Kronberg im Taunus & KTC Königsstein [28.09.2018]
Unser nächster Stop war der schöne Luftkurort Kronberg im Taunus im Hochtaunuskreis, die drittreichste Gemeinde Deutschlands und bekannt für ihre schöne alte Fachwerkarchitektur und ihre vielen Villen. Nachdem wir unser Fahrzeug in der Tiefgarage in der Stadthalle abgestellt hatten, empfingen uns erst einmal Cello-Klänge aus den Räumlichkeiten dieser Stadthalle, denn dort findet aktuell die internationale Kronberg Academy 2018 statt, bei dem die Stadt ihr Kulturleben mit Cello-Meisterkursen und Konzerten pflegt. Doch deswegen waren wir nicht gekommen und waren auch leider noch viel zu früh dran, denn die anderen Kollegen sollten erst deutlich später anreisen. Also begaben wir uns in die etwas oberhalb gelegene Innenstadt, die aufgrund des Cello-Festivals mit einem roten Teppich ausgelegt war, um dort noch einen Kaffee zu trinken und die Zeit zu überbrücken.
Bald stießen auch noch andere Kollegen zu uns, die ebenfalls etwas früher angereist waren, und schließlich begaben wir uns zurück zum Platz zwischen Stadthalle und Markthalle mit ihrem Säulengang. Dort trafen wir uns mit dem Rest der Kollegen, wurden mit einer kleinen Tüte mit ein paar Snacks ausgestattet und warteten bis die Person eintraf, die uns durch das schöne Kronberg führen sollte.
Die Führung startete am Partnerschaftsbrunnen direkt vor der Stadthalle, dessen Tierfiguren die zahlreichen Partnerstädte von Kronberg repräsentieren.
Anschließend bekamen wir etwas über Johann Friedrich Christ erzählt, einen deutschen Pfarrer, Obstbauexperte und Insektenkundler, der in Kronberg gelebt hatte und den hiesigen Bauern angeblich den Obstbau beigebracht hat, der lange Zeit eine tragende Säule der hiesigen Wirtschaft dargestellt hatte. Ihm wurde wenige Jahre nach seinem Tod ein Denkmal in Kronberg geweiht.
Das nächste Ziel unserer Stadtführung war die Villa Bonn, die einst von der reichen judischen Frankfurter Bankiersfamilie Bonn als Sommersitz in Kronberg errichtet worden war, aber später, als dieses Bankhaus Bonn Ende des 19ten, Anfang des 20ten Jahrhunderts nach London umzog, als Schenkung an die Stadt Kronberg ging und seitdem als Rathaus dient.
Ein wunderschönes altes Gebäude, das trotz seiner Größe aber nur einen Teil der gesamten Stadtverwaltung beherbergt. Am imposantesten war dabei der große Sitzungssaal, wohl ein ehemaliges Wohnzimmer mit riesigem Panoramafenster und Blick über den Taunus.
Hier ließen wir uns auf den Sitzungsbänken nieder und ließen uns von unserem Stadtführer weitere Geschichten aus der Vergangenheit von Kronberg erzählen. Ich kann und will hier natürlich nicht alles im Detail wiedergeben. Aber alleine die Geschichte der Mutter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II, die Kaiserin Friedrich, eigentlich Victoria Adelaide Mary Louisa, Prinzessin von Großbritannien und Irland, einer Enkelin von Queen Victoria, die hier die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte hatte, war schon sehr interessant. Aber auch die ältere Geschichte über die Reichsritter von Kronberg, die einst in der über der Stadt gelegenen Burg residiert und die Handelswege um Frankfurt kontrolliert hatten, hatte etwas.
Nach einem Ausflug in die Historie setzten wir unseren Weg fort und wurden an der alten Stadtmauer vorbei in die Altstadt geführt, die von der für Mitteldeutschland typischen Fachwerkarchitektur beherrscht wird.
Diese häufig sehr klein wirkenden alten Häuser zählen heute mit Preisen von 700 – 800.000 Euro und mehr zu den begehrtesten Immobilien vor allem unter den reicheren Frankfurtern und werden gerne als Alters- oder Zweitwohnsitz gekauft. Und das obwohl durch die schmalen Gassen der Innenstadt gerade so ein Auto passt und Parkplätze dort Mangelware sind.
Bemerkenswert sind auch die vielen extrem schmalen Gassen zwischen den Häusern, die eigentlich der Feuerbekämpfung dienen und verhindern sollen, dass ein Brand auf das benachbarte Haus überspringt, welche aber dennoch fleißig als Verbindungswege zwischen den einzelnen Straßen verwendet werden.
