Boston Tour [1/2]
Bei wundervollem Herbstwetter – ich untertreibe wohl eher wenn ich sage daß es 26 Grad Celsius waren – fuhren wir am Sonntag noch einmal nach Boston rein. Eigentlich waren wir gestern Abend bereits schon ein mal da – aber mir war das passiert, was einem Fotografen eigentlich nicht passieren darf: Meine Akkus waren leer. Außerdem war es ja eh schon zu dunkel gewesen – aber das hole ich nun alles mit diesem Blogpost nach.
Kurz möchte ich an dieser Stelle noch über die Central Artery, im Volksmund auch „The Big Dig“ (zu deutsch: „Das große Gegrabe„) genannt, berichten. Ein in der USA wohl recht einzigartiges Projekt, welches zum Ziel hatte die zentralen Stadtautobahnen unterirdisch verlaufen zu lassen. Nachdem ich nun einige Male durch diese nicht enden wollenden Tunnel gefahren bin, muß ich den Planern einen wirklichen Respekt aussprechen. Auch wenn einige Abschnitte inzwischen leicht Erneuerungsbedürftig auf mich wirkten haben, eine wirklich unglaubliche Leistung. Den allmorgendlich Stau auf dem Weg in die Stadt gibt es zwar immer noch – ich muß ihn ja leider jeden Tag aufs neue Erleben – aber die Innenstadt ist für amerikanische Verhältnisse wirklich relativ dünn befahren (wohlgemerkt relativ!).
Gleich bei der Anfahrt auf die Straße in der wir parken wollten erwischten wir eine falsche Abfahrt und dann spielte unser Navi etwas verrückt und lotste uns ziemlich verworren durch die Straßen der Stadt, wobei es mehrfach verkündete „Neuberechnung“ – ein deutliches Zeichen daß man nicht die vorgesehe Strecke genommen hat. Nach einer kleinen Odysee fanden wir aber schließlich unser Ziel. Kleiner Tipp für Wochenend-Besucher in Boston an dieser Stelle: In der Summer Street (beim Navi am besten die angrenzende Melcher Street eingeben, da es mehrere Summer Streets in Boston gibt – Position) kann man am Wochenende kostenlos parken (Parkuhren sind zu ignorieren – die gelten nur Wochentags), ist direkt am Financial District und braucht keine 10 Minuten zu Fuß bis zum Stadtzentrum.
Um jedoch in den Financial District zu kommen, mußten wir zuerst die Summer Street Bridge überqueren. Und gleich dort fiel mir etwas ins Auge. Rote Puppen schwammen dort in durchsichtigen Plastikbällen auf dem Wasser. Das konnte nur eins bedeuten: Kunst. 😉
Es handelt sich dabei wie ich anhand eines Schildes an der Brücke erfuhr um ein die Installation „Walking on Water“ der Künstlerin Lisa Greenfield. Sah durchaus nett aus – aber viel mehr hatte mich die Skyline und die umgebenden Gebäude gefangen.
In diesem Teil des alten Hafens hat – wie ich allerdings erst jetzt erfuhr – auch die berühmte Bostoner Tee Party stattgefunden. Hinter der etwas nördlicheren Brücke befand sich mitten im Fluß das „Tea Party Museum“ mit zugehörigem Schiff. So aber setzte ich unwissend meinen Weg in Richtung Stadtzentrum fort und durchquerte den Financial District und ging dabei an der South Station vorbei, einem der großen Bahnhöfe hier in Boston. Wie in allen us-amerikanischen Städten befanden sich auch hier im Financial District einige der größten und imposantesten Wolkenkratzer der Stadt. Nicht aber die größten wie wir etwas später im Bericht noch bemerken werden.
Vorbei an der lokalen Filiale der Kaufhauskette Macy’s und an einigen weiteren Geschäften vorbei, die natürlich auch am Sonntag geöffnet hatten nährte ich mich dem Stadtzentrum,
dem Boston Common, jenem Park unterhalb des State Houses von Massachusetts und der Park Street Church, welche ich beide bereits in meinem Post zum Freedom Trail erwähnt hatte.
Ihn durchquerend begab ich mich nun zum Public Garden – einem weiteren Park, der gleich westlich des Boston kommen gelegen und nur durch eine Straße von diesem getrennt ist. Dieser ist noch ein wenig prachtvoller als der Boston Common – wenn man ihn durchläuft glaubt man kaum, daß hier vor dessen Gründung im Jahre 1837 noch eine Salzmarsch gewesen war. Seit 1859 ist er der Öffentlichkeit zugänglich. Angeblich sollte es hier auch Schwanenboote geben – von diesen sah ich jedoch nichts – eventuell sind diese nur in den Sommermonaten auf dem Wasser.
Aus dem Park heraus kam ich schließlich auf die Boylston Street, der ich weiter Südwestlich folgte. Mein erstes großes Ziel war bereits deutlich über den anderen Gebäuden zu sehen. Doch bevor ich ihn erreichte, kam ich noch an der Trinity Church vorbei und dem diese weit überragenden John Hancock Tower und dem davor gelegenen Copley Square.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen: An Kirchen hat es in Boston mehr als genug – ich sah mehrere als ich alleine diese Strecke entlang ging. Wirft man aber einen Blick in die Seitengassen, sieht es dort tatsächlich so aus, wie man es sich als Europäer von einer amerikanischen Großstadt erwarten würde.
