Irrfahrt, Napa und Sonoma [09.04.2006]
Was ein Tag!! Das Wetter war und mehr oder minder gnädig und so sind mein gestern eingetroffener Kollege und ich bereits heute früh zu einer kleinen Tour aufgebrochen – zuerst war Twin Peaks, ein beliebter Aussichtpunkt am Stadtrand von San Francisco im Gespräch, doch wir entschieden uns anders. Doch wie immer: eins nach dem anderen.
Irrfrahrt
Zur Einleitung muß ich erwähnen, daß mein Kollege über einen kleinen Handheld mit Navigigationsoftware und GPS Modul verfügt, den er zum fahren hier verwendet. Mit Hilfe dieses Gerätes wollten wir nachdem wir am frühen Morgen noch einige andere kleine Dinge erledigt hatten in Richtung Golden Gate Bridge. An der Stelle muß ich kurz erwähnen daß wir am Embacadero Drive riesige Gruppen von Menschen sehen konnten, die aus einem gerade im Hafen direkt an einem der Piers angelegten Kreuzfahrtschiff monumentaler Größe entstiegen. Aber zurück zur Geschichte: Kurioserweise schlug dieses Gerät während wir nach Westen fuhren immer wieder vor umzukehren und, technikgläubig wie wir nun mal sind folgten wir trotz deutlichem Zweifel den Anweisungen des Gerätes, bis wir dann wieder vor dem Appartment standen und feststellen mußten daß wir wohl den falschen Zielpunkt gelöscht hatten und dieses uns zum voherigen letzten Zielpunkt meines Kollegen, nämlich der Wohnung, gelotste hatte. Scheiß Technik sag ich da nur. *fg* Wir nahmen es mit Humor…
Anschließend fuhren wir wieder los und das Gerät führte uns auf die Bay Bridge, auf die wir aber gar nicht wollten. Man muß dazu aber wissen daß wir unser Ziel, Napa Valley, auch über Oakland auf der anderen Seite der Bay Bridge hätten erreichen können – also nur eine Ungenauigkeit beim programmieren. Umkehren auf der Brücke ist aber unmöglich, daher nutzten wir die Gelegenheit und folgten der Straße erst einmal bis Treasure Island, um dort hinunter zum Platz vor der dortigen Basis der US Navy zu fahren. Von dort hatte man eine wunderbare Sicht auf die Skyline von San Francisco und man konnte auch noch einmal dies vorhin erwähnte riesige Schiff das ich vorhin bereits kurz erwähnte in seiner vollen Größe bewundern. Wirklich unglaublich daß ein Koloß dieser Größe so weit an eines der Piers heranfahren kann. Das Hafenbecken muß extrem tief sein.
Nach diesem kleinen Abstecher gings erstmal zurück nach San Francisco. Das neu programmierte Navigationsgerät führte uns nun über die Lombard Street zur Golden Gate Brücke, wo wir an der bereits von mir zu Fuß besuchten unteren Aussichtsplattform einen kurzen Stop machten. Denn auch mein Kollege wollte dort ein paar Fotos zur Erinnerung machen. Leider war das Wetter nicht so gut wie bei meinem letzten Besuch, aber zumindest regnete es die meiste Zeit unseres Aufenthalts dort nicht. Erst als wir uns zurück zum Auto begaben fing es leicht an zu nieseln.
Napa Valley
Unsere weitere Strecke führte uns über den Highway 1 und 101 an Sausalito und San Rafael vorbei bis hinauf in das Napa Tal. Vom landschaftlichen Aufbau her ähnelt dieses stark den Mittelgebirgen in Deutschland – flache Täler zwischen bewaldeten Hügeln – jedoch hören da dann auch schon die Ähnlichkeiten wieder auf. Der Wald ist hauptsächlich Laubwald und die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Tal sind fast ausschließlich mit Weintrauben bepflanzt.
Weinfarmen von verschiedenster Größe beherrschen die Landschaft außerhalb der Orte – einige recht klein mit nur mit einem der hier üblichen Holzhäuser – andere riesig und mit Herrenhäusern bebaut. Der Fantasie der Eigentümer solcher Herren- oder Gutshäuser scheinen keine Grenzen gesetzt – man sieht kleine Schlösser, große Haciendas oder moderne Bauten in allen möglichen Ausführungen. Leider sind die Fotos, die ich versucht habe von diesem Bauten aus dem fahrenden Auto zu machen allesamt nichts geworden – ich reiche sie ggf. wenn ich noch einmal hinkomme nach.
