Weinlese im Rheingau [29. + 30.09.2017]
Für Freitag und Samstag war mal wieder ein kleines Offsite-Meeting in meiner Firma angesetzt, um die sowieso gute Teambildung auch Niederlassungsübergreifend zu verbessern. Das letzte dieser Art hatte in Petersberg bei Fulda stattgefunden, ich hatte es hier nur kurz erwähnt, damals hatten wir Seifenkisten gebaut und ein Rennen damit veranstaltet. Dieses Mal verschlug es uns zum Weinlesen ins Rheingau, genauer gesagt nach nach Oestrich-Winkel bei Rüdesheim, was für mich und meine Kollegen hier in München eine Fahrt von etwa viereinhalb Stunden – bei guten Verkehrsverhältnissen – bedeutete. Und da es am Freitag morgen bereits früh um 7:00 Uhr losgehen sollte, brachen wir bereits am Donnerstag Abend nach der Arbeit um kurz nach 17:00 Uhr auf.
Natürlich lief die Fahrt nicht ganz ohne Probleme, der eine oder andere kleine Stau und zähfließende Verkehr dehnte unsere Fahrt. Aber wir machten nur eine kurze Pause in Wertheim nahe des bekannten Outlet Village, wo wir uns beim dortigen McDonalds Restaurant eine kleine Stärkung gönnten. Immerhin hatte niemand von unse zu Abend gegessen. Ich selbst entschied mich für ein McRib Bacon Menu mit Gitterkartoffeln und Sauerrahm-Schnittlauch-Dip, das ich mit 5 Chili-Cheese Nuggets ergänzte.
Kein leichter Genuss, aber ich fand es geschmacklich absolut in Ordnung. Natürlich entsprachen die servierten Stücke nicht den aufgemotzten Exemplaren aus den Werbeabbildungen, aber das sind wir ja gewohnt. Vor allem sättigte es uns für die weitere Fahrt. Und die war von weiteren Verzögerungen geprägt.
Es war so gegen 22:00 Uhr als wir in Oestrich am Hotel Zum Schwan ankamen, einem schönen alten, denkmalgeschützten Fachwerkgebäude im malerischen Oestrich-Winkel am Rhein. Gut, davon konnten wir aufgrund der Dunkelheit zu diesem Zeitpunkt nur wenig sehen, aber ich möchte es auf jeden Fall erwähnt haben. Die Hotelrezeption war zu dieser Zeit leider nicht mehr besetzt, wir konnten aber mit Hilfe eines Zahlencodes unsere Zimmerkarten an einem Automaten ziehen und so problemlos auch zu fortgeschrittener Stunde einchecken.
Das dreistöckige Gebäude war eindeutig ein Altbau, was sich unter anderem in dem steilen Rundtreppenhaus zeigte, das zu den Zimmern führte.
Aber so alt das Gebäude auch war, die Zimmer erwiesen sich als modern, sauber und großzügig.
Im Erdgeschoss befand eine kleine Bartheke, die bereits von einigen meiner Kollegen aus anderen Niederlassungen mit mitgebrachten Getränken in Beschlag genommen worden war. Dort betrieben wir noch etwas Socializing bevor es dann ins Bett ging. Am nächsten Tag sollte es früh um 7:00 Uhr schließlich zur Weinlese gehen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit belegten Brötchen, Rührei, Würstchen und Bacon begaben wir uns in Fahrgemeinschaften zum Weingut der Familie Allendorf, das sich am Rand dvon Oestrich-Winkel befand.
Nach einer kurzen Einführung durch den Chef des Betriebes persönlich begaben wir uns auf den etwa zehnminütigen Fußweg zum nahegelegenen Weinberg. Unsere Aufgabe sollte die Weinlese von Riesling-Trauben sein, wobei wir besonders darauf achten sollten nur Qualitativ gute Reben zu sammeln und den Rest hängen zu lassen. Vom daraus resultierenden Wein sollten wir in etwa einem Jahr jeder einige Flaschen erhalten.
Der Gros der Weinleser sollte dabei direkt mit der Ernte beschäftigt sein, während ein paar sich als „Mulis“ betätigen sollten und die abgeernteten Trauben in großen Rückentornistern zum an der Straße wartenden Traktor tragen sollten. Mit unseren orangen Scheren begannen wir, die Weinreben von den Stöcken zu schneiden und in einem Eimer zu sammeln. Und es heißt Wein lesen, nicht pflücken. Dabei war uns außerdem eingeschärft worden, dass jeder nach der Ernte seine Schere zeigen müsste, da eine solche Schere in der Weinpresse leicht einen Schaden von 7.500 Euro und einen Ausfall von 24 Stunden verursachen konnte.
Obwohl wir alle ja eher Bürohengste bzw. -stuten waren, 😉 ging die Arbeit recht gut von der Hand und die Träger hatten gut zu tun, den Inhalt sich schnell füllenden Eimer aufzunehmen und abzutransportieren. Und auch mit dem Wetter hatten wir Glück, denn am Morgen hatte es etwas nach Regen ausgesehen, doch später lockerte es auf und sogar die Sonne kam heraus.
