Vegane Hot Dog Plunderteig Rolls
Vor einigen Jahren – noch vor Corona – hatte ich mal eine Phase gehabt in denen ich gerne zu den Hot Dog Rolls (ich berichtete hier darüber) aus dem Brötchen- und Gebäck-Regal eines lokalen Netto-Discounters gegriffen hatte. Doch meist waren sie bereits vergriffen wenn ich Abends dort hin ging und nach Corona habe ich sie gar nicht mehr dort gesehen, obwohl die Filiale durchaus noch existiert. Doch vor kurzem entdeckte ich bei einem der Online-Supermärkte bei denen ich hin und wieder bestelle einen fast gleichwertigen Ersatz. Unter der Bezeichnung Veganz veganer Hot Dog wurden dort Gebäckstücke angeboten, die den Hot Dog Rolls vom Lidl zumindest äußerlich extrem ähnelten.
Es gab jedoch einige kleine und feine Unterschiede:
Erstens waren die hier gezeigten Stücke aus Plunder- und nicht aus Blätterteig gefertigt – wobei meines laienhaften Kenntnisstandes der Hauptunterschied ist dass Plunderteig mit Hefe gebacken wird und Blätterteig nicht, ansonsten handelt es sich bei beiden Arten um sogenannte mehrlagige Ziehteige, die mehrfach gezogen und übereinander gefaltet werden. Aber ich bin kein Back-Profi und lass mich da gern belehren. 😉
Zweitens handelte es sich hier um kein Fleisch- sondern um ein rein veganes Würstchen, das auf Basis von Erbseneiweiß hergestellt worden war – also hoch verarbeitet. Und der Ketchup sowie der Plunderteig sind wahrscheinlich auch vegan, wobei ich nicht wüßte worauf man dabei achten müsste. 🤔
Drittens war da noch der Preis, denn ein einzelner dieser veganen Hot Dogs mit jeweils ca. 120g kostet stolze 1,99 Euro, also mehr als das doppelte der Lidl Hot Dog Rolls, die ja (wohlgemerkt vor Corona) bei 0,90 Euro lagen. Einen Teil dieses Preisunterschiedes kann man wohl der zwischenzeitlichen Inflation zuschreiben, aber leider sind vegane Produkte ja auch nicht gerade für ihre günstigen Preise bekannt.
Aus meiner Erfahrung empfiehlt es sich diese Gebäckstücke frisch zu verzehren, denn wenn der Teig labbrig wird schmeckt er nicht mehr wirklich gut. Daher hatte ich mir die Lieferung auch genau so terminiert, dass ich sie kurz vor der Mittagszeit erhielt und die beiden Hot Dog Zöpfe als Mittags-Snack verzehren konnte. Mit ca. 330kcal pro Roll, also 660kcal für beide Hot Dog Gebäckstücke deckten sie zumindest was die Nährwerte angeht ein Mittagessen ab.
Vom Aussehen her sind die veganen Erbsenprotein-Würstchen kaum von z.B. einem Schweine- oder Geflügel-Würstchen zu unterscheiden, was Biss, Konsistenz und natürlich Geschmack angeht erkennt ein Fleisch-Kenner wie ich natürlich doch deutliche Unterschiede. Gut, man hatte sich wirklich viel Mühe gegeben das Produkt auch im Geschmack nahe an sein Fleisch-Pendant heran zu bringen, was auch recht gut gelungen war, aber spätestens beim hinein beißen und der Konsistenz merkte man den Unterschied dann doch. Geschmeckt hat es mir dennoch, sonst hätte ich ja auch nicht schon zum wiederholten Male diesen nicht unerheblichen Preis für dieses Gebäck gezahlt. Einzige Kritik war letztlich der doch recht sparsame Einsatz von Ketchup, hier hätte ich mir gerne noch etwas mehr davon gewünscht.
Nicht dass ich deswegen jetzt zum Veganer werden würde, wobei ich aber auch nicht glaube das überzeugte Veganer auf die einer Wurst nachempfundene Produkte zurückgreifen würden. Solche Produkte sind wohl eher für so unentschlossene Kunden wie mich designed und dienen der Lebensmittelindustrie natürlich auch dazu, auf der aktuellen Vegan-Welle mitzureiten und diesem Trend einen gewissen Marktanteil abzuknapsen. Obwohl der Mangel an Eiweiß bei rein veganer Ernährung ja durchaus als Problemtisch angesehen wird und kleine Proteinbomben wie diese Würstchen aus Erbseneiweiß und -proteinen da durchaus gelegen kommen dürften. Wie dem auch sei, mir haben die Hot Dog Rolls gut geschmeckt und es war bestimmt nicht das letzt Mal gewesen dass ich bei diesem Produkt zugegriffen habe.
Das vegane an den Teigen besteht wohl auch darin, dass die Butter ersetzt werden muss. Die Ziehteige á la Blätterteig bestehen ja knapp zur Hälfte daraus. Der eigentliche Teig wird ausgerollt und dann dick mit Butter belegt, anschließend wird er mehrfach gefaltet und dann wieder auf die ursprüngliche Größe ausgezogen. Dann wieder Falten und wieder ausziehen. So erhöht sich mal zu mal die Anzahl der Teig- und Butterschichten. Beim Backen (und dem damit verbundenen Verdampfen des Wassers aus der Butter) entstehen die entsprechend feinen Teigstrukturen. Aber ich bin optimistisch, dass es ein pflanzliches Fett/Wasser-Gemisch mit etwas Butteraroma gibt, dass man hier als Ersatz einbringen kann.
Und? Wie war das Würstchen innen drin? Ich finde ja schon die Konsistenz grenzwertig, vom Geschmack ganz zu schweigen. Als noch Erbsenproteine verwendet wurden, war der Erbsgeschmack durchaus leicht präsent, bei Erbsenproteinisolat haben sie das Problem wohl im Griff.
Meines Kenntnisstandes nach besteht der Grund-Ziehteig nur aus Mehl, Salz und Wasser. Aber der Einsatz von zusätzlicher Butter ist durchaus denkbar. Ich habe deswegen noch mal in Zutatenliste des Herstellers geschaut und gesehen dass man hier einfach die tierische Butter durch Margarine mit Palmöl ersetzt hat. Einfach und kostengünstiger Ersatz, aber bestimmt nicht die beste aller Lösungen.
Von Erbsen habe ich bei den Würstchen gar nichts geschmeckt, da waren wahrscheinlich am Ende echt nur die reinen Proteine und nichts mehr von den Erbsen übrig – aber dennoch: die Konsistenz der Füllmasse ist halt anders als bei Fleisch. Irgend etwas zwischen Pudding und echtem Fleisch. 😉 Aber man setzt hier auch Raucharomen, Gewürzextrakte und Färbungsmittel (Eisenoxid und -hydroxide) sowie für die Festigkeit Carrageen, Konjak und Methylcellulose als Dickungsmittel ein. Ist halt, wie bereits erwähnt, hoch verarbeitet. Für Interessierte gibt es die komplette Liste auch hier nachzulesen. Klingt für mich halt ein wenig wie ein Chemielabor, aber hauptsache es ist Vegan. 😉
Bei einer traditionellen deutschen Semmel mit rohem frischen gewürzten Hackfleisch und Zwiebeln ist Sicherheit weniger Chemie verarbeitet als hier.
Okay, die Butter ist nicht direkt im Teig, aber um aus dem Ziehteig einen Blätterteig zu bekommen, muss er eben mit Butter (oder Margarine) bestrichen und gefaltet werden.
Und in der Hackfleischsemmel ist leider mittlerweile auch mehr Chemie drin, als man denkt. Bzw. kann sein. Beim Handwerksfleischer, der den Fleischwolf noch hinter der Bedientheke hat und das Hack frisch wolft und daneben ein Handwerksbäcker ist, der ihm die Brötchen zuliefert, dann gehts vielleicht. 😉
Also ich kenne selbst in München noch gute Metzger die sozusagen Live frisches Hackfleisch „wolft“. Ganz ohne jegliche Chemie, einfach nur aus Fleisch und Schwarten die zerkleinert werden. 😉
Obwohl es leider immer weniger werden, und auch die meisten Supermärkte und Discounter haben heutzutage nur noch abgepacktes Fleisch in der SB-Kühltheke, das man ohne durchbraten nicht verwenden sollte. In meiner Urheimat Nordhessen gab es damals noch viele Metzger mit Hausschlachtung, die frisches Hack mit eigener Würzmischung anboten, das meiste Fleisch hier ist ja vollkommen ungewürzt. Wo sollte da also Chemie herkommen?
