Brooklyn Bridge, Ellis Island & Freiheitsstatue [30.10.2007]
Der Dienstag begann zwar ebenfalls kalt, aber die Sonne schien vom blauen Himmel herab und wärmte die Stadt glücklicherweise recht schnell auf. Ich war bereits früh aufgebrochen und hatte den Tourbus vom Times Square aus genommen, um bis vor das Woolworth Building zu gelangen. Von hier aus sollte meine erste Tour des Tages starten: Eine Überquerung der Brooklyn Bridge. Zwischen den beiden Fahrbahnen verläuft nämlich ein Fußgängerüberweg, der bis hinüber nach Brooklyn führt.
Meine Hoffnung, von hier aus einige weitere Blicke in Richtung Statue of Librty erhaschen zu können erwiesen sich als richtig. Aber auch von der anderen Seite aus konnte man gut in Richtung Uptown und Empire State Building schauen.
Links: Blick in Richtung Freiheitsstatue – Recht: Blick in Richtung Midtown
Links: Skyline von New York – Rechts: Nahaufnahme Empire State Building
Bis nach Brooklyn hinein ging ich jedoch nicht, sondern drehte nach einer Komplettüberquerung um und machte mich auf den Rückweg. In diese Richtung stand mir die Sonne dann auch im Rücken, so daß ich einige Schnappschüsse von der Brückenpfeilerkonstruktion machen konnte.
Anschließend ging es zurück zum Bus, mit dem ich an der St. Pauls Chapel vorbei in Richtung Battery Park fuhr. St. Pauls ist im übrigen eine der ältesten Kirchen, noch aus den Gründungszeiten der Stadt und überlebte wie durch ein Wunder den Einsturz des World Trade Centers fast unbeschadet. Man schreibt das hier göttlicher Fügung zu, ich sage aber eher, daß es sich hier um gute europäische Wertarbeit handelt. 😉
Im Battery Park zerbiß ich dann den ersten Fluch des Tages zwischen den Zähnen, als ich die lange Schlange an der Fähre sah. Ich hatte ja gehofft daß ich durch meinen gestrigen Kartenkauf etwas schneller auf das Schiff gelangen konnte, doch entgegen der Aussage des Bediensteten von gestern war die Schlange nicht etwa an der Kasse für die Tickets, sondern halt am Eingang zum Schiff.
Etwas mehr als eine Dreiviertel Stunde stand ich nun in dieser sich langsam immer weiter nach vorne schiebenden Schlange. Bevor es aber endlich auf die Fähre ging, kam der übliche Sicherheitscheck. In einem Zelt wurden alle Taschen wie am Flughafen durch ein Röntgengerät geschickt und die Besucher mit Metalldetektoren überprüft. Dann endlich kam ich auf das Boot und erkämpfte mir mit Mühe und Not einen Platz an der Reling.
Die Überfahrt zur Freihheitsstatue sollte keine zehn Minuten dauern. Während der Anfahrt konnte ich bereits erste Fotos von der berühmten Dame schießen.
Viele sagen ja, ein Besuch auf Liberty Island, jener Insel mit der Statue wäre nicht unbedingt notwendig. Gerade weil man aktuell auch nicht in die Statue hinein kann. Dennoch verließ ich das Schiff und drehte zumindest eine Rund über das kleine Eiland – vor allem um auf ein paar Nahaufnahmen der alten Dame zu machen.
Dabei gelangen mir nicht nur ein paar schöne Nahaufnahmen von der Statue selbst, sondern auf einige Schnappschüsse des Financial Districts und dem Rest von Manhattan.
Aber außer dem Ausblick, der Statue, einem Imbissrestaurant und einer winzigen Ausstellung gibts aber tatsächlich recht wenig hier auf der Insel zu sehen. Daher nahm ich nach einer kompletten Umrundung der Insel auch gleich die nächste Fähre, um meine Rundfahrt in Richtung Ellis Island fortzusetzen.
Die New York vorgelagerte Insel Ellis Island dient bis Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als das Tor zur neuen Welt Amerika. Millionen von Amerikanern aus aller Welt haben diese Insel besucht, um von hier aus nach Amerika einzuwandern und hier ihr Glück zu suchen – oder aber um abgeleht und zurückgeschickt zu werden. Das Eiland ist U-förmig aufgbaut – auf der einen Seite befindet sich der Verwaltungsbereich, der heute auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist, auf der anderen Seite befinden sich die ehemaligen Wohnbereiche der Einwanderer, die wie ich später auf einem Modell sah um eine Art kleinen künstlichen See mit Sandstrand herum gebaut sind – ich nehme einfach mal an für den Zeitvertreib der Einwanderer, die in den Gebäuden auf Übersetzung nach New York warteten.
