Flugwerft & Schloßanlage Schleißheim
Auch heute wollte ich natürlich wieder nicht zu Hause versauern, daher machte ich mich auf den Weg nach Oberschleißheim nördlich von München, wo neben der sogenannten Flugwerft, einer Außenstelle des hiesigen Deutschen Museums, auch das dortige Schloß mit dem Wilhelmshof und seinem Schloßpark zu bewundern war. Zwar wäre ich auch mit der S-Bahn hingekommen, die Linie S1 hat direkt in Oberschleißheim einen Haltepunkt, doch ich rang mich dann doch dazu durch mit dem Auto zu fahren. Hätte ich den Verkehr auf dem Mittleren Ring bedacht, wäre die S-Bahn im Nachhinein gesehen auf jeden Fall Stressfreier gewesen, aber sei es drum. Nach etwa einer halben Stunde Autofahrt erreichte ich schließlich die Gemeinde Oberschleißheim, die im Norden direkt an München angrenzt. Der Verkehr auf dem Mittleren Ring an einem so schönen Samstag ist natürlich höllisch, aber glücklicherweise bin ich ohne größere Verzögerungen durchgekommen.
Flugwerft Schleißheim
Ich parkte mein Auto direkt neben dem alten Schloß und machte mich von dort aus erst einmal auf den Weg zur etwas südlich gelegenen Flugwerft, um genau zu sein die Deutsches Museum Flugwerft Schleißheim, einer Außenstelle des deutschen Museums die sich südlich des Alten Oberschleißheimer Schloßes direkt am Sonderlandeplatz Schleißheim befindet, dem ältesten noch in Betrieb befindlichen Flughafen Deutschlands.
Die Einrichtung schien gut relativ besucht wie es schien. Vor allem viele Familien mit Kindern konnte ich hier sehen. Auch viele Gruppen von Radfahrer hatten sich scheinbar diese Gegend als Ausflugsziel gewählt zu haben. Nachdem ich am Eingang meine Eintrittskarte zum Preis von 6 Euro gelöst hatte (diese Eintrittskarte gilt am selben Tag auch für das Hauptgebäude auf der Museumsinsel sowie das Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe),
Eintrittskarte – Links von vorne – Rechts von hinten
betrat ich wenig später die erste Halle des alten Gebäudeteils, in dem vor allem Gleitflieger und kleine Motorflugzeuge zu sehen waren – darunter auch ein Fieseler Fi 156 – genannt Storch.
Von hier aus führte ein langer, zu beiden Seiten mit hohen Glaswänden abgegrenzter Gang in den hinteren Bereich der Ausstellung – vorbei an einer großen, für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Wartungshalle mit allerlei KrimsKrams darin. Über eine Empore konnte ich jedoch einen kurzen Blick hinein werfen.
Schließlich erreichte ich die drei zusammenhängenden Hallen, die hier 1992 als Erweiterungsbau errichtet worden waren. Und hier fand sich der größte Teil der Exponate. Im ersten Teil der Hallen fanden sich dabei vor allem größere Propellermaschinen, darunter eine Antonov AN-2 aus dem Zweiten Weltkrieg und eine kleinere Cessna 195 aus den späten 1940ern und frühen 1950ern.
Ab der zweiten Halle beherrschten jedoch die Düsenflugzeuge die Ausstellung. Als erstes fiel hier eine begehbare Dornier DO31 E3 ins Auge, eine senkrechtstartende Transportmaschine die 1959 von Dornier als Prototyp entwickelt worden war. Bei ihren frühen Flügen stellte sie damals gleich mehrere Rekorde für Senkrechtstarter, unter anderem im Bereich Geschwindigkeit mit 514km/h auf, aber bis auf die drei Prototypen, von denen die E3 einer ist, wurden das Programm in den frühen 1970er Jahren eingestellt.
Des weiteren fanden sich hier auch einige Hubschrauber, darunter ein russischer Kamow KA-26 aus den 1970er Jahren in seiner Agrar-Version mit großem Chemikalienbehälter zum besprühen von Feldern. Dieser konnte aber bei Bedarf auch gegen eine sechssitzige Passagierkabine ausgetauscht werden, was den KA-26 zu einem vielseitigen Fluggerät machte.
