Thilo Bode – Die Essensfälscher – ein Buchreview

Die EssensfaelscherGestern Abend im Zug schloss ich meine aktuelles Buch ab. Nach all den Büchern über Römer war mir mal wieder nach einem Sachbuch und da kam mir vor Die Essensfälscher des deutschen Umweltschützers und Gründer der Organisation Foodwatch Thilo Bode gerade recht. Mir war ja schon immer bewusst gewesen dass die Nahrungsmittelhersteller viel tricksen und – um es vorsichtig auszudrücken – die Gesetze rund um die Herstellung von Lebensmitteln sehr großzügig auslegen. Doch ich hatte vor dem Lesen dieses Buches keine Ahnung welche Ausmaße das ganze nicht nur hier in Deutschland inzwischen angenommen hat. In 8 Kapiteln auf 204 Seiten öffnet der Autor dem Leser die Augen über den umfangreichen Lug und Trug, den die Lebensmittelproduzenten mit ihren Kunden treiben. Wer hat nicht schon vor Produkten gestanden, die mit „verbesserter Rezeptur“, „aus traditioneller Herstellung“ oder „nach Omas Rezept“ werben. Wer glaubt hier – wohlgemerkt zu meist deutlich erhöhten Preisen – zu einem Produkt zu greifen das sich wirklich qualitativ oder in seiner Zusammensetzung von herkömmlichen abhebt, dem sei gesagt dass er sein Geld mit höchster Wahrscheinlichkeit zum Fenster herauswirft. Die gesetzlichen Bestimmungen die eigentlich zum Schutz des Verbrauchers und einer Versorgung mit zumindest einem gewissen Mindeststandard entsprechenden Lebensmitteln werden dank umfangreicher Lobbyarbeit mit großem finanziellen Background in den meisten Fällen so weitläufig ausgelegt, dass man dem was man auf einer Verpackung liest leider nicht trauen kann. Denn wie in allen gewinnträchtigen Industriezweigen steht nicht etwa das Wohl des Verbrauchers im Vordergrund, sondern das erzielen von Gewinnen und der Wachstum des Umsatzes. Und bei einem so übersättigten Umfeld wie dem Nahrungsmittelmarkt fällt das natürlich immer schwerer. Da werden den Produkten unnötigerweise Vitamine und Mineralien beigemischt, die der Körper in dieser Form gar nicht aufnehmen und verarbeiten kann, nur um sie gesünder erscheinen zu lassen. Da werden Produkte mit einer „verbesserten Rezeptur“ versehen, sind aus „traditioneller Herkunft“ oder „nach Omas Rezept“ – doch wer glaubt hier wirklich zu einem Produkt zu greifen das besser als sein Vorgänger ist oder nach altgedienten Rezepturen hergestellt wird, dem öffnet dieses Buch die Augen und zeigt auf wie die Hersteller auch hier tricksen und den Verbraucher hinters Licht führen. Und selbst an dem in den letzten zehn Jahren so populär gewordenen Bio-Produkten lässt Thilo Bode keine gute Feder. Nicht alles wird schlecht gemacht oder zerrissen, viel mehr regt dieses Buch den Leser dazu an sich kritisch mit den Versprechen und Anpreisungen der Firmen auseinanderzusetzen, die immer neue und mit vermeintlichen Zusatznutzen versehenen Lebensmitteln auf den Markt werfen. Man sollte als Verbraucher keinesfalls alles glauben was dort auf Verpackungen und in der Werbung den Lebensmitteln angedichtet werden.
In diesem Zusammenhang sei natürlich auch die von foodwatch betriebene Webseite abgespeist.de empfohlen, die sich mit diesem Thema beschäftigt und Produkte an den Pranger stellt, denen die Hersteller gar nicht existierende Eigenschaften und ähnliches andichten. Mir jedenfalls hat dieses Buch Augen geöffnet und wird mich beim Einkaufen in Zukunft noch weniger dem Glauben zu schenken, was die Werbestrategen auf die Verpackung drucken lassen. Denn leider ist von Seiten der Gesetzgebung weder hier in Deutschland noch auf europäischer Ebene wohl in nächster Zeit nicht damit zu rechnen, dass es klarere und schärfere Bestimmungen geben wird – dazu ist die Lobby der Hersteller zu stark und die dahinter liegenden finanziellen Mittel zu umfangreich. Dass Regierungen und gesetzgebende Staatsorgane eher der Industrie und ihren Lobbyisten als den Bürgern die sie gewählt haben zu Diensten sind, ist ja leider nicht nur im Bereich den Nahrungsmittellobby zu beobachten.

Meine Wertung: 3 von3 Sternen

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