Ausflug in den Westerwald [08. – 09.09.2022]
Nach langer Pause aufgrund der Einschränkungen durch Corona fand diese Woche Donnerstag und Freitag ein kleiner Team-Event meines Arbeitgebers statt. Ich freute mich darauf, hätte mich aber noch mehr darauf freuen können wenn man sich nicht für eine Location in Höhr-Grenzhausen im schönen Westerwald entschieden hätte. Denn das bedeutete für mich als Münchner eine ziemlich weite Anreise und besonders frühes aufstehen. Um genau zu sein begann mein „Arbeitstag“ bereits um 4:33 Uhr, denn da fuhr meine S-Bahn an der Haltestelle Leuchtenbergring ab damit ich meinen Zug um 5:22 Uhr vom Münchner Hauptbahnhof erwischen konnte.
Ein kleines Erlebnis gleich zu Beginn bereitete mich bereits darauf vor was für einen Riesenspaß ich mal wieder mit der Deutschen Bahn (die ja auch die S-Bahn in München betreibt) haben würde. Ein vier Leute mit Koffern warteten mit mir gemeinsam auf Gleis 1 des S-Bahnhofs und auf dem Display war als nächstes die S8 zum Flughafen angekündigt und auch die Ansage kündigte deren Ankunft an. Doch etwa eine Minute vor dem Zeitpunkt als die S-Bahn ankam verkündete plötzlich die Ansage dass diese Bahn doch auf Gleis 4 fährt, welches sich auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig befindet. Die Männer und Frauen mit den Koffern, die offensichtlich zum Flughafen wollten, stürmten sofort los die Treppe hinunter um auf das andere Gleis zu wechseln, doch die Bahn fuhr bereits los bevor sie auch nur die andere Treppe wieder herauf gelaufen waren und fuhr ihnen damit vor der Nase weg. Ich konnte sie nicht hören, aber an ihren Gesten war zu erkennen dass sie nicht gerade erfreut darüber waren. Die nächste S-Bahn in diese Richtung wäre etwa in einer halben Stunde gefahren, keine Ahnung ob sie bis dahin gewartet haben, denn meine S-Bahn kam glücklicherweise so gut wie pünktlich und brachte mich zum Hauptbahnhof wo für diese frühe Zeit schon recht viel Betrieb war. Dort wartete auch mein Zug, der ICE 820 in Richtung Essen, bereits am Gleis 22. Jedoch sollte er mit 20 Minuten Verspätung abfahren – angeblich wegen verspäteten Zugpersonals.
Mein aktueller Arbeitgeber sieht für Dienstreisen mit der Bahn glücklicherweise Fahrten in der ersten Klasse vor und ich hatte mir in dieser, um genau zu sein in Wagen 28 einen Sitzplatz reserviert. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn dieser Wagen war am Anfang bzw. dem hinteren Ende des Zuges und das bedeutete dass ich den kompletten Bahnsteig fast bis zum vorderen Triebwagen entlang laufen durfte bis ich mich endlich auf meinem reservierten Platz niederlassen konnte. Ein ziemlich weiter Spaziergang nur für die erste Klasse. Dafür hatte ich jetzt einen Ledersitz mit Tisch am Fenster in einem noch komplett leeren Wagon. Und ein schickes Display an der Decke über dem Gang.
Wenig später kamen aber noch ein paar andere Fahrgäste und ich war letztlich nicht ganz allein in der ersten Klasse. Und zu meiner Freude fuhr der Zug trotz abweichendes Anzeige mit nur 10 anstatt nach 20 Minuten Verspätung ab – da war das Personal wohl doch früher als gedacht eingetroffen.