Dass das Hackfleisch so lange haltbar ist, wie es ist, liegt nicht nur an der luftdichten Verpackung. Und selbst das Hack, was in vorbereiteten Mettbrötchen Verwendung findet, ist nicht unbehandelt. Von „Zwiebelmettwurst“ ganz zu schweigen, aus der manch Bäckerimbiss seine Mettbrötchen macht. Wenn die Sachen nicht irgendwie behandelt wären, wären sie gar nicht verkaufsfähig und dürften nicht angeboten werden.
Früher war man wohl blauäugiger oder die Produkte waren doch besser. Ich erinnere mich mit freuden, dass ich mal in einer Mitropa-Bahnhofsgaststätte ein „Tartar“ gegessen habe, frisches rohes Fleisch mit einem rohen Ei oben drauf (und ein paar Gewürze dabei). Versuch mal, heutzutage ein solches Gericht irgendwo zu bekommen. 😉
Das Hackfleisch aus den Plasteschalen würde ich immer nur durchgegart verspeisen. Nicht nur, weil es ein relativ langfristiges MHD hat (das ja auch irgendwo her kommen muss), es ist ja auch so locker in der Packung drin mit vielen Lufträumen und damit Oberfläche, wo Keime ansetzen können. Nungut, das Schutzgas muss ja auch überall hinkommen. 😉
Steak Tartar(e) gibt es auch heute noch – vor allem in guten Restaurants. Selber hab ich es noch nie probiert, ich muss dabei aber immer an diesen Mr. Bean Sketch denken in dem er versucht das Steak Tartar, das ihm nicht schmeckt, verschwinden zu lassen. Mich stört dabei aber weniger das rohe Hack als das rohe Ei. Aber das heißt nicht dass ich es nie probieren würde.
Ich finde aber, dass Mettbrötchen hier in Bayern, wenn sie überhaupt angeboten werden, bei weitem nicht so gut gewürzt sind wie z.B. auf dem Land in Nordhessen. Aber das ist natürlich auch immer eine Frage der Erziehung, also das mit dem man aufgewachsen ist. 😉
Nicht Steak Tartar, was ja quasi ein gebratenes Steak aus Hackfleisch ist und sich wohl nur durch die Würzung von einer flachgedrückten Boulette unterscheidet. Tartar (ohne Steak) ist ein Häufchen rohes Hackfleisch (Rind) mit einer Kuhle oben drin, die dann das rohe Ei beherbergt. Gewürze sind entweder schon eingearbeitet, oder der Gast mischt es selbst ein.
Das mit dem Gefühl der milderen Würzung kann aber auch zeitliche Gründe haben. Früher wurde gern ordentlich gesalzen, heute gibt’s Obergrenzen für Salzgehalte.
Genau das meine ich. Lies hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Beefsteak_Tatar
Hm, ich staune und ich wundre mich. Ich habe Steak Tartar (richtigerweise Tatar) immer für die gegarte Variante gehalten … Übrigens meine Variante der Schreibweise kommt wohl von dem alten Witz, dass Tartar auch als Karnevalsfleisch bezeichnet wird. Tar tar, tar tar, tar tar. Badumm ts.
Ich kenne die gebratene Variante als „Beefsteak“, also ohne Tartar(e) – gab es früher häufiger mal in unserer Kantine und war eigentlich ganz lecker, man siehe auch hier. Die Dinger gibt es ja vorgebraten und gefroren im Gastronomie-Großhandel, daher sind sie in Kantinen recht beliebt. 😉
Wie gesagt, Hackfleisch ist nicht so meins (außer Mettbrötchen). Hackbraten, Bouletten, Fleischpflanzerl, vermeide ich gern.
Ich liebe vor allem Fleischpflanzerl, aber Geschmäcker sind eben unterschiedlich 😉
Aber ich verwende Hackfleisch auch gerne als Fleisch-Ergänzung in selbst gekochten Gerichten.