Schwabing & Englischer Garten – Photowalk 07.08.2012

Nach eine weiteren Wochenende an dem ich anderes zu tun hatte als weitere Photowalks durchzuführen entschied ich mich am heutigen Dienstag nun wieder dazu, meine Erkundungen per pedes von München fortzusetzen. Spontan entschied ich mich dabei, mich mal in Richtung Schwabing zu wenden und den Rest auf mich zukommen zu lassen.

Die Strecke


Streckenlänge: ca. 11km
Dauer: ca. 2 1/4 Stunden

Als Startpunkt wählte ich mal wieder den S-Bahnhof Leuchtenbergring, von dem aus ich mich in Richtung Norden wandte und dann der Einsteinstraße folgte. Nachdem ich die Kreuzung an der Grillparzer Straße überquert hatte

Einsteinstraße, Ecke Grillparzer Straße
Einsteinstraße, Ecke Grillparzer Straße

ging es weiter bis ich den Max-Weber-Platz erreichte

Am Max-Weber-Platz
Am Max-Weber-Platz

und schließlich am Maximilianeum (über das ich ja bereits hier berichtet hatte) vorbei. Dennoch nutzte ich die Gelegenheit, mir die Figuren auf dem mittleren Teil des Gebäudes mal genauer anzusehen. Hier handelt es sich um die Siegesgöttin Nike mit Girlanden und Palmzweig, die von zwei Viktorien flankiert wird. Darunter sehen wir ein Mosaik, das die Stiftung des Benediktinerklosters und Ritterhauses Ettal am 28. April 1330 durch Ludwig den Bayern. Das Kloster Ettal hatte ich übrigens hier schon mal besucht und darüber berichtet.

Bavaria auf dem Maximilaneum
Nike & Viktorien auf dem Maximilianeum

Nachdem ich die Maximiliansbrücke überquert hatte

Maximiliansbrücke - Blick in Richtung Praterinsel & St. Lukas
Maximiliansbrücke – Blick in Richtung Praterinsel & St. Lukas

erreichte ich kurz darauf das Maxmonument an der Maximilianstraße über das ich ja in diesem Beitrag schon mal ausführlicher geschrieben hatte. Damals hatte ich aber zwar über die vier Herrschertugenden in stilisierter Form von klassischen Figuren am Sockel der Figur berichtet, sie aber noch nicht dargestellt. Dies möchte ich nun hier kurz nachholen.

Maxmonument - Herrschertugend Stärke Maxmonument - Gerechtigkeit
Herrschertugenden – Links: Stärke – Rechts: Gerechtigkeit

Maxmonument - Herrschertugen Friedensliebe Maxmonument - Herrschertugend Gerechtigkeit
Herrschertugenden – Links: Friedensliebe – Rechts: Gerechtigkeit

Am Maximiliansforum an der Maximilianstraße bog ich schließlich in den Karl-Scharnagl-Ring ab

Maximiliansforum
Am Maximiliansforum

und erreichte so schließlich die Bayrische Staatskanzlei über die ich in meinem meiner ersten großen Rundgänge durch München detaillierter Berichtet hatte.

An der Bayrischen Staatskanzlei
An der Bayrischen Staatskanzlei

Es ging nun weiter in Richtung Englischer Garten, wo ich das Haus der Kunst passierte.

Haus der Kunst - Prinzregentenstraße
Haus der Kunst – Prinzregentenstraße

Wie ich erfuhr wurde dieses Gebäude bereits 1931 als Ersatz für den Glaspalast im Alten Botanischen Garten an eben dieser Stelle errichtet werden sollte. Über den Glaspalast und den daraus stammenden Glaspalastbrunnen hatte ich in diesem Beitag ja schon mal berichtet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der Bauplatz jedoch von Hitler persönlich an diese Stelle am südlichen Ende des Englischen Gartens an der Prinzregentenstraße befohlen, ab dem 15. Oktober 1933 in der für damals typischen, klassizistisch angehauchten und mit Naturstein verklinkerter Stahlbetonbauweise errichtet und am 18. Juli 1937 schließlich von eröffnet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Offizierskasino genutzt und in seinem Inneren sogar ein Basketballfeld eingerichtet. Ab 1949 wurde das Haus der Kunst dann wieder für Kunstausstellungen genutzt.