Sowohl in der S-Bahn als auch hier im ICE herrschte natürlich Maskenpflicht, um genau zu sein FFP2-Maskenpflicht. Ich hatte etwas bedenken gehabt ob ich die viereinhalb Stunden fahrt mit Maske durchhalten würde, doch ich kam erstaunlich gut damit zurecht und versuchte, unterstützt von meinem Nackenkissen, noch etwas Schlaf nachzuholen. Kurzfristig funktionierte das auch, doch da vor jeder Haltestelle die Ansage des nächsten Bahnhofs und der möglichen Anschlusszüge aus den Lautsprechern plärrte war trotz ansonsten größtenteils schweigsamer Fahrgäste nicht an Tiefschlaf zu denken. Und ein weiterer Vorteil war dass ich über die Handy-App einchecken konnte, so dass der/die Schaffner*in – heute eher als Zugbegleiter*in mich nicht zwecks Ticketkontrolle wecken musste. Doch wirklich wach wurde ich kurz vor Aschaffenburg als sich ein Fahrgast in den angrenzenden kleineren Abteilen weigerte trotz Vorschrift die Maske zu tragen und sich ein lautstarkes Wortgefecht mit der Zubegleiterin lieferte und sogar drohte handgreiflich zu werden während die Bahn-Bedienstete sich sichtlich bemühte sachlich zu bleiben. Gut, ob man als einzige Person in einem geschlossenen Abteil wirklich eine Maske tragen muss, darüber könnte man diskutieren. Aber für den Fahrgast bedeutete dies das Ende der Fahrt und er wurde mit Unterstützung der Bundespolizei am nächsten Bahnhof mit Nachdruck aus dem Zug geworfen.
Ich versuchte noch bis zu meinem Zielbahnhof in Montabaur noch etwas zu schlafen, doch mich erreichten nun Textnachrichten von Kollegen mit denen ich mich eigentlich dort treffen wollte um gemeinsam im Sammeltaxi zum Hotel zu fahren. Ihre Züge hatten erhebliche Verspätung, sie hatten ihre Anschlusszüge verpasst und würden wohl doch über Koblenz anstatt Montabaur anreisen. Normalerweise wären einige sogar ab Frankfurt-Flughafen mit mir im selben Abteil gereist, doch dank der Unpünktlichkeit der deutschen Bahn wurde jetzt daraus nichts. Da war die Tatsache dass wir nur noch 5 Minuten Verspätung hatten als ich in Montabaur eintraf auch nur ein kleines Trostpflaster. Ich telefonierte ein wenig herum und erfuhr dass ein anderer Kollege, der mit dem Auto anreiste, an Montabaur vorbei fahren würde und mich auflesen könnte. Das sparte mir die teure Einzelfahrt im Taxi. Daher nahm das ich natürlich dankend an und verließ erst einmal den Bahnhof um mich zum gegenüberliegenden Busparkplatz zwischen eine Firmengebäude von 1&1 und einem Haribo-Outlet zu begeben wo er mich auflesen wollte.
Es war bewölkt und leicht windig, doch obwohl ich keine Jacke dabei hatte war es doch auszuhalten bis nach etwas mehr als zwanzig Minuten besagter Kollege eintraf und wir in seinem Auto gemeinsam die letzten 15-20 Kilometer bis zum Hotel Heinz im schönen Höhr-Grenzhausen mitten im schönen Westerwald zurücklegten. Das viereinhalb Sterne Wellness Hotel am Rande des Ortes schien auch außerhalb jeglicher Ferien recht gut belegt zu sein, denn unsere Zimmer sollten erst ab 14:00 Uhr bereit sein. Also ließen wir das Gepäck noch im Auto und trafen uns erst einmal mit den Kollegen die bereits eingetroffen waren oder jetzt nach und nach eintrafen. Als alle vor Ort waren folgte eine kleine Einführungsveranstaltung. Danach wurde zum Mittag gerufen, das in Form eines warmen Buffets serviert wurde. Es gab Rindergeschnetzeltes, Fisch mit Kräutersauce, Gnocchi, Nudeln, kartoffeln verschiedene Gemüsesorten eine extra Salattheke und eine kleine Dessert-Theke. Ich selber probierte erst einmal das Geschnetzelte, ein Stück vom Fisch samt Sauce, ein paar der Gnocchi mit Paprika & Pilzen, etwas Spinat und ein paar Spätzle.
Der Fisch war traumhaft gut, wunderbar zart und saftig, das Rindergeschnetzelte würde ich eher als durchwachsen bezeichnen. Das Fleisch war recht grob geschnitten, die meisten der Stücke war dabei auch in Ordnung aber ein paar erwiesen sich als etwas zäh. Aber gut gewürzt war es – im Gegensatz zum Spinat den ich als etwas lasch bezeichnen würde. An den mit Gemüse versetzten gekochten Gnocchi in einer dünnen Tomatensauce und den Spätzle gab es aber nichts auszusetzen. Ich holte mir später noch einen kleinen Nachschlag verzichtete aber auf ein weiteres Foto. Als ich die Dessert-Theke erreichte war das Eis leider gerade aus, ich erwischte nur noch einen Brownie und etwas frisches Obst in Form von Heidel-, Erd- und Himbeeren sowie etwas Fruchtsauce. Auch hier verzichtete ich auf ein Foto.
