Rückflug mit Hindernissen – Teil 1/2 [07.01.2019]
Ich selber hatte je vorgeschlagen, bereits einen Tag früher nach Santo Domingo zu fahren und dort ein Hotel zu nehmen, so dass wir unabhängig vom Verkehr rechtzeitig am Flughafen waren und ich – wie allgemein empfohlen bei internationalen Flügen – 2 Stunden vor Abflug einchecken konnte. Doch meine Begleitung hatte lieber in Puerto Plata bleiben wollen und ich hatte zugestimmt, da mein Flug ja erst um 15:30 Uhr gehen sollte und wir somit mehr als genug Zeit hatten in die Hauptstadt zu kommen. Die Standard-Strecke von 230km sollte in dreieinhalb Stunden schaffbar sein – vorausgesetzt es gab keine Unfälle, Erdrutsche oder Staus aus anderen Gründen.
Ich hatte natürlich bereits alles am Vorabend gepackt und wartete ab 9:00 Uhr ungeduldig auf unseren Fahrer Miguel, der natürlich das Auto auch gleich mitgenommen hatte. Er hatte sich auf anderen Fahrten wie z.B. nach Rio San Juan oder an die Playa La Ensanada als kompetenter und sicherer Lenker erwiesen. Doch von deutscher Pünktlichkeit hält man ja hier in der Karibik wenig, daher wurde es nach 9:30 Uhr, bis endlich vorfuhr und wir mein Gepäck einladen und los fahren konnten. Doch die Strecke ging nicht in Richtung Puerto Plata, sondern in die entgegengesetzte Richtung auf die Strecke nach Cabarete. Auf meine Rückfrage sagte man mir, dass es östlich von Cabarete eine ganz neue Schnellstraße gäbe, mit der wir schnell nach Süden kommen würden. Das reichte mir erst mal als Erklärung und ich ließ sie gewähren. Nach einem kurzen Volltank-Stop in Cabarete ging es immer weiter nach Osten und nach Osten und ich wurde immer unruhiger, so lange wir nicht endlich in Richtung Süden abgebogen waren, denn dort lag ja Santo Domingo. Als ich meine Bedenken äußerte, wurde sogar angehalten und nach dem Weg nach Santo Domingo gefragt – und die Lokalbevölkerung zeigte brav nach Osten. Das konnte doch nicht sein.
Also fuhren wir also weiter an der Küste entlang, schön mit Blick aufs Meer. Dabei übersah ich jedoch dass die Strecke ja nicht wirklich schnurgerade nach Osten ging, sondern sich bereits jetzt etwas nach Süden neigte. Ich schmiedete schon Pläne was ich mache, wenn ich den Flieger verpassen würde. Der nächste Condor-Flug fand erst in einer Woche statt und war höchstwahrscheinlich ausgebucht. Vielleicht konnte ich über Kanada oder die USA irgendwie zurück nach Europa, natürlich mit langer Wartezeit am Umsteige-Flughafen. Aber für die USA bräuchte ich ja auch beim Umsteigen am Flughafen wiederum ein Visa, dass ich von hier aus wohl kaum bekomme. Denn in den USA gibt es keine Transitzonen an den Flughäfen. All das ging mir durch den Kopf, während wir bei schönem Wetter an der Nordküste der Dominikanischen Republik entlang fuhren.
Wir passierten Rio San Juan, Nagua und fuhren weiter in Richtung der Halbinsel Samana, als zwischen zwei winzigen Orten plötzlich eine Abzweigung kam und wir endlich – wohlgemerkt 150km östlich von unserem Startpunkt – eine Abzweigung erreichten und auf eine offensichtlich erst kürzlich fertiggestellte Straße, die Carretera Juan Pablo II oder kurz I7 abbogen. Und für dominikanische Verhältnisse war das wirklich eine Schnellstraße, fast schon eine Autobahn – und es herrschte kaum Verkehr.
Jetzt drehte Miguel richtig auf und gab Gas – obwohl es inzwischen fast 12:00 Uhr war keimte ein Funken Hoffnung in mir auf, dass wir es doch noch rechtzeitig schaffen könnten. Unbeachtet des Geschwindigkeitslimits, das hier meist bei 80 km/h lag und Autos und LKWs auch bei doppelt durchgezogenem Mittelstreifen überholend brausten wir über die größtenteils schnurgerade verlaufende Piste, die sich teilweise tief durch Berge schnitt und klugerweise an Steigungen sogar zweispurig für die nach oben fahrenden Fahrzeuge ausgebaut war. Einziger Nachteil war, dass viele Ortschaften direkte Zufahrt auf diese Schnellstraße hatten, weswegen es durchaus auch mal passieren konnte, dass ein Motorrad unverhofft von einem mündenden Feldweg auf die Straße einbog. Doch nichts schien uns aufhalten zu können.
