KZ Gedenkstätte Dachau [30.09.2009]
Vor einigen Tagen beschlossen ich und ein Kollege, nach getaner Arbeit noch einmal einen kleinen Abstecher zu machen und die kleine Stadt Dachau nahe Münchens zu besuchen. Dabei ging es uns jedoch weniger um die Stadt selbst als um die dortige Gedenkstätte des ersten Konzentrationslagers, dass die Nazis auf deutschen Boden errichtet hatten. Für mich selbst war dies nach bei Weimar gelegenen KZ Buchenwald der zweite Besuch einer solchen Gedenkstätte gewesen.
Von der A8 aus erreichten wir den Ort, in dem die Anfahrt sehr gut ausgeschildert war. Nachdem wir unser Auto abgestellt hatten, machten wir uns auf den Fußweg zum Lager, das heute zwischen einem Industriegebiet und normalen Wohnhäusern quasi im Ort liegt. Am Eingangsbereich fanden wir ein niedriges, von unregelmäßig aufgestellten Holzbalken umfasstes Gebäude, das offensichtlich als Informationsstand für Besucher diente.
Leider war es bereits geschlossen – ein Schild verwies auf Offnungszeiten bis leider nur 17.00 Uhr.
Ein Stück ging es über einen Kiesweg durch einen kleinen Park weiter – vorbei an einem der Wachtürme der sich rechts zwischen den Bäumen erkennen ließ hin zum Torgebäude.
Direkt am Torebäude fanden sich auch die Reste von Eisenbahnschienen und einer Betonrampe – wohl kamen hier früher die Häftlinge an, bevor man sie im KZ internierte.
Durch den Torweg kamen wir schließlich an das große Gittertor, in dem der heutzutage zynisch klingende Spruch „Arbeit macht frei“ eingearbeitet war.
Trotz später Stunde war das Tor unverschlossen und durch es hindurch betraten wir schließlich das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Vor uns lag der große Appellplatz, auf dem früher die Häftlinge zu tausenden allmorgendlich antreten mussten.
Rechts lagen die u-förmig angelegten ehemaligen Verwaltungsgebäude, in denen sich heute offensichtlich ein Museum befindet, links sahen wir den ehemaligen Barrackenbereich, wo allerdings nur noch die vordersten beiden Gebäude standen. Dahinter erstreckte sich eine große Freifläche mit den Grundmauern der übrigen Barracken – in der Mitte eine Allee.
Im Hof, welche die Gebäude zur rechten Seite umfassten, befand sich offensichtlich eine Art Gedenkstätte. Als erstes fiel uns eine große Metalltafel auf, die neben dem rechten Gebäudeteil an einer niedrigen Mauer angebracht war und eine Inschrift in vier Sprachen enthielt. Dort hieß es: „Möge das Vorbild derer, die hier 1933 bis 1945 wegen Ihres Kampfes gegen den Nationalsozialismus ihr Leben ließen die Lebenden vereinen zum Verteidigen des Friedens und der Freiheit und in Ehrfurcht vor der Würde des Menschen“. Viel Pathos muss ich sagen, zumal ja nicht nur ausschließlich Widerstandskämpfer in solche Lager kamen, sondern auch Menschen die einfach nur anders waren und den damaligen Machthabern einfach nicht in ihr Weltbild passten„.
Nun wandten wir uns der Gedenkstätte im Innenhof zu. Eine Rampe führte in der Mitte des Hofes ein Stück nach unten auf eine Mauer zu. Darüber eine große, abstrakte Skulptur, welche wohl abgemagerte Häftlinge darstellte. Auf der Mauer prangten in metallenen Lettern die Jahreszahlen 1933 bis 1945, darunter ein Kranz. Am Beginn Rampe war eine Tafel mit einer lateinischen Inschrift in den Boden eingelassen – leider war das schützende Plexiglas darüber so verkratzt, dass man den Text kaum entziffern konnte.
Rechts neben dem Kranz sahen wir außerdem ein kleines, bereits etwas vergilbtes Foto eines amerikanischen Soldaten, eine amerikanische Flagge und eine Rose. Dort hieß es „Co. D, 157th Inf. 45th Div. Dachau – April 29th, 1945 und weiter unten T/SGT Ralph W. Fink, Hershey, PA, USA“. Ich kann hier nur vermutungen anstellen, dass es sich hier um das Gedenken an einen amerikanischen Soldaten handelt, der während der Befreiung Dachaus gefallen ist.
Blickte man nun zurück, sah man links an der Mauer eine Sammlung von Symbolen in unterschiedlichen Farben angebracht. Ich fragte mich zuerst, worum es sich hier handelt, fand dann jedoch schnell heraus dass dies die Symbole waren, mit denen die Nazis damals die Häftlinge klassifiziert hatten.
