Frevel im Beinhaus – Petra Schier [Adelina Burka 4]
Nun habe ich mir nun auch noch Frevel im Beinhaus aus der Petra Schiers Romanreihe um die Kölner Apothekerin Adelina Burka zu Gemüte geführt – natürlich auch dieses Mal wieder in Hörbuchform und gesprochen von Sabine Swoboda. Nach Tod im Beginenhaus, Mord im Dirnenhaus und Verrat im Zunfthaus habe ich damit alle aktuell erschienenen Teile dieser Buchreihe konsumiert.
Mit ihrem Roman Frevel im Beinhaus versetzt die Autorin Petra Schier den Leser ein weiteres Mal ins Köln des 14ten Jahrhunderts. Die Macht der Gaffeln, also der Zünfte und Bürger scheint nach den Ereignissen des letzten Teiles endgültig gefestigt, zumal die meisten der Verantwortlichen Patrizier und ihre Handlanger inzwischen festgesetzt und teilweise hingerichtet wurden. Die Apothekermeisterin Adelina mit ihrem Mann Neklas, ihrem inzwischen dreijährigen Sohn Collin, ihrem zurückgebliebenen Bruder Vitus, ihrer Stieftochter Griet, dem Lehrmädchen und ihrem Gesinde sowie einem weiteren Familienmitglied im Entstehen begriffen – denn Adelina ist zur Zeit der Geschichte wieder schwanger – haben mit der Apotheke am Kölner Neumarkt und dem Job von Neklas als städtischer Medicus ein gutes auskommen. Als einige Einbrüche in Beinhäuser, bei denen Knochen und Schädel von Toten entwendet wurden, sind Stadtgespräch und empören die Bürger. Außerdem manifestieren sich Gerüchte dass die Kurfürsten, unter ihnen auch der für Köln zuständige Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden in Bonn, den in Prag residierenden König Wenzel absetzen wollen – doch das ist für die Kölner Bürger weit weg und scheint sie peripher zu tangieren. Und auch die Rückkehr des inzwischen zum Inquisitor ernannten Bruder Thomasius im Schlepptau des hohen Geistlichen Vater Emilianus nach Köln zurückkehrt, ist das für die junge Familie spätestens nach den Ereignissen des letzten Teils nicht sonderlich beunruhigend. Doch dann wird die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau, die Adelina erst kurz zuvor persönlich kennengelernt hatte in der Abortgrube des Hauses Burka entdeckt wird und mit ihr eine verzierte Messerscheide, die eindeutig Neklas Burka zugeordnet werden kann. Dass dadurch der Verdacht natürlich sofort auf ihn fällt ist verständlich, auch wenn sich die Verdachtsmomente zuerst nicht weiter erhärten lassen. Aber als jemand der bereits wegen unzulässigen medizinischen Experimenten in Konflikt mit der Inquisition geraten war, fällt es ihm natürlich schwer sich gänzlich rein zu waschen. Zumal sich die Anzeichen verdichten dass hier ein Teufel- oder Dämonenkult seine Hände im Spiel zu haben scheint. So wird Niklas vorerst unter Hausarrest gestellt und an der Bewachung ist natürlich auch Greverode, Hauptmann der Stadtwache, beteiligt, zu dem Adelinas Familie ja kein allzu gutes Verhältnis pflegt. Doch durch die erzwungene Nähe offenbaren sich nun auch andere, unbekannte Seiten des Hauptmanns. Obwohl Adelina natürlich, als Ehefrau eines Verdächtigen und außerdem Hochschwanger, nicht mit der Ermittlung zu den Geschehnissen zu tun haben sollte, kann sie es dennoch nicht lassen auch auf eigene Faust einige Nachforschungen anzustellen. Dabei gerät sie schließlich in Bereiche von Köln, die man nicht nur im übertragenen Sinne als Unterwelt der Stadt bezeichnen kann und auch in beträchtliche Gefahr.
Wie üblich gelingt es Petra Schier auch in diesem Teil ihrer Krimireihe um die Kölner Apothekerin Adelina einen interessanten Spannungsbogen aufzubauen und diesen auch bis kurz vor Ende zu halten. Dabei lässt sie den Leser bis kurz vor Ende des Buches absolut im dunkeln Tappen, wer denn nun der eigentlich Täter ist und in welchem Zusammenhang das Ganze zueinander steht. Dennoch ist die Aufklärung mal wieder absolut schlüssig, logisch und lässt keinerlei Fragen offen. Sehr schön finde ich auch immer bei diesen Büchern das Abschlusswort der Autorin, in der sie erläutert auf welchen realen geschichtlichen Ereignissen die Geschehnisse des aktuellen Buches basieren und ob und wo sie sich diesbezüglich kleine künstlerische Freiheiten erlaubt hat. Insgesamt möchte ich sogar sagen, dass was den Spannungsbogen angeht dies das beste der bisher gelesenen Buchreihe gewesen ist. Allerdings sollte man hier keinesfalls mitten drin anfangen, da zum Komplettverständnis der Handlungsweisen aller Personen auf jeden Fall die Kenntnis der vorgehenden Teile vonnöten ist.
Damit ist die Reihe aber noch nicht abgeschlossen, laut Webseite der Autorin soll im Mai 2013 mit Verschwörung im Zeughaus ein weiterer, fünfter Teil dieser Reihe erscheinen. Da freue ich mich auf jeden Fall schon drauf und hoffe, diesen bald auch hier besprechen zu können.
Meine Wertung: