Millionär – Tommy Jaud – ein Buchreview
Nach Vollidiot (als Verfilmung) und Resturlaub habe ich mit Millionär nun das dritte Werk des deutschen Schriftstellers und Drehbuchautors Tommy Jaud verschlungen. Dabei wählte ich die Hörbuchfassung mit Christoph Maria Herbst als Sprecher, die ich wie üblich bei Audible erworben hatte. Mit einer Laufzeit von 4 Stunden und 36 Minuten ein eher kurzes Hörbuch, aber ich habe jede Sekunde genossen. Zwar ist das Buch als Fortsetzung des Romans Vollidiot angelegt, man kann das Buch meiner Meinung nach aber auch ohne Vorkenntnis lesen.
Die in der Ich-Form erzählte Geschichte handelt von Simon Peters, den wir ja schon aus dem Vorgängerbuch Vollidiot kennen. Nach seiner Entlassung aus dem T-Punkt lebt dieser nun von Hartz IV und in einer kleinen Wohnung in Köln-Sülz. Der notorische Nörgler und Weltverbesserer versucht seinem Leben eine gewisse Regelmässigkeit zu geben, indem er allmorgendlich in sein „Büro“, das persische Internetcafé Shahins WebWorld fährt und von dort Beschwerde-Emails an verschiedene Produkthersteller zu verschicken und so Gratis-Packungen abzugreifen, die seinen Einkommen etwas aufbessern. Dabei lernt er auch am Telefon die Kundenberaterin Annabel Kaspar kennen, in die er sich heimlich verliebt. Als sein Vermieter den Dachbereich seines Hauses zu einem Luxusappartment ausbauen lässt und wenig später an eine aufgetakelte Tussi mit pinkfarbenen Hummer vermietet, merkt Simon schnell dass er etwas unternehmen muss und beschließt Millionär zu werden und sein Wohnhaus zu kaufen, damit er diese nervtötende Frau wieder loswerden kann, indem er ihr die Wohnung kündigt.
Ich musste während ich dieses Buch hörte wirklich mehrfach auflachen und häufig schmunzeln. Tommy Jaud legt auch hier wieder eine wunderbar pointierten Schreibstil an den Tag und Christoph Maria Herbst verleiht jedem der Charaktere durch Veränderung der Stimme und hinzufügen von Akzenten ein wunderbares Eigenleben. Darüber dass die einzelnen Handelnden, vor allem die neue Tussi-Mieterin, dabei leicht überzogen klingen kann man problemlos hinweg sehen, da es sich wunderbar in die auch ansonsten leicht abstruse Geschichte einfügen. Für mich kam hinzu, dass ich durch meinen fast einjährigen berufsbezogenen Aufenthalt im schönen Köln viele der Orte von denen gesprochen wird sogar kannte (Zülpicher Straße, Scheinbar, Boogaloo etc.) und ich vielen der Aussagen die über diese Orte getroffen wurden nur schmunzelnd zustimmen konnte. Ich persönlich finde dieses Buch sogar noch einen Deut besser als Vollidiot und auf jeden Fall so skurril wie Resturlaub. Die Geschichten von Tommy Jaud klingen wenn man den Plot liest zuerst durchaus etwas abwegig, aber die Umsetzung und Erzählweise machen sie beim Lesen dann doch wieder plausibel.
Einzig die ohne weitere Einleitung angehangenen TakeOuts am Ende fand ich zuerst etwas verwirrend, da ich im ersten Moment dachte dass mein Hörbuch auf einen vorherigen Track zurückgesprungen – aber nachdem ich verstanden hatte was hier passiert ist gaben sie abschließend noch einen hübschen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Hörbuches. Wer kurzweilige und amüsante Literatur mag, dem sei dieses Werk auf jeden Fall nur wärmstens ans Herz gelegt.
Meine Wertung: