Plimouth Plantation und Mayflower II [04.11.2007]
Nachdem ich am ersten November nach Boston zurückgekehrt war wollte ich den letzten vollen Tag in den USA natürlich nicht ungenutzt vergehen lassen. Auf einen Hinweis meines bereits nach Deutschland zurückgekehrten Kollegen hin wählte ich daher die Stadt Plymouth etwas südlich von Boston als Ziel eines kleinen Ausfluges – eine historisch für die Vereinigten Staaten sehr wichtige Stadt. Doch dazu gleich mehr.
Nachdem ich Boston bereits fast durchquert hatte, geriet ich leider erst einmal in einen zähfließenden Verkehr wie er hier auf der Interstate 93 leider fast täglich herrscht. Doch bald schon floß der Verkehr wieder einigermaßen, so daß ich nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit endlich mein erstes Ziel erreichte: Die Plimouth Plantation. Nachdem ich den Wagen abgestellt hatte, erreichte ich über eine Treppe das sogenannte Visitor Center.
Es handelt sich bei dieser Einrichtung nicht etwa um eine Pflanzung oder Plantage wie der Name vielleicht vermuten lässt, sondern vielmehr um eine Art Freilichtmuseum. Als ich jedoch den Eintrittspreis für eine Kombikarte zu diesem Museum und der hier liegenden Mayflower las, überlegte ich tatsächlich kurz, ob ich es wirklich tun sollte. Die wollten 25 Dollar für einen Erwachsenen. Doch ich war immerhin die lange Strecke gefahren, da konnte ich schlecht umkehren. Daher zahlte ich mehr oder minder zähneknirschend den Preis. Immerhin ging es hier um die Geschichte der ersten britischen Siedler in den USA, die sogenannten Pilgrim Fathers.
Bereits bei der Ankunft war mir aufgefallen, daß sich einige Schulbusse auf dem Parkplatz befanden. Und hier innerhalb des Museums trieben sich dementsprechend auch viele Schulkinder herum. Doch das sollte mich nicht weiter abhalten. Nachdem man das Gebäude verlassen hatte, wählte ich den rechten Weg, welcher sich leicht windend in eine kleine Talsenke hinab. Dort traf ich auf die erste der Ausstellungsbereiche: Ein originalgetreu rekonstruiertes Dorf der Wampanoag-Indianer, jenem Volke, das während der Ankunft der ersten englischen Siedler in dieser Gegend lebte. Aber nicht das Dorf alleine ist das besondere hier, sondern die Darsteller, die das Leben in einem solchen Indianerdorf des 17ten Jahrhunderts originalgetreu darstellten. Bis auf die Tatsache daß sie englisch sprachen, vollführten sie ihre Aufgabe auch mit ziemlicher Inbrunst. Gleich am Eingang des Dorfes saß eine alte Frau in traditioneller Lederbekleidung vor einer Hütte, neben sich ein altertümlicher Kessel über einem Feuer. Als ich dazu kam, war sie gerade von einer Gruppe von Kindern und Erwachsenen umlagert und beantwortete deren Fragen.
Links: Alte Indianerin beantwortet Fragen – Rechts: Beim schüren des Kochfeuers
Alte Indianerin vor ihrer Hütte
Ein Stück hinter der Hütte dieser Frau war ein junger Indianer damit beschäftigt, einen Baumstamm mit Hilfe von heißen Steinen, klimmenden Holz und tradtionellen Werkzeugen in ein Kanu zu verwandeln. Dabei erzählte er den dabei stehenden Besuchern, wie man zur damaligen Zeit vorgegangen ist, um ein solches Gefährt zu fabrizieren und daß ein Kanu dieser Art ein ganzes Leben hat halten können.
In einer langgestreckten Hütte ein kleines Stück weiter saß ein Indianer mit interessanter Frisur, der den Besuchern ein wenig über das Leben in solchen mit Borken gedeckten Hütten vor sich ging.
