Gedanken zum Dauercamping
In den größeren Städten herrscht Anonymität, wie oft kennt man nicht mal seinen Nachbarn mit Namen, außer man hat einmal dessen Klingelschild gelesen. Wenn man da an frühere Zeiten zurückdenkt, in denen der Gros der Menschen noch in Dorfgemeinschaften gelebt hat, mag die einzelne Person etwas Wehmut nach der guten alten Zeit ergreifen. Aber man braucht nicht in der Zeit zurückzureisen, um sich wieder wie in einem Dorf der guten alten Zeit zu fühlen. Es gibt ja die Dauercamper…
In ihren Wohnwagen, oft mit angebauter Holzhütte, leben Menschen aller Alterstufen aus freier Entscheidung zusammen in einer selbstgewählten Dorfgemeinschaft, unter sehr viel einfachereren Verhältnissen als sie es von ihrem richtigen Heim gewöhnt sind. Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten, doch die Herkunft wird irrelevant, sobald sie in ihr zweites Dasein eintreten: Unternehmer, Arbeiter und Angestellte kommen über ein Wochenende oder länger zusammen, und zelebrieren unabhängig von ihrer Herkunft die Gemeinschaft, wie sie in unserer modernen Zeit doch so verloren gegangen ist. Es wird einander beim Ausbau des kleinen Heims geholfen, man trinkt zusammen seine Bierchen, grillt gemeinsam und lebt das Zusammensein. Neue werden misstrauisch beäugt, doch wenn sie sich als der Gemeinschaft würdig erweisen, nimmt man sie gerne auf. Sonderlinge oder Leute, die sich nicht an die ungeschriebenen Gesetze halten, werden ausgegrenzt und gehen meist schnell wieder ihrer Wege, wodurch wieder ein Platz für neue Dauercamper frei wird.
Aber auch die typsich dörflichen Intrigen gehören hier zum Alltag, es wird getratscht und man tuschelt untereinander, um andere in Verruf zu bringen oder sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Besonders beliebt sind natürlich jene, die über handwerkliche Fertigkeiten verfügen, denn sie werden gerne zur Hilfe gerufen wenn es darum geht das eigene kleines Häuschen auszubauen oder zu verschönern. Aber sobald ein zweiter Handwerker hinzukommt, wird es schwierig: Der Neue hätte es ja anders gemacht, und seine Lösung wäre natürlich die bessere gewesen. Dadurch entstehen Konflikte, die jedoch bei einem Bierchen so schnell wieder beigelegt werden, wie sie entstanden sind. Ein schönes Idyll mit den üblichen kleinen Fehlern, in das man sich aber leider nur im Sommer zurückziehen kann. Ob es was für mich wäre, kann ich nicht sagen. Vielleicht bin ich doch zu sehr individualist, aber als Besucher habe ich mich gut gehalten