Digital Bohéme in real Bohemia – [1/2] – Karlsbad
Kurzfristig entschlossen begaben Herr Gonzo und ich uns am Samstag morgen auf die Reise ins schöne Böhmen. Gegen 9:00 Uhr verließen wir Jena und erreichten um etwa 11.40 Uhr den Grenzübergang bei Selb.
Zum Grenzübertritt reichten unsere Personalausweise – denn auch wenn der Euro in Tschechien noch nicht die dort gültige Tschechische Krone ersetzt hat, so gehört dieser ehemalige Ostblockstaat doch zur europäischen Union und ein simples vorzeigens der Ausweise gegenüber den im übrigen eher gelangweilt in ihren Häuschen sitzenden Zollbeamten der deutschen und tschechischen Seite genügte für die Einreise. Somit erreichten wir das, was wir scherzhaft als „das Mexico für Deutsche“ bezeichnet hatten: Die Tschechische Republik. 😉
Ein weiteres Stündchen Autofahrt über die gar nicht mal so schlechten Straßen in Tschechien kamen wir schließlich in Karlovy vary (Karlsbad) an. Das Wetter war zwar nicht gerade das Beste, es war bedeckt, aber zumindest regnete es nicht. Nachdem wir uns einen Parkplatz gesucht hatten und nach kurzem organisieren der lokalen Währung einen Parkschein an einem der Automaten gelöst hatten, machten wir uns auf den Weg, die Kurstadt ein wenig zu erkunden.
Wie in vielen Städten in Böhmen fallen dem Besucher als erstes die vielen wirklich schönen, wenn auch teilweise etwas verfallenen Jugendstilhäuser auf. Mein letzter Besuch in Tschechien, genau genommen in Prag, liegt ja schon viele Jahre zurück, es muß wohl Anfang der 90er Jahre gewesen sein. Damals hatte mich die Architektur auch schon sehr fasziniert. Hier in Karlsbad, welches wir damals beim letzten Ausflug nur kurz für einen Zwischenstop besucht hatten, wiederholte sich diese Erfahrung.
Eine neue Erfahrung jedoch waren die riesigen Massen an Touristen aus Russland, die wir Karlsbad vorfanden.
Liegt wohl daran (vermute ich mal) daß gerade Urlaubssaison dort ist – auf jeden Fall erschien es mir, daß dort mehr Russen als Deutsche herumliefen. Denen soll wohl auch schon, wie ich im Nachhinein hörte, ein großer Teil der Hotels dort gehören. Störte nicht wirklich, fiel mir nur so auf.
An einem Schloss nahe eines Glasobelisken, der scheinbar ein beliebtes Fotomotiv der russischen Touristen war, mir aber absolut nichts sagte, bogen wir rechts ab.
Über eine kleine Steigung und gelangten schließlich zu einer der wohl insgesamt 19 Quellen der Stadt, gelegen innerhalb einer Kollonade am Rande eines Parkes (die wie ich bei meinen Recherchen zu diesem Post feststellte passenderweise den Namen „Parkkollonade“ trägt 😉 )
Links: Blick aufs Kurhaus Karlsbad – Rechts: Parkkollonade
Links: Statue Parkkollonade – Rechts: Pagode Parkkollonade
Nachdem wir diese Kollonade durchquert hatten, erreichten wir die eigentliche Innenstadt oder auch den Kurbezirk von Karlsbad, welcher in der Mitte durch einen kleinen Fluß durchschnitten war. Fußgängerbrücken ermöglichten jedoch problemlos das überwechseln von der einen auf die andere Seite.
Damit kamen wir zum meiner Meinung nach schönsten Teil der Stadt mit einigen weiteren Kollonaden, Pavillions und eng aneinander gebauten Häusern rund um den im Zentrum fließenden Fluß.