Wenig später überquerte ich die Von-der-Tann-Straße und ging über die Königinenstraße ein Stück am Englischen Garten entlang, wobei ich das hier gelegene Amerikanische Generalkonsulat von München passierte.

Am Amerikanischen Generalkonsulat - Königinstraße
Am Amerikanischen Generalkonsulat – Königinstraße

Ich folgte denn der direkt hinter dem Konsulat abbiegenden Schönfeldstraße und kam so schließlich am Bayrischen Hauptstaatsarchiv vorbei, wo zahlreiche Akten, Dokumente, Urkunden und Pläane aus der Zeit des ehemaligen Herzogtums, des Kurfürstentums und des Königreichs sowie des heutigen Freistaates Bayern lagern. Auf dem davor befindlichen Ehrenhof sehen wir dabei auch das Pferdestandbild für die deutsche Kavallerie 1870–1945 des Bildhauers Bernhard Bleeker.

Bayrisches Hauptstaatsarchiv - Schönfeldstraße
Bayrisches Hauptstaatsarchiv – Schönfeldstraße

Kurz darauf erreichte ich die Ludwigstraße und folgte ihr weiter in Richtung Norden, wo ich bald die bayrische Staatsbibliothek erreichte.

Blick in die Ludwigstraße
Blick in die Ludwigstraße an der Bayrischen Staatsbibliothek

Am Eingang der Nationalbibliothek sehen wir eine Figurengruppe, die die Münchner gerne als die Vier Heiligen Dreikönige bezeichnen.

Die vier Heiligen Dreikönige - Bayrische Nationalbibliothek
Die Vier Heiligen Dreikönige vor der Bayrischen Nationalbibliothek

Es handelt sich dabei (von links nach rechts) um Thukydides, den Begründer der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, den Dichter Homer der die Illias und die Odysee geschrieben hat, den Philosophen Aristoteles und schließlich den antiken Arzt Hippokrates. Diese Statuen stammen übrigens von Ludwig von Schwanthaler (1802 – 1848) dem Bildhauer dem wir unter anderem auch die Bavaria-Statue an der Theresienwiese zu verdanken haben.

Gleich neben der Nationalbibliothek sah ich die dann auch schon die katholische Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig (Ludwigskirche) auftauchen. Das zwischen 1829 und 1844 (mit einer kleinen Unterbrechung um 1832 bis 1835) unter dem bayrischen König Ludwig I. im klassizistisch-romantischen Rundbogenstil nach den Plänen von Friedrich von Gärtner (sh. dazu auch meinen Bericht über den Gärtnerplatz) errichtete Gebäude besitzt in seiner Haupthalle übrigens über das zweitgrößte Altarfresko der Welt, gestaltet von dem deutschen Maler Peter von Cornelius.

St.-Ludwig-Kirche
Ludwigskirche

Über dem Haupttor der Ludwigskirche finden wir außerdem eine ebenfalls von Peter von Cornelius gestaltete und in Kalkstein ausgeführte Figurengruppe, welche die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit Christus in ihrer Mitte darstellt.

Evangelisten & Christus über dem Portal der Ludwigskirche
Evangelisten & Christus über dem Portal der Ludwigskirche

Direkt hinter der Ludwigskirche beginnt schließlich die berühmte Ludwig-Maximilians-Universität, die 1472 als erste Universität in Bayern von Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut ursprünglich in Ingolstadt gegründet wurde, zu Beginn des 19ten Jahrhunderts aufgrund der Bedrohung durch die Franzosen unter Napoleon von Kurfürst Maximilian I. Joseph nach Landshut und 1826 schließlich in von König Ludwig I. in die Landeshauptstadt München verlegt. Die heutigen Gebäude, darunter das auch von Friedrich Gärtner entworfene Hauptgebäude, wurden schließlich 1840 fertiggestellt und die Universität zog aus ihrer temporären Unterbringung im Jesuitenkolleg in der Neuhauser Straße endgültig hier her. Die restlichen Gebäude wurden in den Folgejahren errichtete.
Der Platz auf der linken Seite heißt Geschwister-Scholl-Platz, benannt nach den Hans und Sophie Scholl die als Münchner Studenten und Mitglieder der Widerstandsbewegung Weiße Rose, welche Flugblätter mit Aufruf zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Unigelände verteilten, dabei vom Hausmeister entdeckt, an die Gestapo ausgeliefert und schließlich zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden.

