Westpark über Theresienwiese bis Orleansplatz – Photowalk 03.08.2012
Auch an diesem Freitag wollte ich meine Erkundungen von München fortsetzen und entschied mich nach einem kurzen Blick auf die Karte dazu, mir mal den Westpark anzusehen.
Die Strecke
Streckenlänge: 12,2km
Dauer: ca. 2 3/4 Stunden
Als Startpunkt wählte ich dieses mal den U-Bahnhof Holzapfelkreuth an der Fürstenrieder Straße an der Grenze zwischen den Münchner Stadtteilen Sendling-Westpark und Hadern.
Von hier aus bewegte ich mich ein Stück Richtung Norden und bog dann in die Andreas-Vöst-Straße ein, die mich schließlich zum südwestlichen Ende des Westparks führte.
Der Münchner Westpark wurde hier anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung im Jahr 1983 hier angelegt und seit Ende der Veranstaltung für jedermann frei zugänglich. Das Gelände mit seinen 69 Hektar Gesamtfläche hat seine größte Ausdehnung von 2,4km in der Ost-West-Achse.
Das erste Objekt was ich nun sah nachdem ich einen Stück in den Park hinein gegangen war, war das sogenannte Theatron, eine stufenförmige Vertiefung mit einigen schattenspendenden Bäumen am Rande.
Wie der Name schon aussagt ist die kleine, wie ein Amphitheater angelegte Anlage für Veranstaltungen aller Art gedacht und scheint auch tatsächlich dafür genutzt zu werden. Eine kurze Google-Suche zeigte, dass sie tatsächlich für Events genutzt wird. Aktuell war jedoch nichts los hier, also zog ich weiter.
Etwas nördlich des Theatron war ein kleiner Garten angelegt, der laut Karte wohl primär den Iris- & Liliengewächsen gewidmet sein soll. Trotz Hochsommer im August wirkte er aber etwas verwildert als ich mich durch die kleine Anlage bewegte. Trotzdem ganz hübsch, auch wenn natürlich nicht mit dem gepflegten Botanischen Garten in Nymphenburg vergleichbar ist.
Vorbei an einigen Sitzecken und weiteren Bepflanzungen, an deren Rändern sich einige Gänse tummelten
erreichte ich schließlich den Rand des westlichen Sees, der mit seinem grünlichen, brackig wirkenden Wasser zwar nicht gerade zum Schwimmen einlud, aber das Landschaftsbild dennoch auflockerte.
Von hier aus wollte ich den See über die nördliche Route passieren, da ich wusste dass dort wohl eine Art Seebühne sein soll. Also wandte ich mich in diese Richtung. Vorbei an im Kunsstil der frühen 1980er Jahre gestalteten Pflanztöpfen
und dem Restaurant Rosengarten an ebendiesem Rosengarten des Westparks
bewegte ich mich schließlich über einen leicht ansteigenden Weg weiter in Richtung Norden und passierte bald die durch Graffiti verunstaltete Skulptur Terrasse des französischen Künstlers Jean Clareboudt (1944-1997).
An die wie ein Amphitheater angelgte Seebühne mit ihren 1200 Sitzplätzen kam ich dann leider aber nicht heran, da hier aktuell mit der Veranstaltung Kino, Mond und Sterne ein Freiluftkino geboten wird und ich hätte Eintritt bezahlen müssen. Also wandte ich mich weiter in Richtung Süden und erreichte bald schon asiatischen Bereich des ehemaligen Gartenbau-Ausstellung von 1983, wo mit als erstes natürlich die Thai-Sala (Sala = offener Pavillion) mit ihrer Budda-Statue ins Auge fiel.
Direkt gegenüber befindet sich die Nepal-Pagode, von den ich allerdings nur eine etwas unscharfe Aufnahme habe, die ich aber dennoch dem Leser nicht vorenthalten will.
Nepal-Pagode – Westpark
Etwas südöstlich davon befindet sich schließlich der ummauerte Chinesische Garten mit seinen für die dortige Architektur typischen, geschwungenen Dächern auf den Maueranlagen und den darin befindlichen Pavillons.
Westlich, direkt am See gelegen, gibt es außerdem noch einen japanischen Garten mit dem für diesen Kulturkreis typischen Steingarten-Bepflanzungen, einem See, darin gelegenen Laternen und einer kleinen Holzplattform mitten im See.
Neben dem Japanischen Garten konnte ich dann auch endlich einen, wenn auch entfernten, Blick auf die Seebühne werfen. Bei dem weißen Rahmen im Wasser vor der Seebühne handelt es sich übrigens um das Kunstwerk Wasserwand des Bidhauers Alf Lechner und soll die Diagonale eines Würfels darstellen, der sich aus dem Wasserfall und seiner Spiegelung im See ergibt.
