben war. Wie sich später herausstellte ist das offenbar in allen Restaurants in Prag so. Ich entschied mich aus dem reichhaltigen Angebot für eine Kartoffelsuppe als Vorspeise und einem Spezialitätenteller als Hauptspeise. Zu allem wurden mehrere Körbe mit geschnittenem Graubrot serviert, das im Gegensatz zu hiesigen Zubereitungen mit einer gutern Portion Kümmel gewürzt war.

U Flecku - Graubrot mit Kümmel
Graubrot

U Flecku - Kartoffelsuppe
Kartoffelsuppe

U Flecku Spezialitätenteller
U Flecku – Spezialitätenteller

Die Kartoffelsuppe, die reichlich Lauch enthielt, war schon mal sehr lecker und eine gute Vorbereiung auf den Hauptgang: den Spezialitätenteller. Auf diesem fanden sich neben einer kleinen Entenkeule, einem Stück Rinderbraten und einem Stück grober gebratener Wurst nach lokaler Machart auch böhmische Knödel sowie Rot- und Sauerkraut. Sah auf den ersten Blick nicht viel aus, reicht aber letztlich aus um satt zu werden. Einziger Kritikpunkt den ich anbringen möchte ist die wenige Sauce, die sich auf dem Teller fand – dadurch wurde das ganze trotz des reichlichen Krautes etwas trockener als ich erwartet hatte.
Neben den Kellnern in grünen Westen, welche die Gäste fleißig mit Dunkelbier und Nahrungsmitteln versorgten, fanden sich auch einige Musiker mit Schifferklavier, Saxophon und Schellenstab durch die Räume zogen und ihre Dienste anboten. Wir lehnten zwar ab, aber bei der einheimischen Gruppe fanden sie ein dankbares Publikum und unterhielten dieses mit einer großen Auswahl von tschechischer populärer Volksmusik, bei dem die Gäste kräftig mitsangen.
Nach einiger Zeit entschlossen wir uns weiter zu ziehen und folgten einer weiteren Empfehlung des bereits oben erwähnten Kenners. Unser nächstes Ziel war das U Vejvodu (Position), wo wir auf Pilsner Urquell umstiegen und weiter zechten.

U Vejvodu - Eingang U Vejvodu - Innenraum
U Vejvodu – Links: Eingang / Rechts: Innenraum

Nach einem Besuch in einem weiteren Etablisment wandten wir uns dann bereits weit nach Mitternacht in Richtung Hotel. Auf dem Weg durch die nächtliche Stadt machten wir reichlich Erfahrung mit einigen Schwarzafrikanerin und Asiaten, die und in gutem Englisch dazu überreden wollten, mit ihnen in irgendwelche Strip Clubs und Karaoke Bars zu gehen. Wir lehnten dies jedoch rigoros ab, trotz der Beharrlichkeit die diese Männer an den Tag lehnten und uns redegewandt von den Vorzügen der Einrichtungen zu überzeugen, die sie anpriesen. War nicht schwer zu erraten, das sie für uns als Gäste eine eine Provision erhalten würden. Letztlich ließen sie dann aber von uns ab und ließen uns alleine unserer Wege ziehen.
Zwar fuhren noch Nachtstraßenbahnen, aber wir entschieden uns dazu ein Taxi zu nehmen. Hier kam uns wieder ein Tipp unsere Kontakmannes zu Gute, der uns empfohlen hatte ausschließlich Taxis mit dem Kürzel „AAA“ auf der Tür zu nehmen, da man hier sichergehen könne das die Taxifahrer keine Umwege fuhren oder mit getürkten Taxametern die Touristen abzockten. Auf dem Wenzelsplatz wurden wir schließlich fündig und kamen so für etwas mehr als 170 Kronen, was wir auf 200 Kronen mit Trinkgeld aufrundeten (umgerechnet etwa 8 €uronen) erreichten wir unser Hotel und fielen nach der vielen Lauferei und dem wirklich süffigen tschechischen Bier in unsere Betten, um alsbald einzuschlafen.
Über den nächsten Tag erzähle ich morgen im zweiten Teil dieses Berichtes mehr – ansonsten würde es jetzt zu spät werden. Also gute Nacht und stay tuned…

7 thoughts on “Ausflug nach Prag [28. – 30.11.2008] – Teil 1

  1. Die Regel „Rechts Stehen – Links Gehen“ gibt es ja auf den meisten Rolltreppen in U-Bahnen dieser Welt.
    Das „U Fleku“ steht zwar in (fast) allen Reiseführern, ist aber trotzdem immer einen Besuch wert für lustiges Zechen bei gehaltvollem Essen und gutem tschechischem Bier.
    Bei meinem ersten Prag-Besuch (Anfang der 90er) waren noch alle Schilder/Karten/usw. ausschließlich in Tschechisch.
    Aber wie so Vieles in Prag hat sich auch das internationalisiert…

  2. Ein Prag-Kenner hat dir also das U Flecku empfohlen?! Nun, von diesem Laden hätte ich dir (ich maße mir an dieser Stelle auch mal an, die Stadt ganz gut zu kennen) sofort abgeraten. Völlig überfüllt, überteuert und größtenteils nur von Touristen belagert. Einmal und nie wieder muss ich sagen!

    Vielmehr muss man in Prag eigentlich ein wenig suchen und auch mal durch die Seitenstraßen gehen. Hier findet man dann solche Kneipen wie die alte Post – frei übersetzt 😀 – wo alles noch allerliebst authentisch ist.

    Das Problem mit den „dunklen Gestalten“ kenn ich auch zur Genüge. Dies ist in den letzten Jahren eine echte Seuche geworden und nervt ungemein.

    Bin gespannt, was du noch zu berichten hast 😉

  3. @wiemi: Ich war das letzte mal auch in den 90ern in Prag. Seit dem hat sich viel geändert – vor allem die Kommerzialisierung ist extrem vorangetrieben worden.
    Was die Rolltreppen angeht: Leider kenne ich so etwas bisher nur aus London. Ich wäre froh wenn es überall so wäre – oftmals blockieren irgendwelche Leute den Weg durch „unkonventionelle Verteilung“ auf den Stufen.

    @Daniel: Ich glaube nach dem Besuch nicht, das noch irgend etwas wirklich „authentisch“ in Prag ist. Dazu ist alles zu sehr auf Tourismus und Kommerz ausgelegt. Aber feiern kann man dennoch gut dort. Ich werde deinen Vorschlag mit der alten Post aber für meinen nächsten Besuch gerne mal im Hinterkopf behalten…

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