Ferropolis – die „Stadt aus Eisen“
Es werden in den nächsten Tagen einige Berichte von meinem Besuch in Wittenberg und um Umgebung folgen. Mein erster Bericht stammt aus Ferropolis – der sogenannten „Stadt aus Eisen“ in Nähe von Gräfenhainchen bei Dessau – ursprünglich eher bekannt unter dem Namen „Tagebau Golpa-Nord„.
Zwar erschien mir der Eintritt von 4 €uronen (das sind ja fast 8 D-Mark!!) pro Erwachsenen Besucher doch etwas happig – aber ich zahlte dennoch zähneknirschend. Zumindest konnten wir so mit dem Auto direkt heran fahren. Eine weitere Möglichkeit wäre es wohl, sein Gefährt am Anfang der langgezogenen Halbinsel abzustellen und zu laufen, was wohl dann keinen Eintritt kostet – aber wer will das schon… 😉
Ursprünglich handelte sich es hier um eine der vielen Braunkohle-Tagebaugruben, die inzwischen geflutet wurden und bildet einen See bildet. Ähnliche Seen gibt es z.B. bei Bitterfeld oder in Bergwitz. Das besondere hier sind die fünf Großgeräte, die man nach Einstellung des Bergbaus hier zusammengefasst hat. Dabei handelt es sich um einen Eimerschwenkbagger – genannt Mad Max – ein 1962 von der VEB Köthen produzierter, 1.250 Tonnen schwere Schienenbagger, einer Höhe von 27,6m und einer Länge von 79,2m. Eines von vielen Ungetümen, die im übrigen größtensteils tatsächlich nur mit Elektrizität betrieben wurden.
Des weiteren finden wir dort auch Eimerkettenbagger oder auch Raupensäulenschwenkbagger „Mosquito„, ein von der Maschinenfabrik Buckau/ Magdeburg R. Wolf bereits 1941 erbautes Gerät, das mit einer Länge von 27,2m und einer Länge von 67,1m Breite trotzdem „nur“ 792 Tonnen schweres Gerät.
Ein weiteres, sehr imposantes Gerät ist einer der beiden ausgestellten Absetzer „Medusa“ und „Geminini„. Die Medusa ist ein 1959 von der VEB Köthen hergestelltes Gerät, das mit einer Höhe von 36m und einer insgesamten Länge von 102 Metern, wovon der Ausleger allerdings alleine 61m einnimmt. Mit 1200 Tonnen eine wirklich schwere Lady.
Der zweite Absetzer, genannt „Mad Max ist der einzige, der von den ausgestellten Geräten begehbar ist. Ein riesiger, mit Raupenketten bewegbares Gerät mit den Größenverhältnissen einer Höhe von 30 m, einer Länge 125 m – wobei der Ausleger davon 60 m einnimmt. Mit einem Gewicht von 1980 Tonnen ein wirkliches Schwergewicht.
Absetzer 1022 A2s 2240 – genannt „Gemini“
Links: Förderband am „Gemini“ – Rechts: Schalttafel im Maschinenraum
Last but not least finden wir in Ferropolis den Schaufelradbagger „Big Wheel“ – ein 1984 von der TAKRAF Schwermaschinenbau Lauchhammer erbautes, 1718 Tonnen schweres Gerät mit einer Höhe von 31m und einer Länge von
74,5m, welches in der Lage war, sich auf seinen von Elektromotoren angetriebenen Ketten selbst von Einsatzort zu Einsatzort zu fahren.
Neben diesen Monster gibt es noch ein Museum und einige andere Ausstellungsstücke dort. Der Eintritt für das Museum ist glücklicherweise in EIntrittspreis enthalten. Man zeigt dort einige alte Abbaugeräte sowie ein Modell sowie Fotos des dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallenen Ort Gremmin. Außerdem findet man eine Karte des jetzigen Telepolis dort, einige historischen Fotos und schließlich im Obergeschoß die im Laufe des Tagebaus gefundenen Überreste eines prähistorischen Mammuts.
Neben dem Gebäude findet man auch eine alte russische DET (Diesel Elektro Traktor) Raupe.
Aber nicht diese Ausstellung ist da besondere in Ferropolis – sondern die regelmässig dort stattfindenden Konzerte wie zum Beispiel das recht bekannte „Melt“ Festival oder „Ferropolis in Flammen“, wobei die Ausstellungsstücke eine gelungene Kulisse für Bands aller Art bieten. Alles in allem ein durchaus sehenswerter Ort – natürlich nur für diejenigen, die der Eintrittspreis von 4 €uronen pro Person oder aber ein längerer Fußmarsch nicht abschreckt.
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