Hirschgarten bis Isartor – Photowalk 01.08.2012
Und auch am heutigen Mittwoch wollte ich meine per pedes Erkundungen Münchens fortzusetzen. Da ich im Osten ja bereits einiges gesehen hatte, entschied ich mich heute, mir mal den Hirschgarten anzusehen, eine kleine Parkanlage südöstlich des Schloßparks Nymphemburg, den ich ja hier schon exzessiv erkundet hatte. Die Strecke war heute zwar etwas kürzer als gestern, aber dennoch ausreichend wie ich fand.
Die Strecke
Streckenlänge: 7,5km
Dauer: ca. 2 Stunden
Als Startpunkt wählte ich heute die S-Bahn Haltestelle Laim an der Stammstrecke zwischen den Stadtteilen Neuhausen-Nymphenburg und Laim. Es gibt zwar auch eine Station früher eine Haltestelle mit Namen Hirschgarten, jedoch wollte ich vom Westen her in die Parkanlage gehen, daher stieg ich erst eine Station weiter aus. Über die Wotanstraße und die Winfriedstraße erreichte ich schließlich die Parkanlage Hirschgarten. Diese ursprünglich 44,6 Hektar große Anlage geht auf Kurfürst Karl Philipp Theodor (1724 – 1799) zurück, der hier 1780 durch seinen Oberjägermeister eine Jagdanlage für den Adel anlegen ließ. Zuvor wurde das Gelände als Fasanerie, zum Hopfenanbau und für eine Seidenraupenzucht samt Maulbeerenbaum-Plantage (die sich aber als nicht rentabel zeigte) genutzt. Es war auch dieser aufgeklärte Fürst, der die Anlage 1791 zur öffentlichen Nutzung freigab, was großen Zuspruch bei den Münchner Bürgern fand. Als die südlich verlaufende Bahnstrecke München Augsburg gebaut wurde, verlor der Hirschgarten aber einen Teil seiner ursprünglichen Fläche.
Gleich im Eingangsbereich findet sich im Zentrum mit einer großen Wiese, an deren Rand sich ein Art kleiner Wasserspielplatz befindet, wo Kinder (und junggebliebene Erwachsene) erfrischen können. Auf ein Foto verzichtete ich hier jedoch lieber, da unbekannte Männer die unaufgefordert Fotos von Kindern machen einen falschen Eindruck erwecken könnte.
Im Nordwesten der Anlage erreichte ich schließlich den umzäunten Wildpark, in dem ich ein wenig junges Damwild wie Rehe und Hirsche sowie einen Widder beobachten.
Gleich neben dem Wildgehege fand sich schließlich der bekannte Biergarten Hirschgarten, der bei dem sommerlichen Wetter brechend voll war und auch weiterhin guten Zustrom hatte – obwohl der Mittwoch ja nicht so der typische Tag zum weggehen ist.
Von hier aus setzte ich meinen Weg durch den Hirschgarten in Richtung Westen fort und passierte neben eine Platz mit einigen Halfpipes für Skateboarder
schließlich auch die südwestlich der Anlage gelegene Grillzone, in der zahlreiche Gruppen bereits ihre Grills angeworfen hatten und sich ihr Abendessen bei einem Bierchen zubereiteten. Die aktuell sehr beliebten Einweg-Bodengrille hatten natürlich hier und dort bereits ihre typischen Brandlöcher im Rasen hinterlassen.
Ganz im Westen kurz vor dem Ausgang zur Arnulfstraße entdeckte ich schließlich auch noch einen kleinen, in einem Waldstück gelegenen See an denen einige Leute saßen und teilweise sogar ihre Hunde in dem trüben Wasser schwimmen ließen. Hätte mich auch gewundert wenn es hier keine Wasserfläche gegeben hätte – aber Preise würde man mit dieser nicht sonderlich ansehnlichen Pfütze nicht gewinnen…
Ich verließ nun den Hirschgarten und folgte der Arnulfstraße in Richtung Westen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte ich wenig später an der Ecke zur Karl-Schurz-Straße eine Beschriftung, die mich an einen Lampenladen erinnerte – wie sich doch aufgrund der davor stehenden Stühle schnell herausstellte handelt es sich dabei wohl um ein Restaurant oder eine Kneipe. 😉
Der Bereich an der Arnulfstraße stellte sich als ein für München typisches Mischgebiet aus großen Wohnblöcken und Häusern meiste älteren Baujahrs und kleineren Geschäften, Restaurants und Supermärkten meist in den Erdgeschossen dieser Wohnblöcke heraus Durchaus etwas gehoben, aber mit Sicherheit kein Luxusviertel wie z.B. Bogenhausen. Bald schon konnte ich in einiger Entfernung einen Glasturm entdecken, der wie sich bei näherem Hinsehen herausstellte mit einem drehenden Mercedes-Stern gekrönt war – wohl eine der Niederlassungen dieser Automarke hier in München, die direkt an der Donnersberbrücke gelegen zu sein schien.
