Mega-Verspätung

Wie üblich machte ich mich heute gegen 15:00 Uhr auf den Weg zum S-Bahnhof, um mich auf den Weg in Richtung Hessen zu machen. Ich hatte zwar etwas gehadert ob ich nicht lieber doch im schönen München bleiben sollte, aber aus privaten Gründen hatte ich mich dennoch entschlossen den Weg auf mich zu nehmen. Doch die ganze Reise stand scheinbar unter keinem guten Vorzeichen – bereits am Münchner Ostbahnhof hielt meine S-Bahn unerwartet lange und letztlich wurden alle Fahrgäste aus- bzw. umzusteigen und eine andere Bahn in Richtung Hauptbahnhof zu nehmen. Entsprechend überfüllt war diese natürlich und an einen Sitzplatz war von vornherein nicht zu denken – man war froh wenn man einigermaßen unbehelligt irgendwo stehen konnte ohne einen der Ein- bzw. Aussteigenden zu behindern. Und wie man ja weiß scheinen die meisten Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln stumm zu sein, denn anstatt darum zu Bitten doch Platz zu machen wird einfach geschubst, gedrängelt und gestoßen. Schließlich erreichte ich aber wie gewohnt den Hauptbahnhof und hatte sogar – zumindest rein theoretisch – noch 10 Minuten bis mein Zug ging.
Theorie ist ja was schönes, aber die Praxis der Deutschen Bahn machte mir natürlich einen ziemlichen Strich durch die Rechnung. Wie man aus den Lautsprechern erfuhr, hatte es einen Notarzteinsatz im ICE 623 gegeben und man rechne mit 80 Minuten Verspätung – der ICE 620 sollte aber „nur“ 10, später 15 Minuten später eintreffen.
Verspätung
Das kam mir von Anfang an etwas seltsam vor, denn wie ich von früheren Fahrten weiß wird besagter ICE 623 aus Köln in München zum 620er und fährt zurück in Richtung Köln. Doch vielleicht stellte man ja einen Ersatzzug zur Verfügung oder hatte sich eine andere Lösung ausgedacht. Doch Pustekuchen – aus den 15 wurden schnell 40 Minuten. Spürbare Verärgerung machte sich breit und in die Menschenmassen die am Bahnsteig warteten kam Bewegung. Viele verließen das Gleis um offensichtlich irgendwo anders zu warten, noch etwas zu essen oder was auch immer. Auch ich besorgte mir noch etwas Flüssiges – das heutige Wetter riet dazu viel und regelmäßig zu trinken – verbrachte aber die meiste Zeit auf dem Gleis und las. Nach fast einer Stunde kam dann endlich der Zug – besagter ICE 623 – und wurde umgehend zum ICE 620 umgelabelt. Menschentrauben bildeten sich an den Ausgängen, aus denen natürlich erst einmal die ankommenden Fahrgäste strömten. Ich konnte – so dachte ich zumindest – gelassen bleiben, denn wie üblich hatte ich eine Sitzplatzreservierung. Doch weit gefehlt, denn schon bald stauten sich die Menschen auf den Gängen. Kein vor und kein zurück. Irgendwann erbarmte man sich aber und ließ all jene mit Reservierung passieren und ich konnte endlich zu meinem Platz gelangen, der zwar Besetzt war, aber anstandslos freigegeben wurde. 68 Minuten Verspätung waren es inzwischen – und es sollte noch besser werden. Eigentlich hält dieser ICE nicht in Ingolstadt, doch wie man uns kurz vor diesem Bahnhof über Lautsprecher mitteilte hätte die Streckenleitung der Bahn beschlossen, dass wir dort zu halten hätten um weitere Fahrgäste aufzunehmen. Nun wurde der Zug richtig voll – die hineinströmenden Fahrgäste blockierten selbst die Gänge und ließen sich teilweise dort sogar auf dem Boden nieder, was aber niemanden störte da es ja eh nicht mehr vor oder zurück ging. Es wurde via Lautsprecher sogar verkündet, dass der Zug seine Kapazitätsgrenze erreicht hätte und dass die Fahrgäste doch bitte gebeten würden die Türen frei zu machen – ansonsten würde der Zug hier in Ingolstadt enden. So ganz nahm man diese Drohung aber nicht für voll, denn kurz darauf konnte ich uniformierte DB-Bedienstete (früher Schaffner) im Laufschritt am Zug entlang eilen um den Zug Abfahrfertig zu machen. Die Verspätung war auf 90 Minuten gestiegen, als wir endlich Ingolstadt verließen.
Doch wer glaubt dass damit bereits das Maß erreicht ist, irrt gewaltig. Kurz vor Nürnberg wurde wieder via Lautsprecher verkündet dass wir kurz vor Nürnberg auf einem Nebengleis halten und die Fahrtrichtung ändern würden. Grund war wie man uns mitteilte, dass im Leitstand des Lokführers die Klimaanlage ausgefallen sei und man bei über 50 Grad Innentemperatur gesundheitliche Bedenken hätte, den Mann weiter das Fahrzeug zu fahren. Also stoppte der Zug ein weiteres Mal unplanmäßig und während der mindestens 15 Minuten Haltezeit sahen wir den Lokführer draußen an uns vorbei spazieren, um sein klimatisierten Führerstand auf der anderen Seite zu erreichen. Glücklicherweise funktionierte die Klimaanlage in meinem Wagon zumindest dies Mal – auch da hatte ich ja schon ganz anderes erlebt.
Nun ging es weiter und über Nürnberg und Würzburg verlief die Fahrt erst einmal ereignislos. Sehr nett fand ich aber, dass meine gegenüber sitzende Mitreisende, die in Würzburg ausstieg, einer Nonne im Alter von über siebzig Jahren doch tatsächlich ihren Platz frei machte – eine sehr nette Geste muss ich sagen.
Kurz vor Aschaffenburg kam dann die nächste Überraschung: Man verkündete uns dass der Zug dieses Mal NICHT am Frankfurter Hauptbahnhof halten würde, sondern nur in Frankfurt Süd und in Frankfurt Flughafen. Super muss ich sagen, denn meine S-Bahn ging nur vom Hauptbahnhof. Jetzt stand ich vor der Wahl in Süd oder am Flughafen auszusteigen. Letztlich entschied ich mich für Frankfurt Süd, um dann von dort zum Hauptbahnhof zu reisen. Gehalten hatte ich im Rahmen meiner Reisen nach Köln schon einige Male in Frankfurt Süd, aber ausgestiegen war ich dort noch nicht. Bekanntestes Gebäude hier in Frankfurt-Sachsenhausen ist übrigens der Henninger-Turm, den ich schon einige Male gesehen, aber nie abgelichtet hatte. Das holte ich gleich mal nach während ich auch die S-Bahn wartete.
Bahnhof Frankfurt Süd mit Henninger-Turm
Bahnhof Frankfurt Süd mit Henninger-Turm
Dort angekommen ging es mit der S4 über Lokalbahnhof, Konstabler Wache und Taunusanlage zum Hauptbahnhof. Wie es das Glück wollte, war die S-Bahn in meine Richtung scheinbar gerade abgefahren und ich durfte noch einmal 30 Minuten warten bis ich endlich in einer fast auf Saunatemperatur aufgeheizten S-Bahn die Fahrt in Richtung meines Endziels antreten durfte. Ein Taxi vom Flughafen wäre hier vielleicht die bessere Wahl gewesen – aber ich hatte ja meine Fahrkarte bis zum Endbahnhof, da wollte ich diese zusätzliche Ausgabe sparen. Kurz nach 22:00 Uhr erreichte ich dies endlich – 7 Stunden nach meinem Aufbruch in München! Normalerweise schaffe ich das Ganze in 3:45 Stunden. Ein neuer Negativrekord.
Heute war das erste Mal dass ich wirklich bereut habe, mich fürs Bahnfahren entschieden zu haben – aber ein Switch auf Alternativen ist jetzt, kurz nachdem ich eine neue Bahncard 50 comfort erhalten habe natürlich nicht mehr so einfach möglich. Bleibt nur zu hoffen dass dies die Ausnahme bleibt. Obwohl ich beim Autofahren natürlich nicht so viel erlebt hätte. 😉