Links: Altstadt Karlsbad und Mühlbrunnenkollonade – Rechts: Kurhaus
Links: Malerischer Kanal in Karlsbad – Rechts: Maria Magdalena Kirche
Markskollonade
Nach vielen Laufkilometern bekamen wir langsam Hunger und sahen uns nach einer entsprechenden Lokalität um, die preislich und vom Angebot her unseren Ansprüchen entsprach. Nach einigen Fehlversuchen stießen wir in einer Seitengasse auf das Restaurant „U Svejka“ – angelehnt an die Geschichte vom braven Soldat Schwejk (oder Schweijk) – von denen es im übrigen in jeder größeren tschechischen Stadt ein (meist touristisch geprägtes) Restaurant zu geben scheint. Die Innenräume waren eng, aber sehr gemütlich. Was mir auffiel, war, daß sobald einer der größeren Tische frei wurde, die Bedienungen ein „reserviert“-Schild darauf stellten, wohl um zu verhindern das sich zwei Mann Gruppen an die großen Tische setzen.
Gonzo und ich fanden einen netten zwei-Mann-Tisch und entschieden uns nach kurzer Durchsicht der mehrsprachigen Karte beide für den „Böhmischen Teller“ mit drei Sorten Fleisch, böhmischen Knödeln sowie Weiß- und Rotkraut.
Für 106 Böhmische Tschechische Kronen, umgerechnet bei einem Wechselkurs von 1:26 zum Euro gerade mal etwas mehr als 4 Euro bekamen wir eine wirklich riesige Portion mit der sogar ich gegen Ende kämpfen mußte – und das will schon was heißen… 😉 Ansonsten waren die Bedienungen trotz einigen Stresses recht nett und des weiteren mindestens dreisprachig, also deutsch, russisch und natürlich tschechisch. Kann man sehr empfehlen für Besucher in Karlsbad.
Gut gesättigt setzten wir unseren Weg nun fort und folgten dem Fluß noch bis zum bekannten Grandhotel Pupp.
Von dort aus ging es dann nicht mehr weiter und wir machten uns auf der anderen Seite auf den Rückweg. Unsere Suche nach einem Cafe welches uns zusagte schlug dabei, trotz einiger Umwege leider fehl, dennoch gelang es uns, einige weitere schöne Stellen der Altstadt von Karlsbad zu entdecken.
Schließlich rang ich mich noch einmal dazu durch, das Heilwasser an einer der Quellen zu versuchen. Dazu erwarb ich mir (auch als Andenken) eine jener Tassen mit „Trinkgriff“ zum, meiner Meinung nach vollkommen überteuerten Preis von 170 Kronen (ca. 6,50 Euro). Die billigeren gefielen mir halt noch weniger. Aber wenn man schon mal in Karlsbad ist.
Andenken-Tasse aus Karlsbad
Herr Gonzo berichtete, daß es ihm von dem Wasser mal schlecht geworden ist, daher waren meine Erwartungen eher niedrig. Bekam dann aber zum Glück keine Probleme durch den Genuß. Es schmeckte metallisch und leicht säuerlich und war handwarm – na ja, wenns schön macht. Mein Fall ist es auf jeden Fall nicht. 😉
Nächste Überlegung war es, ob wir hier in Karlsbad blieben oder weiter nach Plzeň (Pilsen) fahren (welches einer Verwechslung einer Straßennummer mit einer Kilometerangabe nur 20 Kilometer entfernt sein sollte). Wir entschieden uns für die Weiterfahrt, stellten dann zwar fest daß es doch wohl ca. 80 km sein sollen, folgtem dem Weg aber trotzdem weiter. Um diesen Post nicht zu sehr aufzublähen, berichte ich darüber in Teil zwei meines kleinen Berichtes. Stay tuned…
Also erstens stand auf dem Schild 20 und zweitens haben wirs noch in Karlsbad gemerkt das es doch ca. 80km sind…tsts
Stimmt waren 20 auf dem Schild – mein Fehler. Habe es berichtigt.
Sorry
Immer Karlsbad, Karlsbad – probieren Sie doch auch Marienbad:-)
Hallo, wußte gar nicht , dass du in Karlsbad warst.
Werde demnächst mal meine Fotos – als Ergänzung zu deiner Fotoserie – uploaden. Habe die gleichen Erfahrungen und Beobachtungen gemacht – insbesondere die „Touristenklasse“ befreffend. Besonders gefallen hat mir die wirklich schöne Architektur der Frontseiten vieler Häuser. Im Hotel Pupp war ich völlig in russischer Gesellschaft.