Rückfahrt, Uber, Düsseldorf & das Haus des Döners (Münster 2024-01) [11./12.01.2024]
Für die Rückfahrt von Münster nach München hatte ich eine Verbindung erwischt, die ich so noch nie versucht hatte: Mit dem Flixtrain nach Düsseldorf und von dort dann mit einem Nachtbus von Flix weiter nach München. Ich wusste dass Flix SE auch Züge in Deutschland betreibt, war aber noch nie in einem gefahren – eine Premiere also. 😉
Um mich abzusichern – es streikten ja immer noch die Bauern und das Zugpersonal der Deutsche Bahn – verließ ich bereits gegen 16:00 Uhr die Firma und versuchte zuerst mir ein Uber zu organisieren. Dies kannte ich aus München bereits und dort hatte es auch immer problemlos funktioniert wobei Uber-Fahrten deutlich günstiger als ein Taxi auf vergleichbarer Strecke sind. Aber in Münster? Leider Fehlanzeige. Die Uber-App bot mir zwar eine Fahrt an, aber bei dem Versuch einen Fahrer zu kontaktieren scheiterte das Programm auf meinem iPhone kläglich so dass ich die Fahrt schließlich stornieren musste und mir doch das ein deutlich kostspieligeres Taxis rief. Gut, ich wäre auch irgendwie mit dem Bus zum Bahnhof gekommen, aber bei der Kälte bis zur Bushaltestelle laufen und dort lange warten, darauf hatte ich keine Lust.
Mit zitternden Knien stand ich vor dem Firmengebäude und wartete, bis schließlich das Taxi ankam und mich mit einem redseligen netten jungen Mann mit Migrationshintergrund als Fahrer auf Schleichwegen und die durch die Bauernproteste verursachten Staus umfahrend schnell und für gerade mal 20 Euro zum Bahnhof brachte.
Hier ging natürlich wenig, die meisten Ansagen die aus den Lautsprechern schallten handelten von ausfallenden oder deutlich verspäteten Zügen – was dem Streik der GDL zu verdanken war der ja noch bis Freitag Abend weiter ging. Aber ich hatte mich informiert: Flix war nicht betroffen und alle Züge sollten pünktlich fahren. Was mir auffiel war die erhöhte Polizeipräsenz im Bahnhof, das hatte ich so noch nicht erlebt. Aber neben Protesten und Streiks gab es ja auch die Anschlagsgefahr aufgrund des erneut aufgeflammten Nahostkonflikts. 🙄 Mann, was für eine Welt, was für ein neues Jahr 2024 das nicht einmal zwei Wochen alt war. Ich schlenderte etwas im unteren Bahnhof herum, aber die wenigen Sitzplätze hier waren mit gestrandeten Reisen der DB-Züge besetzt, so dass ich mich schließlich auf den Bahnsteig bei Gleis 6 begab um dort die letzten 20-25 Minuten bis zur Ankunft meines Flixtrains zu warten.
Wenn die Temperaturen etwas höher gewesen wären, hätte ich vielleicht mein iPad heraus geholt und etwas damit gespielt um mir die Zeit zu vertreiben, aber die Minusgrade verboten dass, da mir ansonsten die Hände und wohl auch das Tablet eingefroren wären. ❄️ Also saß ich da, fror und lief hin und wieder etwas auf und ab um nicht am Sitz festzufrieren. Aus den Lautsprechern quäkten weiter Ansagen über ausfallende und verspätete Züge, nur der Flixtrain am anderen Gleis der in die zu meiner entgegengesetzten Richtung fuhr kam pünktlich. Und um wenige Minuten nach 17:00 Uhr traf schließlich auch mein Zug ein.
Ich hatte natürlich einen Sitzplatz reserviert, aber entgegen den DB-Zügen gab es für Flixtrains weder am Bahnsteig noch in der App Wagenstandsanzeigen, so dass man abschätzen konnte wo der Wagen in dem man eine Reservierung hatte zum stehen kommen würde. Leider hielt der Zug von Flix auch nur fünf Minuten, so dass ich einfach irgendwo einstieg und drinnen meinen Platz suchen werden müssen.
Mein Sitz sollte in Wagen vier sein, in den Zug stieg ich im vorderen Teil von Wagen zwei. Also bewegte ich mich in Richtung von Wagen drei, durchquerte auch diesen und erwartete anschließend in Wagen 6 und damit zu meinem Sitzplatz zu kommen. Doch Pustekuchen 🤪 – auf Wagen 5 folgte Wagen 100 der weniger Sitze und im Eingangsbereich freie Stellflächen für Kinderwagen und Fahrräder hatte. Das erschloss sich mir aber nicht sofort, da hier im Fahrgastraum keine Nummer stand. Also suchte ich Platz 25A, doch die Plätze gingen nur bis Nummer 15 oder 16. Erst zurück im Vorraum sah ich dass es sich um Wagen 100 handelte und ging dann weiter nach hinten, wo ich auch meinen Sitzplatz fand, der natürlich trotz Reservierung von einem fleißig und lautstark telefonierenden jungen Mann besetzt war. Aber als ich ihn auf meine Reservierung hinwies, räumte er diesen ohne Murren und ich konnte den ruhigeren ersten Teil meiner etwa eineinhalbstündigen Reise nach Düsseldorf beginnen.
Einen Sitzplatz zu reservieren stellte sich als eindeutig kluge Wahl heraus, denn der Zug war gut gefüllt – was wohl auch mit den parallel stattfinden Streiks bei der DB zu tun haben könnte. Hier konnte ich auch mein iPad endlich herausholen und mit dem kostenlosen WLAN des Flixtrains meine tägliche Sprachlektion durchziehen. Abgesehen von einem ungeplanten Halt auf freier Strecke, bei der der Zugbegleiter über Lautsprecher die Fahrgäste im vertraulichen Du-Ton bat nicht die Türen zu öffnen verlief die Reise ereignislos so dass ich schließlich in Düsseldorf am Hauptbahnhof ankam und dort ausstieg.
Eigentlich hatte ich geplant die 2 Stunden und 45 Minuten bis mein Bus kam im etwas wärmeren Bahnhof zu verbringen, doch leider gab es hier keine sichtbaren Sitzplätze wie z.B. Bänke. Also ging ich nach draußen und machte mich auf dem Weg zum etwa 800 Meter entfernten Busbahnhof (ZOB) von Düsseldorf in der Worringer Straße zu machen. Dieser erwies sich aber als offener Platz mit einigen Bushäuschen neben einer mehrspurigen Innenstadtstraße und einer zweigleisigen Straßenbahnlinie. Hier fast drei Stunden zuzubringen erschien mir wenig erfreulich, aber was sollte ich anderes tun? Also setzte ich mich in eines der halboffenen Bushäuschen um bei etwa -2 Grad den anderen Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen zuzusehen.
Einzige Unterbrechung brachte ein Fahrgast indischer Herkunft, der offensichtlich seinen Anschlussbus von Flix nicht fand, mit dem er mit Umstieg in Brüssel zurück in seine Wahlheimat London fahren wollte. Auf Englisch bat er mich ihm zu helfen und ich konnte über die App ermitteln wann der Bus kommen würde. Daraus entwickelte sich ein nettes Gespräch über fast einer dreiviertel Stunde in dem wir über verschiedene Themen redeten. Erst als der Bus nach Brüssel/London mit fast halbstündiger Verspätung eintraf, wurde das Gespräch beendet und wir verabschiedeten uns.
Gegenüber des Busbahnhofs in Düsseldorf fanden sich einige auch neben einer Spielothek und einem 24-Stunden-Shop auch einige Restautants und Imbisse.
Großen Hunger hatte ich zwar nicht, aber ich entschloss mich dennoch in einem der Imbisse, dem Haus des Döners ( wohl eine Anspielung auf die Netflix-Serie Haus des Geldes) eine „Kleinigkeit“ zu essen. Wie ich im Nachhinein heraus fand handelt es sich dabei um ein Franchise-Unternehmen mit aktuell 70 Filialen in Deutschland und einer in den Niederlanden. Davon 3 alleine in Düsseldorf und selbst in München gibt des ein solches Haus des Döners.
Die Preise erwiesen sich als recht moderat für heutige Zeiten, man bekam ein Falafel-Döner für 6,50 Euro und ein Döner Sandwich für 7,00 Euro. Ich entschied mich für ein Döner-Sandwich und bekam die Live und vor meinen Augen nach eigenem Wunsch zusammengebaut. Ich nahm alles außer scharf. 😉
Ich fand den Döner wirklich gut gelungen: Das Brot war knusprig, das Gemüse war durchgehend frisch und knackig, und auch das Verhältnis der Menge von Fleisch zu Gemüse fand ich absolut angemessen. In vielen Google-Kritiken zu diesem Laden wird gemeckert man würde zu wenig Fleisch servieren, aber das konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Aus meiner Sicht konnte ich nichts am Haus des Döners aussetzen. Zumal gerade als ich hinein kam auch ein ganzer Trupp des Düsseldorfer Ordnungsamts dort sein Abendessen bestellte und mitnahm – und die sollten ja wissen wo man guten Dönder bekommt.
Die letzte Zeit bis endlich mein Bus kam verbrachte ich dann wieder am ZOB Düsseldorf in einem Bushäuschen und war heilfroh als endlich den Flix-Nachtbus mit Nummer N27 einfuhr und ich einsteigen konnte.
Dieses Mal hatte ich einen Panorama-Sitzplatz im Oberdecke ergattern können, aber leider nur am Gang was die Möglichkeiten wirklich gemütlich zu schlafen etwas einschränkte – trotz Nackenkissens und zurückklappbaren Sitzes. Die Fahrt war – abgesehen von der Tatsache dass zeitweise zu Beginn der Fahrt die Toilette eingefroren und nicht benutzbar war – fast Ereignislos. Sie ging über den Flughafen Köln/Bonn,
,
Frankfurt Hauptbahnhof,
den Manfred Rommel Airport Stuttgart,
den Busbahnhof in Ulm
sowie Augsburg bis schließlich dem ZOB München als Endstation. Und siehe da: Wir waren sogar fast eine halbe Stunde VOR der geplanten Ankunft dort.
Die S-Bahnen fuhren zwar im Stundentakt als Notbetrieb während des immer noch währenden GDL-Streiks, als mit aber eine Bahn geradewegs vor der Nase wegfuhr entschloss ich mir doch einen Uber zu rufen und die restliche Strecke damit nach Haus zu fahren. Und siehe da: Hier in München funktionierte das auch wieder ohne Probleme und ich brauchte nicht einmal zum Bankautomaten, da die Zahlung über Paypal erfolgte. So mag ich es: Es lebe die neue digitale Welt. 😋