Mann, Mann Mann….

9 thoughts on “Mega-Verspätung

  1. Meine Fahrt gestern von Hamburg nach Jena, war auch lustig – erst ohne Klimaanlage 1,5h unterwegs, dann übervoller ICE (wegen Ausfall des vorherigen ICEs) der in noch eine Ehrenrunde durch Berlin gedreht hat.

    Gerüchte besagten – Unfall (Sprayer haben ICE übersehen – ein Toter), Suizid, Bahndammbrand, irgendwo ein Bombenfund und natürlich Signalstörung – Kritisch wurde es aber erst als die Getränke knapp wurden – Zum Glück wurde in Leipzig etwas nachgeordert, so das die zumindest bis Jena reichten…

    Wenigstens ging die Klimaanlage im Bistro ab Berlin weiter bis Jena ^^

    Also im Grunde eine normale Bahnfahrt 😉 … nein im Ernst, ich glaube gestern ist wirklich fast alles zusammengekommen, was im Sommer so passieren kann…Ich war aber die ganze Zeit über entspannt – im Gegensatz zu anderen Passagieren – aber angekommen in Jena, ziemlich kaputt…

  2. Naja Sitzplatz hab ich leider nicht gehabt, hätte aber eh nix gebracht, weil in den Abteilen ging die Klima nicht…Somit war das übervolle Bistro mit Klimaanlage noch die beste Wahl – von den Getränken mal ganz abgesehen 😉
    Aber 5h stehen sind ehrlich gesagt nicht so der Brüller…

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