Archive for the ‘literarisches’ Category

Drachenbrut (Die Feuerreiter Seiner Majestät 1)

Montag, Juli 13th, 2009

drachenbrutMit „Drachenbrut“ der us-amerikanischen Authorin Naomi Novik habe ich mal wieder ein Buch aus der Reihe der fantastischeren Literatur verschlingen können – natürlich in der von mir sehr geschätzten Audioform und erworben bei meinem Lieblings-Audiodealer Audible. Das ganze ist aber auch als Buch verfügbar, z.B. hier bei Amazon.

Gleich zu Anfang angemerkt: Bei der Reihe „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ handelt es sich keinesfalls um Fantasy mit irgendwelchen Elfen, Zwergen, Orks oder Trollen. Die Handlung spielt vielmehr im Europa des beginnenden 19ten Jahrhunderts, in dem der französische Kaiser Napoleon ganz geschichtstreu weite Teile des Kontinents erobert hat und das Inselreich Großbritannien sich erfolgreich den franzöischen Expansionbestrebungen wiedersetzt. Der britsche Marineoffizier Will Laurence bringt während einer Patroullienfahrt eine französische Fregatte auf und entdeckt unter der Beute ein Drachenei, das kurz vor dem Schlüpfen steht. Als die Flugkreatur schlüpft, muss er ihr einen Namen geben und sie in seine Obhut nehmen. Das bedeutet für ihn, dass er von nun an von der Marine abschied nehmen muss und sich der „Royal Airforce“ dieser Zeit anschließen muss: den Feuerreitern ihrer Majestät.

Es entstrickt sich in der Folge eine wirklich sowohl amüsante als auch spannende Geschichte, die einen Alternativverlauf der napoleonischen Kriege aufzeigt, in der die Armeen auch Drachen als Luftstreitkräfte einsetzen. Da die Drachen hier in der Regel zwar kein Feuer spucken, finde ich die deutsche Übersetzung der Reihe mit „Feuerreiter“ zwar etwas misslungen – im englischen heißt es „His Majesty’s Aerial Corps“, aber von diesem kleinen Missgriff einmal abgesehen ist es Naomi Novik wirklich exzellent gelungen, die geschichtlichen Fakten mit der Fiktion der Existenz von geflügelten, intelligenten Echsenwechsen zu verknüpfen.
In den Luftschlachten wird in der Regel Drache gegen Drache und Mann gegen Mann gekämpft. Die gegnerischen Mannschaften entern die jeweils anderen Drachen, kämpfen die Besatzung mit Muskete und Degen nieder und nehmen ihren Kapitän mit vorgehaltener Waffe gefangen – ganz ähnlich wie bei den Seeschlachten dieser Zeit.

Neben den Luftkämpfen zwischen englischen und französischen Drachen legt die Authorin vor allem großen Wert darauf, die Soziale Sonder- und Aussenseiterstellung der Drachenreiter in der konserativen britischen Gesellschaft zu beschreiben. Dabei geht sie sehr ausgiebig auf das innige Verbindung ein, das sich zwischen dem Drachen und seinem Reiter entwickelt, die aufgrund der hohen Intelligenz der Flugechsen eher einer gleichwertigen Partnerschaft zwischen Mensch und Drachen gleicht, als dem Verhältnis, das ein Tier zu seinem Herren entwickelt.

Den ersten Teil des Buches nutzt Frau Novik natürlich sehr intensiv, um die verschiedenen Ausprägungen von größeren und kleineren Drachen, die sich sowohl in britischen als auch französischen Diensten befinden zu beschreiben und verknüpft dies mit der Ausbildung von Will Laurence und Temeraire auf einem Drachenreiter-Stützpunkt in Schottland und seiner ersten Bewährungsprobe bei der Schlacht von Trafalgar. Bei dieser Einführung in die Welt der Drachenreiter stellt sich auch heraus, das Temeraire zur Art der chinesischen Himmelsdrachen gehört und somit einzigartig in Europa ist. Das spielt im zweiten Teil eine besondere Rolle, aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Ich fand die Geschichte um das Gespann von Captain Will Laurence und Temraire sowie die Abenteuer, die sie im Rahmen der napoleonischen Kriege erleben trotz anfänglicher Bedenken – das Hörbuch war eher ein Spontankauf – faszinierend, spannend und mehr als nur unterhaltsam. Natürlich tat der Sprecher des Hörbuches – Detlef Bierstedt – ein übriges um den Genuß zu vervollständigen. Wie ich erfahren habe zählt auch der Regisseur Peter Jackson zu den eingeschworenen Fans dieser Reihe und seine Firma hat inzwischen die Recht an den Büchern erworben und wird sie wohl demnächst verfilmen. Bleibt nur zu hoffen dass die Filmfassung etwas näher am Buch ist als z.B. bei der von mir bereits rezensierten Verfilmung von „Tintenherz“. Aber bei Peter Jackson habe ich da wenig Befürchtungen.
Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Reihe.