An der Ecke Arnulfstraße zur Blücherstraße entdeckte ich in einem kaminroten, scheinbar frisch renoviertem Haus ein Restaurant, das mein Interesse weckte: Das Yak & Yeti, das sich selbst als Himalayan Food House bezeichnete. Das landete natürlich gleich auf der Liste der zu besuchenden Restaurants – denn ich hatte zwar schon indisch, japanisch, mongolisch, chinesisch in verschiedenen Varianten und vieles andere probiert, aber nepalesisch bzw. himalayisch war mir dabei noch nicht untergekommen. Die Speisekarte auf deren Webseite liest sich auf jeden Fall schon mal sehr interessant. Wenn ich dazu komme, werde ich natürlich hier darüber berichten.
Ein Stück weiter an der Ecke zur Donnersbergstraße entdeckte ich ein weiteres Ladengeschäft, das so wohl nur in größeren Städten wie München funktioniert: Die Katzenboutique. Wenn ich mir mal ein solches Tier anschaffen sollte, weiß ich also jetzt wo ich Futter und Zubehör bekommen könnte. 😉
Gleich daneben unterquerte Ich die Donnersbergbrücke und setzte meinen Weg auf der Arnulfstraße in Richtung Westen fort.
Kurz hinter der Donnersbergbrücke entdeckte ich schließlich einen Flachbau hinter einer noch sehr nach Baustelle aussehenden Freifläche, der von der Architektur her mein Interesse weckte. Wie sich bei einer Recherche herausstellte handelt es sich hier um den Neubau einer Grundschule an der parallel verlaufenden Marlene-Dietrich-Straße.
Wenig später folgte auf der linken Seite an der Arnulfstraße ein älteres, langgestrecktes Gebäude, dass mich ein wenig an eine Kaserne erinnerte. Aufgrund einiger Relief-Darstellungen an einem Tor in der Mitte, vor allem dem Elefant auf der rechten Seite vermutete ich zuerst dass es sich hier um ein Teil des Winterquartier des Circus Krone handelt – doch weit gefehlt. Viel mehr handelt es sich hier um den sogenannten Postpalast, ein zwischen 1924 und 1927 errichtetes, ehemaliges Paketzustellzentrum das heute für Veranstaltungen aller Art genutzt wird.
Gleich daneben zwischen der Werderstraße und findet sich ein großes modernes, wohl auch erst vor kürzerem renoviertes Bürogebäude, welches mir mit dem dahinter zu erkennenden BR-Gebäude eine weitere Aufnahme wert erschien.
Zuerst hatte ich überlegt weiter der Arnulfstraße zu folgen, doch spontan entschied ich mich dann doch, die Hackerbrücke zu überqueren und mich ein Stück in Richtung Theresienwiese zu bewegen. Diese zwischen 1890 und 1894 im für das 19. Jahrhundert typischen Stahlbogen-Bauweise errichtete Brücke ist mit ihrer Stützweite von 28,4 m und einer Bogenhöhe von 8 Metern eine der letzten erhaltenen Brücken dieser Art. Bis zum Bau des Mittleren Ringes und vor allem der Donnersbergbrücke war sie eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen Münchens um die vom Bahnhof aus verlaufenden Gleisstränge in Richtung West zu überwinden. Aber auch heute ist sie noch ein wichtige Nord-Süd-Verbindung über das Gleisvorfeld – außer zur Oktoberfestzeit, denn dann wird sie abends und am Wochenende zur reinen Fußgängerbrücke und ein wichtiger Zubringer für die Oktoberfestgäste.
Das freistehende, graubraune Gebäude links der Brücke das etwas an einen Flughafentower erinnert ist übrigens das Stellwerk des Hauptbahnhofs München.
Von der hackerbrücke aus hat man dann natürlich auch einen sehr schönen Blick auf den Münchner Hauptbahnhof mit seinen 32 oberirdischen (und 2 unterirdischen) Gleisanschlüssen – übrigens ein typischer Kopfbahnhof. Das heutige Gebäude stammt übrigens aus den 1960er Jahren, die ursprünglich 1848 eröffnete alte Bahnhofshalle wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und nach einigen Versuchen sie wieder aufzubauen am 16. August 1949 gesprengt. Die heutige Glas-Stahlkonstruktion mit 140 Meter Breite und 222 Meter Länge wurde dann am 1. August 1960 vollendet.