Schließlich gelangten wir nach Napa [Karte] – dem größten Ort dieses Tales und machten dort erst einmal einen Stop um uns die Stadt etwas anzusehen und einige Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Napa ist wohl eine der typischen Kleinstädte des Westens der USA. Die meisten Häuser sind niedrig mit maximal 2, in Ausnahmefällen drei Stockwercke, die Straßen sind breit und verlaufen ähnlich wie in San Francisco auf in den meisten Bereichen gradlinig und im 90 Grad Winkel zu ihren Parallelstraßen, wodurch die bebauten Flächen in große Rechtecke, die sogenannten Blocks, aufgeteilt werden.
Im Stadtkern sieht man noch recht viele Häuser in Stein- oder Betonbauweise, je weiter man jedoch in die äußeren Bereiche vordringt desto mehr findet man die sonst üblichen Einfamilien-Häuser aus Holz, meist einstöckig, manchmal mit ausgebauten Dachgeschoß. Das milde Klima in Kalifornien begünstigt diese Bauweise natürlich, außerdem ist die Errichtung eines solchen Hauses mit Sicherheit günstiger als eine in Backstein.
Unseren Brunch nahmen wir dann in einem von Mexikanern betriebenen Imbiss mit Namen „First Squeeze„. Hier entschied ich mich für einen Breakfast Burrito – der sich als Ruhrei und Speck gefüllter Pendant mit einer dunklen, warmen Sauce aus Bohnen und Sour Cream. Sehr lecker muß ich sagen. Anschließend drehten wir noch ein Runde in Napa, wo allerdings relativ wenige Leute auf der Straße waren, kehrten zum Auto zurück und fuhren weiter.
Unser nächstes Ziel war Yountville [Karte] etwas nördlich von Napa, wo wir an einer Shopping Mall innerhalb einer umgebauten Fabrik in Steinbauweise hielten. Yountville möchte ich noch erwähnen trägt den Untertitel „Veterans Home“ – wohl ein beliebter Wohnort für Kriegsveteranen oder ähnliches – dies aber nur so mal am Rande erwähnt. Die kleinen Läden innerhalb dieser Fabrik handelten zum größten Teil mit lokalen Handwerkswaren, Kunst und Touristenartikeln, und das auf zwei Stockwerke ausgedehnt.
Bereits während wir vom Auto zu dieser Fabrik gingen fing es leicht an zu Regnen und entwickelte sich schnell zu einem dieser Platzregen wie ich bereits mehrere hier erlebt hatte. Trotz Regenschirm wurde wir natürlich leicht naß, aber das entmutigte uns nicht und wir fuhren weiter.
Napa Valley Wine Train
Eine sehr hübsche Attraktion des Napa Valley die ich noch kurz erwähnen möchte ist der Napa Valley Wine Train, der durch das gesamte Tal fährt, seinen Gästen Wein und Weinproben von den verschiedenen Gütern das Tales anbietet und dabei das Tal etwas näher bringt. Das erste mal gesehen hatten wir ihn bereits als wir Napa verließen, später noch einmal in Yountville und als mein Kollege kurz anhielt um seinen Navi für die Weiterfahrt umzuprogrammieren überholte er uns ein weiteres mal – was ich diesmal als Film aufzeichnete und den Lesern natürlich nicht vorenthalten möchte.
Überfahrt und Sonoma
Nach dieser Begegnung machten wir uns auf den Weg nach Sonoma, einem weiteren Tal dieser Gegend das ebenfalls für seine Weine berühmt ist. Dazu bogen wir von der Hauptstraße ab und folgten einer sich windenden Straße in die das beide Täler trennende Gebirge.
Hier sahen wir das erste Mal auch die von einem moosartigen Geflecht bedeckten Bäume, wohl ein Parasit oder etwas ähnliches, der viele der hier wachsenden Laubbäume befallen hat. Der Anblick der sich uns bot wirkte auf jeden Fall sehr urtümlich.
