Eragon 4 – Das Erbe der Macht – ein Kurzreview

Nun habe ich auch endlich den vierten und letzten Teil der Eragon-Reihe des amerikanischen (Jung-)Autors Christopher Paolini abgeschlossen, einem Schriftsteller der ja von der Presse inzwischen als Prinz der Fantasy und der den ersten Band dieser Reihe mit gerade mal 15 Jahren geschrieben hat. Wie bei den andere Teilen
Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter,
Eragon 2 – Im Auftrag des Ältesten
und
Eragon 3 – Die Weisheit des Feuers
habe ich auch bei diesem Buch wieder auf die ungekürzte Hörbuch-Version gesetzt, die ich wie gewohnt bei meinem Hörbuch-Dealer Audible erworben hatte. Mit 33 Stunden und 32 Minuten Gesamtlaufzeit ein ziemlicher Brocken, aber es hat sich meiner Meinung nach wieder durchaus gelohnt, woran der Sprecher Andreas Fröhlich – bekannt aus Die Drei Fragezeichen – nicht ganz unschuldig ist. Da er aber auch schon die anderen drei Teile eingesprochen hatte, wäre es auch seltsam gewesen wenn es hier nicht der Fall gewesen wäre. 😉

Dennoch bin ich etwas hin und her gerissen über den Abschluss dieser so vielversprechend begonnenen Saga. Die Geschichte schließt relativ nahtlos an die Geschehnisse des dritten Bandes an, in der die Varden mit ihren Verbündeten aus allen großen Völkern der Fantasy-Welt Alagaesia bereits große Fortschritte im Kampf gegen den Diktator Galbatorix errungen hatten. In weiteren blutigen Schlachten fallen zu Beginn des vierten Buches weitere große Städte wie Drasleona in die Hand der Rebellen. Und bei den Beschreibungen der Kämpfe nimmt der Autor wahrlich kein Blatt vor den Mund bzw. vor die Tastatur, denn es wird während der Kämpfe zertrümmert, gespalten, geschlitzt, abgetrennt und zerfetzt ohne Gnade. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, sondern veranschaulicht nur dass der Kampf mit Hieb- und Stichwaffen eben kein Spaziergang ist.

Dennoch konnte ich den Eindruck nicht ganz erwehren, dass viele der allzu detailliert ausfallende Beschreibungen mitunter auch dazu dienten, den Umfang des Buches einfach etwas zu dehnen. Wie bereits aus den letzten Bänden gewohnt teilt sich die Geschichte schon bald in mehrere Handlungsstränge auf, welche die Wege der in den anderen Teilen aufgebauten Nebencharakteren wie Eragons Cousin Roran „Hammerfaust“ oder der Varden-Führerin Nasuada beschreiben. Letztere gerät im Verlauf der Schlacht um Drasleona durch Eragons Halbbruder Murtak in die Fänge von Galbatorix, was dem Leser auch das erste Mal die Möglichkeit gibt, einen virtuellen Blick auf diesen Diktator zu werfen der in keinen der drei vorherigen Bände leibhaftig in Erscheinung getreten war. Ohne allzu viel von der Handlung verraten zu wollen, sei gesagt dass es schließlich zur Schlacht um die Hauptstadt des von Galbatorix beherrschenden Reiches Alagaesia, Uruk Baen, kommt, in dessen Verlauf schließlich auch der finale Kampf zwischen Eragon und diesem König stattfindet. Über diesen Abschnitt scheiden sich wohl auch am meisten die Geister der Leser, denn im Vergleich zu den vorherigen Beschreibungen anderer Kämpfe geht alles relativ schnell vonstatten und obwohl es am Anfang aussichtslos erscheint, gelingt es Eragon schließlich, Galbatorix und seinen Drachen Shruikan zu vernichten und somit den Krieg quasi zu beenden.
Was folgt sind politische Ränkespiele um die Nachfolgeordnung Alagaesias, verbunden mit dem Bemühen des Autors, so ziemlich jeden der vielen in diesem und den vorherigen Bänden aufgebauten Nebenhandlungsstrang und offene Punkte zum Abschluss zu bringen – mehr oder weniger zur Befriedigung der Leser. Zum Schluss „macht“ Eragon schließlich den Frodo aus Tolkiens Herr der Ringe und verlässt das Land, wie ihm Weisgesagt wurde, auf einem weißen Elfenschiff – ob für immer oder nicht bleibt dabei jedoch offen.

Obwohl man eindeutig erkennen kann, dass Christopher Paolini in vielen bekannten und weniger bekannten Werken der Fantasy- und Science-Fiction-Literatur Anregung genommen hat, so muss ich doch dass auch der vierte Band einen soweit sehr würdigen Abschluss der Eragon-Reihe bot. Heutzutage ist es glaube ich nicht nur für einen gerade 20 Jahre alten Schreiber schwer, ein Buch in diesem Genre zu schreiben, in dem nicht etwas auftaucht dass so noch nicht in den zahlreichen anderen Werken schon einmal verwendet worden ist. Dennoch schwächelt der letzte Teil von Eragon auch an einigen Stellen. Dass die Geheimnisse gewisser Charaktere wie der Kräuterheilerin Angela ungelöst bleiben, der Verbleib bestimmter Gegenstände wie der Gürtel Beloths des Weisen nicht aufgeklärt wird oder Charaktere wie Murtak und sein Drache Dorn in eine ungewisse Zukunft entschwinden fällt dabei aber ebenso unter die künstlerische Freiheit des Autors wie die Tatsache, dass bestimmte, sich ankündigende Liebesbeziehungen nicht zustande kommen oder dass es kein klares Happy End gibt – auch wenn dadurch natürlich einige vielversprechende weitere, eventuell zukünftige Handlungsstränge unnötigerweise verbaut werden. Doch ich konnte mich trotz allem dem Eindruck nicht erwehren, dass Paolini am Ende einfach nur fertig werden wollte. Man hätte das eine oder andere also vielleicht noch weiter ausschmücken und andere Teile auch weglassen können, man hätte mehr Spannungsbögen aufbauen können und die eine oder andere Charakterentwicklung weiter vorantreiben können und vieles anderes – aber nach ca. 950 Seiten die das Werk in seiner Buchform hat, gibt es der Reihe trotz kleiner Schwächen einen überaus würdiger Abschluss. Ich stelle ein Buch dieser Art den Anspruch, unterhalten zu werden und eine spannende, gut durchstrukturierte Geschichte mit glaubwürdigen Charakteren vorzufinden – und diese Anforderungen wurden meiner Meinung nach sogar über das normale Maß erfüllt. Bin nun wirklich gespannt wie die schriftstellerische Karriere von Christopher Paolini weiter geht. Immerhin hat er nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere Werke aus der Fantasy-Welt Alagaesia geben wird – aber auch wenn er etwas anderes schreibt bin ich eindeutig nicht abgeneigt es zu lesen bzw. zu hören.

Meine Wertung: 3 Sterne

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