Meine Wertung: 3 von 3 Sternen

Crashkurs – Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? – ein Buchreview

Montag, Juli 6th, 2009

crashkurs Letztlich habe ich „Crashkurs- Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance?“ des deutschen Authors und Börsenmaklers Dirk Müller gehörlesen – erstanden bei Audible.de und vorgetragen von Detlef Bierstedt, einem von mir sehr geschätzten Hörbuchvorleser.
Zuerst führt Müller eine interessante und sehr aufschlußreiche Analyse des aktuellen Wirtschaftssystems durch und verweht viele der (wie er es nennt) „Nebelkerzen“, die den Blick des normalen Bürgers auf die Geschäftswelt und das Treiben der Regierungen trübt. Ich kann hier unmöglich alles wiedergeben, aber er zeigt nicht nur auf wie viele Statistiken wie Arbeitslosenstatistik oder die Inflationsrate mit voller Absicht schöngerechnet werden, um das Volk über die wahre Lage hinwegzutäuschen.
Auf amüsante, aber auch alarmierende Art erhält man einen Überblick, wie so Dinge wie z.B. der ifo-Geschäftsklimaindex überhaupt zustande kommen oder was man beim Investieren in der aktuellen Wirtschaftskrisebeachten sollte. Außerdem stellt Dirk Müller verschiedene Prognosen vor, wie sich die aktuelle Wirtschafts- und Bankenkrise weiter entwickeln könnte und malt dabei nicht nur schwarz, sondern gibt verschieden gefärbte Szenarien vor, die er detailliert beschreibt.
Besonders interessant fand ich dabei auch, wie er die Rolle Chinas und anderer asiatischer Staaten für die Zukunft einschätzt und wie er die Hintergründe und Verstrickungen der USA im internationalen Ölhandel aufdeckt. Auch ich, der ich mich nicht gerade als unbelesen in diesem Bereich bezeichne, habe viel Neues erfahren können.
Wen also das Treiben der Finanzmärkte, die Hintergründe der aktuellen Wirtschaftskrise und Prognosen eines erfahrenen Finanzmaklers für die Zukunft interessiert, dem sei dieses kurzweilige Buch sehr ans Herz gelegt. Ich hatte mich im übrigen für die ungekürzte Variante mit über 8 Stunden länge entschieden – wem das zu viel ist, dem sei gesagt dass es auch eine gekürzte Variante mit 3 Stunden und 48 Minuten Länge gibt.

