BMW-Welt & BMW-Museum München
Obwohl sich das Wetter am Samstag regnerisch und kühl zeigte, wir aber den Samstag doch gerne etwas konstruktiv gestalten wollten, entschlossen wir uns dazu der BMW-Welt und dem BMW-Museum an der Firmenzentrale dieses Autobauers nahe des Olympiaparks einen Besuch abzustatten.
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Die Anreise mit Hilfe der öffentlichen Verkehrsmittel gestaltet sich recht einfach – am besten nutzt man die U-Bahn Linie 3 in Richtung Moosach bis zur Haltestelle Olympiazentrum.
Die Bayrischen Motoren Werke, kurz BMW, entstanden aus dem 1913 von Karl Rapp gegründeten Rapp Motorenwerke GmbH, die sich 1917 zuerst in BMW GmbH und nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft schließlich in BMW AG umbenannte. Der Fokus war zu Beginn nicht sofort die Autoproduktion, sondern eher Herstellung von Luftschiff- und Flugzeugmotoren. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem durch den Versailler Vertrag entstandene Verbot für fünf Jahre, in Deutschland Flugzeugmotoren herzustellen, gerieten die Bayrischen Motorenwerke in eine Krise. Der damalige Hauptaktionär verließ die Firma und nahm dabei die Namensrechte an BMW mit. Er ging zu den Bayrischen Flugzeugwerken (Bfw) woraus später die neue BMW AG entstand. Aus der alten Firma BMW entstanden später die Süddeutsche Bremsen-AG und später die Knorr-Bremse AG. Im Jahre 1923 legten dann die Ingenieure Max Friz und Martin Stolle mit der Konstruktion des Motorrads BMW R 32 den Grundstein für die heutige Fahrzeug-Produktlinie der Firma. Bis heute hat sich das Grundprinzip dieses Motorrades erhalten: Boxermotor und Kardanantrieb im Doppelrohrrahmen. Mit der Übernahme der Fahrzeugfabrik Eisenach A.G., den Hersteller des Kleinwagens Dixi, im Jahre 1928 stieg BMW schließlich auch in den Automobilbau ein. Damit aber genug geschichtlicher Rückblick, kommen wir nun zum eigentlichen Besuch.
Die Gebäude der BMW-Welt, des BMW-Museums sowie auch die Firmenzentrale und das Hauptwerk grenzen direkt nördlich an das Olympia-Gelände mit dem Olympiapark an, das ich ja hier bereits Detailreich vorgestellt hatte. Verlässt man die U-Bahn Station Olympiazentrum, fällt sofort der Blick auf das futuristisch anmutende Gebäude der BMW-Welt, das sowohl als übergroße Ausstellungshalle als auch als Anlaufpunkt für Käufer dient, die dort ihren Neuwagen direkt beim Hersteller abholen können. Doch dazu später mehr.
Der Eintritt hier ist kostenlos, weswegen natürlich Massen an Menschen aus aller Welt in diese Lokalität strömen. Ich beobachtete sogar die hier typischen Stadtrundfahrt-Busse, die Touristen bis vor das Gebäude fuhren. Vermutlich gehört der Besuch hier zu jeder Rundfahrt dazu. Mein erster Eindruck nach dem Betreten des Gebäudes war tatsächlich, dass ich hier in die Ausstellungshalle eines Autohändlers (mit Hang zum Größenwahn) geraten war. 😉
Blick in die Halle der BMW Welt München
BMW Welt München – Eingangsbereich von Haltestelle Olympiazentrum
Für einen Konzern wie BMW ist das natürlich durchaus angemessen – man brauch sein Licht ja nicht unter einen Scheffel stellen. Hauptfokus der Ausstellung sind natürlich die aktuellen Modelle dieses Fahrzeugherstellers, die hier zum anschauen, anfassen und größtenteils sogar zum hinein setzen zur Verfügung gestellt werden. Unmengen an Touristen nutzten die Gelegenheit natürlich auch und ließen sich vor und in diesen Autos fotografieren. Das ganze gab auf jeden Fall einen guten Überblick über die aktuelle Modellpalette dieses Herstellers.
Dazwischen fanden sich aber auch vereinzelt ein paar ältere Modelle, die wohl das Bild der Ausstellung etwas auflockern sollten. Ich entdeckte so zum Beispiel ein BMW 326 Sport Kabriolett und eine BMW Isetta.
Natürlich durften auch mehrere Shops in denen Fan-Artikel verkauft wurden nicht fehlen. Wenn man sich etwas von den Hauptströmungen des Touristen fort bewegte, konnte man außerdem eine Übersicht von aktuellen Motoren, die Lackpalette sowie die Möglichkeiten der Sitzbezüge entdecken.
Als kleines Schmanckerl, wenn auch ohne wirklichen Nutzen, fuhren des weiteren zwei autonome Roboter durch die Halle und ließen Leuchtschriften über ihre massigen Körper laufen, sobald sich eine Person ihnen nährte. Von den meisten der Touries wurden sie jedoch ignoriert, denn diese waren zu sehr damit beschäftigt sich selbst vor den Autos zu fotografieren.
Wir wandten unsere Aufmerksamkeit nun dem oberen Bereich zu. Von hier aus hatte man nicht nur einen schönen Überblick auf den unteren Bereich der Halle
und konnte sich einige aktuelle Motorräder ansehen.
Außerdem hatte man von hier einen guten Blick auf das, was ich als „Abholbereich“ bezeichnen möchte – eine mittlere Ebene die man über einige Glasfahrstühle vom Erdgeschoss erreichen konnte. Hier war es soweit ich erkennen konnte möglich wie bereits erwähnt einen vorbestellten Neuwagen abzuholen.
Von hier aus wandten wir uns über den Weg innerhalb der Halle und vorbei an einem gehobeneren Restaurant und verließen den Bereich der als BMW Welt bezeichnet wurde. Durch den Regen überquerten wir eine Brücke über die Lerchenauer Straße und hatten so einen ersten Blick auf das BMW Museum dass wie ein Stempel geformt vor der Konzernzentrale lag.
Durch den Südeingang betraten wir nun das Gebäude des Museums. Bereits im Eingangsbereich konnte man die ersten Wagen aus vergangenen Zeiten bewundern, darunter einige Autos aus Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre.
Mit 12 Euro gestaltete sich der Eintritt für die Haupt- und die Sonderausstellung nicht gerade billig – aber wenn wir schon mal hier waren wollten wir natürlich auch die Ausstellungen besuchen.
Die Hauptausstellung teilt sich drei Ebenen und war verschiedene Abteilungen auf. Ein Faltblatt dass man uns mit der Eintrittskarte ausgehändigt hatte gab uns einen Überblick über die vielfältigen Teile dieser permanenten Ausstellung. Das erste was wir dabei sahen war jedoch kein Wagen oder Motorrad, sondern eine Konstruktion aus frei von der Decke hängenden Kugeln, die sich nach einem bestimmten Muster immer wieder verformten um schließlich die Form eines Autochassis anzunehmen. Eine durchaus interessante Konstruktion, die es wert war einen Moment zu verweilen.
Etwas weiter rechts fand sich eine Abteilung die mit Erste Schritte betitelt war. Hier fand sich neben einem frühen Flugzeugmotor auch ein Exemplar des oben erwähnte erste Motorrad der Firma, die BMW R 32, sowie eines der frühen Fahrzeuge, einen Transporter vom Typ BMW 3/15PS von 1930.
Etwas weiter hinter einer über alle drei Ebenen reichenden Glaswand waren nun einige mehr oder weniger Chronologisch sortierten Motorrad-Modelle zu sehen. Passenderweise war diese Sektion auch als Leidenschaft Motorrad bezeichnet.
Durch eine Ausstellung über Leichtbauweise erreichten wir einen schmalen Gang in dem einige weitere Motoren zu sehen waren – darunter viele Flugzeugmotoren vom Anfang des 20ten Jahrhunderts
BMW VI (1926) aus der Dornier DoJ „Wal“
Links: BMW 132 (1933) aus einer Junkers Ju 90 – Rechts: BMW 801 (1944) aus einer Focke-Wulff FW190
Es folgte einer Sektion mit dem Titel Siegertypen. Hier fand sich zum einen der berühmte BMW 328 MM (Mille Miglia) der bereits bei seiner Vorstellung im Jahre den fünften Platz im Gesamtplatzierung des 24 Stunden Rennens von LeMans und Sieger der Klasse bis 2 Liter Hubraum war.
Über ein kleines Treppchen konnten man außerdem einen Rennwagen der Formel Eins bewundern.
In der nun anschließenden Gallerie sahen wir außerdem noch einige weitere Motoren aus verschiedenen Jahrzehnten, mit denen BMW Erfolge feiern durfte.
Nachdem wir zurück auf dem Hauptweg waren, wandte sich die Rampe nach unten auf die mittlere Ebene, vorbei an einem Stapel von nach Jahren sortierten BMW-Modellen,
in einen Ausstellungsbereich, der sich mit den Oberklassen-Limousinen von BMW, der 7er Reihe, beschäftigte. So sagte es zumindest das Faltblatt.
Als wir die 7er Sektion verließen, sahen wir links eine chronologisch aufgehangene Zusammenstellung der verschiedenen Logos der Oberklassen-Autos.
In einer kleinen Kammer die nun auf der rechten Seite folgte gab es eine zeitlich sortierte Übersicht der Werbung der Firma BMW aus verschiedenen Jahren seit der Gründung. Dabei wechselten die Tafeln in gewissen zeitlichen Abständen, so dass man neben Werbeanzeigen zuletzt auf einigen Bildschirmen sogar Werbeclips aus den jeweiligen Zeitabschnitten betrachten konnte.
Ein Stück weiter rechts folgte nun ein Teil der Ausstellung, der sich mit dem Motorrad-Rennsport beschäftigte. Dabei fiel als erstes die BMW WR500 ins Auge, das sogenannte „Ei“, mit dem der deutsche Rennfahrer Ernst Henne 1937 mit 279,503 km/h einen Geschwindigkeitsweltrekord aufstellte, der erst 14 Jahre später gebrochen werden konnte.