Dabei passierten wir zwar drei Mautstationen, an denen wir umgerechnet ein bis zwei Euro für die gefahrene Strecke bezahlen mussten, aber die Wartezeit war glücklicherweise immer nur gering. So erreichten wir um 13:10 Uhr schließlich das Ende der I7, an der diese Schnellstraße auf die Schnellstraße I3 mündete, die zuerst an der Küste entlang und später quer durch das östliche Inland bis nach Punta Cana führte. Und von der Mündung aus war links bereits der Flughafen zu sehen – unser Ziel. Ich habe das mal nachgemessen: Wir waren nach der Abzweigung auf die I7 noch mal etwas mehr als 100km gefahren, also insgesamt 250km. Über Puerto Plata wären das nur knapp 10km mehr, also 260km gewesen, allerdings hätten wir dann zum Teil Santo Domingo mit seinem dichten Stadtverkehr durchqueren müssen. Die Strecke über die östliche I7 war durchaus optimaler – vorausgesetzt man missachtet jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung. Letztlich waren meine Sorgen aber vollkommen unbegründet gewesen – ich hätte meinen Gastgebern hier einfach mehr vertrauen schenkn sollen und entschuldigte mich natürlich auch umgehend für meinen Irrtum.
Es folgte noch eine weitere Mautstation, dann konnten wir auch schon auf die Zufahrtsstraße zum Airport abbiegen und erreichten noch vor den zwei Stunden vor dem Abflug schließlich das Hauptgebäude.
Meine Begleitung und ich sprangen heraus und nahmen das Gepäck, während Miguel einen Parkplatz suchte. Jetzt musste ich nur noch den CheckIn-Schalter von Condor finden, was aber Dank der exzellenten Spanischkenntnisse meiner Begleitung kein Problem war: Er befand sich im Terminal A, und zwar am äußersten rechten Ende der Reihe von Schaltern.
Doch die Schlange war glücklicherweise nicht allzu lange, dass ich nach kurzer Wartezeit mein Gepäck aufgeben konnte und schließlich meine Bordkarte erhielt. Außerdem nahm ich mir eines der blauen Ein-/Ausreiseformulare und füllte es schnell aus – ich habe ja inzwischen Routine darin. Ich war sichtlich beruhigt und erleichtert und gönnte mir erst einmal einen Glimmstengel vor dem Flughafen, dessen Ausmaße ich bei meiner Ankunft in der Nacht gar nicht richtig hatte wahrnehmen können.
Danach suchten wir nach einer Möglichkeit eine Kleinigkeit zu essen – ich hatte nicht gefrühstückt und es war bereits nach 13:30 Uhr. Leider fanden wir aber kein Restaurant auf der Abflugebene, nur ein kleines Bistro mit Kaffee der Marke Santo Domingo und einer Auslage die größtenteils mit Kuchen und Gebäckstückchen gefüllt war. Das einzige „Kräftige“ Nahrungsmittel was ich erspähte waren kleine blasse Empanadas mit Hähnchenfüllung. Also bestellte ich mir diese und dazu eine Tasse Kaffee.
Besonders hochwertig waren sie nicht und zumal auch etwas trocken, aber um den Hunger zu stillen reichte es – ich hoffte ja bald abzuheben und im Flugzeug eine warme Mahlzeit zu erhalten. So dachte ich zumindest…
Was folgte war die üblich Abschiedsszene vor dem Flughafen – wie bei zehn meiner bisherigen elf Besuche in diesem Land zuvor auch. Wie immer fiel es mit auch dieses Mal wieder schwer zu gehen, aber ich musste denn mein Urlaub ging zu Ende und ich wollte, musste am Mittwoch wieder arbeiten. Ein Tag reichte mir meistens, um mich vom Jetlag zu erholen. Während sich meine Begleitung und unser Fahrer Miguel zurück auf dem Weg nach Puerto Plata machten, durchquerte ich die Sicherheitskontrollen. Eine nervige Prozedur da man hier Schuhe und Gürtel ablegen und alle elektronischen Geräte auspacken und in separate Schalen legen muss. Und ich verlor mal wieder mein Feuerzeug, dass auch hier hinter den Sicherheitskontrollen nicht erlaubt war – genau wie in Puerto Plata. Nach der Sicherheitskontrolle folgte die Warteschlange vor den Passkontrollen. Im Gegensatz zum Flughafen an der Nordküste wird hier das Ausreiseformular nicht direkt am Schalter einbehalten, an dem man den Ausreisestempel erhält – viel mehr muss man sich nach der Passkontrolle in eine weitere Warteschlange stellen und am Ende wird noch einmal Reisepass und Ticket kontrolliert bevor man endlich in den internationalen Bereich des Terminals eintreten kann. Jetzt hatte ich es geschafft – dachte ich zumindest.