Meine Wertung: 3 Sterne

Angriff auf die Vernunft – Al Gore

Samstag, Mai 16th, 2009

Angriff auf die Vernunft des ehemaligen US-Vizepräsidenten, US-Präsidentschaftskandidaten, Ex-US-Sentors, Friedensnobelpreisträgers und Umweltaktivisten (hab ich noch was vergessen?) Al Gore – gesprochen von Erich Räuker – war in den letzten Wochen meine hörtechnische Lektüre. Gekauft wie immer bei meinem Stamm-Hörbuchdealer Audible.
In diesem Werk – einer wahren Philippika – rechnet Gore systematisch mit den manipulierten Wahrheiten und der fundamentalistischen Angstmacherei in der aktuellen Politik und den Medien ab. Exemplarisch am Beispiel der USA zeigt er auf, wie die Zuwendung des Volkes zum Fernsehen als Einwege-Kommunikationskanal die Anfälligkeit der Beeinflußbarkeit gesteigert hat und wie die Politik sich dadurch immer mehr von den Grundprinzipien der Demokratie in Form von freiem Meinungsaustausch hin zu manipulativer Meinungsbeeinflussung des Volkes durch die Medien hin entwickelt hat. Dabei kritisiert er vor allem die einschränkung des Zuganges zu dieser Form der Medien auf die Wohlhabenden und führt dabei das Beispiel von US Kongreßabgeordneten und Senatoren auf, die viel Zeit ihrer politischen Laufbahn damit verbringen Wahlkampfspenden aufzutreiben sowie die leichte beeinflußbarkeit solcher Politiker durch geldstarke Firmen und Interessensgruppen.
Das Buch beleuchtet die Krise, in der sich die Demokratie nicht nur in den USA derzeit befindet ziemlich detailliert und führt vor allem Beispiele aus der Administration von George W. Bush, aber auch früherer Präsidenten auf, die zeigen wie stark die großen Konzerne und die Politiker zusammenhängen und klüngeln (z.B. Halliburton und US-Vize Robert Dick Cheney im Rahmen des 2ten Irak-Krieges). Als Insider zeigt Gore dabei wirklich interessante Aspekte auf, die man als „Normalsterblicher“ wahrscheinlich nie so hätte erkennen können. Dass er dabei häufig die Amerikanischen Gründerväter zitiert und ihre Weisheiten als die Quelle der modernen Demokratie hinstellt sei ihm dabei verziehen, denn immerhin ist er neben seinen vielen anderen Titeln und Auszeichnungen ja natürlich auch ein us-amerikanischer Patriot.
Mir hat des Buch extrem gut gefallen, neben den Verstrickungen der Bush-Regierung wird auch aufgezeigt was und wer hinter den Ideen und Ansichten steht, die sich spätestens seit dem Amtsantritt von George W. sich wie eine Seuche in den meisten Regierungen der Welt verbreitet und darin mündet, daß das Volk größtensteils passiv und tatenlos zusieht, wie Freiheiten die langwierig erkämpft wurden unter dem Deckmantel einer Verbesserung der Sicherheit immer weiter abgebaut werden und wie stark die Verstrickungen gewisser Lobby- und anderer Interessengruppen in die Entscheidungsfindung der Politik entwickelt ist.

Meine Wertung: 3 Sterne

Eragon 3 – Die Weisheit des Feuers

Donnerstag, April 16th, 2009
Eragon - Brizingir

Mit Eragon 3 – Die Weisheit des Feuers habe ich mir nun auch den aktuellsten dritten Teil der Saga des us-amerikanischen Jungauthors Christopher Paolini zu Gemüte geführt. Erworben natürlich wieder bei meinem Hörbuch-Dealer Audible. Mein Bericht zu „Eragon – das Vermächtnis der Drachenreiter“ findet sich hier und der zu „Eragon – Im Auftrag des Ältesten“ hier.
Die Handlung des Romans spielt in der Zeit nach der Schlacht auf den brennenden Steppen, in der die Rebellen, die sich selbst Varden nennen, ihren ersten großen Sieg gegen den Diktator Galbatorix erlangt haben. Eragon reist mit seinem Cousin Roran und dem Drachen Saphira zum Helgrind, um dort Rorans Verlobte Katrina aus den Fängen der grausamen Ra’zac zu befreien…
Paolini hat mit dem dritten, aber definitiv nicht letzten Teil seiner Drachenreiter-Saga hat er der Geschichte eine meiner Meinung nach würdige Fortsetzung verpasst. Dabei springt er wie auch schon zuvor von der detailverliebten Erzählungsweise mit genauer Beschreibung jedes Details einer Szene immer wieder zu der schnellen Abhandlung eines Ereignisses in einigen Sätzen – aber es gelingt ihm dennoch die Geschichte nie langatmig werden zu lassen. An einigen gestelzt wirkenden Dialogen und vor allem den sinnierenden Monologen Eragons über das Töten merkt der Aufmerksame Leser bzw. Zuhörer aber doch – so empfand ich es zumindest – dass es dem Author etwas an der Lebenserfahrung eines erfahrenen Schreiberlings fehlt – aber obwohl das junge Alter, Paolini ist Geburstjahrgang 1983, vor allem in us-amerikanischen Besprechungen seiner zum Thema gemacht und als Quelle der Kritik dient, so empfand ich es in der deutschen Version als nicht besonders offensichtlich. Wenn ich es nicht gewusst und anderswo gelesen hätte, wäre es mir vielleicht auch gar nicht so aufgefallen. Die Handlung hat dabei keinen wirklich zentralen Höhepunkt am Ende des Buches, sondern zieht sich über mehrere in sich geschlossene Geschichtsstränge hin, die jeder für sich ihren kleinen oder größeren Abschlusshöhepunkt haben. Dennoch erschien die Geschichte gut durchdacht – und das Ende hat mich natürlich neugierig auf den nächsten Teil gemacht. Leider steht dessen Erscheinungstermin noch in den Sternen – aber ich bin ja Geduldig und werde mir die Wartezeit bis dahin mit anderer Literatur versüßen. 😉