Nachdem wir einigen Geschichten über die alte Fachwerk-Innenstadt von Kronberg – gespickt mit vielen Anekdoten – gelauscht hatten, begaben wir uns zur St. Johann Kirche etwas überhalb der verwinkelten Altstadt. Das erstmals 1355 urkundlich erwähnte Gebäude war ursprünglich als katholische Kirche dem Bistum Mainz zugeordnet, wurde nach der Reformation aber in eine evangelische Kirche umgewandelt.
Der Hauptraum der Kirche wirkt recht klein für einen eigentlich recht bedeutenden Sakralbau, in dem sogar die Kaiserin Witwe, die vormals erwähnte Victoria oder Kaiserin Friedrich, dem Gottesdienst beigewohnt hatte. Doch mit seinen für eine evangelische Kirche ungewöhnlichen Wandmalereien, die im Vorderteil um den Altar das jüngste Gericht und an den Seitenwänden die zwölf Apostel mit ihren jeweiligen Attributen darstellen, ein doch recht imposanter Anblick.
Wie wir aus den Erzählungen unseres Stadtführers erfuhren, war die Kirche ursprünglich durch ihrem evangelischen Pfarrer auch komplett weiß getüncht worden, doch als man im 19ten Jahrhundert die Wandmalereien wiederentdeckte, entschloss man sich sie freizulegen und zu restaurieren – woran wiederum die Kaiserin Witwe nicht ganz unbeteiligt gewesen ist.
Ein weiteres erwähnenswertes und für eine evangelische Kirche ungewöhnlich ist der dem Tode Marias geweihte Schrein direkt auf der Altarempore. Neben der Heiligenverehrung war es ja vor allem die Marienverehrung gewesen, welche dir Protestanten bei den Katholiken während der Reformation kritisiert hatten. Dennoch hatte dieser kleine, mit Tonfiguren bestückte Holzschrein um die Himmelfahrt des Jesusmutter sowohl den dreißigjährigen Krieg als auch die protestantische Nutzung der Kirche überstanden und ist nie in entfernt oder beschädigt worden.
Schließlich verließen wir die Kirch wieder und machten uns auf den letzten Abschnitt unserer Stadtführung.
Vom Rest der Führung gibt es wenig erwähnenswertes. Wir gingen noch ein Stück durch die Gassen der oberen Altstadt, besuchten kurz das Standesamt im der ehemaligen Forstverwaltung und wurden dann zurück auf den Platz vor der Stadthalle gebrachte, womit die Führung endete wo sie begonnen hatte. Interessante und lehrreiche 90 Minuten muss ich sagen – mir hatte die Tour auf jeden Fall gut gefallen.
Inzwischen sollten dann auch unsere neuen Zimmer fertig sein, doch diese befanden sich nicht in Kronberg sondern oberhalb der benachbarten, etwa 8km entfernten Stadt Könisstein im dortigen Kommunikations- und Trainings-Center (KTC). Also bestiegen wir wieder unsere Fahrzeuge und machten uns auf den Weg dorthin.
Sieht man sich den Baustil des KTC an, dürfte es wohl Ender der 1970er, Anfang der 1980er errichtet worden sein, denn es wirkt auf den ersten Eindruck eher nüchtern und zweckgebunden. Doch die Zeit war innen nicht stehen geblieben, denn die Lobby wirkte durchaus modern und frisch. Allerdings durfte ich auf dem Weg in mein Zimmer feststellen, dass man sich leicht in diesem weitläufigen Gebäude verlaufen kann. Ich musste zuerst zwei Stockwerke nach unten fahren, ging dann durch lange, fensterlose Gänge
und zwei Mal wieder einige Stufen über kleine Treppen nach oben, bis ich schließlich in einem Seitengang meine neue Unterkunft entdeckte. Das Zimmer war einfach und zweckgebunden mit großem Bett und kleinem Schreibtisch, aber es war sehr sauber und besaß ein großes, bis zum Boden reichendes Panoramafenster mit Blick auf den Park.
Und auch das Bad mit Toilette, Dusche, Waschbecken und Fön war klein, aber für eine Nacht vollkommen ausreichend. Ich würde hier sowieso nicht viel Zeit verbringen.
Die ruhige, teilweise bewaldete Umgebung um das Gebäude ist aber mit einem großzügigen Park mit Seen ausgestattet und vom Konferenzzentrum im Dachgeschoss aus hat man Zugriff auf große begrünte Dachterassen.
Für eine Konferenz, ein Seminar oder ein Training schon eine schöne Location, da kann man nichts sagen. Aber nicht heute, denn schon bald nach unserer Ankunft sollte es zurück nach Kronberg zu einem kleinen kulinarischen Event gehen. Die Shuttles warteten schon. Doch darüber werde ich in meinem nächsten Beitrag berichten.