Der Rest der Halle wurde von weiteren frühen Düsenjägern beherrscht, währen man an der Decke einige Segelflieger sehen konnte. Im vorderen Teil der Halle fand sich außerdem ein kleiner „Flugzirkus“ an dem Kinder ein kleines Modellflugzeug an einer Schnur um einen Pfahl fliegen lassen konnten, indem sie einen Knopf drückten. Na ja, wenn so etwas den Kindern Spaß macht…
In der dritten Halle fanden sich wieder einige Düsenjäger, teilweise etwas modernerer Bauart. Darunter ein Lockhead F-104 „Starfighter“ sowie die berühmte Mig-21.
Außerdem gab es hier die erste Raktenstufe einer kommerziellen EUROPA-Trägerrakete wie sie in den 1960er und 1970er Jahren vom europäischen ESA-Vorläufer ELDO (European Launcher Development Organisation) entwickelt worden waren.
Als ich die Halle wenig später verließ, konnte ich auch sehen dass weiter unten auf dem Flugplatz eine Vorführung von Modellflugzeugen stattfand. Hätte die Sonne nicht so gebrannt und hätte mich das mehr interessiert, hätte ich es mir vielleicht mal genauer angesehen – aber ich entschloss mich dazu weiter zu ziehen. Zumindest erklärte das warum auch einige Modellflugzeuge in der ersten Halle ausgestellt worden waren.
So begnügte ich mich damit hier noch einige Aufnahmen von den Gebäuden zu machen, bevor ich die Flugwerft wenig später wieder verließ und meine heutige Erkundung fortsetzte.
Schloßanlage Oberschleißheim
In Oberschleißheim gibt es um genau zu sein nicht nur ein, sondern sogar drei Schlößer. Der älteste Teil, der sogenannte Wilhelmshof oder Wilhelmsbau, den sich im Jahr 1598 der Bayrische Herzog Wilhelm V. zu der von ihm erworbenen Schwaige errichten ließ. Unter dem Begriff Schwaige, Schwaighof oder bayrisch Schwoag versteht sich dabei ein meist herrschaftlicher Hof in dem in Form einer Sennerei primär Vieh- und Milchwirtschaft betrieben wird. Vollendet wurde das Gebäude aber erst von dessen Sohn Maximilian I, der diesen Bereich später noch bis zu seinen heutigen Ausmaßen ausbaute. Auf beiden Seiten verläuft dabei ein Wasserkanal – über einen dieser Kanäle konnte ich auf meinem Rückweg von der Flugwerft schon mal einen Blick in Richtung Schloß werfen.
Der große Hof bildet den hinteren Teil der gesamten Anlage und wird offensichtlich auch heute noch regulär bewohnt – zumindest sah ich an einigen Seitengebäuden Briefkästen und Wäschespinnen auf dem Rasen davor. Den westlichen Abschluß des ersten Hofes bildet schließlich ein Haus, in dessen Mitte ein Durchgang mit ihm krönenden Uhrenturm zu finden ist.
Der Rest des Hofes wird heute durch eine T-förmig verlaufende Straße, für den öffentlichen Verkehr freigegebene Straße mit Allee beherrscht. Dieser Bereich schien aber keine nähere Betrachtung wert, daher wandte ich mich dem Durchgang unter dem Uhrenturm zu.
Durch dieses Tor betritt man einen weiteren, kleinen Innenhof mit gepflegtem Rasen, der etwa in der Mitte durch einen fließenden Bach in zwei Hälften getrennt wird. Hier hatte man auch das erste Mal Gelegenheit das Alte Schloß im Ganzen zu sehen, welches aber eher einem herrschaftlichem Haus als wirklich einem Schloß ähnelt.
In vorderen Bereich des rechten Flügels findet sich die sogenannte Schloßwirtschaft, ein Gasthaus in dem Besucher Speisen und Getränke zu sich nehmen können. Links beherrschen ein großer Baum und ein Brunnen mit Heiligenfigur das Bild. Als ich näher kam konnte ich erkennen dass es sich bei dem Brunnen um einen Gedenkbrunnen für die Opfer des ersten Weltkrieges handelt.
Das Gebäude des alten Schloßes war geöffnet und konnte betreten werden, es existiert des weiteren im linken Bereich in weiterer kleiner Torbogen durch den man weiter gelangen kann. Sobald man auf der anderen Seite ankommt, erhält mein einen ersten Blick auf den Neuen Schloßbereich, der von Kurfürst Max Emanuel um 1700 als Residenz hinsichtlich der erhofften Kaiserwürde errichtet wurde. Ursrpünglich war hier eine vierflügelige Schloßanlage mit zusätzlichen Pavillions geplant, doch aufgrund des Spanischen Erbfolgekrieges 1704 und des Exils von Max Emanuel kamen die Bauarbeiten bis zu seiner Rückkehr aus dem Pariser Exil 1715 zum Stillstand. Realisiert wurde schließlich nur der monumentale Haupttrakt – auf die verbindenden Flügel zum alten Schloß und viele andere Pläne wurde aufgrund der schlechten finanziellen Lage verzichtet.
Mit seinem gepflegtem kleinen Park erinnerte dieses Schloß schon eher an das, was ich von meinem Besuch auf Schloß Nymphenburg her kannte. In diesem kleinen Park tummelte sich neben vielen anderen Besuchern auch ein Brautpaar, dass sich von einem Berufsfotografen wohl an ihrem Hochzeitstag vor dieser schönen Kulisse ablichten ließ. Verständlich – denn im Vergleich zum alten Schloß war dieses Gebäude wirklich pompös. Doch es sollte noch besser werden.
Sehenswert war auch die Tür des Neuen Schlosses mit seiner verspielten Ornamentik und seinen Figuren. Leider war sie verschlossen, so dass ich einmal komplett um das Gebäude herumgehen musste um in den hinteren Bereich zu gelangen.
Nachdem ich an einigen rechteckig ausgerichteten Baumreihen vorbei gegangen war, konnte ich hinter einer weiteren Reihe Bäume bereits erahnen was mich hier erwartete.
Und der Eindruck hatte nicht getrübt, den der Innenhof wurde von einer prächtigen, gepflegten Gartenanlage beherrscht, in der zwei kleinere Fontainen links und rechts sowie eine große Drillingsfontaine mit Kaskade im Hinteren Bereich des Hofgartens als Blickfang dienten.
Ähnlich wie in Nymphenburg verlief von der zentralen Treppe des Schloßes aus eine Sichtachse in den hinteren Bereich des Schloßparks. Hinter der Drillingsfontaine konnte ich dabei bereits das dritte der hiesigen Schlößer, Lustheim, erkennen.
Und auch der innere Bereich des Haupttraktes wirkte wirklich sehr prächtig. Der Baustil erinnerte klar an Nymphenburg, was aber auch nicht verwunderlich ist da auch hier der Architekt Joseph Effner gewirkt hat, der auch am Bau des Nymphenburger Schloßes beteiligt war.
Ich folgte dem mittleren Weg und nahm als erstes die Drillingsfontaine in näheren Augenschein. Die ständig sprühenden Wassersäulen, zwei davon im unteren Becken und eine etwas größere im oberen Becken direkt über der zweistufigen Kaskade, erwiesen sich wirklich als wunderbares Werk der Brunnenbaukunst.
Zwischen dem oberen und unteren Becken führte eine schmale Mauer bis an die Kaskade heran. Auch wenn der Weg etwas wackelig war und die Gefahr eines unfreiwilligen Bades mit sich brachte, bestieg ich diese Mauer und nährte mit so der Kaskade. Von hier aus hatte man einen schönen Blick zurück auf das Hauptgebäude
sowie in die andere Richtung auf Schloß Lustheim, das zum Greifen nah erschien.
Ähnlich wie bei der Hauptsichtachse in Nymphenburg hatte man auch hier im hinteren Bereich einen Kanal angelegt, an dem entlang gesäumt von Bäumen einige die Wege verliefen.
Ich folgte nun dem rechten Weg in Richtung Schloß Lustheim und musste schon bald feststellen dass die Entfernung weiter war als es erschien.
Wie bei solchen Wasserflächen üblich tummelten sich auch hier einige Wasservögel, die von einigen Besuchern sogar gefüttert wurden. Ich entdeckte unter anderem Wildgänse
einige Stockenten die ihre Runden über den Kanal zogen
sowie natürlich Schwäne, wobei ich dabei auch einige braune Exemplare entdeckte. Zuerst dachte ich ja dass es sich hier um weibliche Tiere handelt, denn auch bei Enten sind Weibchen eher braun während das Männchen mit prächtigen Gefieder aufwartet. Doch meine Recherche zeigte mir dass es sich hier wohl um ältere Jungtiere handeln muss, die noch nicht ihr weißes Gefieder bekommen haben.
Des weiteren fiel mir auf dass viele schmale, durch Hecken begrenzte Sichtachsen vom Hauptweg fort liefen – ohne dass diese jedoch als Wege für die Besucher zu erkennen waren. Einige kümmerte das auch nicht und sie schlugen sich im wahrsten Sinne des Wortes „in die Büsche“ – ich entschloß mich aber dazu am Kanal zu verbleiben.
Schließlich erreichte ich Schloß Lustheim, ein kleines Jagd- und Gartenschlösschen welches Kurfürst Max Emanuel im Jahre 1685 anlässlich seiner Hochzeit mit der sterreichischen Kaisertochter Maria Antonia beauftragte und von seinem Hofarchitekten Henrico Zuccalli errichtet. Das im Stil italienischer Casinobauten errichtete Schloß sollte mit seinen 1300m Entfernung vom Hauptgebäude in der alten Planung das Zentrum der weitläufigen Schloßanlage werden. Heute liegt es am westlichen Ende – dahinter endet wenig später der Schloßpark.
Der kleine Garten vor dem Schloß wirkt dabei nicht ganz so sauber strukturiert wie der Garten vor dem Haupttrakt mit seinen Fontainen, hat aber auch irgendwie seinen Reiz.
Nachdem ich Lustheim einmal umrundet hatte, machte ich mich schließlich auf den Rückweg und wählte dabei dieses Mal das andere Ufer.
In der Mitte des Kanals – das hatte ich vorhin ganz vergessen zu erwähnen, gibt es außerdem eine „Ausbuchtung“, die die Gradlinigkeit des Wasserweges visuell etwas auflockert.
An der Kaskade vorbei wandte ich mich schließlich in Richtung der südlichen Spitze des Haupttrakts, wo ich den Park verließ.
Wäre ich nicht von meiner Tour vom letzten Wochenende noch etwas Fußlahm gewesen, hätte ich meine Erkundung bestimmt noch etwas ausgedehnt – da die Spuren aber wohl noch etwas brauchen um ganz zu verschwinden beließ ich es mit diesem Rundgang für heute dabei.
Zum Abschluß natürlich noch wie immer eine kleine Übersichtskarte des zurückgelegten Weges – auch dieses Mal wieder als interaktive Google-Maps-Karte.
Die Strecke dürfte sechs Kilometer knapp unterschreiten, also kein wirklich großer Rundgang heute. Aber ich bin sicher dass ich schon bald wieder mir größeren Aktionen dienen kann.
Abschließend möchte ich noch bemerken, dass sich der Besuch der Schloßanlage auf jeden Fall lohnt, ob die Flugwerft wirklich interessant ist sei jedem selbst überlassen, denn die Anzahl der ausgestellten Flugzeuge und die Bandbreite unterschreitet meiner Meinung nach das, was man auf der Museumsinsel im Hauptgebäude des deutschen Museums auf mehreren Etagen bewundern kann. Aber ob man die sechs Euro ausgeben will oder nicht sei jedem dabei natürlich selbst überlassen. 😉
Mensch, jetzt bin ich schon so lange in München, aber die Schlösser hab ich mir noch nie angeschaut! Hoffentlich ist nächste Woche gutes Wetter: Urlaub, da können wir mal hinfahren! Guter Tipp!
Ich hoffe auch dass ich das Wetter gut ist, dann kann ich mir ebenfalls mehr anschauen.
Schleißheim und Nymphenburg kann ich was Schlösser angeht auf jeden Fall beide schon mal sehr empfehlen.