Ferry, the Bay & Sausalito [07.05.2006]
Heute bin ich, da ich gestern erst spät ins Bett ging, natürlich auch erst spät aufgebrochen. Ich schrieb gegen Mittag noch den Bericht von gestern und als es los ging war es bereits nach 14:00 Uhr. Was macht man an so einem angebrochenen Tag? Ich war unschlüssig und ging der Embacadero entglang in Richtung Ferry Building. Als ich dort angelangt war, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren von den Augen: Warum nicht mal rüber nach Sausalito. Glücklicherweise lief gerade eine Fähre ein, also ein Ticket gekauft – Hin und zurück kostet es 12,95 Dollar – und angestellt zum einsteigen. Am Eingang muß man sein Ticket in einen Behälter werfen und während der Kontrolleur zählt die Passagiere. Nach dem einsteigen ruft er dem Schiffsführer laut die Zahl der Passagiere zu, wohl damit beim aussteigen keiner verloren geht.
Obwohl die Wellen innerhalb der Bucht von San Francisco bei weiten nicht so stark sind wie draußen am Pazifischen Ozean schwankte das Schiff bereits im Hafen ziemlich hin und her – wenn man lange keine Fahrt mit so einem Boot mehr gemacht hat schon ziemlich ungewohnt. Kurz nachdem alle an Bord waren legten wir unter dem getöse des Schiffdiesels auch schon ab und verließen den Fährhafen.
Zuerst fuhr die Fähre ein Stück parallel an der Bay Bridge in die Bucht von San Francisco hinaus – dann machte sie einen Bogen und bewegte sich langsam in Richtung Sausalito.
Die Aussicht von hier draußen war natürlich klasse. Neben Treasure Island, der gesamten westlichen Bay Bridge und San Francisco Downtown (South Market und Financial District) konnte man jetzt bereits in einiger Entfernung Alctraz und ganz am Horizon die Golden Gate Bridge erkennen.
In einem weiten Bogen trug das Schiff die anderen Passagiere und mich – die meisten waren wohl Touristen wie ich – auf die Bucht hinaus. Immer weiter nach Nord-Westen.
In einiger, leider doch recht großer Entfernung passierten wir schließlich die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Zum ersten mal konnte ich den der Stadt abgewandten kleinen Hafen der Insel erblicken.
Schließlich lag aber auch diese Insel hinter uns und die Golden Gate Brücke – das wohl imposanteste Wahrzeichen der Stadt rückte nun in den Mittelpunkt, während Alcatraz und die Downtown von San Francisco immer weiter zurückfielen.
Zuletzt verschwand auch diese Brücke hinter den Bergen und wir liefen in der Bucht zwischen Tiburon und Sausalito ein.
Möwen verfolgten uns und stießen dabei immer wieder in Richtung des Schiffes hernieder. Das Phänomen ist mit bekannt, aber warum diese Tiere dies tun ist mir schleierhaft ? Rechnen sie damit daß die Schiffsschrauben Fische aufwirbeln ? Warum taten sie es aber dann auch schon bei Segelschiffen ? Sind es Gleitflieger die die Schiffe als Start- und Landeplatz zur Überquerung der Bucht nutzen ? Oder stelle ich mir einfach zu viele Fragen ? 😉
Schließlich erreichten wir Sausalito. Die Überfahrt hatte ca. 30 Minuten gedauert – es war kurz nach 14:30 Uhr (oder 2.30 pm wie man hier sagen würde). Dieser Teil von Sausalito stellte sich als kleiner, an den Hang der Berge gebauter Ort heraus. Die Fähre landete direkt innerhalb am hiesigen Geschäftsdistrikt – der allerdings nur aus einigen Geschäften an der hiesigen Hauptstraße, genannt Bridgeway direkt am Ufer der Bay bestand. Ein kleiner Park lag direkt vor dem Yachthafen. Alles wirkte eher dörflich, aber wohlhabend. Am Ausgang wurde uns freundlich aber bestimmt mitgeteilt, daß die letzte Fähre um 18:20 Uhr (6:20 pm) gehen würde und der bis dahin nicht mitgefahren wäre müsse schwimmen. (Wurde wirklich genau so ausgedrückt!) 😉
Das erste was ich in Sausalito tat war mir ein Eis zu kaufen. Die Sonne brannte und mir war einfach mal danach. Ein Geschäft mit dem Namen Caffee Tutti im Gebäude des Hotel Sausalito schien mir dazu recht gut geeignet.