Ein viel größerer Anzugspunkt war jedoch eine Frau vor einer Feuerstelle, die ein Baby in traditioneller Kleidung auf dem Arm hielt. Nur die Haarfarbe passte des Kleinkinds passte nicht so ganz zu dem Bild eines Indianers des nordamerikanischen Kontinents. 😉
Auf einer Feuerstelle vor ihr köchelte eine Art Eintopf aus Mais und Bohnen, von dem eine weißhaarige wohlbeleibte Frau mit nicht in ganz ins 17te Jahrhundert passende Kassengestellbrille kleinere Kostproben an ein paar der Kinder verteilte.
Eine weitere langgestreckte Hütte etwas abseits der übrigen Häuser war von einer Indianerin mittleren Alters besetzt, die den Besuchern einiges über Nahrungsmittel und Heilmittel der Indianer berichtete. Eventuell impersonierte sie eine Art Medizinfrau. Das besondere war, daß in der Hütte ein offenes Feuer brannte, dessen Rauch unerwarteter Weise gut durch die beiden Luken in der Decke abzog. Nach einiger Zeit wurde sie von der alten Frau abgelöst, die noch ein wenig über die Zirkulation des Rauches in einer solchen Hüttenkonstruktion sprach.
Ich machte noch ein paar Fotos im Dorf, dann setzte ich meinen Weg fort zur zweiten Freilichtausstellung.
Über einen schmalen Weg an einem kleinen See entlang und einige Treppen hinauf lag auf einer kleinen Anhöhe lag das Dorf der englischen Siedler.
Gleich am Eingang stieß ich dabei auf einen wohlbeleibten Mann, der dabei war aus einem Baumstamm mit den Werkzeugen des 17ten Jahrhunderts Bretter zu fertigen – um genau zu sein verwendete er Keile und einen riesigen Holzhammer, um den Stamm der Länge nach zu spalten. Er sprach dabei teilweise in einem altertümlich anmutenden Englisch und war wie so oft von einer kleinen Gruppe von Besuchern belagert, die sein Treiben interessiert beobachtete. Einige der Kinder aus der Gruppe durften ihm auch mal an einigen Stellen zur Hand gehen, indem sie einen Keil ansetzten oder holten.
Etwas weiter innerhalb der Siedlung waren einige Männer gerade dabei, eine neue Hütte zu bauen. Des weiteren trieben sich dort neben den Besuchern auch einige Männer und Frauen in historischen Kostümen herum, die auf Fragen der Besucher entsprechend ihrer Rollen reagierten. Aber auch innerhalb der Hütten waren einige Darsteller zu finden. So traf ich auf einen Mann im pinkfarbenen Überhemd, der sehr originalgetreu über die Religionsfreiheit in den Kolonien berichtigte. In einer anderen Hütte saß eine Frau neben einer Feuerstelle, die sich darüber beklagte daß ihr ihre Kleider nicht mehr passen, da sie hier stark abgemagert wäre und daß das Essen so schlecht sei. Alles wirklich sehr authentisch vorgetragen.
Auf einer kleinen Erhebung innerhalb der Siedlung befand sich eine kleine Festung, ausgestattet mit einigen Kanonen im ersten Obergeschoß. Außer denen gabs dort auch nicht viel zu sehen, aber man hatte einen guten Blick auf die Siedlung selbst.
Verließ man das Dorf durch das kleine Tor hier oben bei der Festung, kam man noch an einem kleinen Handwerkszentrum vorbei, wo teilweise mit alten, teilweise mit modernen Mitteln Töpfer- oder Holzarbeiten gefertigt wurden. Ich machte hier aber keinerlei Fotos. Das einzige was ich noch erwähnen möchte, ist eine Colonial Education Site, an der ich vorbei kam, bevor zurück zum Visitor Center gelangte. Hier kann man, soweit ich das Schild richtig gelesenhabe, wohl ebenfalls das Leben des 17ten Jahrhunderts in Form von Gruppenveranstaltungen erleben kann. War aber leider geschlossen als ich dort war.
Im Visitor Center gab es noch eine kleinere Ausstellung zum Thema Thanksgiving – jener großen Tradition in den Vereinigten Staaten, die ja bis heute auf die Pilgrim Fathers zurückgeführt wird.
