Boston Tour [2/2]

Fortsetzung vom ersten Teil

Fahren wir heute also fort mit dem zweiten Teil des Berichtes von meiner Tour durch Boston. Wir waren bei meinem Besuch auf dem Prudential Tower stehen geblieben, welchen ich nach fast einer Dreiviertel Stunde auf der Aussichtsplattform wieder verließ. Das Problem was ich nun hatte war: Wie komme ich wieder aus der darunter befindlichen Mall auf die Straße hinaus. Es brauchte wenigstens 7-8 Minuten, in denen ich durch die Gänge irrte, bis ich schließlich einen Ausgang entdeckte. Nun fand ich mich an der Ecke Avenue of the Arts / Belvidere Street wieder – direkt an dem riesigen Komplex des Christian Church Science Parks mit seinem riesigen „Mirror Pool“ und den davor befindlichen Wasserfountainen.

Christian Church Science Park Christian Church Science Park
Christian Church Science Park südlich des Prudential Centers

Ich hatte im Electronic Guide oben auf der Aussichtsplattform so einiges über diese Institution gehört und schloß daraus, daß hier die Quelle für solche Ideen wie die Ablehnung der Darwinschen Evolutiontheorie und ähnlichem (aus meiner Sicht) Unfug lag. Religion ist schön und gut, feine Sache für einfache Leute – aber ich lehne muß ich hier mal zugeben diese zu religiöse Sicht auf die Tatsachen der Welt eher ab. Um die Rolling Stones hier mal zu zitieren:
I watched with glee
While your kings and queens
Fought for ten decades
For the gods they made

(aus „Sympathy for the devil“ vom 1968er Album „Beggars Banquet“)
Schöne Anlagen bauen sie aber trotzdem. Mehr will ich dazu mal nicht sagen. Besser ist das
Vom Christian Church Science Park aus bewegte ich mich dann einige Straßen weiter und erreichte die Newbury Street im Stadtteil Back Bay. Es ist wohl nicht übetrieben wenn man die Newbury Street als eine der aktuellen In-Straßen der Stadt bezeichnet. Die im englischen Stil gehaltenen Häuser beinhalten durchgehend teuere und exklusive Geschäfte, ansehnliche Straßencafés und guten Restaurants. Viele der Menschen, denen ich hier begegnete machten den Eindruck hier nur zu flanieren, um gesehen zu werden: Stylisch gekleidet, herausgeputzt und mit möglichst viel Accessoires, die ihr In-Sein deutlich zeigten.

Newbury Street Newbury Street
Newbury Street

Newbury Street Newbury Street
Eindrücke aus der Newbury Street

Nach einiger Zeit in dieser Straße fasste ich den Entschluß, mir noch einmal den Beacon Hill, jene Edel-Wohngegend oberhalb des Boston Common Parks anzusehen. Hier sollten sich die ältesten und wohlhabensten Häuser der Stadt finden. Dem war zwar auch so – aber ich fand es zwar historisch, vor allem durch die vielen engen Gassen, dann aber auch etwas langweilig. Die Wohngegend zeigte zwar noch viel von ihrem alten Glanz, aber es gab recht wenig Hinweise, welche geschichtliche Bedeutung die einzelnen Häuser hatten.

Beacon Hill Beacon Hill
Beacon Hill

Über die Charles Street wanderte ich Nordwärts und erreichte so die Metro-Station Charles / MGH (Massachusetts General Hospital). Hier fasste ich, da ich mich nicht vollkommen verfranzen wollte, den Entschluß einmal ein wenig U-Bahn zu fahren. Für 10 Dollar erwarb ich also eines der hier üblichen „Charlie Tickets“ im Wert von zehn Dollar. Daß ich bei Bezahlung mit einem 20 Dollar Schein 10 einzelne 1 Dollar Münzen zurück erhielt, die mein Portmonaie ziemlich aufblähten mußte ich so hinnehmen. Unerfahren wie ich zu diesem Zeitpunkt nun einmal war, entsprach das was nun folgte einer kleinen weiteren Odysee. Ich fuhr von der Charles MGH Station mit der Red Line bis zur Park Street Station, stieg dort erst einmal in die Green Line um und fuhr eine Station in Richtung Lechmere bis zur Station Gov Center, um dann zu merken, daß ich in die falsche Richtung fuhr. Das Stück bis zurück zur Park Street (am Boston Common) legte ich zu Fuß zurück und verließ für kurze Zeit die U-Bahn.

Charles / MGH Metro entrance
Links: Metro-Station Charles / MGH – Rechts: Eingang zur Metro (Park Street)


Das „Charley Ticket“ für den Bostoner Nahverkehr

Hier begegnete ich einer jungen Frau, die mich nach dem Weg zu School Street fragte. Und siehe da: Ich konnte ihr als Fremder und Ausländer Auskunft geben. Denn vom Post zum Freedom Trail wußte ich noch, daß die School Street jene Straße war, in der die Old City Hall lag und diese nur einen Block entfernt war. Für was das Blogpost-Schreiben doch manchmal so alles gut ist.
An der Park Street stieg ich wieder hinab in die Tiefen des Bostoner U-Bahn Systems und bestieg die Red Line in Richtung Alewife, wobei ich die Longfellow Bridge überquerte und an der Haltestelle Kendall / MIT in Cambridge schließlich ausstieg. Mein Ziel war das der Bostoner Innenstadt gegenüberliegende Ufer, welches ich bereits für die Nachtaufnahmen vor einigen Tagen einmal aufgesucht hatte. Problemlos fand ich es wieder und konnte hier einige Aufnahmen machen.