Meine Wertung: 3 Sterne

Tintenherz – Cornelia Funke

Dienstag, März 3rd, 2009

TintenherzGerade heute habe ich die letzten Minuten von Tintenherz der deutschen Autorin Cornelia Funke gehört, erster Band der Tintenwelt-Triologie und aktuell ein Objekt der Verfilmung durch Hollywood (mit Brendan Fraser als Mo „Zauberzunge“ Folchart, Paul Bettany – bekannt z.B. als Silas auf „The DaVinci Code“ – als Staubfinger und Andy Serkis – der „Darsteller“ von Gollum aus dem Herren der Ringe als Bösewicht Capricorn). Gekauft wie immer bei meinem Audiobook-Dealer Audible. Wieder eher ein Jugendbuch, ich weiß, aber dennoch wirklich sehr lesens- bzw. in meinem Fall hörenswert – vor allem wenn es sich um ein von Rainer Strecker gelesene, ungekürzte Version (17 Stunden 59 Minuten lang) handelt. Ich kann mich nicht entsinnen bisher ein Hörbuch mit ihm in meinem Audioplayer gehabt zu haben – aber er gehört auf jeden Fall zu den Meistern seines Faches, der es versteht den einzelnen Charakteren ein Eigenleben zu verleihen. Einziger großer Kritikpunkt an der gekauften Version sind die Musikstücke zwischen den einzelnen Kapiteln, die teilweise über eine Minute lang sind. Zwar nett gemeint um kurz über den Inhalt des gehörten zu reflektieren – das hätte man sich eigentlich sparen können.
Kommen wir aber nun zum Inhalt: Bei der zwölfjährigen Meggie und ihrem Vater Mo, von Beruf Buchbinder, taucht in einer stürmischen Nacht ein ungewöhnlicher Gast auf: Der Gaukler Staubfinger. Am nächsten morgen brechen alle drei überstürzt in Richtung Süden auf, angeblich um dort Meggies Tante Elinor zu besuchen, Besitzerin einer großen Privatbibliothek. Doch sie können ihren Verfolgern offensichtlich nicht entkommen, denn schon bald erhalten sie Besuch von dunklen Gestalten, Handlanger des Verbechers Capricorn, die Meggies Vater entführen. Als sich Meggie mit Staubfinger und ihrer schrulligen Tante Elinor auf den Weg macht um den Vater zu suchen, beginnt für Meggie und ihre Begleiter ein fantastisches Abenteuer.
Ich will nicht zu viel verraten, aber es sei noch erwähnt dass der Vater Mo über die Fähigkeit verfügt, Dinge aus Büchern „heraus zu lesen“ und physisch Existent zu machen. Eine schöne und abwechselungsreiche Geschichte muss ich sagen, mit schönen Charakteren wie zum Beispiel dem messerverliebten, aber abergläubischen Handlanger Basta, der oben bereits erwähnte Büchernärrin Elinor oder dem Oberbösewicht Capricorn. Mir hat die Geschichte auf jeden Fall sehr gut gefallen – sieht man sich jedoch den Trailer zum Film an, sieht man als jemand der bereits das Buch gelesen hat, dass die Filmemacher offensichtlich einige Dinge aus dem Buch mal wieder abgeändert haben. Der „Zauberer von Oz“ wie er im Trailer auftaucht ist zum Beispiel kein Bestandteil des Originalbuches wie ich es gehört habe – offensichtlich eine Anpassung an die amerikanische Kultur. Bleibt zu hoffen dass man im Film nicht wieder zu sehr von der Vorlage abweicht. Ich denke da nur an die Verfilmung von Eragon, in der ja leider viel von der Geschichte einfach rausgestrichen wurde. Ich werde ihn mir dann mal bei Gelegenheit auf DVD anschauen und darüber berichten.