Als nächstes wandten wir uns nach Links, wo sich eine weitere Gedenktafel und eine kleine Metallbox befanden. „Nie wieder“ hieß es dort in fünf Sprache. Die Metallbox schließlich entpuppte sich als Urne – sie enthielt die Asche des unbekannten KZ-Häftlings.
Wir wandten uns weiter in Richtung der dem Torgebäude gegenüber liegende Begrenzung, an der in kleiner Wachturm in die Höhe ragte. Dahinter verlief offensichtlich eine Landstraße, auf der ständig Autos vorbei brausten – fand ich um ehrlich zu sein für eine Gedenkstätte etwas daneben. Hier hatten die Stadtplaner von Dachau (oder wer immer das verzapft hatte) wohl versagt. Blickte man zurück konnte man die untergehende Sonne hinter dem Torgebäude sehen.
Wir bewegten uns nun rechts an der vorderen Reihe stehen gebliebener Barracken vorbei in den hinteren Bereich des Lagers, wandten uns nach links und begaben uns schließlich zur Allee in der Mitte des Lagers. Durch die Fenster der (leider bereits verschlossenen) Barracken konnten wir die Holzkonstruktionen der Etagenbetten sehen, in denen damals die Häftlinge wohl nächtigen mussten.
Zwischen den Bäumen der Allee hindurch – vorbei an der Grundmauern der übrigen Barracken, auf denen Steintafeln mit Nummern angebracht waren – machten wir uns auf den weg in den hinteren Bereich des Lagers, in dem wir weitere Gebäude erkennen konnten.
Wir bewegten uns nun auf ein turmartiges Gebilde aus roh behauenen Steinen zu. Schnell fanden wir heraus, dass es sich hier um die Todesangst Christi Kapelle handelte, eine wohl 1960 errichtete, katholische Andachtsstätte. Im Inneren des mit einem Metallgitter verschlossenen Turmes fanden sich ein riesiges, frei aufgehängtes Kreus und ein kleiner Betonaltar, auf dem einige Kerzen brannten. Über dem Eingang hing eine riesige Metallskulptur, die wohl die Dornenkrone von Jesus Christus darstellen sollte. Links von dem Turm sahen wir außerdem ein einfaches Gerüst, in dem eine Glocke aufgehangen war.
Auf der Rückseite dieser turmartigen Kapelle entdeckten wir außerdem noch eine weitere Tafel in Form eines metallenen Christi, um den in vier Sprachen ein Bibelspruch angebracht war. Zu seinen Füßen lag ein kleiner Kranz, den wohl polnische Besucher hier abgelegt hatten.
Hinter dem Turm schließlich erreichten wir einen weiteren Turm, hinter dem einige Gebäude lagen. Als wir näher kamen entdeckten wir, dass es sich hier offensichtlich um ein Nonnenkloster der Karmeliten handelte – das Karmel Heilig Blut Kloster. Wir entschieden uns dazu, es nicht zu betreten.
Viel mehr wandten wir uns weiter nach rechts, wo wir ein weiteren Gebäude sahen. Hierbei handelte es sich offensichtlich um eine jüdische Gedenkstätte wir spätestens dann feststellten, als wir die hebräische Inschrift und die Davidssterne am Gittertor entdeckten. Eine Tafel klärte die Besucher auf, dass wir uns an einem Mahnmal für die in Dachau getöteten Juden befanden.
Jüdisches Mahnmal
Links: Inschrift – Rechts: Gittertor mit Davidssternen
Links: Informationstafel – Rechts: Blick ins innere des Mahnmals
Zuletzt wandten wir uns nach links, wo sich ein weiterer, fast bunkerartiger Bau befand. Wie wir schnell herausfanden war dies eine evangelische Andachtsstätte, die auch bei näherer Betrachtung den Bunkereindruck nicht abstreifen konnte. Durch einen niedrigen Betongang erreichte man einen kleinen Innenhof mit einer Metalltafel, der eigentlichen Kapelle und einem kleinen Infobereich. Natürlich alles verschlossen.
Langsam wurde es nun auch dunkel, daher entschieden wir uns dazu, den Besuch an dieser Stelle zu beenden.
Dadurch konnten wir zwar leider nicht mehr die Orthodoxe Kapelle und die Baracke X sowie das Krematorium besuchen. Mal schauen ob ich noch einmal Gelegenheit finde, hierher zurückzukehren – denn auch die Ausstellung würde mich durchaus interessieren. Doch auch dieser Kurzbesuch hatte uns einen interessanten Einblick gegeben – wer sich für Geschichte interessiert, sollte einen Besuch in Dachau nicht versäumen.