Malakov Diggins und Erkenntnisse [29.04.2006]
Endlich wieder zu Hause in San Francisco. Ich hatte mich ja hier schon mal kurz gemeldet – und hier nun das ganze mal im Detail. Was für ein Wochenende. Aber eines nach dem anderen (wie immer)
Am Samstag morgens habe ich mich nach dem Zusammenpacken einiger wichtiger Sachen (Kleidung, Hygienedinge, MacBook usw. ) zur Thriftys Autovermietung in die O’Farrel Street.
Der Bedienstete erkannte mich sogar sofort wieder und, sei es weil ich schon mal da war oder weil einfach kein anderer Wagen zur Verfügung stand, er gab mir ein Free Upgrade – d.h. anstatt eines kleinen Economy-Wagens bekam ich zum selben Preis einen großen: Einen weißen Nissan Maxima.
Auf nach Osten
Also fahr ich los und kämpfe mich kurz durch die Innenstadt um schließlich auf die Bay Bridge zu fahren. Da ich ja bereits im Norden (Napa und Sonoma Valley) und im Süden (Highway 1) gewesen bin und im Westen nur naß geworden wäre (Pazifischer Ozean), war heute der Osten Kaliforniens an der Reihe. Da dieser etwas größer ist, habe ich mir im bereits im vorherigen Post erwähnten Days Inn in Oakhurst ein Zimmer gebucht gehabt – aber dazu später mehr. Nachdem ich über die Bay Bridge drüber war, ordnete ich mich in den Verkehr in Richtung Sacramento – übrigens die Hauptstadt der Staates Kalifornien – ein. Und da wäre meine Reise schon fast vorbei gewesen, denn ich hatte für einen kurzen Moment nicht daran gedacht daß die Anderen hier ja auch gnadenlos rechts überholen und hätte ich den Fahrer in dem Metallicblauen Cabrio nicht noch im letzten Moment aus dem Augenwinkeln heraus gesehen, hätte ich ihn wohl beim rüberziehen erwischt. Nichts schlimmes, aber das brannte mir diesen Teil des Verhaltens so sehr ins Gedächtnis daß ich es für den Rest der Reise kein einziges Mal mehr vergaß – was Adrenalin doch alles so bewirkt 😉
Die Reise ging also weiter über die Interstate 80 bis Sacramento – mit Cruise Control (Tempomat) und Automatikschaltung eine ereignislose Reise.
Die Idee Sacramento selbst zu besuchen hatte ich verworfen, denn sie gilt sowohl in den Reiseführern als auch bei den Leuten hier als Langweilig und Ereignislos.
Bei Sacramento verpasste ich einmal eine Abzweigung der Interstate 80, konnte aber an der nächsten drehen und wieder auf die richtige Straße gelangen. Der Interstate 80 folgte ich dann noch bis zum Städtchen Auburn und bog dann auf die California 149, die weiter nach Norden führte. Lake Tahoe wäre, an dieser Stelle bemerkt, zwar auch ein nettes Ziel gewesen – aber dort waren für das Wochenende Stürme und Schnee angekündigt und nach Wintersport war mir nicht so 😉
In die Berge
Also weiter auf der 149 nach Norden bis nach Grass Valley und schließlich Nevada City (heißt zwar so, liegt aber noch in Kalifornien) – damit hatte ich mein Ziel fast erreicht, nämlich die Northern Mines. Hierzu kurz ein kleiner Exkurs in die Geschichte Kaliforniens:
Die reichsten Vorkommen waren im Norden gefunden worden und die überreste dieser Schürfarbeiten wollte ich mir nun mal ansehen. Die größte dieser Anlagen war gem. meiner Informationen die Malakoff Diggins und die wollte ich mir mal ansehen. Leider fehlte die genaue Zufahrt in den Aufzeichnungen und ich entschloß mich es über die Südroute auf der California 20 zu versuchen. Eine schmale Straße wandt sich immer weiter durch dichte Wälder den Berg hinauf, kleine Häuser oder Siedlungen kamen ab und zu in Sicht. Und am Straßenrand Schilder mit Rock Slide Area oder Elevation 4000ft und nach einiger Zeit Elevation 5000ft.
Klang viel, ist es aber nicht wirklich: 4000 feet sind ca. 1200 Meter und 5000 foot sind etwas mehr als 1500 Meter. Was mich viel mehr beunruhigte war die Tatsache, daß Schneereste, meist in großen Haufen, rechts und links der Straße im Wald lagen. Schließlich erreichte ich einen als Vista Point (Aussichtspunkt) ausgezeichneten Parkplatz und hielt dort an.
Man hatte wirklich einen wunderbaren Blick über die bewaldeten Berge Ostkaliforniens – und nur eine Gruppe von Jugendlichen, die wohl auch auf einem Trip durch die Gegend waren, störte die Ruhe. Ich checkte nachdem ich ein paar Fotos geschossen hatte die Karte und entschloß mich noch ein Stück weiter zu fahren und dann umzukehren. Leider kam dann ich nichts mehr – zumindest nicht auf meiner Straßenseite und ich fuhr in eine der Haltebuchten und machte einen U-Turn. Hier oben war der Schnee teilweise schon Mannshoch – aber durch die Sonne war es trotzdem so warm daß man im Poloshirt rumlaufen konnte ohne zu frieren.
Auf der Rückfahrt fand ich noch einen zweiten dieser Vista-Point, noch ein ganzes Stück höher als der erste. Er lag hinter einem Waldstreifen und von der anderen Fahrbahn nicht sichtbar gewesen. Also hielt ich auch hier noch einmal kurz. Während der erste Aussichtspunkt mehr eine große Haltebucht gewesen war, so war der zweite ein richtiger Parkplatz mit Busbereich, einem Picknick Platz und einem Toiliettenhäuschen – aber kein Mensch weit und breit. Vielleicht noch zu früh für Ausflugsbusse hier oben – aber die Aussicht war phänomenal.
Anschließend fuhr ich zurück und bog in Grass Valley vom Highway ab und hielt an einer Tankstelle, wo ich einen der Tankwarte nach dem Weg fragte. Dieser war sofort bereit mir zu helfen, kramte eine Landkarte hervor und zeigte mir den richtigen Weg. Ich bedankte mich, kaufte mir noch einen Schokoriegel und einen Riegel türkischem Honig und machte mich auf den richtigen Weg. Am Rande bemerkt: Das Ding aus türkischem Honig war nicht essbar – es war Steinhart und zäh wie Leder.
Ich mußte dem Highway 49 also weiter folgen, also in Nevada City in Richtung Downieville abbiegen.
South Yuba River
Nach einigen Meilen über gewundene Straßen erreichte ich schließlich in einem Knick kurz vor einer Brücke eine Abbiegung zu einem State Park mit Namen South Yuba River – hier stoppte ich und sah mir das ganze mal an. Unterhalb der eigentlich Highway-Brücke führte eine kleinere, schmale Brücke über eine wilden Fluß, den Yuba River. Über eine kleine Treppe auf der Seite des Parkplatzes konnte man hinunter näher an den Fluß steigen, was ich auch tat. Unten hätte ich noch über einen schmalen Pfad nach Süden wandern können, aber ich beließ es dabei hier unten ein paar Fotos zu machen und kraxelte wieder hinauf. In die Richtung aus der jener Fluß kam hätte man ebenfalls wandern könnne, hinter der Brücke führte ein schmaler Pfad zuerst hoch am Fluß entlang und stieg dann zu einem Ufer hinab, wo ich einige Leute an einer ruhigeren Stelle im Fluß waten sah. Überlegte kurz ob ich dorthin sollte, aber ich wollte ja noch zu den Malakoff Diggins, daher machte ich mich schließlich wieder auf den Weg.
Malakoff Diggins
Mein Weg führte mich über weitere Berge und Täler mit kleinen Siedlungen hindurch, bis ich schließlich den Wegweiser zu meinem Ziel sah und abbog. Durch einen Wald hindurch über eine wirklich schmale Straße fuhr ich in diesen als State Park bezeichneten Bereich hinein. Es führten eine Abzweigung zu einem Campingplatz und schließlich konnte ich an einer Abzweigung an der eigentlich Parkverbot war die ersten Ausläufer sehen und blieb trotz des Verbotes stehen. Nach rechts führte ein Weg in ein Tal hinein dem ich ein Stück folgte – man konnte richtige die tiefe Narbe sehen, welche die Gier nach Gold hier in die Landschaft gerissen hatte. Auf der anderen Seite der Straße versperrte ein Tor den Weg – hier konnte man alte Fässer und Förderbänder sehen.
Ich fuhr schließlich weiter und gelangte zuerst in ein kleines Dorf, North Bloomfield, und kurz dahinter an einer Kirche und einem Friedhof vorbei. Alles wirkte aber ausgestorben.
Kurz nach den Gebäuden kam ich zu einem Punkt der mit dem Schild „Scenic overview“ versehen war. Hier stoppte ich und ging ein Stück in die Grube hinein. Was ich sah kann man wirklich als Verbranntes Land bezeichnen – aber die Natur hatte wie man sah bereits begonnen dieses Zeichen menschlicher Goldgier zurückzueroberen.
Ich hätte hier auch auf einen Rundwanderweg gehen können, aber das sparte ich mir und machte mich dann auf den Weiterweg. Als nächstes kam ich zu einem Punkt der als West Point Overview bezeichnet wurde. Ein weiterer Einblick in diese riesige Narbe in der Landschaft. Im Tal stand eine Kanone – diese wurde dazu genutzt um die Felsen zu sprengen (Bild oben rechts) – wirklich unglaublich.
Von dort aus fuhr ich noch weiter, hier kamen nun plötzlich Bereiche in denen die Straßen nicht mehr geteert waren, sondern nur noch Schlaglochpisten. Langsam kamen mir Zweifel ob ich hier weiter sollte. Als ich einer Gruppe von Mountain-Bikern begegnete, erkundigte ich mich ob man auf diesem Weg wieder heraus kommen würde. Man erteilte mir die Auskunft, daß dies möglich wäre, aber es noch ungefährt 17 Meilen Weg wären. Das waren etwas mehr als 27 Kilometer – und das über solche Pisten: Nein danke! Ich drehte also um und fuhr den Weg zurück den ich gekommen war. Als kleines Fazit muß ich sagen: Das ganze war zwar nett anzusehen und leicht atemberaubend – aber die ganze Fahrerei dafür – nun ja. Im Sommer wenn man ein Wanderfreak ist bestimmt eine nette Gegend – es gibt ja Campingplätze, Unterkünfte und ausgeschilderte Wanderwege – aber für mich als kleinen deutschen Touristen.
Highway 49
Also verließ ich die Malakoff Diggins und machte mich auf den Weg in Richtung Süden. Es war wohl so zwischen 14:00 und 15:00 Uhr Ortszeit. Ich wollte ja noch nach Oakhurst wo mein Zimmer auf mich wartete – und laut Karte war der Highway 49 direkteste Weg dorthin. Aber nur laut Karte. Als ich das erste mal eines der hier leider seltenen Schilder mit Entfernungsangaben sah, welches anzeigte daß es bis Mariposa alleine über 80 Meilen waren, schwante mir bereits böses. Ich fuhr also zu, durch Täler mit grünen Hügel mit vereinzelten Farmen und kleine malerische Dörfer mit nur einigen wenigen Häusern.
Doch leider konnte ich nur mit angepasster Geschwindigkeit fahren, denn die Straße wand sich Berge hinauf und hinunter, umfuhr wirklich enge Kurven in denen nur Geschwindigkeiten von 25 Meilen pro Stunde (40 km/h) und weniger möglich waren.
Einige der kleinen Dörfer wären bestimmt einer näheren Betrachtung wert gewesen – aber die Sonne sank immer tiefer und es wurde immer später. Langsam wurde auch mein Benzin knapp und es kam und kam keine Tankstelle. Es muß irgendwo zwischen Placerville und Plymouth in jenem Gebiet östlich von Sacramento, das als „Centreal Mother Lode“ bezeichnet wird, daß ich an einer kleinen, wohl von Mexikanern betriebenen Tankstelle in einem winzigen Dörfchen hielt. Leider war dort gerade viel Betrieb und ich wartete darauf daß ein Tankplatz frei wird. Gerade als jemand wegfährt, da drängelt sich doch so ein fetter, rotgesichtiger Amerikaner in einem der hier üblichen Pickups einfach vor und sieht mich auch noch an als würde er eine Reaktion erwarten. Auf einen Streit mit einem solchen Landei wollte ich es nicht ankommen lassen – daher wartete ich bis der Affe fertig war und betankte dann mein Auto. Am Rande bemerkt: Die junge Bedienung an der Kasse dort war nicht übel. Weiter gings dann den Highway 49 entlang. Ich kam unter anderem durch Sutter Creek und San Andreas.
Die Straßen wanden sich weiter und weiter und langsam wurde es dunkel. Am schlimmsten war die Strecke zwischen Jackson und Sonora. Es war nicht nur stockduster und extrem kurvig – auf der ganzen Strecke begeneten mir zwei, vielleicht drei Autos und nachdem ich das erste Mal Rehe vor mir über die Fahrbahn hatte huschen sehen fuhr ich mit erhöhter Aufmerksamkeit – einen Wildunfall bei Nacht in den Bergen Ostkaliforniens konnte ich am wenigsten gebrauchen.
Ab Sonora ging es ein Stück über den Highway 120 und dann kurz vor Groveland wieder auf die 49. Endlich erreichte ich Mariposa und nach einem weiteren Stück Bergstraße auch Oakhurst. Es war inzwischen nach 22:00 Uhr. Das Daily Inn lag zum Glück direkt an dem von der 49 abbiegenden Highway 41 – und meine Befürchtung sie hätten das Zimmer evtl. schon anderes vergeben haben können weil ich so spät komme erwies sich als falsch. Eine wohlbeleibte weiße Amerikanerin mit Hornbrille übergab mir nachdem ich den Namen genannt hatte den Schlüssel und ich fuhr den Wagen hinter das Hotel, wo sich die Parkplätze befanden. Das Zimmer war klein – aber zum schlafen durchaus ok – und es hatte vor allem eine Klimaanlage. Das war nach der Hitze des Tages wirklich angenehm.
Nachdem ich noch einmal geduscht hatte schrieb ich einen kurzen Eintrag ins Blog und legte mich hin, wo ich fast sofort einschlief. So eine sch*** Fahrerei – aber ich hatte die Erkenntnis gewonnen niemals Entfernungen zu unterschätzen oder amerikanische Straßen zu überschätzen. Eine Meile ist halt doch etwas mehr als ein Kilometer und ein Highway kann hier auch eine enge Bergstraße sein.
Hier noch der zweite Teil der Strecke:
One thought on “Malakov Diggins und Erkenntnisse [29.04.2006]”