Leider gabs gerade mal 8 Sorten zur Auswahl – nicht 26 wie in manchen deutschen Eisdielen. Ich entschied mich für eine „Kugel“ Kaffee-Sahne und eine mit Erdbeer.
Kleiner Tipp hinterher: Man nehme hier NIEMALS 2 Kugeln – das was hier als Kugel in die Waffel gesteckt wird ist wirklich riesig – wenn man mehr als eine dieser „Kugeln“ nimmt schafft man die Portion nur als wirklich guter Kostverwerter und man muß sich außerdem beeilen weil einem das Zeug in der Hand wegschmilzt.
Aber zurück zu Sausalito: Links jenes kleinen Parkes erstreckte sich ein Teil besagten Geschäftsviertels gefolgt von einer Uferpromenade, rechts ein Yachthafen und zwischen der Straße und dem Hafen ein breiterer Landstreifen, auf dem irgendeine Veranstaltung zu sein schien. Ich entschied mich erst einmal dazu den linken Weg zu nehmen. Vorbei an einigen Geschäften und auf Stelzen in das Hafenbecken hineingebauten Häuser erreichte ich schließlich eine langen Steifen besagter Uferpromenade.
Rechts verlief die Straße, auf der im übrigen hier besonders viele Radfahrer verkehren, auf der linken Seite ein mit Felsen befestigter Uferstreifen. Einige Bänke mit den hier typschen Mülleimer unterbrachen das ganze alle paar hundert Meter. Mitten in dieser eher langweiligen Uferpromenade eine kleine Skulptur – „Sausalito Sea Lion“ (1966 von Al E. Sybrian) – dann wieder nur Felsen und Sitzbänke. Ganz am Ende sah ich noch einen Strand mit einem Holzsteg darüber, daher ging ich erstmal weiter. Als ich jedoch nah heran war, mußte ich lesen daß der wohl einzige Strand hier in Sausalito Privatbesitz ist. Betreten verboten.
Ich ging noch um die nächste S-Kurve – jedoch hier gab es nur noch einen Markt mit Namen Golden Gate Market und etwas weiter ein indischer Restaurant mit dem ggf. missverständlichen Namen Gaylord. Oder war genau das damit gemeint was es hieß ? Hier in der Gay Bay Area nicht undenkbar… 😉
Es folgte nur noch die steile Auffahrt hoch zum Highway 1 / 101 an der Golden Gate Bridge – also hieß es umkehren.
Es ging also zurück die Promenade entlang. Kurz bevor jenes kleine Geschäftsviertel begann sah ich noch einige Straßen/Promenadenkünstler die sich hier ein kleines Zubrot verdienten. Der eine stapelte die Steine der Uferbefestigung zu kunstvollen Türmchen, der andere betrieb mit einer Röhre, einem Papagei und seinem Redeschwall eine Phobia Clinic. Ein Asiate mit ein paar Kindern ließ sich gerade von ihm „behandeln“ – nun ja – den Kinder hat des spielen mit dem Papgei jedenfalls gefallen.
Und was ich auch noch sah – und nie geglaubt hätte in den USA zu sehen: Richtige Recycle-Mülleimer:
Ich durchquerte also das Geschäftsviertel wieder und kam an jenem kleinen Park vorbei, dessen diesseitiger Eingang mit lampentragenden Elephantenstatuen flankiert war – sah ziemlich indisch aus.
