Ausgebrannt – Andreas Eschbach
Nach Das Jesus Video habe ich vor kurzem das zweite Buch des deutschen Autors Andreas Eschbach abgeschlossen – dieses Mal wieder in Audioform und erworben wie immer bei meinem Audiodealer Audible. Mit neueinhalb Stunden Laufzeit eher Mittelmaß, aber die Zeit hat sich für mich auf jeden Fall mehr als gelohnt.
Zentrale Figur des Buches ist Markus Westermann, der in die USA reist um dort in einer Softwarefirma zu arbeiten. Doch dieser Job soll ihm nur als Sprungbrett dienen, denn sein Ziel ist es, den amerikanischen Traum zu erleben und sich dort sozusagen vom einfachen Angestellten zum Millionär hochzuarbeiten. Doch seine Pläne verlaufen zuerst alles andere als erfolgreich und er ist kurz davor nach Deutschland zurückkehren zu müssen. Doch dann trifft eher zufällig er auf den Österreicher Karl Walter Block, der von sich behauptet dort Öl finden zu können wo andere keines finden. Nachdem die ersten Versuche erfolgreich verlaufen und Investoren auf die Idee aufmerksam werden, scheint sich Markus Traum doch zu erfüllen und seinem Weg zum reichen Mann scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Vor allem als er auch noch die Frau seiner Träume zu treffen scheint und sich in sie verliebt. Doch während einer Explorationsbohrung in Saudi Arabien verschwindet Block und wenig später versiegt auch noch das größte Ölfeld der Saudis. Die Amerikaner sehen sich gezwungen militärisch einzugreifen und die verbleibenden Ressourcen zu sichern, was natürlich fundamentalistische Kräfte auf der arabischen Halbinsel auf den Plan ruft. Die Welt wie wir sie heute kennen scheint aus den Fugen zu geraten und Unruhen breiten aus. Markus Westermann versucht mit Hilfe der Notizen, die Block vor seinem Verschwinden sicher versteckt hatte, dessen Methode zu rekonstruieren und das Ruder noch einmal herum zu reißen und sowohl die Welt als auch seinen Traum zu retten.
Am Anfang schleppte sich wie ich fand die Geschichte etwas hin, doch spätestens nachdem Markus Westermann und Karl Block sich getroffen haben nimmt die Erzählung deutlich an Fahrt auf und entwickelt sich zu einem rasanten Politthriller, dessen Prognosen gar nicht mal so aus der Luft gegriffen scheinen, sondern durchaus in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden könnten. Sehr gut gefiel mir, dass Eschbach von Anfang an gleich mehrere parallele Handlungsstränge aufbaut, welche die Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven erzählen. So wird die Geschichte nicht nur aus Sicht von Markus Westermann erzählt, sondern auch aus der Perspektive eines deutschen Ehepaars, eines saudischen Prinzen, eines US-amerikanischen CIA-Mannes und weiterer Personen, wobei sich die Wege der einzelnen Handelnden nur teilweise überschneiden und miteinander verwirkt sind. Zusätzlich nutzt Andreas Eschbach in der ersten Hälfte des Buches mehrere zeitliche Rückblicke, um die Zusammenhänge besser zu erklären und dem Leser zu zeigen wie es zu der Situation in der die Welt schließlich gerät überhaupt kommen konnte. Dadurch zeigt sich dem Leser, in welcher engen und vielleicht aus bürgerlicher Sicht gar nicht in vollem Umfang ersichtlichen Abhängigkeit sich die Menschheit heute zum Öl befindet und was es bedeuten würde, wenn diese Ressource zur Neige geht – ein Szenario dass sich ja schon seit längerem am Horizont abzeichnet.
An einigen Stellen, dass muss ich zugeben, scheinen die zufälligen Begegnungen etwas zu unwahrscheinlich und einige Episoden wie zum Beispiel Markus Aufenthalt bei der religiösen Gemeinschaft in Bare Hands Creek erscheinen eher Füllmaterial um die Geschichte in die Länge zu strecken, da sie nichts sonderlich zur Haupthandlung beitragen – aber das tut der ansonsten gelungenen Geschichte keinerlei Abbruch. Ulrich Noethen, dem Sprecher dieser Hörbuchfassung gelingt es außerdem wunderbar, die einzelnen Personen sehr gut stimmlich herauszuarbeiten, was der Erzählung noch eine gewisse zusätzliche Würze gibt.
Ein wirklich gelungener Thriller, auch wenn er an einigen Stellen durchaus kleine Schwächen zeigte. Insgesamt wird aber ein klarer roter Faden durch eine solide aufgebaute Geschichte präsentiert, die einiges an Wendungen mit sich bringt, die der Leser so vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Mich konnte das Buch auf jeden Fall fesseln und ich kann es jedem der auf Thriller im Stile von Eschbach, Schätzing und Co steht nur wärmstens ans Herz legen.
Meine Wertung:
Ich fand es das beste Buch dieses Autors, das ich in letzter Zeit gelesen habe.
Die Schiderungen der Folgen der Öl-Knappheit empfand ich als regelrecht beängstigend.
Ja, der Eschbach hat mir auch sehr zugesagt: Meine Kritik