Point Alpha Memorial – Besuch an der ehemaligen Innerdeutschen Grenze
Im Rahmen eines Ausfluges mit Besuchern von der anderen Seite des Erdballs, um genau zu sein vom Kontinent der Kängeruhs und Koalas, begaben wir uns letztes Wochenende zur Gedenkstätte Point Alpha zwischen dem Hessischen Ort Rasdort und dem Thüringischen Ort Geisa, einem einmaligen Stückchen deutsch-deutscher Geschichte an dem man auch über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung einen Teil der damaligen Trennung der beiden deutschen Staaten live erleben kann.
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Der eigentliche Point Alpha ist dabei eine Beobachtungsstation des U.S. Militärs, der bis zum Fall der Mauer und somit auch der Grenze dazu diente die Aktivitäten des Warschauer Paktes insbesondere der DDR Grenzsoldaten im Auge zu behalten. Doch dazu später mehr.
Nachdem wir unsere Autos direkt vor dieser ehemaligen Basis und heutigen Gedenkstätte abgestellt hatten, wandten wir uns erst einmal der direkt vor uns liegenden hessisch-thüringischen Grenze zu, an der wir bereits von Weitem die originalgetreu rekonstruierten Grenzanlagen erkennen konnten.
Auch wenn es schon lange her ist kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern als Befestigungen dieser Art durch das komplette Republik gingen und unser Land in zwei Systeme und Staaten teilte. Über Vor- und Nachteile der Wiedervereinigung oder ähnliches möchte ich mich hier aber nicht auslassen, ich habe lange genug nach der Grenzöffnung in Thüringen, vor allem in Jena, gelebt um meine eigene Meinung über das Ossi / Wessi Gerede zu haben dass einige Mitbürger auch noch heute von sich geben.
Der Teil der Befestigungen direkt an der U.S. Basis mit ihrem Aussichtssturm entsprechen der letzten Ausbaustufe der Grenze wie sie bis 1989/90 existiert hat. Hinter einem dichten Drahtzaun und einem Minenfeld folgte auf DDR-Seite eine Betonmauer die das Durchbrechen der Grenze mit Fahrzeugen zusätzlich erschweren sollte.
Links: Blick am Grenzzaun entlang – Rechts: Grenze von der Thüringischen Seite mit Blick auf den Aussichtsturm
Nach einem weiteren Rasenstreifen folgte ein Patrouillienweg der Grenztruppen der DDR, der historischen Quellen nach von der Ostsee bis hinunter zur tschechischen (damals tschechoslowakischen) Grenze durchgehend befahrbar war. Ihn säumten Wachtürme verschiedenster Bauart sowie Beobachtungsbunker.
Wir entschlossen uns dem Weg ein Stück entlang der ehemaligen Grenze zu folgen. Aufgrund der Sperrung des Gebietes für mehr als dreißig Jahre war hier über die Jahre ein Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen entstanden, die anderswo fast ausgestorben waren weswegen große Teile der ehemaligen Grenze heutzutage auch unter Naturschutz stehen.
Nach einigen Metern sahen wir dabei auch eine der Laufleinen für die Wachhunde der Grenztruppen – der Hund der hier stand war allerdings nur eine Attrappe was auch unser kleiner Mops Paul schnell nach kurzem schnüffeln offensichtlich erleichtert feststellte.
Wir setzten unseren Weg fort und konnten nun verschiedene Ausbaustufen der ehemaligen Grenze sehen, die hier zur Veranschaulichung aufgebaut worden waren. Vorgänger der eben gezeigten Grenzanlagen war ein doppelter Stacheldrahtzahn gewesen, zwischen dessen Zäunen sich stellenweise ein Minenstreifen befunden hatte.
Noch früher hatte die Grenze nur aus einem einfachen, relativ niedrigen Stacheldrahtzaun bestanden, der eher an einen besseren Weidezaun als an eine wirklich Grenze erinnert.
Etwas weiter hatte man noch eine Schranke mit Panzersperren aufgestellt, wie sie wohl kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf den Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Besatzungszonen zu sehen gewesen waren. Auf der Mitte der Schranke dabei ein Schild mit dem Wort Stop in kyrillischen Buchstaben.