Boston Skyline Beacon Hill Skyline
Links: Boston Skyline – Rechts: Beacon Hill Skyline
Beacon Hill
Beacon Hill Close-Up

Der Rückweg gestaltete dann sich schwieriger als ich dachte, ich mußte etwas Suchen bis ich eine Querstraße fand die vom Memorial Drive zurück an die Union Street führte, wo sich die U-Bahn Station befand. Denn ich hatte mich einiges an der Uferpromenade in Richung Longfellow Bridge bewegt. Doch schließlich gelang es mir, die Station wieder zu finden und ich bestieg die Red Line, diesmal in Richung Braintree, welche ich an der Park Street wieder verließ. Von dort aus machte ich mich auf den Weg, einen kurzen Blick in den Theater-District zu werfen.

Theater District

Theater District Theater District
Theater District

Sunset
Sunset

Was ganz nett – aber nicht unbedingt so sehenswert. Weiter unten hätte ich noch bis China Town gehen können, aber die Zeit wurde knapp, denn um 18.00 Uhr wollten wir uns wieder an der Tourist Information am Boston Common Park treffen – so dachte ich zumindest.

Boston Common Boston Common
Boston Common Park

Boston Common
Boston Common Park

Wähend ich da saß und wartete, ich war etwa sieben Minuten zu früh, kam es zu einer recht skurrilen Begegnung. Ich hatte mir gerade eine Zigartte angezündet, da kam einer der Homless, die sich hier in größerer Zahl aufhalten, auf mich zu, einen Stummel einer Zigarette im Mundwinkel, und fragte nach Feuer. Ein ziemlich seltsamer Type, zersauste graue Haare und eine Augenklappe über dem linken Auge. Ich gab ihm welches und er setzte sich neben mich. Gleich bot er mit was zu trinken an – er hatte eine Flasche in einem braunen Papierbeutel bei sich – ein Gemisch aus Lysterine (Mundspülung) und irgend etwas anderen – wohl Alkohol. Dann begann er mich zuzutexten. Ich wollte nicht einfach gehen, man weiß ja nie wie solche Leute reagieren, daher ließ ich mich auf ein kurzes Gespräch ein. Er erzählte, er sei ein „Spike“ (halb Spanish/Latino, halb Ire) und redete ziemlich viel wirres Zeug. Ich antwortete vorsichtig und bedächtig, um ihn nicht irgendwie aufzubringen. Schien aber alles in allem eher von der harmlosen Sorte und außerdem leicht verwirrt. Als er dann zum zweiten Mal anfing, von seiner Herkunft zu sprechen, entschuldigte ich mich, daß ich mal schauen wollte wo mein Kumpel blieb und machte eine kurze Runde durch den Park. Zum Glück war er verschwunden, als ich wieder an der Tourist Information ankam.
Etwa 18.14 Uhr EST erreichte mich eine SMS wo ich sei. Wenig später telefonierten wir und es stellte sich heraus daß mein Begleiter am Bahnhof South Station wartet. Zähneknirschend sagte ich zu, daß ich mich gleich auf den Weg dorthin machen würde.
Kaum zehn Minuten später war ich dort, traf ihn dort an und wir machten uns auf den Rückweg zum Wagen, um anschließend die Heimreise anzutreten

Stars & Stripes

Mehr als fünf Stunden war ich in der Innenstadt von Boston an diesem Tag unterwegs gewesen – und noch heute sind meine Füße etwas wund davon. Aber hat sich allemal gelohnt. Boston ist schon eine schöne Stadt. Es hätte mit Sicherheit noch einiges gegeben, was ich mir hätte ansehen können, aber die Zeit hat einfach gefehlt. Trotzdem ein wirklich erfolgreicher Tag muß ich sagen.

5 thoughts on “Boston Tour [2/2]

  1. Boston ist eine wunderschönen und irgendwie voll gemütliche Stadt. War schon zweimal dort und war jedesmal begeistert. Finde es auch interessant was du so fotografierst. Von ein paar Objekten habe ich änlich Aufnahmn nur aus einem anderen Winkel. Viel Spaß noch!

  2. Weisst du zu berichten, warum es „Charlie Ticket“ heisst? (auf der Seite mit dem Magnetstreifen ist auch ein Typ gemalt (im Comic-Stil)…

  3. @Frank: Danke, werde ich haben.

    @wiemi: Hier gibt es eine Charles Street, einen Charles River – ich gehe einmal davon aus daß es damit zu tun hat.

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