Tod im Beginenhaus – Petra Schier [Adelina Burka 1]
Auf der Suche nach neuer Literatur in Audioform stieß ich vor kurzem bei meinem Hörbuch-Dealer Audible auf das Werk Tod im Beginenhaus der deutschen Autorin Petra Schier (Webseite), die mit diesem Buch eine Krimireihe um die Apothekertochter Adelina Burka begründet, welche im mittelalterlichen Köln des 14ten Jahrhunderts Kriminalfälle löst. Auch wenn der Plot einer in historischem Umfeld Kriminalfälle lösender Personen nach Decius Caecilius Metellus aus der SPQR-Reihe von John Robert Maddox, der Sklavin Invita in den Romanen von Maria W. Peter oder Gaius Volcacius Tullus aus der C.V.T – im Dienste der Caesaren-Reihe von Hans Dieter Stöver nicht wirklich etwas Neues ist, so sprach mich die Beschreibung dieses ersten von derzeit vier erschienen Romanen um diese Protagonisten doch so sehr an, dass ich auch dieser Reihe zumindest eine Chance geben wollte.
Die 1978 geborene Petra Schier, die nach einem Studium in den Bereichen Literatur und Geschichte inzwischen in der Eifel lebend als freie Lektorin und Autorin arbeitet, hat sich in der Bücherwelt vor allem durch ihre derzeit neun historische Romane einen gewissen Namen gemacht, aber auch einige Kinderbücher und etwas Belletristik über das Thema Weihnachten gehören zu ihrem Repertoire. Dabei liegt der Focus aber eindeutig auf den historischen Romane, die alle in den Epochen des Hoch- und Spätmittelalters spielen. Bei Tod im Beginenhaus handelt es sich um ihr Erstlingswerk, das in Buchform im April 2005 bei rororo erschienen ist.
Protagonistin der hier besprochenen Romanreihe ist Adelina Merten, die gemeinsam mit ihrem Vater Albert nicht nur dessen Apotheke in der Innenstadt des mittelalterlichen Köln im 14ten Jahrhundert arbeitet, sondern sich seit dem Tod ihrer Mutter auch um den Haushalt und den geistig zurückgebliebenen jüngeren Bruder Vitus kümmert. Die sehr selbstständige und eigensinnige junge Frau mit ihrem ihr eignen Sinn zur Gerechtigkeit hilft außerdem im Haus der Beginen, einem christlichen Laienorden, aus, in dem man sich um Kranke, Verrückte und Alte kümmert. Als im in diesem Beginenhaus ein alter, gebrechlicher Mann unter etwas rätselhaften Umständen stirbt, erscheint dies zwar bedauerlich, aber noch nicht sonderlich beunruhigend. Doch als auch weitere Bewohner des Beginenhauses unter ähnlichen Umständen sterben und auch die eigentlich noch junge Gattin des einflußreichen Händlers Georg Rese dem Tod findet, kommt die Befürchtung auf hier würde eine Seuche grassieren. Dem Beginenhaus droht die Schließung und den sogenannten Verrückten die Zurückführung in den Narrenturm, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen ihr Dasein fristen müssten. Doch Adelina schließt sich mit ihrer Meinung der allgemeinen Panik nicht an, sondern stellt mit Hilfe des ihres Untermieters, dem Medicus und Magister Neklas Burka, eigene Untersuchungen an. Der erste Verdacht fällt dabei auf den nun verwitweten Georg Rese. In ihrer Untersuchung stößt sie dabei auf die Verwandtschaft der Toten Ehefrau zu dem Ritter Hilger Quattermart von der Stesse, der zur selben Zeit versucht mit Hilfe der Partei der Greifendie Verbannung seines Onkels Heinrich von Stave aus Köln im Stadtrat aufzuheben und die Machtverhältnisse im mittelalterlichen Köln zu seinen Gunsten zu verschieben. Durch ihre Nachforschungen schreckt sie aber schon bald die falschen Leute auf, die nicht davor zurückschrecken sowohl Adelina als auch ihre Familie und den Magister direkt zu bedrochen. Doch davon lässt sich die Apothekerstochter natürlich nicht abhalten und stößt schon bald auf ein dunkles Geheimnis…
Eingebettet in diese historisch tatsächlich in Köln stattgefundenen Ereignisse um Hilger Quattermart, Heinrich von Stave und den Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden baut Petra Schier ein atmosphärisch dichtes und historisch eindeutig sehr gut recherchiertes Umfeld für die Geschichte auf, in welcher der Leser eingebettet viel über die Lebensverhältnisse von Menschen verschiedenster Gesellschaftsschichten in dieser Epoche erfährt. Und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Haupt- und Nebendarstellern der Handlung kommt nicht zu kurz – und wenn ich berichte dass sich Adelina und der Medicus Neklas Burka trotz anfänglicher Diskrepanzen während der Geschichte näher kommen, verrate ich glaube ich nicht zu viel. Und auch die Sprecherin dieses Hörbuches, Sabine Swoboda, macht einen guten Job und verleiht den einzelnen Personen mit ihrer audiotechnischen Darstellung der Geschichte einen eigenen Charakter. Hierbei handelt sich hier allerdings um die Beachvolleyballspielerin, sondern um die gleichnamige Schauspielerin – das aber nur am Rande erwähnt.
Mit Adelina Burka hat Petra Schier eine historische Detektivin geschaffen, die mit ihrem Scharfsinn, ihrer gewissen Portion Dickköpfigkeit und ihren durchaus menschlichen Problemen des täglichen Lebens dem Leser auf Anhieb sympathisch erscheint. In Kombination mit dem klaren Stil der Autorin, der dem Leser (oder Hörer) ohne allzu unnötiges Beiwerk eine detailreiche Vorstellung von dem Umfeld der Handlung gibt. Für einen Erstlings- oder Debütroman auf jeden Fall gute Arbeit, die Lust auf mehr macht. Daher war dies mit Sicherheit nicht der letzte Roman aus der Adelina Burka Reihe den ich gelesen habe.
Meine Wertung:
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