Bärlauchbratwurst [19.08.2023]
Heute hatte ich, trotz der anhaltenden Hitze von deutlich über 30 Grad die München aktuell im Würgegriff hält, mal wieder Lust etwas warmes im Magen. Aber lange in die schwülwarme Küche wollte ich mich auch nicht stellen, daher hatte ich mir für heute ein paar leckere Bärlauch-Bratwürste besorgt, die ich mir schnell in der Pfanne briet. Bärlauch im Hochsommer ist schon etwas besonderes, denn die Saison endet normalerweise mit der Blüte des Bärlauch bereits im Mai. Und ich liebe das Aroma dieses mit Zwiebel, Schnittlauch und vor allem Knoblauch verwandten Wildgemüses Außerdem waren sie mit nicht einmal 4,71 Euro für 290g Würstchen (6 Stück) auch nicht allzu teuer.
Ich genoss den leichten Bärlauchgeruch den die Würste beim anbraten verströmten. Doch leider platzten viele der sechs Würste beim anbraten auf und das obwohl sie lt. Verpackung im echten Schafsaitling steckten – oder vielleicht auch genau deswegen. Und ich hatte sie nicht scharf auf hoher sondern nur auf mittlerer Stufe gebraten. Geschmacklich machte es keinerlei Unterschied, sieht halt nur nicht so schön aus – und das Auge isst ja mit.
Nach dem Braten landeten zwei der Würstchen im knusprig-frischen Weizenbrötchen. Da sie doch recht klein waren hätte eine meiner Meinung nach nicht ausgereicht.
Zum einen um die aufgeplatzte Haut der Bärlauch-Bratwürst etwas zu kaschieren und zum anderen weil es einfach gut schmeckte garnierte ich mir die Würstchen anschließend noch mit etwas Ketchup. Aber nicht zu viel, damit die Bärlauch-Note noch ausreichend zur Geltung kam. 😉
Normalerweise bin ich ja ein größerer Fan der rohen Bratwürste mit groben Brät und ziehe diese solch gebrühten Würsten wie diesen hier vor, aber hier hatte es sich durchaus gelohnt eine Ausnahme zu machen, denn diese Bratwürste waren gut gewürzt und vor allem der deutliche Hauch von Bärlauch machte sie besonders lecker. Hatte sich also wirklich gelohnt dass ich mich heute trotz der Hitze mal wieder an den Herd gestellt hatte.
Als ich die beiden Pfannenbilder sah, dachte ich mir: Der will doch nicht etwa 6 Bratwürste essen …
Dann sah ich die Brötchenbilder und stellte fest: Huch, ist die Pfanne klein … 😉
Ja, die Würstchen waren eher von der kleineren Sorte. Waren auch nur insgesamt 290g, also etwa 48g pro Einheit. Das Stückgewicht einer regulären Bratwurst liegt eher 100g je Wurst. Das ist übrigens nichts im Vergleich zu diesem Brecher, der hatte damals sogar 150g pro Wurst. Daher habe ich mir hier mal gleich zwei Würstchen in einem Brötchen gegönnt. 😇
Mit geräucherten/gepökelten Bratwürsten kann ich irgendwie nicht warm werden … Wobei ich schon mal selber Bratwurst gemacht habe, zugegeben als Basis für eine Currywurst, aber doch echte Bratwurst (mit Tipps von einem Fleischer). Die hatte auch ein leichtes Raucharoma, was ich durchaus interessant fand. Das lag aber daran, dass ich eine der Fleischsorten, auf die eine Bratwurst beruht, nicht in natur, sondern nur in leicht geräuchert bekommen habe. Und: Die Wurst gabs nicht im Darm und damit nicht in Wurstform, sondern als ca. 10 cm großen und ca. 1-2 cm dicken Scheiben. Passte aber zum Ziel.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung ob die Würste die ich hier zeige geräuchert oder gepökelt waren. Die helle Farbe weist darauf hin dass man sie gebrüht hatte, wohl um sie haltbarer zu machen.