Auf dem Hügel am oberen Ende der Weinzeile wurden während wir arbeiteten einige Bierbänke aufgebaut und eine kleine Stärkung für die freiwilligen Weinleser vorbereitet. Ich selber war früher fertig und half noch bei einer weiteren Zeile mit, bevor wir uns schließlich bei einer Kartoffelsuppe mit Bockwurst und Brötchen stärken konnten.
Die Suppe war zwar für meinen Geschmack etwas dünn geraten, aber geschmacklich dennoch sehr gelungen. Und da man sich beliebig Nachschlag holen konnte, war es kein Problem satt zu werden. Außerdem gab es noch Streuselkuchen und Kaffee, wobei ich selbst auf den Kuchen verzichtete und nur noch eine Tasse Kaffee gönnte. Nach dem Mittagsmahl ging es wieder zurück in die Weinzeilen, um weiter Wein zu lesen. Bis etwa 15:00 Uhr arbeiteten wir im Weinberg und kehrten dann erst einmal zurück ins Hotel, um uns zu duschen und frische Kleidung anzulegen.
Danach kehrten wir zurück zum Weingut, um an einer Führung durch die Weinkelterei teilzunehmen.
Vor den Geböuden standen große Trommeln, in denen der Wein gekeltert, sprich ausgepresst wurde. In einer großen Halle dahinter lagerten große Boxen mit der sogenannten Maische, also der mit Zucker versetzten und somit zum gären angesetzten ausgepressten Trauben. Öffnete man die Boxen, sah man dass sie bis zum Rand mit Trauben gefüllt zu sein schienen, doch der Eindruck täuschte, denn das waren nur die oben schwimmenden Trauben, darunter befand sich der bereits gärende Fruchtsaft, wie uns der Chef des Gutes demonstrierte, indem er mit der Hand darin herumrührte. Vor allem der Geruch war dabei sehr interessant – aber das kann man nicht beschreiben, das muss man selbst gerochen haben.
Von der Halle führte eine Metalltreppe in den Keller, wo wir einen Blick auf die großen Gärfässer werfen konnten, in denen der Wein nach zwei Tagen als Maische dann reifen sollte.
Hier wurden wir weiter über den eigentlich Prozess der Weinproduktion aufgeklärt und durch verschiedene Bereiche mit Plastik-, Metall aber auch Holzfässern geführt, in denen teilweise der Wein dieses Jahres bereits reifte. Außerdem erhielten wir Urkunden, die uns die erfolgreiche Teilnahme an diesem Weinleseseminar zertifizierten und durften einige Schlucke des Rieslings des Vorjahre probieren. Besonders interessant fand ich dabei den Part, in dem wir in einem Raum mit verschiedenfarbiger Beleuchtung geführt wurden und man uns demonstrierte, wie sich der Geschmack eines Weißweins abhängig von der Farbe des Lichtes verändern kann. Hätte ich so vorher nicht geglaubt, ist aber tatsächlich so. Die Führung endete – wie sollte es anders sein – dann in einem kleinen Hausverkaufs-Laden, in dem man sich mit den Weinen des Hauses, aber auch Traubensaft, Traubenkernöl und anderen Produkten aus Weintrauben eindecken konnte.
Vom Laden aus wurden wir dann in einen überdachten, aber offen Innenhof geführt, in dem man uns Wein und ein ausgiebiges Abendessen servierte. Dan Anfang machte ein Salatteller mit Balsamico-Dressing und geräucherter Forelle.
War sehr gut gelungen, sogar ich als jemand der normalerweise nicht so der Salatesser ist, ließ nichts auf dem Teller zurück. Danach mussten wir leider etwas warten bevor schließlich das Hauptgericht serviert wurde: RInderroulade mit Rotkraut und Kartoffelbrei.
Dir Roulade selbst war zwar etwas locker gewickelt und hätte gerne noch etwas größer sein können, aber mit ihrer Füllung aus Gurken, Schinken und Senf war sie auch geschmacklich sehr gelungen.
Zum Abschluss gab es schließlich noch einen Becher mit Kirschen garnierten Joghurt als Dessert.
Nach dem Abendessen ließen wir den Abend mit etwas Wein und geselligem Beisammensein langsam ausklingen.
Am Samstag um 9:00 Uhr begaben wir uns, da unser eigenes Hotel Zum Schwan über keine passenden Räume verfügte, nach einem ausgiebigen Frühstück ins nahe gelegene Fine Living Hotel, wo wir den Morgen und einen Teil des Nachmittags mit einer Konferenz verbrachten – unterbrochen von einigen Kaffeepausen und einem Mittagessen mit Buffet, bei dem ich mich mit Hähnchen-Saltimbocca, gegrillten Schweinsbäckchen, etwas Salat und einer Ofenkartoffel mit Quark-Kräuter-Dip stärken konnte.
Gegen 15:00 Uhr war die Veranstaltung schließlich vorrüber und wir machten uns auf den Heimweg. Um kurz vor 20:00 Uhr erreichten wir schließlich München und ich war froh, endlich wieder zu Hause zu sein. Ein anstrengendes, aber sehr interessantes Wochenende, das ich sehr genossen habe…
2 thoughts on “Weinlese im Rheingau [29. + 30.09.2017]”