Nun erreichte ich jene bereits vorhin beschriebene Veranstaltung – die Sausalito spring faire. Diese stellte sich als Kunstmesse heraus auf der Maler, Schmuckmacher und andere Künstler ihre Werke anboten. Daran hatte ich kein besonders großes Interesse – also gings weiter am Ufer entlang.
Nun folgte jener Yachthafen den ich bereits von der Anlegestelle der Fähre aus gesehen hatte. Der Zugang war öffentlich – also ging ich weiter am Ufer entlang.
Dann erblickte ich ihn: Ein Muslim beim Nachmittagsgebet – mit kleinem Teppich auf dem Boden und die rituellen Bewegungen ausführend betete er gegen Mekka. Und das im Land, in dem der christliche Gott sogar auf den Geldscheinen gepriesen wird. oO Einen Moment überlegte ich die Homeland Security zu rufen damit sie ihn nach Guantanamo bringen, entschied mich dann aber dagegen. Irgend jemand hatte mir mal gesagt daß nicht alle Muslime Terroristen und Entführer sind – und auch wenn es heutzutage leider keinerlei Bedeutung mehr hat und auch westliche Regierungen immer mehr dazu übergehen jeden Bürger als potentiellen Terroristen und Verbrecher zu sehen, so glaube ich doch immer noch an die alte in dubio pro reo Formel. 😉
Hinter dem Yachthafen und er Public Shore kam dann leider nicht mehr allzu viel. Einige Restaurants, Läden, die hiesige Polizeistation und ein Park.
Kurz vor dem Ende des Ortes entdeckte ich schließlich noch ein Auto Kunstobjekt das noch ein paar zustätzliche Photos wert war. Einen Wagen mit Figuren zu bekleben und mit Kuscheltieren aufzufüllen und dann als Kunst hinzustellen…. Aber schon irgendwo sehenswert. Die Künstlerin (H. Wilcoxon) hatte ihr Studio im übrigen irgendwo am Ufer hinter diesem Kunst-Auto – also wohl eher als Eyecatcher gedacht.
Danach kam dann nichts mehr. Hätte ich ein Fahrrad dabei oder mehr Zeit gehabt hätte ich bis rüber zur Richardson Bay fahren können, das ist jener Bereich in dem ich vor einige Wochen diese Hausboot-Kolonie fotografiert hatte. Aber ich beschloß hier umzukehren.
Wie es das Glück so wollte war am Hafen gerade wieder jene Fähre angekommen mit der ich bereits hergefahren war – es war wohl gegen 17:00 Uhr. Also reihte ich mich in die Schlange die sich bereits gebildet hatte ein.
Besonders erwähnenswert bei der Rückfahrt ist, daß wie dieses mal extrem nah an Alcatraz vorbei fuhren, so daß mir einige seh nette Schnappschüsse der Insel und ihrer Anlagen gelangen.
Schließlich nährten wir uns wieder San Francisco – die Sonne stand bereits tief am Horizont.
Mit erreichen des „Port of San Francisco“ war die Fahrt schließlich beendet.
Ach so: Wer kein Rückfahrtticket hatte, mußte dies auf dem Schiff erstehen. Einen Schalter in Sausalito dafür gab es nicht. Ich hatte meines bereits vor der Hinfahrt gelöst und beim Aussteigen war es das selbe Spiel wie beim Einsteigen: Das Ticket wurde in ein Behältnis geworfen und die Leute dabei von diesmal zwei Mitarbeitern gezählt. Ich vermute mal das wird gemacht damit keiner auf dem Schiff verbleibt bevor die neuen Fahrtgäste eintreffen – ebenso wie bereits bei der Hinfahrt.