Nach einem kurzen Besuch im Duty Free Shop nährte ich mit Gate A2, vor dem bereits mein Flieger nach Deutschland wartete.
In der Abflughalle tummelten sich sowohl Reisende aus der Dominikanischen Republik als auch Transit-Reisende, die mit dem Flugzeug aus Costa Rica angereist waren. Hier traf ich auch ein deutsches Pärchen wieder, mit dem ich kurz vor dem Abflug in Frankfurt einige Worte gewechselt hatte und mit denen ich nun wieder kurz sprach wobei wir uns gegenseitig von unseren Urlaubserlebnissen erzählten. Sie hatten hier in der Dominikanischen Republik das Flugzeug komplett verlassen müssen, während es gereinigt und aufgetankt worden war – dabei war das eine Strecke von nicht einmal 3 Stunden Flugzeit.
Pünktlich begann das Boarding und zuerst wurden die Transit-Passagiere an Board gelassen, es folgten die Business- und Premium-Economy-Class und zuletzt durften endlich auch die Otto Normalflieger an Bord gehen. Und der Flieger war immer noch en hore, also pünktlich.
Es folgte die normale Prozedur eines Abfluges mit Sicherheitsvideo, Push-Back vom Terminal und rollen zur Startbahn. Wir reiten uns in die Warteschlange der ebenfalls zum Abflug bereiten Flieger ein und nährten uns immer weiter dem eigentlichen Abflug – bis plötzlich die Stimme des Piloten in den Lautsprechern erklang, der uns mit freundlicher Stimme erklärte dass die Bordelektronik ein Problem mit der Klimaanlage gemeldet hat und wir den Start vorerst abbrechen müssen, um dies überprüfen zu lassen. Die Boing 767-300 scherte aus und rollte zu einem Hangar am Rande des Flugfeldes, wo eine Gangway an die vordere Luke gerollt wurde und offensichtlich ein paar Techniker ins Cockpit gingen – es war inzwischen 16:30 Uhr. Unten warteten ein paar Männer, die stark nach Feuerwehr aussahen. Mussten wir uns Sorgen machen?
Schließlich erklang wieder die Stimme des Flugkapitäns. Er verkündete bedauernd, dass man das Problem nicht unmittelbar beheben könne. Man könne aus Sicherheitsgründen einen Umweg fliegen, aber dann würden die maximalen Flugzeiten der Piloten überschritten. Deswegen würden nun Busse kommen und uns zurück zum Terminal bringen, dort würde dann entschieden wie es weiter ging. Na toll…
Ich versuchte natürlich meine Begleitung zu kontaktieren, konnte sie aber nicht erreichen. Nachdem mit dem ersten Bus die Business-Class und die Premium Economy bereits in Richtung Terminal aufgebrochen waren, gelang es mir einen Platz im zweiten Bus zu ergattern, während immer mehr Passagiere aus dem Flugzeug strömten und sich erstaunlich ruhig in ihr Schicksal ergaben.
Im Terminal angekommen, wurde verkündet dass ab hier die Mitarbeiter des Flughafens übernehmen würden. Das erste was wir nun tun müssten, ist die das blaue Einreiseformular auszufüllen und wieder offiziell in die Dominikanische Republik einzureisen. Außerdem verteilte man graue Pappkarten mit gelben Transit-Aufdruck. Ich half dem Pärchen, mit dem ich mich bereits kurz vor der Abreise unterhalten hatte, noch beim Ausfüllen des wirklich sehr klein gedruckten blauen Einreiseforumlars, dann passierten wir die Passkontrolle in umgekehrter Richtung erhielten einen zweiten Einreisestempel und landeten schließlich am Gepäckausgabeband, wo schon unsere Koffer auf uns warteten. Und damit begann erst einmal das lange Warten.
Ohne Verpflegung und Getränke standen wir stundenlang neben den Gepäckband, während zwei Flughafenangestellte zwischen uns herum wuselten und telefonierten. Sie versuchten, wie sie uns mitteilten, Busse und eine Unterkunft für uns zu organisieren. Zwischendurch erschien auch mal eine Angestellte mit einigen Wasserflaschen, doch die waren noch alle bevor auch ich an die Reihe kam. Und sie kehrte leider nicht wieder mit Nachschub.
Wir waren vor dem Hangar kurz vor 16:30 Uhr angekommen, hatten das Flugzeug etwa ab 17:15 Uhr verlassen, hatten um 17:45 Uhr die Passkontrollen passiert und um 19:00 Uhr teilte man uns dann endlich mit, dass die Busse nun bereit standen. Dabei hatten wir um 15:30 Uhr bereits abheben sollen. Die Empanadas hatten meine Speiseröhre gegen 14:00 Uhr passiert. Und ich war bestimmt nicht der einzige des etwas Müde und Hungrig war. Doch wir verließen schweigend und ohne Murren das Flughafengebäude mit unserem Gepäck und trotten zu den wartenden Bussen. Zumindest spendete uns eine kühle Brise die vom angrenzenden Ozean kam etwas Abkühlung.