Ich meinte halt diese Art von Würsten:
mit rohem Brät. Die sind nicht sonderlich lange haltbar, aber das sind Bratwürste wie ich sie aus meiner Kindheit her kenne. Diese ganzen vorgebrühten Würste wie sie heute verkauft werden gab es damals noch gar nicht – oder ich habe sie nicht wahrgenommen weil wir sie nie gekauft habe. 😉
Die rohen groben Bratwürste kenne ich wiederum erst seit einigen Jahren, vielleicht ein oder zwei Jahrzehnten. Die weißen/grauen sind dageben ein Begleiter aus der Kindheit, meist in Form und Größe einer Bockwurst, mal mit, mal ohne Darm, aber immer gebrüht. Und dann gab’s für die große Grill-Fete (wie das damals eher hieß, Partys hatten wir ja nicht 😉 ) das Bratwurstbrät in einer Form wie eine Riesenjagdwurst: 10 bis 15 cm im Durchbesser und unterschiedlich lang, im Kunstdarm. Die wurde dann gepellt, in daumendicke Scheiben geschnitten und dann gegrillt. Schmeckte dann wie die darmlose in normaler Wurstform und -größe, war halt dann nur eine dicke Scheibe. Und fiel beim Grillen nicht durch den Rost.
Das Problem bei rohen Bratwürsten ist eben, genau wie bei Hackfleisch, dass man sie möglichst zeitnah verbrauchen muss. Wenn man sie in Schutzatmosphäre verpackt kauft, halten sie vielleicht zwei oder drei Tage länger bevor sie grau und ungenießbar werden. Gebrühte Würste sind wochen- wenn nicht monatelang haltbar.
Um mal aus dem Film „Independence Day“ zu zitieren: „Das ist so nicht ganz richtig„. Auch die Münchner Weißwürschte (ich weiß, dass das keine Bratwurst ist) gehören zu den Brühwürsten und verderben dem Klischee nach schlagartig, wenns vom Kirchturm 12 schlägt. Sicher, es ist eine Frage, wie intensiv gebrüht wird und bei meiner Bratbrühwursterfahrung war das recht lang (immerhin muss eine bestimmte Kerntemperatur erreicht werden).
An der Herstellungsform liegt es also nicht, zumal es auch grobe „rohe“ Bratwürste gibt, die wochenlang haltbar sein, nur laufen die dann nicht unter „frisch“.
Wir lernen also, sowohl von den großen als auch von den feinen, meist grauen oder weißen Bratwürsten gibt es sowohl frische, schnell verderbliche, wie auch lagerfähige Varianten. Gute Kühlketten und vielleicht auch ein paar Helferlein sei dank.
Und wenn alles nichts hilft gibt es ja immer noch die Verpackung in Schutzatmosphäre, die macht sogar rohes Hackfleisch bis zu einer Woche haltbar… 😉
Das witzige ist ja, dass es trotzdem verdirbt (also zumindest der Vorgang, der es normalerweise grau werden lässt, der läuft trotzdem), nur sieht man das dank der Schutzatmosphäre nicht, da es schön rot bleibt.
Ich habe schon Hackfleisch aus Schutzatmosphäre das zwei oder drei Tage über dem Mindesthaltbarkeitsdatum war angebraten. Außen sah es noch perfekt aus und innen war es nur leicht gräulich, was sich aber kaschieren ließ. 😋 Und geschmacklich habe ich keinen Unterschied bemerkt. Ich denke also schon, dass der Prozess der Verderbens auch durch Schutzatmosphäre zumindest etwas gebremst wird. Also irgend etwas scheint das schon zu bringen. Aber ich bin kein Lebensmittelexperte, aber laut Wikipedia schient es nicht nur ein rein visueller Effekt zu sein. Das saure Milieu des zugesetzten Kohlendioxid reduziert das Wachstum der Bakterien, so sagt man dort. Aber ich will hier nicht über Konservierungsmethoden von frischen Lebensmitteln diskutieren, obwohl ich froh bin dass es sie gibt. Vor allem weil ich nicht täglich zum Supermarkt gehen möchte. 😉
Es ist aber bis zum Wochenende eine deutliche und auch dauerhafte Wetteränderung zu niedrigeren Temperaturen angekündigt, dann wird es bald wieder mehr detaillierte Berichte von echten Kochexperimenten geben. 😇