Meine Wertung: 3 von 3 Sternen

Venuswurf – Tanja Kinkel

Dienstag, Februar 24th, 2009

Es ist mal wieder Zeit ein wenig über die gelesene bzw. gehörte Literatur zu reflektieren. Eines der letztlich von mir gehörten Werke war Venuswurf der deutschen Autorin Tanja Kinkel – käuflich erworben bei meinem Audiobook-Dealer Audible. Die historisch im Rom des Jahres sieben nach Christus angesiedelte handelt vom kleinwüchsigen Mädchen Andromeda, das von ihren Eltern aus der Provinz in die Sklaverei verkauft wurde und so ins Zentrum der antiken Welt, die Metropole Rom gelangt. Für die in ihrer Heimat verachtete Zwergin geht damit dennoch ein Traum in Erfüllung – auch wenn sie ihre erste Zeit in einer Spelunke in der berüchtigten Subura der Stadt verbringen muss. Doch als sie schließlich an Julilla, die Enkelin des alternden Kaisers Augustus verkauft wird, tritt sie in die Welt der Mächtigen ein und soll dort Werkzeug für eine Intrige gegen den Machthaber missbraucht werden. Doch es kommt alles anders, als es geplant war.
Im Gesamturteil muss ich sagen dass Tanja Kinkel mit Venuswurf einen recht gut gelungenen Historienroman hingelegt hat. Die geschichtlichen Hintergründe sind gut recherchiert und abgesehen von einigen etwas langatmig wirkenden Stellen vor allem in der Mitte der Geschichte spannend erzählt. Was ich bei der Sprecherin Franziska Bronnen allerdings etwas vermisste war es, den einzelnen Personen durch das Anpassen der Vorleserstimme mehr Individualität zu verleihen. Kein überragendes Hörbuch, aber für lange Zugfahrten, Autofahrten oder Spaziergänge durchaus als Unterhaltung geeignet.

Meine Wertung: 2 von3 Sternen

Spektrum – Sergej Lukianenko

Freitag, August 22nd, 2008

Der Roman „Spektrum“ des russischen Authors Sergej Lukianenko war eher ein Spontankauf bei meinem Audiobook-Dealer Audible gewesen. Lukianenko gilt aber immerhin als aktuell erfolgreichster russischer Science-Fiction und Fantasy-Author und ist hier in Deutschland wohl vor allem durch seine Wächter-Romane (Wächter der Nacht, Wächter des Tages usw.) bekannt. Sein Werk „Spektrum“ ist ein 2002 entstandenes, aber erst 2007 hier in Deutschland erschienenes Einzelwerk aus dem Bereich Science-Fiction. In etwas mehr als zweinundzwanzigeinhalb Stunden, Spektrum ist eine ungekürzte Version des Originalromanes, berichtet das vom deutschen Synchronsprecher und Schauspieler David Nathan gesprochene Werk über eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Erde an ein Außerirdisches Teleportationsnetz angeschlossen wurde und den Menschen somit ermöglicht, in nur wenigen Sekunden zu unzähligen Planeten in der Galaxis reisen zu können. Die außerirdischen Wächter (genannt „Schließer“) dieser Tore erwarten als Bezahlung nur eine Geschichte vom Reisenden erzählt zu bekommen. Allerdings läuft jeder Reisende Gefahr, auf einer fremden Welt zu stranden, denn wenn die Geschichte nicht gefällt, verweigern diese Wächter die Weiterreise.
Hauptprotagonist des Romans ist der moskauer Privatdetektiv Martin Dugin, der bereits viele solcher Reisen hinter sich hat, bekommt in dieser Geschichte den Auftrag ein junges Mädchen zu finden, daß durch eines dieser Sternentore von der Erde fortgelaufen ist. Der Anfangs recht einfach erscheinende Auftrag entwickelt sich jedoch ziemlich schnell zu einem rasanten und geheimnisvollen Abenteuer durch fremde Welten und in fremde Zivilisationen, denn das Mädchen scheint mehr als nur einmal irgendwo angekommen zu sein.
Lukianenko versteht es auf wunderbare Art, den einzelnen Charakteren und Welten seines Romanes eine ziemliche Tiefe zu verleihen, indem er sie sehr detailreich beschreibt. Hinzu kommen die oftmals in philosophische Überlegungen über Gott, die Welt und die Bedeutung des Einzelnen im Universum abgleitende Dialoge und als Wegzoll erzählten Geschichten, die der Geschichte einen größeren Rahmen gibt und die eigentliche Erzählung oftmals nebensächlich wirken lässt. Ich habe mich die gesamte Hörzeit über wirklich keinen Moment lang wirklich gelangweilt, was wohl aber auch an dem Sprecher David Nathan lag, der durch seine Erzählweise der Geschichte eine sehr schöne Dynamik verleiht.
Alles in allem muß ich Spektrum als den wohl besten und tiefgehensten SF-Roman bezeichnen, den ich in den letzten Jahren gelesen habe – ich war sehr gefesselt und begeistert. Hat Lust auf weitere Werke dieses Authors gemacht.

