Tokio – Mo Hayder
Das Buch Tokio der britischen Krimi-Autorin Mo Hayder hatte ich mir bereits vor einigen Monaten bei Audible besorgt. Schob es lange vor mir her, das Buch zu hören – als ich es nun vor dem Flug nach Boston anfing, faszinierte die Geschichte mich aber von Anfang an. Die Sprecherin Sophie Rois erzählt mit einer etwas traurig, aber zum Hauptcharakter perfekt passende Stimme die Geschichte der britischen Studentin Grey, die in die japanische Hauptstadt Tokyo reist, um sich dort mit dem alten chinesischen Professor Shi Chongming zu treffen, von dem sie glaubt daß er ihr bei ihrer Suche nach einem alten Filmdokument über die Greultaten der kaiserlich-japanischen Armee in der chinesischen Nanking des Jahres 1937 helfen kann. Als dieser zuerst abweisend und erbost reagiert, beschließt sie jedoch nicht aufzugeben. Da sie mittellos ist, nimmt sie schließlich einen recht einträglichen Job als Geisha in einem Nachtklub an und zieht mit den russischen Zwillingen Irina und Svetlana sowie dem etwas abgedrehten Amerikaner Jason, die alle im selben Club arbeiten, zusammen. Etwas später lernt sie dort den uralten und mächtigen Yakuza-Boß Fuyuki kennen, was sie wiederum mit dem Professor Shi Chongming zusammenbringt, denn dieser möchte etwas von dessen geheimnisvollem Elixir, das diesem scheinbar ein ungewöhnlich langes Leben beschert.
Mo Hayder erzählt in dieser Geschichte abwechselnd von den Selbsfindungsversuchen Greys aus dem Tokyo von heute und den Erlebnissen eines anonymen Tagebuchschreibers im Nanking des Jahres 1937. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, wenn sie über die unendlichen Grausamkeiten berichtet, die dort von den Soldaten begangen werden – eine Episode des zweiten Weltkrieges, über die bis heute nicht in Japan gesprochen wird. Einige Wendungen und vor allem das Ende sind dabei wirklich nicht vorhersehbar.
Auch wenn ich das Buch stellenweise etwas zu langatmig fand, fesselte es mich doch umso mehr, je weiter ich die Geschichte voran schritt. Als ich heute während einer Autofahrt die letzten Minuten des Buches gehört hatte, zog ich mir die Stöpsel des iPods aus den Ohren, ließ die Geschichte noch einmal kurz vor meinem inneren Auge Revue passieren und mußte dann tatsächlich gegen eine innere Gefühlsaufwallung ankämpfen – etwas, daß mir noch nie bei einem Buch passiert ist. Die Stimme der Erzählerin Sophie Rois hatte dabei mit Sicherheit einen Teil dazu beigetragen. An vielen Stellen eine zwar sehr grausame, aber absolut faszinierende Geschichte – hatte ich nicht vermutet. Eine absolute Hörempfehlung.
Meine Wertung:
„während einer Autofahrt die letzten Minuten des Buches gehört hatte, zog ich mir die Stöpsel des iPods aus den Ohren“
Nach dem Grundsatz “ Im Zweifel für den Angeklagten“ nehme ich an, dass du als Beifahrer mit Ohrhöhrern gehöhrt hast, und nicht etwa als Fahrer 😉
Dieser Grundsatz ist doch seit gestern abgeschafft – wir sind doch jetzt alle verdächtig. 😉
Also muss ich annehmen, dass du mit Kopfhörern Auto gefahren bist?!
Na, dann pass mal auf, dass du mit diesem Verhalten nicht im Raster hängen bleibst.
Der „typische Islamist“ hört nämlich den „Hassprediger-Podcast“ auch immer beim Autofahren…
😉
Jemand der Stöpsel mit einem in moderater lautstärke abgespieltem Hörbuch im Ohr hat ist weitaus ungefährlicher als einer dieser Prolet mit 800W Anlage im Auto, die er bei seiner 210km/h Drängel-Raserei auf der Autobahn auf voller Lautstärke aufgedreht laufen hat. 😉
Da ist was Wahres dran.