Geschwister-Scholl-Platz - Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister-Scholl-Platz – Ludwig-Maximilians-Universität München

Der andere Teil dieses Platzes an der Ludwigsstraße ist nach dem Universitätsprofessor Kurt Huber, der gemeinsam mit den Geschwistern Scholl die Texte für die Flugblätter entwickelte und ebenfalls 1943 hingerichtet wurde.

Kurt-Huber-Platz - Ludwig-Maximilians-Universität München
Kurt-Huber-Platz – Ludwig-Maximilians-Universität

Direkt hinter den Gebäuden der Universität liegt schließlich das Siegestor, einen Triumphbogen an de die Ludwigsstraße (der ich bisher gefolgt bin) endet und die Leopoldstraße beginnt. Das im Auftrag des Bayrischen Königs Ludwig I. errichtete und ebenfalls von dem in diesem Text bereits häufiger genannten Friedrich von Gärtner entworfene und dem Konstantinbogen in Rom nachempfundenen Monument, das ebenfalls wie die Feldherrenhalle aus Kelkheimer Sandstein errichtet wurde. Die Inschrift „em Sieg geweiht, vom Krieg zerstört, zum Frieden mahnend.“ auf der Rückseite wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg nach einem Enwurf des Schriftsteller, Kunstkritiker und Kulturhistoriker, Publizisten und Diplomaten Wilhelm Hausenstein angebracht.

Siegestor Schwabing
Siegestor – Rückseite

Siegestor Schwabing
Siegestor – Vorderseite

Auf der Spitze des Siegestores thront schließlich eine Quadriga, also ein Vierergespann, welches die Bavaria gezogen von vier Löwen darstellt. Ursprünglich blickte sie in Richtung der zur Zeit der Errichtung hier gelegenen, offenen Felder, dem siegreichen bayrischen Heere entgegen – daher auch die hiesige Inschrift „Dem Bayrischen Heere„.

Dem Bayrischen Heere - Siegestor
Quadriga – Siegestor

Ich folgte nun weiter der Allee der Leopoldstraße, die auch hier schon von zahlreichen Restaurants, Bars und Café gesäumt wird – ich war nun endgültig in Schwabing angekommen. Bald schon passierte ich die 17 Meter hohe Plastik Walking Man, die hier 1995 von dem amerikanischen Künstler Jonathan Borofsky vor dem Hauptgebäude der Münchner Rückversicherung errichtet wurde. Die 16 Tonnen schwere besteht aus einer mit glasfaserverstärkten Kunststoff ummantelten Stahlkonstruktion stellt, wie der Name schon vermuten lässt, einen gehenden Menschen dar.

Walking Man - Jonathan Borofsky

Walking Man - Jonathan Borofsky
Walking Man von Jonathan Borofsky

Wenig später erreichte ich die Münchner Freiheit, einen Platz in Schwabing den man nicht mit der gleichnamigen Popband aus der Mitte der 1980er Jahre verwechseln sollte. 😉
Ursprünglich hieß der Platz mal Feilitzschplatz nach der hier in die Leopoldstraße mündenden Feilitzschstraße, ab 1933 hieß er Danziger Freiheit und ab 1947 schließlich Münchner Freiheit. Neben seiner Eigenschaft als wichtiger Verkehrsknotenpunkt an dem zwei U-Bahn-Linien, die Tramlinie 23 und mehrere Buslinien verkehren ist dieser Platz vor allem wegen der im Jahre 2009 vom Aachener Architekturbüre Ox2 errichteten, futuristischen aus 18 Stützpfeilern bestehende Stahldachkonstruktion des Busbahnhofs, welche eine wirklicher Blickfang bildet.

Münchner Freiheit
Busbahnhof Münchner Freiheit

An der Münchner Freiheit wandte ich mich in Richtung Englischer Garten und bog ich schließlich in Feilitzschstraße ab – eine kleinere Seitenstraße die von zahlreichen Bäumen flankiert wurde. Hier und in den anderen Seitenstraßen fanden sich viele weitere Kneipen, Pubs und Cafés – sehr hübsch – Schwabing ist nicht umsonst als ein beliebtes Ausgeh-Viertel Münchens bekannt.

Feilitzschstraße, Schwabing
Feilitzschstraße, München-Schwabing

Schließlich erreichte ich den Englischen Garten am westlichen Ufer des Kleinhesseloher Sees etwa in Höhe der Königsinsel und der etwas weiter nördlich gelegenen Kurfürsteninsel.