Das mehrstöckige, ehemalige Verwaltungsgebäude ist heute ein Museum, welches den Einwanderungsprozess ziemlich eindrucksvoll beschreibt.
Im unteresten Stockwerk befinden sich Informationsstände, eine Ausgabestelle für kostenlose Audiotouren und eine Ausstellung, welche die Einwanderungsströme über die Zeit beschreibt. Außerdem finden sich hier kleine Terminals, an denen man nach seinen eigenen Vorfahren recherchieren kann. Ich wollte zwar auch mal überprüfen, ob Verwandte von mir über Ellis Island eingewandert sind – jedoch war die Belagerung der Terminals ziemlich stark und wenn mal einer frei war, war in allen Fällen der Trackball an der Tastatur defekt, so daß ich das Programm nicht bedienen konnte.
Alte Gepäckstücke in der Eingangshalle
Links: „Sprachbaum“ mit Wörtern, die ins Amerikanische übernommen wurden – Rechts: Terminal
Im ersten Obergeschoß – in den USA als 2nd Floor bezeichnet, das Erdgeschoß ist hier der 1st Floor, was vor allem USA- Neulingen oftmals Probleme macht, wenn sie ins Ergeschoß ihres Hotels wollen – fand sich der Registration Room, heute eine riesige Halle, in der früher die Neuankömmlinge auf ihre Registrierung als Einwanderer warteten. Einige Bildtafeln zeigten eine Etage höher wie es dort früher aussah, als Ellis Island noch „in Betrieb“ war.
Von hier an war die Besucherführung dann etwas verworren – es existierten zwar Hinweisschilder, aber es fehlte irgendwie ein klarer Rundgang durch die riesige Anzahl von Räumlichkeiten, in denen unter anderem Besitztümer der Einwanderer, alte Ausweise, Plakate, Karikaturen und Prospekte für die Überfahrten ausgestellt waren. An dieser spare ich mir eine detallierte Beschreibung und lasse lieber die Bilder sprechen.
Links: Säule mit alten Graffitis – Rechts: Fotos von Einwanderern
Links: Alte Kleidungsstücke – Rechts: Karikaturen zur US Einwanderungspolitik
Links: Überfahrts-Prospekte – Rechts: Alte Ausweise der Einwanderer
Links: Italienischer Junge bei der Ankunft – Rechts: Over there – Over here (was in den USA besser ist)
Weitere Fotos von Einwanderern im Gang zwischen den Ausstellungsräumen
Eine bewegende Dokumentation der vielen unterschiedlichen Menschen, die es aus Europa nach Amerika zog, da sie sich hier eine bessere Zukunft erhofften.
Wenn man sich von der Anlegestelle nach rechts wendet, findet man noch eine kleine Plattform, von der man nicht nur einen weiteren wunderbaren Blick in Richtung Manhattan hat, sondern auch ein riesiges Rondell aus Tafeln befindet, auf denen tausende von Namen von Eingewanderten Personen verzeichnet sind. Meinen Familiennamen fand ich darauf aber leider nicht. 😉
Wie ich bereits oben erwähnte, gab es für Besucher keinen Weg auf die andere Hälfte der Insel – zumindest habe ich keinen gefunden. Daher stellte ich mich anschließend in die Schlange zur nächsten Fähre, die mich zurück in Richtung Battery Park brachte.
Ich nahm von dort aus den nächsten Bus in Richtung Pier 17, das ich bereits im Post vom Vortag kurz erwähnt hatte, um von dort die Tour durch Brooklyn anzutreten. Doch als ich dort anlangte, erfuhr ich das es zu spät war: Die letzte Tour für diesen Tag war abgefahren. Und mein Ticket lief morgen früh um gegen 9:30 Uhr ab, und die ersten Tour startete genau um diese Zeit. Damit hatte ich keine Chance mehr, an der reguläre Brooklyn-Tour teilzunehmen, ohne zusätzlich noch einmal 39 Dollar zahlen zu müssen. Enttäuscht nutzte ich die Gelegenheit, mir einmal das Pier 17 näher anzusehen, was sich jedoch eher als Enttäuschung erwies. Die Pracht von Fishermans Wharf in San Francisco hat es tatsächlich nicht und im inneren befindet sich nur eine weitere Einkaufs-Mall. Einzig wegen des schönen Blickes auf die Brooklyn Bridge von der anderen Seite der Mall oder vielleicht wegen der beiden Museums-Segelschiffe würde sich für den einen oder anderen hier ein Besuch lohnen.