Dann endlich kam ich meinem Ziel zum Greifen nahe: Dem Prudential Tower. Er ist mit 229 Metern und 52 Stockwerken nach dem eben bereits erwähnten John Hancock Tower das zweithöchste Gebäude in Boston – und das besondere: Im 50sten Stockwerk gibt es eine Aussichtsplattform, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Bevor ich diese jedoch besuchen konnte mußte ich erst einmal einen Zugang finden. Von der Boylston Street über einen Platz mit einer modernen Plastik erreichte ich eine Mall unterhalb des Towers, in der ich mit der Suche nach dem eigentlichen Eingang begann. Mein Ziel war zum Greifen nahe.
Links: Prudential Tower – Rechts: „Reaching for the sun“
Prudential Tower durch das Dach der Einkaufs-Mall
Der Pförtner am Fuß des Towers, den man durch oben genannte Einkauspassage erreichen kann, verlangte von allen Eintretenden eine „ID“ (Ausweis). Glücklicherweise aktzeptierte er meinen Personalausweis, was hier keine Selbstverständlichkeit ist. Manchmal muß man tatsächlich seinen Reisepass vorlegen, den ich jedoch auch mit mir trug. Auch der Führerschein wird hier als Ausweis vorbehaltlos aktzeptiert – was natürlich auch mit der Tatsache zusammenhängt, daß der Führerschein der Amerikaner einem Personalausweis gleichwertig ist. Über einen Expressfahrstuhl erreichte ich schließlich den 50sten Stock. Im 52ten Stock befindet sich übrigens ein Restaurant, welches ich jedoch nicht besuchte. An einer Kasse wurde den Besuchern 11 US-Dollar Eintritt abgeknöpft, dann erhielt man eine kleine Box mit Zahlentastatur – eine Art elektronischer Guide und konnte endlich die Plattform betreten. Ein atemberaubender Ausblick auf die Stadt bot sich mir von hier aus.
Links: John Hancock Tower & Trinity Church (Nordosten) – Rechts: Interstate 90/Mass Turnpike (Westen)
Links: Back Bay / Charles RIver (Norden) – Rechts: Fort Independence / South Boston
Links: South Boston – Rechts: Charles River / Blick Richtung Harvard (Nordwesten)
Von hier oben konnte man wirklich die ganze Stadt überblicken – und ich hatte wirklich Glück daß das Wetter so perfekt für einen Besuch hier war. Um hinter die Funktion des elektronischen Guides zu kommen brauchte ich aber einen Moment – dabei ist es im Grunde genommen ganz einfach. An den Streben zwischen den Fenstern sind dreistellige Zahlen angebracht, meist eine für eine Erklärung für Erwachsene und eine für eine Erklärung für Kinder. Diese gibt man einfach ein und drückt „Play“ – sogleich bekommt man die zugehörigen Fakten zu seiner Blickrichtung – gespickt mit einigen historischen Informationen erzählt. Die meisten Besucher hielten sich das Ding ans Ohr – da ich jedoch mit Kameras und sonstigen Zubehör beide Hände voll hatte, steckte ich einfach meine iPod-Kopfhörer in das Gerät und mußte es so nur noch zur Hand nehmen, wenn ich eine neue Zahl eingeben mußte. Mit der langen Trageschlaufe konnte ich es mir auch gleich bequem über die Schulter hängen. So hatte ich beide Hände frei, um weiter Aufnahmen zu machen und gleich noch etwas über die Stadt zu lernen.
Links: Kirche in Back Bay – Rechts: Turmspitze des 111 Huntington Hochhauses
Links: Christian Science Church Park – Rechts: Back Bay Viertel mit Newbury Street
Links: Citgo Werbetafel – Rechts: Blick auf das Ufer von Cambridge
Links: Trinity Church von oben – Rechts: Fenway Park – das Stadion der Red Sox Mannschaft
Links: Interstate 90 – auch Massachusetts Turnpike genannt – Rechts: Longfellow Bridge
Das Back Bay Viertel direkt am Charles River gegenüber von Cambridge war übrigens einmal eine Sumpfgegend gewesen, die im 19. Jahrhundert trocken gelegt wurde und heute eine der exklusivsten Wohngegegnde der Stadt ist.
Drüben in Harvard – der weltberühmten Universität fand an jenem Tag gerade das (hier berühmte) „Harvard Rowing Regatta“ statt, bei dem verschiedene Ruderclubs gegeneinander antreten. Von ihr konnte ich von hier oben einige der Wettkämpfer beobachten. Außerdem waren auch noch weitere Segelboote auf dem Charles River unterwegs.
Mit einem Teleobjektiv kann man von hier oben aber auch gute Einblick ins Straßenleben in Boston rund um den Tower gewinnen. 🙂
Zum Abschluß dieses Teil des Berichtes – das ganze wird sonst zu lang und mir wird es zu spät hier – noch einen kurzen Einblick ins Innere der Aussichtsplattform.
Wenn ich es schaffen sollte folgt der zweite Teil dann morgen. Ich wünsche allen Lesern eine gute Nacht für heute – oder einen schönen Morgen – je nach Standort…
Nachtrag: Hier gehts zu Teil 2…
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