Auf der großen Wiese südwestlich des Sees konnte ich des weiteren eine größere Menschenmenge beobachten, die sich mit körperlichen Ertüchtigung beschäftigte. Wie ich durch die Recherche im Rahmen dieses Beitrags erfuhr, handelt es sich dabei wohl um kostenlose, im Sommer täglich angebotene Gymnastik-Übungen unter fachlicher Anleitung handelt. Ein wirklich begrüßenswertes Angebot, das ich leider nicht nutzen konnte da ich dummerweise meinen Trainingsanzug und meine Iso-Matte vergessen hatte. 😉
Vorbei an größeren Gruppen von Gänsen, die sich auf den Wiesen und unter den Bäumen tummelten
erreichte ich schließlich das Bayerwaldhaus, ein historisches Bauernhaus von 1747 aus dem Bayerischen Wald, das anlässlich der Gartenbauausstellung aus dem Museumsdorf in Tittling in den Westpark gebracht worden war und hier verblieben ist. Hier gibt es neben einem traditionellem Garten vor dem Haus auch im Inneren veranstaltete monatliche Volksmusik-Veranstaltungen des bayrischen Volksmusikarchives zum Mitsingen.
Kurz darauf erreichte kam ich an die Brücke über die Garmischer Straße, einem Teil des Mittleren Rings, der den Westpark in einen westlichen und einen östlichen Bereich zerteilt. Am Eingang zu der Brücke steht ein großer, mit Kletterpflanzen bewachsener Stahlgitter-Bogen, der wie ich erst hinterher feststellte ebenfalls eines von drei zusammengehörenden Kunstwerken des Münchner Künstlers Johannes Leismüller mit der Bezeichnung Raumbögen ist. Die beiden anderen Bögen auf der anderen Brückenseite habe ich daher wohl leider übersehen.
Von der Brücke kann man schließlich auf den Mittleren Ring an der Garmischer Straße Blicken, der hier aktuell Baustelle ist. Im Norden kann man des weiteren den Olympiaturm im Olympiapark erkennen.
Kurz hinter der Brücke fiel mein Blick auf einen auf einer Wiese aufgestellten Ring auf einer ca 3 Meter hohen Stange. Zuerst dachte ich es handelt sich hierbei um ein weiteres Werk der Kunst im öffentlichen Raum – bei näherer Betrachtung stellte sich jedoch dabei heraus dass es wohl um ein Gerät für Ballspiele handelt.
Durch eine mit zahlreichen schattenspendenden Bäumen bewachsene Parklandschaft wandte ich mich nun weiter in Richtung Osten
und erreichte schließlich die ersten Ausläufer des östlichen Sees.
Ein Stück weiter konnte ich schließlich eine kleine Halbinsel entdecken, die mit zahlreichen Tischen und Stühlen bestellt war. Wie sich wenig später herausstellte handelte es sich hierbei um das See-Café, in dem jedoch, wohl aufgrund des eher durchwachsenen Wetters, nur einige wenige Gäste saßen.
Vorbei an einem kleinen Wasserfall
erreichte ich schließlich den Mollsee. In diesem Teil standen früher wohl die Ausstellungshallen der IGA 1983. Im Jahr 1992 wurde hier durch den Bauunternehmer Leonhard Moll (daher auch Mollsee) die Wohnanlage Hansapark sowie eine Erweiterung des Westparks durchgeführt. Das wäre mir, hätte ich es nicht gelesen, gar nicht aufgefallen, da sich die hier befindlichen Anlagen wunderbar in den Park einfügten.
Ich passierte nun mit dem Werk Die Arche des Künstlers Steffen Schuster, das 15 Tierfiguren in einem stilisierten Schiffskörper darstellt, aber aktuell beschädigt ist, da im unteren rechten Teil eine Nashorn-Figur fehlt.
Das nächste Kunstwerk, eine kugelartige Skulptur aus verchromten Stahlrohren, konnte ich leider keinem Künstler zuordnen, aber das soll mich nicht daran hindern sie hier kurz zu zeigen.
Nördlich passierte ich schließlich die Wohnanlage Hansapark
und verließ den Park schließlich durch eine kleine Passage am Leonhard-Moll-Bogen.
Wenig später erreichte ich den Mittleren Ring wieder an der Garmischer Straße und folgte ihm bis zum Heimaranplatz, wo auch das Sharaton München Westpark zu finden ist.
Eigentlich hatte ich überlegt, hier wieder in die U-Bahn mit den Linien U4 und U5 verkehren, doch ich entschloss mich noch weiter zu gehen und bog in die Heimaranstraße ab, über die ich schließlich die Ganghofer Straße am Georg-Freundorfer-Platz erreichte.
Wo ich schon mal hier war, konnte ich mir auch gleich mal den nahen Bavariapark ansehen. Also wandte ich mich ein Stück die Ganghofer Straße entlang und erreichte über die kurze Ben-Chorin-Straße schließlich den eher kleinen Bavariapark, an dessem Rand mich einige Skulpturen eben dieser stilisierten Symbolfigur und weltlichen Patronin von Bayern begrüßten.
Viel gab es hier sonst aber nicht zu sehen, also durchquerte ich den kleinen Park im nördlichen Bereich
und erreichte wenig später das Verkehrszentrum des Deutschen Museums, eine Außenstelle des auf der Museumsinsel befindlichen Hauptmuseums in dem man alles zum Thema Mobiliät und Verkehr bestaunen kann.
Hier findet sich auch die Sweet Brown Snail, ein Kunstwerk das der inzwischen verstorbene amerikanische Künstler Jason Rhoades in Zusammenarbeit mit seinem Landsmann und Performancekünstler Paul McCarthy hier aufgestellt hat. Die 29fache Vergrößerung einer Schnecke aus bemalten Fiberglas gilt als ironisches Zeichen im Zeitalter der stetigen Beschleunigung gegenüber des Verkehrszentrums.
Und natürlich darf auch hier am Bavariapark der übliche Biergarten mit seinem Maibaum nicht fehlen.
Ich passierte eine Kongresshalle
und einige im freien aufgestellte Elektroloks, die Besucher wohl auf das dahinter liegende Verkehrszentrum des Deutschen Museums hinweisen sollen,
und erreichte schließlich die große Bavaria-Statue vor der Ruhmeshalle an der Theresienwiese, über die ich ja schon mehrfach im Rahmen meiner Berichte von den Oktoberfesten der letzten Jahre geschrieben habe.
Eigentlich war es mein Plan gewesen, nun quer über die Theresienwiese zu gehen. Doch da bereits jetzt, Anfang August, die Aufbauarbeiten für die Festzelte des kommenden Oktoberfests in vollem Gange waren und das Gelände mit Bauzäunen abgesperrt war, musste ich einen kleinen Umweg nehmen. Gut, wenn man es drauf angelegt hätte wäre man vielleicht auch auf das Gelände gekommen – aber man muss ja keinen Ärger herausfordern falls sich dort irgendwo Sicherheitsleute rumtrieben.
Also ging ich ein Stück nach Norden und passierte der dortige Hacker Pschorr Brauhaus
und der von 1892 und 1906 im neugotischen Stil errichteten, katholischen St. Paul Pfarrkirche, die mit ihrem 47 Meter hohen Glockenturm übrigens die zweithöchste Kirch in München ist, gleich nach dem Liebfrauendom (im Volksmund meist Frauenkirche genannt) nahe des Marienplatz, dessen beiden Türme über 48 Meter hoch sind.
Von dieser Seite sah die Theresienwiese übrigens recht offen aus, aber ich denke mal dass es dennoch besser war nicht über eine Baustelle zu laufen.
Wenig später bog ich in die Pettenkofer Straße ab, die mich weiter in Richtung Osten führen sollte.
Ein Stück weiter in dieser Straße liegt übrigens auch die Medizinische Klink und Poliklinik IV, die auf die 1820 von Franz Reisinger gegründete Poliklinik an diesem Standort zurückzuführen ist. Die Pettenkoferstraße wird hier zur künstlichen Sackgasse, wahrscheinlich um die Patienten nicht durch den Durchgangsverkehr zu stören.
Und auch das letzte Stück der Petenkoferstraße ist wieder eine Sackgasse – zumindest für den Fahrzeugverkehr. Fußgänger wie ich können unter dem vor Kopf liegenden Gebäude zum Sendlinger-Tor-Platz durchgehen.
So kam ich schließlich auf den Sendlinger-Tor-Platz mit dem 1972 von Heiner Schumann (dem Bildhauer, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fußballspieler und Trainer) errichteten Brunnen. Mit 18,60 Metern Durchmesser und einer Gesamtfläche von 320 Quadratmetern ist dieser Brunnen mit seinen 3,50 Meter hoch strahlenden Fontainen eine der größten Brunnenanlagen hier in Müchen.