Während ich anschließend auf den nächsten Downtown-Tourbus in Richtung Times Square wartete, kehrte gerade eine Brooklyn Tour zurück und eine beleibte Afroamerikanerin fragte in die Schlange der Wartenden, ob jemand interesse hätte, per Express ohne Zwischenstopps zurück in das Zentrum zu fahren. Diese Tour würde jetzt der Bus nehmen. Und nicht nur ich, sondern auch viele andere aus der Schlange schlossen sich dieser Aufforderung an und stiegen in den besagten „Express-Sightseeingbus“ ein. Ein junger, hagerer Amerikaner kaukasicher Abstammung, der irgendwie einen leicht intellektuellen Eindruck machte, war hier der Tourguide. Obwohl es sich um keine reguläre Tour handelte, sonder einfach um eine Express-Rückfahrt, erzählte er munter einige kleine Geschichten zu der Gegend, durch die wir hier fuhren. Dabei kamen wir unter anderem am Battery Park, dem Custom House sowie an der unteren Seite der World Trade Center Baustelle vorbei, eben den kompletten West Side Highway hinauf bis zur 42en Straße, wo man uns aussteigen ließ. Von hier war es ein Fußmarsch von etwas mehr als 5 Minuten bis zum Times Square, wo sich wie zu fast jeder Tages- und Nachtzeit tausende von Menschen herumtrieben.
Was machte ich nun mit dem angefangenen Abend? Ich wanderte etwas herum, aß eine Kleinigkeit und stieß dann auf einen der Tourbusse, die für den Night Loop bereit standen. Na klar, das war es – ich beschloß an der nächtlichen Rundfahrt teilzunehmen. Ein dicklicher Amerikaner in blauem Parker mit dicker Kassengestell-Brille (wie man hier sagen würde) diente hier als Guide. Mit nur einem Stop am Empire State Building ging es dann ohne weiteren Halt durch Greenwich Village und China Town bis zur Williamsburg-Bridge, wo der Bus nach Brooklyn übersetzte.
So bekam ich doch noch meine kleine Tour zu dieser Seite der Stadt. Unterhalb der Brooklyn Bridge hielt der gegenüber des Financial Districts hielt der Bus an zwei Punkte, von wo auf man einen eingermaßen guten Blick auf die hell beleuchteten Hochhäuser des unteren Teils von Manhattan hatte. Leider konnten wir nur Fotos vom Bus aus machen – aussteigen konnten wir nicht. In Ermanglung meines Statives, welches im Hotel lag, wurden die Fotos, die ich an beiden Haltepunkten dort schoß dann auch nicht so gut wie man es sich eigentlich wünschen könnte. Aber ich machte das beste daraus.
Wenn ich noch ein weiteres mal nach New York komme – dies ist auch eine Empfehlung an alle anderen Besucher – gehe ich wohl mal Nachts über die Brooklyn Bridge und gehe die kleine Straße auf der rechten Seite in Brooklyn hinunter – lt. Google Maps ist es wohl die Old Fulton Street – dort unten befindet sich eine kleine Terrasse, auf der man mit Hilfe eines Statives und etwas Zeit mit Sicherheit wundervolle Fotos vom nächtlichen Financial District schießen kann.
Leider fuhren wir dann nicht über die Brooklyn Bridge, sondern durch den weiter unten gelegenen Brooklyn Battery Tunnel zurück nach Manhattan und begaben uns zurück in Richtung der Innenstadt.
Ich beschloß die Tour kurz vor dem Ende am Kaufhaus „Macy’s“ zu verlassen und nutzte die Gelegenheit, diese bekannten Einrichtung einen Besuch abzustatten.Dies ist das zweite Macy’s Kaufhaus überhaupt in den USA, das allererste befand sich in einem schmalen Gebäude in Greenwich Village, ist heute aber ein normales HiFi-Geschäft. Wer an der Downtown-Tour teilnimmt, bekommt das vom Guide berichtet.
Die Pracht innerhalb des Macy’s Kaufhauses ist wirklich ziemlich beeindruckend. Auf sieben Stockwerken wird hier alles geboten, was der gehobene Geschmack wünscht. Von Parfum und Kosmetika über Markenkleidung bis hin zu Hotelbedarf und Möbeln findet sich dort wirklich alles was das Herz begehrt. Sogar eine McDonalds-Filiale und eine Bon au pain Café befindet sich innerhalb des Gebäudes, das fast zwei Straßenblöcke einnimmt. Und ab dem dritten Stockwerk sind die Rolltreppen noch aus Holz gebaut – wie man mir erzählte eine alte Handwerksarbeit aus Europa, die sich auch in den Täfelungen der Fahrstühle wiederfindet.
Inzwischen war es schon recht spät geworden und meine Beine taten mir langsam weh – daher wandte ich mich nach einem Besuch im Macy’s in Richtung Hotel, wo ich alsbald im Bett landete und einschlief. Eine wirklich unglaubliche Stadt….