Einige Meter weiter erreichten wir das sogenannte Haus auf der Grenze, ein kleines Museum in dessen Inneren einige weitere Überbleibsel der alten Deutsch-Deutschen Grenze zu sehen sein sollten. Doch bevor wir uns hinein begaben, umrundeten wir das Gebäude erst einmal. Direkt hinter dem Gebäude findet sich die Spirale des Friedens, ein Werk des deutschen Künstlers Friedel Deventer. Die Plastik aus Stahl und Polyester, an dessen Spiralarmen das Wort Frieden in drei Sprachen prangt erinnerte mich dabei im ersten Moment an vorwendliche sozialistische Kunst, stammte aber aus dem Jahre 2003.
Dann wandten wir uns in das innere des Museums, dessen Eintritt vier Euro kostete und in dem einige interessante Ausstellungsstücke der Grenztruppen zu besichtigen waren. So gab es verschiedene Fahrzeuge zu sehen, darunter ein Trabant Geländewagen und ein alter Horch P3, der bis 1966 von den VEB Automobilwerke Ludwigsfelde für die NVA hergestellt worden war.
Auch bekamen wir ein orignalgetreu rekonstruiertes Büro der Grenztruppen zu sehen, komplett mit uniformierten Pappkameraden, sozialistischen Einheitsmöbeln und dem kategorischen Bild des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker.
Außerdem gab es noch einige Schilder, Grenzsteine, alten Waffen der NVA sowie auch die berüchtigten Selbstschußanlagen zu sehen, die eigentlich gerichtete Splitterminen waren und zwischen 1970 und 1984 eine Flucht aus der DDR zusätzlich erschwerten. Leider habe ich gerade von diesen kein Bild, aber bei Wikipedia gibt es zufälligerweise ein Bild genau dieser hier ausgestellten Mine.
Nach Besuch dieses Museums machten wir uns auf den Rückweg zur ehemaligen U.S. Basis, die wir auch noch besichtigen wollten. Im Eintritt für das Museum war der Eintritt für diese Einrichtung inbegriffen, daher brauchten wir hier nicht noch einmal zu bezahlen.
Ein Warnschild am Eingangsbereich sorgte dabei für einige meiner Begleiter und mich für etwas Verwirrung, die Kassenangestellte teilte uns jedoch mit dass dies nur ein historisches Schild sei und wir das Verbot darauf nicht mehr berücksichtigen müssten. 😉
Als erstes interessierte uns natürlich der Aussichtsturm selbst, den man über eine kleine Treppe besteigen konnte. Direkt unter der Aussichtsplattform fand sich auch noch das ehemalige Wachbüro, das jedoch verschlossen und somit für uns nicht zugänglich war. Von oben hatten wir aber einen wunderbaren Blick auf die Grenze und das dahinter liegende Thüringen.
Beobachtungsturm der U.S. Army
Links: Blick auf die Grenzanlagen – Rechts: Thüringen und der Ort Geisa
Auf dem Gelände selbst waren einige alte Fahrzeuge der U.S. Army, darunter ein Mannschaftstransporter und ein Panzer – ich meine einen M60 Kampfpanzer – ausgestellt. Weiter unten hatte sich früher auch noch eine Halle mit zwei Hubschraubern befunden, doch diese war leider letzten Winter unter der Schneelast zusammengebrochen und hatte die beiden Fluggeräte zerstört. Ihre Reste lagern jetzt unter Planen auf dem Hof davor (hinter dem Panzer zusehen).
Neben einer Snack-Bar und einem Beergarden fand sich auch hier noch ein weiteres Museum, indem wir unter anderem einen konservierten Wohnraum eines U.S. Soldaten der damaligen Zeit sowie einige Waffen, Photos und Uniformen besichtigen konnten. Sehr sehenswert war dabei der Hauptgang des Gebäudes gestaltet, an dessen Wände lebensgroße Fotos der Soldaten angebracht waren und der auf eine beleuchtete US-Flagge hin führte.
Alles in allem eine wirklich sehr interessante Tour muss ich sagen. Durchaus Sehenswert und ein guter Punkt um Besuchern aus dem Ausland und auch jüngeren Deutschen zu zeigen wie die Verhältnisse an der Innerdeutschen Grenze damals waren.
Dabei ist der Point Alpha mit Sicherheit nur eine von vielen Gedenkstätten am alten Eisernen Vorhang, aber es war die erste die ich bewusst besucht und besichtigt habe. Und auch unseren Gästen hat es sehr gefallen – sie kannten dies alles nur aus Erzählungen. Und die nordhessische und thüringische Berglandschaft ist natürlich auch immer einen Besuch wert. 😉