Meine Wertung: 3 von 3 Sternen

Tokio – Mo Hayder

Freitag, November 9th, 2007

Das Buch Tokio der britischen Krimi-Autorin Mo Hayder hatte ich mir bereits vor einigen Monaten bei Audible besorgt. Schob es lange vor mir her, das Buch zu hören – als ich es nun vor dem Flug nach Boston anfing, faszinierte die Geschichte mich aber von Anfang an. Die Sprecherin Sophie Rois erzählt mit einer etwas traurig, aber zum Hauptcharakter perfekt passende Stimme die Geschichte der britischen Studentin Grey, die in die japanische Hauptstadt Tokyo reist, um sich dort mit dem alten chinesischen Professor Shi Chongming zu treffen, von dem sie glaubt daß er ihr bei ihrer Suche nach einem alten Filmdokument über die Greultaten der kaiserlich-japanischen Armee in der chinesischen Nanking des Jahres 1937 helfen kann. Als dieser zuerst abweisend und erbost reagiert, beschließt sie jedoch nicht aufzugeben. Da sie mittellos ist, nimmt sie schließlich einen recht einträglichen Job als Geisha in einem Nachtklub an und zieht mit den russischen Zwillingen Irina und Svetlana sowie dem etwas abgedrehten Amerikaner Jason, die alle im selben Club arbeiten, zusammen. Etwas später lernt sie dort den uralten und mächtigen Yakuza-Boß Fuyuki kennen, was sie wiederum mit dem Professor Shi Chongming zusammenbringt, denn dieser möchte etwas von dessen geheimnisvollem Elixir, das diesem scheinbar ein ungewöhnlich langes Leben beschert.
Mo Hayder erzählt in dieser Geschichte abwechselnd von den Selbsfindungsversuchen Greys aus dem Tokyo von heute und den Erlebnissen eines anonymen Tagebuchschreibers im Nanking des Jahres 1937. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, wenn sie über die unendlichen Grausamkeiten berichtet, die dort von den Soldaten begangen werden – eine Episode des zweiten Weltkrieges, über die bis heute nicht in Japan gesprochen wird. Einige Wendungen und vor allem das Ende sind dabei wirklich nicht vorhersehbar.
Auch wenn ich das Buch stellenweise etwas zu langatmig fand, fesselte es mich doch umso mehr, je weiter ich die Geschichte voran schritt. Als ich heute während einer Autofahrt die letzten Minuten des Buches gehört hatte, zog ich mir die Stöpsel des iPods aus den Ohren, ließ die Geschichte noch einmal kurz vor meinem inneren Auge Revue passieren und mußte dann tatsächlich gegen eine innere Gefühlsaufwallung ankämpfen – etwas, daß mir noch nie bei einem Buch passiert ist. Die Stimme der Erzählerin Sophie Rois hatte dabei mit Sicherheit einen Teil dazu beigetragen. An vielen Stellen eine zwar sehr grausame, aber absolut faszinierende Geschichte – hatte ich nicht vermutet. Eine absolute Hörempfehlung.
Meine Wertung: 3 Sterne