Hinter der Hackerbrücke bog ich nach einigen Metern in die Kurt-Haertel-Passage ein, benannt nach dem gleichnamigen Präsidenten des deutschen Patentamts, an der übrigens auch passenderweise die Europäische Patentorganistion (EPO) ihren Sitz hier in München hat. Die Gebäude hier wirken sehr nüchtern und wenig einladend, aber dieser Bereich ist ein wichtiger Abschnitt für Besucher, die von der Hackerbrücke in Richtung Oktoberfest strömen, denn die Fußgängerbrücke am Ende der Passage ermöglicht eine gefahrlose Überquerung der stark befahrenen Bayerstraße direkt dahinter.
Anstatt mich aber jetzt in Richtung Theresienwiese zu wenden, betrat ich am Ende des Passage den Bürgersteig an der Bayerstraße und wandte mich weiter in Richtung Westen. Hier oben, sowohl in Nähe des Bahnhofs als auch in Laufweite der Thersienwiese liegen viele Hotels und Hostels, die wohl ihr Hauptgeschäft gerade zu dieser Zeit machen.
Kurz darauf passierte ich den südlichen Ausgang des Hauptbahnhofs und das daneben gelegene InterCity-Hotel – die Touristendichte nahm hier deutlich zu
und erhöhte sich sogar noch einmal deutlich bis ich schließlich den Karlsplatz / Stachus erreichte. Ursprünglich wollte ich diese Touristengebiete ja heute meiden, aber von hier führte der kürzeste Weg nun mal über den Karlsplatz und die Neuhauser Straße, daher wählte ich dann doch den Weg über diese typische Touristenmeile.
Der Brunnen, den ich hier heute in Aktion erleben konnte, entstand übrigens erst ab 1970 im Rahmen des Baus der Münchner S-Bahn errichtet. Nachts wird er von insgesamt 28 Leuchten angestrahlt.
Vorbei an der Jesuitenkirche St. Michael, die aktuell renoviert wird und nur mit einer bedruckten Leinwand einen Eindruck von der stilistisch zwischen Renaissance und Barock liegenden Fassade bietet
erreichte ich schließlich den Marienplatz mit dem Neuen Rathaus.
Hier bog ich rechts in die Rosenstrasse ein und erreichte wenig später den Rindermarkt, der zu sehr viel früheren Zeiten tatsächlich als Viehmarkt genutzt worden war und später ein begehrter Wohnort der Münchner Patrizier war, die hier ihre Häuser errichteten. Leider wurde die ursprüngliche Bebauung im zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass der heutige Rindermarkt nur noch teilweise im nördlichen Bereich dem Originalverlauf vor dem Krieg entspricht.
Am südöstlichen Rand des heutigen Rindermarkts fällt dem aufmerksamen Beobachter ein 23m Meter hoher Turm aus Rohbacksteinen mit Zinnen im neugotischen Stil. Hier handelt es sich um den sogenannten Löwenturm, der vermutlich aus dem 15ten Jahrhundert stammt. Ob er zur ersten Münchner Stadtbefestigung gehörte ist bis heute nicht geklärt, wenn auch wahrscheinlich. Da er direkt über dem Stadtgrabenbach, einem der kanalisierten Münchner Stadtbäche, steht, wird aber vermutet dass er u.a. als Abortturm genutzt wurde.
Vom Löwenmarkt ging es weiter zum Viktualienmarkt, an dessen Rand ich eine Gruppe von abendlichen Bierkonsumenten vor dem Der Pschorr am südwestlichen Rande beobachten konnte.
Aber auch der etwas weiter nordöstlich gelegene Biergarten Viktualienmarkt erfreute sich für einen Mittwoch regen Besuches. Ich nutzte die Gelegenheit hier eine Aufnahme des Brunnens zu machen, welches der bayerische Soubrette, Schauspielerin und Kabarettistin Liesl Karlstadt (1892 – 1960) gewidmet ist. Sie hatte zusammen mit Karl Valentin, ebenfalls ein Münchner, eines der damals bekanntesten Komikerduos Deutschland gebildet. Bei Gelegenheit muss ich mir mal eine Gesamtübersicht über alle sechs hier am Viktualienmarkt stehende Brunnen machen – aber das ist ein Task für einen anderen Photowalk.
Von hier aus führte mich mein Weg nur noch bis zum Isartor, wo ich in den Untergrund stieg und mit der S-Bahn den Heimweg antrat. Somit war dieser Photowalk mit nur 7,5 Kilometern zwar etwas kürzer als die vorherigen, aber lieber etwas weniger Bewegung als gar keine.
Mal schauen wo es mich dann das nächste Mal hin verschlägt.