Ausflug nach Prag [28. – 30.11.2008] – Teil 2
Fortsetzung von Teil 1.
Nach dem durchzechten Abend und eigentlich viel zu wenig Schlaf trafen wir uns am Morgen alle beim amerikanischen Frühstück in einem der Restaurants des Hotels wieder. Nach einem ausgiebigen Frühstück trafen wir uns dann in der Lobby mit einem lokalen Guide um uns die Stadt zeigen zu lassen. Wie am Abend zuvor begaben wir uns mit der U-Bahn zum Wenzelsplatz und kamen dort direkt neben dem berühmten Reiterstandbild des böhmischen Nationalheiligen Wenzel zurück unterhalb der Nationalmuseums an die Oberfläche.
Das 1912 von dem tschechischen Künstler Josef V. Myslbek geschaffene Denkmal ist wie man oben sieht von den vier Schutzheiligen Ludmilla und Prokop (vorn) und Anezka (Agnes) und Vojtech (Adalbert) (hinten) flankiert und ist wohl das bekannteste Denkmal der tschechischen Hauptstadt. Wir bekamen einiges über die Geschichte des Václavské námestà (Wenzelsplatz) zu hören, der übrigens bereits im Mittelalter im Zentrum der Neustadt von Prag erschlossen wurde und lange Zeit als Rossmarkt diente.
Auf der Treppe des oberhalb dieses Platzes gelegenen Nationalmuseum setzte sich übrigens der tschechische Student Jan Palach am 16ten Januar 1968 zur Zeit des Prager Frühlings selbst in Brand um damit gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes und der Niederschlagung des Prager Frühlings zu demonstrieren. Neben dem ihm geweihten Gedenkstein direkt am Nationalmuseum, den wir leider nicht besuchten, findet für diese Person noch eine weitere Gedenktafel am Jan-Palach-Platz an der Prager Universität.
Wir wanderten nun den Wenzelsplatz hinunter, vorbei am architektonisch sehr schönen Jugendstilgebäude des Grand Hotel Europa
und bogen dann in die Lucerna-Passage ab, wo uns unserer Fremdenführer zum einem weiteren Wenzelstandbild führte, eine Persiflage des Skandalkünstlers David Cerný bei dem der Nationalheilige ein umgedrehtes totes Pferd reitet.
Durch einen kleinen Park eines ehemaligen Klosters erreichten wir einen Platz an der Ecke Jungmannova und Narodni, wo sich das Palac Adria befindet – das einzige jemals im rondo-kubistischen Baustil errichteten Gebäude befindet. Es wurde 1923 bis 1924 für eine Versicherungsgesellschaft errichtet und ist heute nach einer Renovierung 1996 bis 97 eine teure und moderne Adresse für private Wohnungen und Büroräume
Über den Wenzelsplatz ging es über die Na Priskope in Richtung Nordosten bis hin zum Pulverturm und dem daran angrenzenden im Jugendtil errichteten Prager Stadthaus, in dem sich heute Geschäfte und Konzertsäle befinden. Der im 15. Jahrhundert errichtete 65m hohe Pulverturm ist eines der imposantesten ehemaligen Eingangstore in die Stadt Prag und diente bis ins 17. Jahrhundert tatsächlich als Lagerort für Schwarzpulver.
Links: Pulverturm – Rechts: Eingang zum Prager Stadthaus
Aber nicht nur das äußere des Stadthauses machte einiges her, auch das Interior ist äußerst sehenswert. Mit viel Stuck und Holzelementen sowie weiteren verspielten Jugendstilelementen ist das innere des Gebäudes ebenfalls sehr sehenswert.
Im oberen Bereich befindet sich des weiteren noch das Café Kavarna, ein wunderschön eingerichtetes Kaffeehaus, das mich von der Einrichtung her ein wenig an das Mastanka Besada im tschechischen Pilsen, das ich vor einiger Zeit besucht hatte.
Durch den Torbogen des Pulverturms hindurch bewegten wir uns nun wieder in Stadt, vorbei an einem weiteren bekannten Gebäude in kubistischen Baustil, dem Haus der schwarzen Madonna
bis hin zu Altstädter Ring, einem zentralen Marktplatz der gleich von mehreren sehenswürdigen Gebäuden flankiert wird. Da ist zum einen die Tenykirche im Westen, das Altstädter Rathaus mit der berühmten Astronomischen Uhr im Südosten und die Nikolauskirche im Nordosten. Im Zentrum des Platzes befindet sich des weiteren ein Denkmal des Reformaters Jan Hus, das ich jedoch wegen des gerade stattfindenden Weihnachtsmarktes nicht richtig fotografieren konnte. Vor der astronischen Uhr hatte sich eine riesige Traube von Menschen gebildet, die fotografierten und Videoaufnahmen machten. Obwohl ich Massentourismus ja eigentlich ablehne, reihte ich mich in diese Traube ein und machte ebenfalls meine Fotos.
Links: Teynkirche – Rechts: Altstädter Rathaus
Links: Nikolauskirche – Rechts: Astronomische Uhr am Altstädter Rathaus
An dieser zentralen Stelle unterbreche ich meinen Bericht mal wieder und fahre morgen fort – ansonsten wird es beileibe zu spät wie ich bei einem kurzen Blick auf die Uhr feststellen muss. Ich wünsche allen Lesern eine gute Nacht für heute. Morgen gehts dann weiter – wahrscheinlich wird der Bericht letztlich dann doch drei bis vier Teile haben. Wir werden sehen.
Obwohl sich die Prager Innenstadt schön „herausgeputzt“ hat, empfinde ich jedoch die überall zu findenden Spuren der Globalisierung als sehr störend.
Bes. am Wenzelsplatz fällt einem die Menge an Fastfood-Restaurants unangenehm auf…
Ich bin weder Globalisierungs-Gegner, noch wünsche ich mir die „alten Zeiten“ zurück; aber ich finde, man hätte in diesem „historischen“ Bereich strengere Regeln haben sollen…