Tintenherz – eine Filmkritik

Tintenherz / Inkheart (DVD)

Am Wochenende habe ich mir die Verfilmung des Bestsellers „Tintenherz“ von Cornelie Funke angesehen – mit Brendan Frasier als Mo „Zauberzunge“ Folchart und Paul Bettany als Staubfinger – das Buch dazu habe ich ja bereits hier in diesem Beitrag besprochen. Alle die den Film noch nicht gesehen haben seien bereits am Anfang dieses Beitrages vorgewarnt: Spoiler ahead. Ich werde hier über einiges aus dem Inhalt erzählen. 😉
Bücher natürlich sind so eine Sache: Wenn man sie liest oder hört, baut man sich ein gewisses Bild der Handlung und der Umgebung in seinem Kopf auf. Sieht man dann später die filmische Umsetzung, passt diese nur selten zu dem eigenen Bild, sondern entspricht wohl eher dem, was Produzent, Regisseur und Drehbuchschreiber vorgestellt haben. Aber dennoch sollte man eine Handlung, gewisse maßgebliche Details und Handlungsstränge nicht einfach abändern. Leider haben Director Ian Softley und Drehbuchschreiber David Lindsay-Abaire dies hier getan. Sie haben die Geschichte nicht nur stark gekürzt, sondern auch viele Details einfach abgeändert. Die Geschichte beginnt nicht etwa im Haus des Buchbinders Folchart, sondern in irgend einem Schweizer Bergdorf, wo sie hin gereist sind. Dort treffen sie auf Staubfinger, den Gaukler. Damit hätte ich noch leben können, aber spätestens als im Haus der Großtante Elinor ankommt, zerbricht die Geschichte aus dem Buch völlig. Wohl um alles etwas abzukürzen, entführen die Schergen des Schurken Capricorn (sehr schön gespielt von Andy Serkis, der auch Gollum im Herrn der Ringe impersoniert hat) gleich die ganze Gruppe. Der komplette Teil in dem Elinor, Staubfinger und Meggie aufbrechen um Mo zu suchen ist einfach entfallen. Darüber dass Basta vollkommen anders aussieht, als ich ihn mir vorgestellt habe kann ich ja noch hinwegsehen, aber warum tauchen in Capricorns Dorf – ganz anders als im Buch – plötzlich lauter Fabelwesen auf? Was ist mit der Roten Kirche passiert, die im Buch eine zentrale Rolle spielt? Wieso tauchen plötzlich Figuren aus dem Zauberer von Oz auf, die im Buch mit keinem Wort erwähnt sind? Wieso wird bereits so früh enthüllt, dass die stumme Magd Resa die verschwundene Mutter von Meggie ist?
Ich fand die extreme Verkürzung der Geschichte, die Abwandlung der Storyline und – ebenfalls anders als im Buch – die starke Abänderung und Endgültigmachung des Endes einfach nur enttäuschend. Die Schauspieler haben ihre Rollen eindeutig sehr gut gespielt, daran war nichts auszusetzen und auch die Kulissen und Effekte waren klasse – aber wie konnte Cornelia Funke es zulassen, dass die von ihr ersonnene Geschichte so verfremdet wird?
Filmische und technisch gut umgesetzt und in der jetzigen Form ist der Film auch eine unterhaltsame und spannende Geschichte, aber bei der Vorlagentreue kann ich selbst beim besten Willen nicht mehr als eine 4- geben.

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