Außerdem stellten wir fest das hier oben, mitten in den schwer zugänglichen Bergen überall kleine und größere Häuser standen, meist nur an der Einfahrt, einem Briefkasten und einem Schild „No Trespassing“ zu erkennen. Einige die wir sehen konnten wirkten recht ansehnlich und schienen auch bewohnt. Die Autos davor wiesen zumindest darauf hin.
Schließlich nach langer Fahrt über diese schmale Straße erreichten wir Sonoma und wandten uns gleich in Richtung des gleichnamigen Hauptortes [Karte] dieses Tales.
Nachdem wir uns in Sonoma einen Parkplatz gesucht hatten, machten wir uns daran die Stadt zu erkunden. Im Zentrum befindet sich ein Park mit dem Rathaus darin, der von einer mehrspurigen, aber eher schwach befahrenen Straße umgeben wird. Neben Geschäften und kleinen, offenen Passagen befinden sich auch mehrere interessante, teilweise historische Gebäude dort, die ich im folgenden einzeln kurz erläutere.
Das erste was uns besonders ins Auge fiel war das lokale Kino Sebastiani Theater, in dem gerade am Tag unseres Besuches ein Film-Festival stattfand. Aus diesem Grund befanden sich auch erheblich mehr Leute auf den Straßen von Sonoma als wir es in Napa erlebt hatten. Außerdem hatten wir auch gerade einen wirklichen sonnigen Abschnitt des sonst sehr durchwachsenen Wetters erwischt.
Weiter hinten findet sich schließlich die Mission San Francisco Solano – ein altes Kloster und Missionarsstation.
Folgt man der Straße nun weiter um den Park herum gelangt man zu den Sonoma Barracks – dem Schild nach ist dies der Ort an dem 1846 die Kalifornische Gegenrepublik zur spanisch dominierten und von Mexiko unabhängigen Oberkalifornischen Republik gegründet wurde. Die hier in Sonoma von rebellierenden us-amerikanischen Siedlern gegründete Republik unterwarf ihren spanischen Gegenspieler mit Hilfe von hinzugezogenen US-Truppen und schloß sich schließlich den Vereinigten Staaten an.
Gleich neben den Barracks findet man den Sonoma Historic State Park – der eigentlich nur aus einem restaurierten Haus und dazugehörenden Dienerquartieren besteht. Aber nett anzusehen.
Nun folgen nur noch das Swiss Hotel und einige Geschäftshäuser, nicht weiter erwähnenswertes mehr.
Wir holten uns nun am besagtem Filmtheater bzw. am dort aufgebauten Starbucks-Stand einen Kaffee, tranken diese in Ruhe und machten uns dann wieder auf den Weg.
Sausalito und die Hausboote
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Sausalito, wo wir bereits vom Highway aus einige riesige Menge von ansehnlichen Hausbooten gesehen hatten. Beim durchqueren der Stadt entdeckten wir dann aber eine weitere Ansammlung von kleineren dieser Hausboote, teilweise wohl von Alt-Hippies bewohnt, die wir uns gleich mal näher ansahen. Vom kleinen Boot in größe einer Datscha in einer Kleingartenanlage bis hin zu wahren Villen war hier alles dabei. Die Anlage heißt Richardson Bay Marina – kann ich jedem nur empfehlen mal vorbeizuschauen wenn er hier ist.
Nun machten wir uns auf den Rückweg nach San Francisco. Während wir auf der Hinfahrt einfach durchfahren konnten, mußten wir an der Mautstation an der Golden Gate Brücke auf der Rückfahrt 5 Dollar entrichten.
Den Tag schlossen wir schließlich mit einem guten Abendessen und einem nach „German Reinheitsgebot“ gebrauten Bier in einem Restaurant an der Ecke Harrison Street / Embacadero mit Namen Gordon Biersch ab.
Also man kommt ja kaum mit dem Betrachten der Fotos und dem Lesen der Texte nach.
Einfach genial – du entwickelst dich zum excellenten Hobbyfotograf.
Hast du den Wein, der im Nappa Valley angebaut wird auch getestet?
Wein: Nicht zu dieser Gelegenheit – mein Begleiter mußte fahren und alleine trinken macht nicht so viel Spaß 😉
Berichte & Fotos: Längere Berichte gibts ja nur zum Wochenende, also kann man sich mit dem Lesen ruhig Zeit lassen.