Außerdem fanden sich natürlich auch noch weitere Motorrad-Rennsportmodelle, darunter ältere Modelle vom Anfang des 20ten Jahrhunderts sowie ein Tourenrad aus Paris-Dakar-Ralley.
Durch einen Bereich der als Atelier bezeichnet wurde und in dem der Entwurfsprozess eines Wagens vorgestellt wurde und in dem u.a. auch das Modell einer Karosseriestudie zu sehen war
führte eine Treppe in einen Bereich der als die Schatzkammer bezeichet wurde.
Und hier unten waren tatsächlich einige Schätze aus der Produktion der Bayrischen Motorenwerke zu sehen. Darunter ein 1938er BMW 328 und ein 1971er BMW 3.0 CSI aus der Coupé-Variante aus der E3-Reihe.
Aber der große Blickfang hier unten war eindeutig der BMW Z9 GT (Grand Tursimo), ein Konzeptauto das 1999 auf der Frankfurter Internationalen Autoausstellung (IAA) vorgestellt wurde.
Außerdem gab es hier unten einige wohl seltene Motorräder zu sehen, darunter ein BMW R5 von 1936 und eine BMW K40 aus dem Jahr 1995.
In einer Seitensektion mit Bezeichnung Chronologie gab es einen vor allem aus technischer Perspektive interessanten Tisch, der dazu diente die Modelle und Logos der BMW-Produkte auf eine interaktiv-futuristische Weise darstellte. Die Projektion war berührungsaktiv und man konnte kleine Videoclips und Fotos durch Berühren aufrufen.
Daneben lag die Sektion Aspekte mit einigen Bildbänden, wo man ebenfalls eine interessante technische Spielerei gefertigt hatte: Wenn man sie auf eine bestimmte Seite blätterte, begann eine Tonbandstimme zu den gezeigten Fotos die zugehörige Geschichte zu erzählen. In dem Bildband dem ich ausprobierte ging es über Ostarbeiter bei BMW im zweiten Weltkrieg, ich gehe aber mal davon aus dass bei der Vielzahl der Bände viele Aspekte der Geschichte von BMW abgedeckt wurden.
Über die Rampe erreichten wir wenig später einen Bereich mit Titel Begegnungen in dem verschiedene weitere mehr oder weniger sehenswerte Modelle zu sehen.
Auch in einigen Seitengängen gab es Weiteres zu sehen – so zum Beispiel einen BMW 327/28 von 1938.
Außerdem widmete sich hier unten eine kleine Halle der bekannten M-Reihe. Die M-Modelle werden übrigens von der BMW M GmbH, einem 100-prozentigem Tochterunternehmen von BMW entwickelt, etwas das mir persönlich auch noch nicht bekannt gewesen ist.
Durch die Begegnungen-Halle kamen wir schließlich in den letzten Teil der regulären Ausstellung. Hier waren wieder eine BMW-Isetta von 1955 und ein BMW 2020 TI von 1968 – jeweils stilecht dekoriert mit Lampen aus der Zeitperiode.
Zuletzt erreichten wir in die letzte Halle am Boden des runden Aufganges unter dem stempelförmigen Teil des Museumsgebäudes, wo einige Renn-Motorräder den Abschluss der Ausstellung bildeten. Der spiralförmige Aufgang, der ein wenig an eine Auffahrt eines Parkhauses erinnerte, führte uns schließlich zurück in den Eingangsbereich mit der Kasse führte.
Jetzt blieb uns nur noch die Sonderausstellung zu besuchen, die sich aktuell mit sogenannten Art-Cars beschäftigte. Hier gab es einige Wagen der Marke BMW zu sehen, die von bekannten zeitgenössischen Künstlern wie Roy Lichtenstein, Michael Nagamare Nelson oder Sandro Chia gestaltet worden waren. Dazu lief unter der Kuppel ganz oben eine leicht psychedelisch angehauchte Projektion an den Wänden ab, die etwas über die Geschichte der Art-Cars zu erzählen schien.
Links: Art Cars – Rechs: Autos dekoriert von Michael Nagamare Nelson (links) und Roy Lichtenstein (rechts)
Über eine lange Rolltreppe konnten wir dann schnell wieder zurück in den Eingangsbereich
wo wir unseren Besuch der BMW Ausstellungen für den Samstag beendeten. Die Ausstellung hatte sich wirklich als sehr lehrreich erwiesen und ich hatte viel neues über BMW, dessen Geschichte und deren Produkte erfahren. Wer München besucht und sich für Autos interessiert, sollte diese Ausstellung keinesfalls verpassen. Und für die Firma BMW ein sehr gelungenes Projekt sich selbst zu präsentieren. Auch wenn ich mich persönlich nicht als allzu großer Autofan gelten mag, so hat es mir doch gefallen – für einen verregneten Samstag ein wirklich netter Zeitvertreib. 😉
Klasse Doku!