Kleinhesseloher See - Kurfürsteninsel Kleinhesseloher See - Blick Richtung Königsinsel
Am Kleinhesseloher See

Und obwohl das Wetter heute eher durchwachsen und kühl war, tummelten sich auf den Wiesen im Englischen Garten wieder unzählige Leute, die hier einfach abhingen oder irgendwelchen sportlichen Aktivitäten nachgingen.

Wiese am Kleinhesseloher See

Ein Stück weiter unten konnte man am anderen Seeufer auch den Biergarten Am Seehaus erkennen, über den ich ja bereits in meinem ersten großen Photowalk durch den Englischen Garten berichtet hatte. Doch heute sollte dieser nicht mein Ziel sein.

Biergarten Am Seehaus - Kleinhesseloher See
Blick in Richtung Biergarten Am Seehaus

Mein Weg führte mich nun bis zur Südspitze des Kleinhesseloher Sees und anschließend quer durch den Englischen Garten. Nach einiger Zeit folgte ich einem Pfad der, im Nachhinein gesehen, wohl eher für Pferde und ihre Reiter gedacht war. Aber von denen war aktuell nichts auf dem Parkgelände zu sehen. Bald schon kam ich an einer älteren Linde vorbei

(Marien)Linde
(Marien)Linde im Englischen Garten

in deren Rinde ein Marienbildnis und ein Rosenkranz eingelassen waren. Wohl eine Marienlinde oder so etwas.

Marienbild
Marienbildnis und Rosenkranz an der Linde

Ein kleines Stück weiter entdeckte ich des weiteren eine seltsame Konstruktion aus Zweigen und einer Sonnenbrille zwischen zwei Bäumen, die mich einen Moment an Kunst im öffentlichen Raum denken ließ – aber ich vermute eher dass es sich hier mehr um ein spontanes „Kunstwerk“ einiger Gäste des Parks handelte.

Kunst im Englischen Garten(?)

Über eine Fußgängerbrücke, die auf gewundenem Wege die Ifflandstraße überwand und vom Ostende des Englischen Gartens bis auf den Isarring führt, verließ ich schließlich die Parkanlage

Brücke über die Ifflandstraße
Fußgängerbrücke über die Ifflandstraße

und stand so wenig später an der John-F-Kennedy-Brücke, die mich über die Isar führen sollte.

John-F-Kennedy-Brücke
An der John-F-Kennedy-Brücke

Was folgte war eine lange „urststrecke“ direkt am Isarring entlang – links die stark befahrene Straße des mittleren Rings und Rechts hohe Schallschutzwände –

Am Isarring
Am Isarring

bis ich letztlich wieder am Effnerplatz stand, wo ja wie ich hier bereits berichtete die Installation Mae West der Amerikanischen Künstlerin Rita McBride zu finden ist.

Mae West
Mae West von Rita McBride

Was ich damals noch nicht erwähnt hatte war, dass sich hier am Effnerplatz auch das Rumänienhaus befindet, welches das Generalkonsulat von Rumänien hier in München beherbergt.

Rumänienhaus
Rumänienhaus München

Kurz darauf passierte ich wieder das Hypo-Haus, jenes Bürogebäude der Hypovereinsbank und aktuell zweithöchstes Bürogebäude Münchens

Hypo-Haus
Hypo-Haus

und folgte dann der Denninger Straße weiter in Richtung Süden

Denninger Straße
An der Denninger Straße

bis ich schließlich – es dämmerte schon – die Einsteinstraße mit seinem Einkaufzentrum dasEinstein erreichte.

DasEinstein
dasEinstein – Einsteinstraße

Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum S-Bahnhof Leuchtenbergring mit seinen steril wirkenden, gekachelten Tunnelwänden, von wo aus man zu den Gleisen hinauf steigen konnte.

Am S-Bahnhof Leuchtenbergring
Unter dem S-Bahnhof Leuchtenbergring

Somit hatte ich meine Rundgang für heute beendet. Mit etwas mehr als 11 Kilometern wieder kein neuer Rekord, aber doch ausreichend um sagen zu können das ich mich ausreichend bewegt hatte. Und es gibt immer noch viele Gegenden von München die es zu entdecken gilt – ich bin also gespannt wo es mich das nächste Mal hin verschlagen wird. 😉

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