Richtungsänderung und Verspätung
Heute nahm ich mal wieder den ICE von München in Richtung Frankfurt. Sah zuerst auch alles gut aus: Ich hatte eine Sitzplatzreservierung im ersten Wagen direkt hinter dem Zugführerabteil mit Tisch, ich würde also ganz vorne am Gleis in Frankfurt ankommen. Und der Zug sollte pünktlich und am angekündigten Gleis abfahren. Doch als ich das Großraumabteil betrat, musste ich sofort feststellen dass es hier ziemlich heiß war. Kurz darauf erfuhren wir dass die Klimaanlage ausgefallen war – und das bei den heutigen Temperaturen. Eigentlich hätte es nur noch gefehlt dass der Schaffner einen Aufguss macht und ein wenig mit dem Handtuch durch das Abteil wedelt – der Schweißfluss war auf jeden Fall recht ähnlich. Dass man kurz nach dem Start kostenlos Wasser an die Fahrgäste verteilte war da nur ein schwacher Trost. Der Zugführer hatte offensichtlich wegen der Hitze das Fenster geöffnet und fuhr daher auch eher langsam auf der Strecke in Richtung Nürnberg. Dass einer der Fahrgäste hinter der Führungskabine rief, er solle doch endlich mal das Fenster schließen und Gas geben ignorierte er dabei erst einmal, irgendwann tat er es dann aber und wir wurden schneller.
Zwischen München und Nürnberg tat es in voller Fahrt einen Schlag an der Spitze des Zuges und wir bremsten stark ab – nach kurzem nahmen wir aber wieder Fahrt auf. Ein Wildschaden? Schlimmeres mit Personenschaden hätte wohl einen Vollstop nach sich gezogen. Ich glaube jedenfalls dass dieser Schlag es letztlich war, der die Zugleitung oder wer auch immer das zu entscheiden hat die Fahrtrichtung des Zuges kurz vor der Einfahrt in den Nürnberger Hauptbahnhof ändern ließ. Irgendwo im Südosten Nürnbergs – ich konnte das Frankenstadion und großen Dutzendteich rechts sehen, hielt der Zug auf freier Strecke, der Zugführer kam aus dem Frontkabine und verschwand schnellen Schrittes in Richtung des anderen Zugendes. Etwa fünf Minuten später ging es in die andere Richtung wieder los – während ich mit den anderen Fahrgästen weiterhin im eigenen Saft langsam vor uns hin dünsteten. Mit fünfzehn Minuten Verspätung kamen wir schließlich in Nürnberg an und schafften es auch nicht diese Verspätung auf den Rest der Strecke aufzuholen. Da wir noch einmal bei Würzburg kurz einen Vollhalt einlegten, baute sich diese Verspätung sogar noch auf 21 Minuten aus. Dadurch verpasste ich in Frankfurt, wo ich jetzt natürlich ganz hinten auf dem Gleis ankam, auch noch gleich knapp meine S-Bahn und musste meine eine halbe Stunde zusätzlich warten. Dennoch sehe ich es auch positiv: Kein Stau, keine drängelnden Raser und ich konnte mein aktuelles Buch weiter lesen. Nur dass mit den Klimaanlagen sollten die Bahn dringend in den Griff kriegen – es war nicht das erste Mal dass sie auf dieser Strecke ausgefallen war. Vor einigen Wochen gab es bereits einen ähnlichen Vorfall, nur waren die Temperaturen da noch niedriger. Wenn das Wetter aber so bleibt, wonach es ja aktuell aussieht, macht Zugfahren in einem Backofen-Abteil wirklich weniger Spaß. Ich hatte sogar kurz überlegt in Würzberg auszusteigen und den nächsten Zug Richtung Frankfurt zu nehmen, hatte mich dann aber doch dagegen entschieden. Aber dann wäre ich womöglich noch später angekommen…
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