Durch den dichten Verkehr fuhren wir dann durch das hell erleuchtete Santo Domingo, ohne dass man uns aufklärte wo wir untergebracht werden würden. Ich dachte so bei mir, dass man so kurzfristig bestimmt nur irgend eine Absteige organisiert haben würde – doch als die Busse stoppten musste ich erkennen dass ich mich geirrt hatte: Wir standen vor dem Fünf-Sterne Intercontinental Hotel in Santo Domingo. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Vor der Rezeption hatten sich natürlich bereits schlangen gebildet, doch sechs oder sieben Hotelangestellte waren sichtlich bemüht, allen Flugpassagieren möglichst schnell ihr Zimmer zuzuweisen. Natürlich musste wir unseren Pass vorzeigen, der kopiert wurde, doch innerhalb von nicht einmal 15 Minuten hatte ich meine Zimmerkarte für mein Zimmer im 18ten Stockwerk in den Händen. Außerdem teilte man uns mit, dass wir für bis zu 20 US-Dollar frei in einem der drei Restaurants des Hotels zu Abend essen könnten. Doch erst einmal wollte ich in mein Zimmer. Ich vereinbarte jedoch mit dem deutschen Pärchen, mit dem ich mich ja schon häufiger unterhalten hatte, dass wir nach 30 Minuten Ruhe zusammen essen gehen würden.
Und obwohl wir „nur“ Standard-Zimmer erhalten hatte, erwies sich dieses als wirklich äußerst Luxuriös.
Und auch das Bad war nicht von schlechten Eltern und sogar mit einer Badewanne ausgestattet. Und als kleines Besonderheit: die meisten Steckdosen verfügten über USB-Ports, so dass ein Aufladen von Telefon oder iPad auch ohne Ladegerät möglich war. Das hatte ich hier in diesem Land noch nirgendwo erlebt, obwohl es eigentlich naheliegend war, da so gut jeder über ein Smartphone verfügte.
Nach kurzem Frischmachen und etwas ausruhen traf ich mich schließlich mit meinen beiden Mitreisenden und wir begaben uns nach unten, wo wir an einem kleinen Tresen von einer Dame in Empfang genommen wurden, die uns einen Platz zuwies. Man gab uns extra für uns angefertigte Speisekarten in die Hand, auf der man aus jeweils einer Vor- und Hauptspeise auswählen konnte. Als Hauptgang gab es Geflügel, Fisch oder Rindersteak, als Vorspeise Salat und Suppen. Wir hätten aber alternativ auch etwas von der Standard-Karte bestellen können. Doch ich hatte Hunger und entschied mich nach kurzem überlegen für das Rindersteak mit Café de Paris Butter und Pommes Frites. Die Gerichte wurden nach kurzer Wartezeit serviert.
Sah auf den ersten Blick nicht sehr groß aus, doch das wunderbar zarte und saftige Steak war aufgerollt, im Inneren die Butter mit der Paris Café Gewürzmischung – wirklich sehr lecker. Und auch an den Fritten gab es nichts auszusetzen. Meine Begleitung meldete sich in der Zwischenzeit und fragte, ob sie zurück nach Santo Domingo kehren und mir Gesellschaft leisten sollte, doch ich verneinte un lehnte die freundlich gemeinte Geste dankend ab, denn der lange Weg würde sich bestimmt nicht lohnen.
Nach dem Essen gingen wir in die Hotelbar und setzten uns auf die Terrasse vor dem Hotel, wo man auch rauchen durfte. Der sehr freundliche und aufmerksame Bartender, der fließend englisch und sogar ein paar Brocken Deutsch sprach, versorgte uns mit Getränken, während wir den lauen Abend auf der Hotelbar-Terrasse genossen und den Abend ausklingen ließen. Als wir auf dem Rückweg in die Zimmer an der Rezeption nachfragten, teilte man uns mit dass wir morgen um 9:30 Uhr mit den Bussen zurück zum Flughafen gebracht werden sollten, der Rückflug sollte 13:30 Uhr starten.
Oben im Zimmer angekommen zog ich vor dem Schlafengehen noch einmal die Vorhänge zurück und genoss einen Augenblick den Blick über das nächtliche Santo Domingo.
Danach legte ich mich aufs Bett, zappte noch einmal kurz durch das internationale Fernsehprogramm auf dem Riesen-TV vor dem Bett und schlief wenig später ein.
Weiter gehts in Teil zwei dieses Berichts…