Nachdem ich die hier verlaufende, mehrspurige Sonnenstraße überquert hatte, erreichte ich schließlich das eigentliche Sendlinger Tor, das südlichste der fünf erhaltenen Stadttore Münchens. Insgesamt hat es wohl mal 21 Stadttore gegeben, aber neben dem Sendlinger Tor sind nur noch das Isartor, das Maxtor, das Karlstor und das Talburgtor erhalten geblieben.
Außerdem befinden sich hier das 1913 von Carl Gabriel eröffnete Filmtheater Sendlinger Tor, das wohl zu den ältesten noch in Betrieb befindliche Lichtspielhäusern in München zählt und natürlich über einen kleinen Biergarten direkt vor dem Theater verfügt.
Ich folgte nun ein Stück der Sendlinger Straße, die vom Sendlinger Tor bis kurz vor den Marienplatz führt. Doch wie ich hier schon bemerkte, bewegte ich mich mal wieder in typischen Touristengebiet, wo angetrunkene, meist englischsprachige Jugendliche und junge Erwachsene in schlecht sitzenden Lederhosen versuchten, das Oktoberfest bereits jetzt zu feiern. Daher bog ich kurz vor der St.-Nepomuk-Kirche in die Schmidstraße ab. Die St.-Nepomuk-Kirche wird im Volksmund übrigens meist als Asamkirche bezeichnet, benannt nach den Brüdern Asam, zwei Bildhauern, Stuckateuren, Malern und Architekten die hier eines der bedeutendsten Werke des süddeutschen Spätbarocks geschaffen haben.
Als ich die Straße Oberanger erreichte, weckte ein gläsernes Konstrukt mein Interesse. Wie sich herausstellte handelt es sich dabei um das erst letztes Jahre am 30. Mai 2011 an die Öffentlichkeit übergebene und begehbare Kurt-Eisner-Denkmal der Künstlerin Rotraut Fischer, an dessen Stirnseite Eisners Ausspruch „Jedes Menschenleben soll heilig sein“ aufgedruckt ist. Der 1867 in Berlin geborene Kurt Eisner war ein sozialistischer deutscher Politiker und erster Ministerpräsident des von ihm nach der deutschen Novemberrevolution ausgerufenen Freistaats Bayern. Er wurde am 21. Februar 1919 von Anton Graf von Arco auf Valley der dem völkisch-nationalen Umfeld der Thule-Gesellschaft nahe stand auf der Promenadenstraße (heute Kardinal-Faulhaber-Straße) erschossen.
Nun überquerte ich den Oberanger und erreichte über die Klosterhofstraße den St.-Jakobs-Platz, wo sich unter anderem das im März 2007 eröffnete Jüdische Museum und Gemeindezentrum von München befindet.
Direkt daneben wurde im Jahr 2006 bereits die neue Hauptsynagoge von München errichtete, ein kubistischer, moderner Bau der ebenso wie das Jüdische Museum vom Architekturbüro Wandel, Hoefer und Lorch aus Saarbrücken entworfen wurde, einem Architektenteam das bereits die neue Synagoge in Dresden entworfen hatte.
Vorbei an der Schrannenhalle erreichte ich wenig später den Viktualienmarkt
und zog dann weiter zum Isartor. Es war inzwischen schon Viertel vor Neun und die wochenendliche Sperrung der S-Bahn Stammstrecke war bereits in Kraft getreten, daher konnte ich hier nicht einfach in die S-Bahn einsteigen und weiter fahren. Zwar gab es Ersatzverkehr mit Bussen, doch ich entschloss mich weiter zu Fuß zu gehen.
Über die Zweibrückenstraße erreichte ich schließlich die die Ludwigsbrücke, die ich überquerte und bis zum Gassteig weiter ging
um dort in die Rosenheimer Straße einzubiegen und ihr bis zum Rosenheimer Platz zu folgen.
Weiter gings in die Weißenburger Straße, wo ich über den Weißenburger und den Pariser Platz den Orleansplatz erreichen wollte, mein heutiges Ziel. Am Weißenburger Platz machte ich ein letztes Bild für heute von dem dort illuminierten Glaspalastbrunnen, über den ich mich hier ja schon mal ausgelassen habe.
Inzwischen war es auch zu dunkel, um ohne Stativ gute Aufnahmen machen zu können. Also durchquerte ich wie schon so häufig zuvor das Franzosenviertel um vom Ostbahnhof aus, von wo aus wieder S-Bahnen fuhren den Heimweg anzutreten. Mit 12,2km kein neuer Rekord, aber dennoch ein wirklich interessanter Photowalk, der mir wieder neue Teile von München gezeigt hat. Mal schauen wo es mich das nächste Mal hin verschlägt…