David Lynch – inland empire
Habe mir im hiesigen Programmkino Schillerhof den neuen Film von David Lynch angesehen: inland empire. Jetzt sitz ich hier und bin recht ratlos was ich darüber schreiben soll – einen David Lynch Film kann man nicht so einfach rezensieren befürchte ich. Aber ich versuch es einmal:
Das ganze beginnt damit, daß die Schauspielerin Nikki (Laura Dern) kurz bevor sie die Zusage für die Rolle in einem Film erhält von einer Fremden besucht wird, die sie über genau diesen Film ausfragt und ihr dann in orakelhafter Weise prophezeit, daß es zu einem grausamen Mord kommen wird. Kurz nachdem Nikki dann die Zusage für die besagte Rolle erhalten hat, stellt sich heraus, daß es sich bei diesem Film um das Remake eines bereits in den 1930er Jahren begonnenen, aber nie abgeschlossenen Projektes handelt. Nie abgeschlossen weil die beiden Hauptdarsteller damals ermordet wurden. Nach und nach kristallisiert sich dann auch heraus, daß die Geschichte auf einem alten polnischen Zigeunermärchen basiert. Bereits vor Beginn der eigentlichen Dreharbeiten kommt es dann auch zu einigen seltsamen Ereignissen – und während des eigentlichen Drehs beginnen die Realität für den Zuschauer nach und nach in einem Feuerwerk von surrealen, teilweise grotesken und/oder beängstigenden Traumbildern zu verschmelzen. Dabei werden immer wieder kurze Szenen von Personen mit Hasenkostümen in einer Sitcom-Kulisse eingespielt, die unzusammenhängendes Zeug reden, was an den unpassensten Stellen mit eingespielten Lachern vom Band quittiert wird. (hier im Trailer gib es einen Ausschnitt) Ein weiteres wichtiges Element ist eine schäbige Wohnung mit altmodischen Möbel im typischen Lynch-Americana-Stil und eher diffuser Beleuchtung, in der ein großer Teil der Handlung statt findet und die im krassen Gegensatz zu dem Anwesen der Schauspielerin Nikki steht.
Es war wohl ein großer Fehler von mir, ständig einen durchgehenden Sinn in der Handlung zu suchen. Der Begriff Patchwork-Film ist hier wohl sehr treffend, da es unterschiedliche, scheinbar willkürlich aneinander gereihte Handlungsstränge in verschiedenen Zeitphasen gibt, die sich im Verlauf des Filmes immer mehr verstricken und dabei auch hier und dort kreuzen oder selbst wiederholen. Erst zum Ende des 171 Minuten langen Filmes klären sich viele der Subplots auf und der Zusammenhang wird etwas klarer. Aber die eigentliche Kunst Lynchs besteht ja nicht aus einer klaren Handlung, sondern dadurch, daß er mit seiner grobkörnigen, teilweise unterbelichteten Filmweise es auf brilliante Weise versteht ein bedrückendes Bild der menschlichen Innenwelten zu zeichnen. Durch die Langatmigkeit des Filmes muß ich ganz offen zugeben, daß mir mehrfach die Lider schwer wurden – und als ob Lynch dies geahnt hatte kamen an solchen Stellen dann oft ein Schreckmoment oder eine unerwarteter lauter Sound, der uns Zuschauer sofort in die Über-Realität des auf der Leinwand gezeigten zurück rief.
Ich hoffe daß dieses kleine Review nicht zu wirr geworden ist – aber einen Lynch-Film kann man nun mal nicht so einfach beschreiben. Ich kann aber jedem empfehlen, sich den Film auf der großen Leinwand im dunklen Kinosaal anzusehen. Natürlich muß man diese Art von Filmen mögen und ich vermute mal stark, daß sich gerade an Lynch die Geister scheiden werden. Ich persönlich fand im Nachhinein gesehen das ganze aber wirklich klasse.
Naja, Lynch’s Filme sind sicherlich nicht jedermans Geschmack – und schon gar nicht bei solch einer Länge. Mir hat der Film aber sehr gut gefallen. Vor allem die schauspielerische Leistung von Laura Dern hat mich überzeugt.