Damit schloß ich meinen Besuch in der Plimouth Plantation ab und machte mich auf den Weg zur zweiten Sehenswürdigkeit des Ortes Plymouth: Der Mayflower II.
Dabei handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau jenes Schiffes, mit dem damals die ersten Siedler den nordamerikanischen Kontinent erreicht hatten. Gebaut in England war das Schiff tatsächlich den Weg von dort ins heutige Plymouth gesegelt und brach wie ich erfuhr auch heute noch hin und wieder zu Fahrten auf. Aktuell aber lag an einem speziellen Pier am Hafen und war für die Öffentlichkeit zugängig. Und sie war erheblich kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte.
Durch das Vorzeigen meines Kassenzettels als Eintrittskarte gewährte man mir Zugang – und im inneren Bereich stieß ich auf eine weitere Ausstellung, die sich mit der Reise und den Umständen dieser ersten Reise von Kolonisten beschäftigte.
Der Besuch auf dem winzigen Schiff gestaltete sich dann recht kurz. Außer dem Oberdeck und dem Unterdeck war nicht viel für Touristen zugänglich. Natürlich waren auch hier einige Darsteller in historischen Kostümen zu Gange und beantworteten die Fragen der Besucher beantworteten.
Gleich neben der Mayflower II befand sich der Pilgrim Memorial State Park – eigentlich nur ein kleiner Grünstreifen neben der Straße, in dem sich ein kleiner Tempelbau mit dem soganannten „Plymouth Rock“ darin befand, ein Felsbrocken, der angeblich der erste Felsbrocken sei, der von den Siedlern auf amerikanischen Boden betreten worden ist. Als ich dort war, traf ich dort auf eine Gruppe von buddhistischen Mönchen, welche die Stelle auch gerade besuchten und Freundschaftsbänder an die ebenfalls anwesenden Kids verteilten. Leider bekam ich keines ab. 😉
Inzwischen war es schon spät geworden – daher entschloß ich mich meinen Besuch in Plymouth damit zu beenden und mich auf den Rückweg zu machen. Die Entscheidung erwies sich als recht klug – denn kurz bevor Boston zog sich ein kilometerlanger Stau dahin, durch den ich mich über eine Stunde lang kämpfte. Doch im Dunkeln, aber wohlbehalten erreichte ich schließlich mein Hotel.
Alles in allem war der Besuch nicht unbedingt so spektakulär, wie ich erwartet hatte, aber vor allem die Siedlung hatte sich für einen geschichtsinteressierten Menschen für mich als sehr aufschlußreich. Nur den Eintrittspreis von 25 Dollar war ziemlich heftig – hier sollte jeder selbst überlegen ob er das Geld ausgeben möchte.
Ich möchte an der Stelle noch erwähnen, daß einige der Darsteller tatsächlich über das von Hollywood geprägte Stereotyp von Indianern redeten und sogar auf den ja ansonsten eher totgeschwiegenen Holocaust an den Ureinwohnern des nordamerikanischen Kontinents eingingen. Fand ich gut.
Da haben die Pilgerväter dieses riesige Land mit solchen Nussschalen bevölkert..
Heutzutage gibt es Privatleute, deren Yacht grösser ist…
Schätze, für einige der Kids war es eine interessante Lektion, dass nicht alle „Indianer“ so wohnen und bekleidet sind, wie sie es aus Hollywoodfilmen kennen…
Die Bilder sagen schon einiges über das Dorf und die Menschen die da leben aus. Finde besonders die Herstellung der Kanus sehr interessant. Kanu fahren ist auch eins meiner Hobbys. Versuche in jedem urlaub immer mal mit dem Kanus zu fahren.
Toller Reisebericht.
25$ ist natürlich ein stolzer Preis. Aber wenn man erst mal dort ist, können die halt mehr oder weniger nehmen, was Sie wollen. Ist bei meinem Wohnort nicht anders. Allerdings wurde dafür ja einiges geboten, was zugegebener Maßen bei uns nicht immer der Fall ist.
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