Fazit:
Sausalito ist nett, aber zu Fuß nur bedingt interessant. Für passionierte Radfahrer die auf der anderen Seite der Bay entlangradeln wollen ist es jedoch ein perfekter Ausgangspunkt – die Küstenstraße verfügt über einen durchgehenden Radweg, der hier allerdings auf der Straße verläuft. Aber die Überfahrt auf der Fähre ist das beste des ganzen – man hat als Fahrgast eine wunderbare Sicht auf die gesamte Bucht von San Francisco. Einzige Vorraussetzung ist daß man einigermaßen standfest ist und nicht seekrank wird, denn teilweise schwankt die Fähre erheblich – und der Wind draußen auf der Bucht ist ziemlich heftig.
Hi,
schöner Trip. Wir waren damals mit dem Auto da und sind dort durch die Gegend gefahren.
Ich glaube dort auch mal gewesen zu sein. Das blaue Haus auf Stelzen ,“Scoma’s?“, kommt mir bekannt vor.
Wir wollten damals uns den Hausboothafen anschauen, leider haben wir den Ort nicht gefunden.
Wenn du am 101 die Ausfahrt Sausalito runterfährst findest du es recht leicht. Wir haben einige der Hausboote damals sogar vom Highway aus gesehen. Das müsste gem. Karte wohl am Richardson Bay gewesen sein.
siehe auch: http://blog.subnetmask.de/2006/04/10/irrfahrt-napa-und-sonoma-09042006/
Da kann ich mich auch noch dran erinnern; bei unserem Besuch in San Francisco in 2002 hatten wir ein Hotel in Mill Valley, das nördlich der Golden Gate Bridge an der 101 lieg – Ein hübscher kleiner Ort, mit einer eher eueropäisch anmutenden Innenstadt (d.h keine große Mainstreeet mit anonymen Geschäften, sondern abwechslungsreiche Straßen mit u.a. netten Restaurants und Antiquitätengeschäften), und massenweise europäischen (sprich: deutschen) Autos; natürlich sieht man v.a. in und um SFO mehr Volkswagen(nicht nur New Beetle, auch Passat und Rabbit (=Golf) oder Jettas),Audi, BMW/Mercedes als im Rest der USA, aber in Mill Valley war ein US-Produkt eher die Ausnahme(und dann eher die teureren wie Cadiullac Escalade oder Hummer H2).
Auf der Fahrt zwischen mill Vallley und San Francisco konnte man neben der 101 in Höhe der Steigung vor/nach Mill Valley sehr gut die berühmten Hausbootkolonien von Sausalito sehen…
Noch eine Anmerkung zu „Gaylord“: Wie auch im Film „Meet the Parents“ (dtsch. Meine Braut, ihre Schwiegereltern… ) zu erfahren, ist Gaylord auch als (eher ungewöhnlicher) Vorname anzutreffen: Der Hauptdarsteller heißt Gaylord Fokker…
Den Film habe ich leider nicht gesehen. Aber alleine eine Anfrage bei Google mit dem Begriff Gaylord gibt ziemliche viele Resultate mit dem Namen – habe ich wohl etwas vorschnell geurteilt. Wer sein Kind aber so nennt straft es glaube ich fürs Leben 😉
Bezüglich der deutschen Autos muß ich dir schon zustimmen – aber die meisten Wagen hier sind nun mal groß, Spritschluckend und Amerikanisch – selbst die Asiaten (Honda mal ausgenommen) sind gar nicht mal so stark vetreten. (empfinde ich zumindest so)
Apropos Autos
Im Bereich Palo Alto und Umgebung der Stanford University gehört es wohl zum allgemeinen Statussymbol auf den guten deutschen PKW zurückzugreifen. Aber bitte nur nicht denken das man auf die Einsteigermodelle zurückgreift, sondern es werden bevorzugt die Spitzenmodelle gefahren. Als ich dort war und das ist schon eine Dekade her, sah ich noch nie zuvor soviele BMW’s in der M Ausführung wie in dieser Stadt. Je südlicher bzw. nördlicher man kam, mit abnehmender Tendenz.