Regen und der Shuttlebus [07.04.2006]
Von stürmischen Winden getriebene Regenschauer peitschen über die Bay-Bridge
Oh Mann, was für ein Wetter. Als ich heute früh zur Office ging schien die Sonne, am Himmel waren nur einige dünne Wolken zu sehen und es war angenehm warm. Jedoch bereits gegen Mittag begann es dunkler zu werden und wenig später dann auch zu regnen. Dieser Regen hielt sich moderat über den gesamten Nachmittag und ich hoffte, blauäugig wie ich bin, daß es am Abend etwas nachlassen würde, so daß ich wie gewohnt nach Hause gehen könnte. Doch als ich gegen 18:20 Uhr Ortszeit das Gebäude verlassen wollte bot sich mir das Bild eines Platzregens biblischen Ausmaßes, der getrieben von starken Windböen durch die Straßenschluchten peitschte. Glücklicherweise hatte gerade ein Shuttlebus vor dem Gebäude gehalten und ich hechtete durch das Unwetter bis zu eben diesem Bus, in den mich der Fahrer auch sofort einließ. Dann ergab sich eine Situation, die ich seit meiner Ankunft hier noch nicht erlebt hatte: Ich verstand den Fahrzeugführer einfach nicht. Er, ein stämmiger Afroamerikaner, sprach einen solch üblen Slang daß ich nicht mal ansatzweise seine Worte deuten konnte. Ich nannte ihm jedoch mein Wunschziel und er bestätigte mir daß er mich verstanden hatte. Wenig später kämpfte er sich und sein Gefährt tapfer durch den Regen und den starken Verkehr, der sich zu dieser Zeit wie immer durch die Stadt kämpft, beladen mit mir und einigen Mitarbeitern anderer Firmen aus dem selben Gebäude, welche den Dienst ebenfalls nutzten. Wie ich erfahren hatte handelt es sich bei diesen Shuttlebussen um einen kostenlosen Dienst der Verwaltung des Bürogebäudes. Wochentags fahren über die gesamte übliche Geschäftszeit von morgens bis abends etwa im 15 Minuten Takt diese Kleintransporter und bringen nicht nur die Leute vom Gebäude zu einem Wunschziel, sondern sie holen sie sogar auf Bestellung in der Stadt ab, um sie zu eben diesem Gebäude zu fahren. Damit bestätigt sich die langläufige Meinung, daß das bringen von Dienstleistungen gerade hier in den USA einen doch sehr viel höheren Stellenwert einnimmt als zum Beispiel in der Servicewüste Deutschland – außerdem schafft es Arbeitsplätze. Wie das genau finanziert wird kann ich natürlich nicht sagen, aber ich bin tatsächlich etwas Begeistert davon. Wären diese Shuttlebusse nicht würde ich jetzt wohl noch immer triefnaß und mit aufgrund der starken Winde übergeschnappten Regenschirm irgendwo zwischen 1st und 8st Street durch die Stadt irren und leise vor mich hin fluchen – oder ich hätte Schutz in einem Hauseingang gesucht, wenn sich denn einer gefunden hätte. Mein Dank geht also heute an die Hausverwaltung des Bürogebäudes für diese großartige Dienstleistung an ihren Mietern und deren Mitarbeitern.
PS: Ich werde den Dienst, so gut er auch ist, im übrigen auch in Zukunft nur dann in Anspruch nehmen wenn es das Wetter nicht anders zulässt. Nicht nur daß laufen einfach gesünder ist, zu Fuß kann man auch sehr viel mehr sehen und ggf. fotografieren. 😉
Das lokale Abflußsystem kann die Regenmassen nicht mehr aufnehmen,
solche Bilder sieht man an vielen der abschüssigen Straßen hier.
Besonders unangenehm an den Straßenecken an denen der i.d.R. Bordstein abgesenkt ist
Dort bilden sich dann oft breite Wasserpfützen,
welche für die Fußgängern die hier an den Ampeln die Straße überqueren, dann ein ziemliches Hindernis sind.
Na da hast du aber wirklich Glück gehabt.
Mit der „ServiceWüste Deutschland“ hast du recht!
!! Leider begreifen das unsere Geschäftsleute und Firmen noch nicht. Hatte vorige Woche eine typische Situation, über die ich mich wahnsinnig geärgert habe — und das war nicht die einzige.
Bei uns kehrt langsam der Frühling ein – leider ist es noch nicht so warm wie in SF. Offenbar ist man dort auch nicht auf derartige Regengüsse vorbereitet. Hier allerdings (z.B. Hitzacker) stehen Natur und Stadt seit Tagen unter Wasser. Schneeschmelze und Regen haben vorallem die Elbe über die Ufer treten lassen. Eine Katastrophe für die Menschen, die sicher noch länger mit den Folgen zu tun haben werden als die SF-Bewohner nach einem „Gewitterschauer“.
Das Problem ist halt die unzuverlässigkeit des Wetters. Morgens sieht es nach Sonne aus, man überlegt ob man einen Schirm mit nimmt oder nicht, dann fängt es aber einfach mal an wie aus Eimern zu schütten und anschließend ist wieder eitel Sonnenschein. Aber das lässt sich wohl unter dem Oberbegriff „Aprilwetter“ ablegen – auch wenn es wie gesagt für hier eher ungewöhnlich sein soll – so sagen mir zumindest die Einheimischen.