Nach einer weiteren Session mit einen Kollegen konnten wir dann endlich unsere Zimmer beziehen. Wir holten also das Gepäck aus dem Auto und brachten es in unsere Räumlichkeiten. Ich selbst hatte ein Unterkunft im 3 Stock erhalten – und zum Glück gab es einen Fahrstuhl. 😉 Und was die Ausstattung anging erschien mir der Raum mehr als nur zufriedenstellend.
Bett
Links: TV & Schreibtisch – Rechts: Sessel, Tisch & Tür zum Bad
Bad – Links: Dusche – Rechts: Toilette & Waschbecken
Den Nachmittag verbrachten wir weiter mit verschiedenen Sessions, danach machten ein paar Leute einen Spaziergang während andere die Wellness-Anlagen wie Schwimmbad und Sauna ausprobierte oder – wie ich – sich einfach etwas ausruhten. Ich legte mich etwa eine Stunde aufs Bett und holte etwas Schlaf nach. Gerne hätte ich mir auch den Wellness-Bereich angesehen, aber ich war einfach zu müde. Die Tatsache dass ich bereits kurz nach 4:00 Uhr aufgestanden war zollte nun seinen Tribut.
Am Abend trafen wir uns noch einmal kurz zu einer weiteren Session, danach gab es im Restaurant ein Abendessen für uns das wohl unter dem Motto grillen bzw. BBQ stand. Leider war es draußen bewölkt und nieselte hin und wieder, so dass sie das Essen entgegen der ursprünglichen Planung nicht vor dem Hotel grillten sondern in der Küche zubereiteten. So hörte ich es zumindest. Aber wie dem auch sei, das Angebot war wirklich umfangreich und interessant. Ich versuchte dieses Mal von fast jede angebotenen Teil etwas zu probieren.
Den Anfang machten ein Garnelenspieß, ein Schweinesteak mit Kräuterbutter zwei kleinen Bratwürstchen, Lammrippchen, in Alufolie gebackenen Kräuterfeta, Rosmarinkartoffeln, etwas BBQ-Sauce und ein Klacks Tzatziki. Der Garnelenspieß erwies sich leider als etwas enttäuschend, die Garnelen selbst waren kaum gewürzt und hätten gerne noch etwas länger gebraten werden können. Da war das Schweinesteak schon deutlich besser, denn es war gut gewürzt und besaß angenehme Röstaromen, war aber leider nicht mehr heiß genug dass die Kräuterbutter so stark schmolz wie ich es mir gewünscht hätte. Die Lammrippchen waren schließlich ein Traum, wunderbar zart und es zerfiel fast auf der Zunge – leider war nur wenig Fleisch an den Knochen. Aber bei Rippchen leider meist üblich. Und auch der mit Kräuter versehene und in Folie gebacken Feta erwies sich als sehr lecker. An den kleinen Bratwürstchen gab es ebenfalls nichts auszusetzen und die teilweise schön knusprig gebratenen gebratenen Kartoffeln bildeten eine überaus passende Sättigungsbeilage.
Eigentlich war ich danach schon so gut wie satt, holte mir aber dennoch einen kleinen Nachschlag um auch die restlichen Dinge zu probieren. Einzig auf den gegrillen ganzen Maiskolben verzichtete ich, denn ich hatte mir an einem solchen vor vielen Jahren mal ein Stück Zahn abgebrochen und meide diese Dinger seitdem vehement. 😖
Das Fleisch des Hähnchenspießes oben links war zwar angenehm zart und saftig, aber die verwendete Würzmischung entsprach nicht ganz meinem Geschmack. Was es genau war entzog sich meiner Kenntnis, aber ich glaube die hatten auch Zitronengras verarbeitet und das mag ich nicht. Aber das ist nur eine Vermutung. Und der Krautsalat war für mich auch etwas zu knackig geraten. Das kleine Rindersteak kompensierte das aber vollends, denn es war unglaublich zart und wunderbar rosa angebraten – aber leider mal wieder viel zu klein. Dazu hatte ich mir noch etwas BBQ-Sauce zum dippen sowie zwei kleine ofenfrische Brötchen genommen.
Ich überlegte noch ob ich mir einen dritten Nachschlag mit weiteren dieser leckeren Rindersteaks holen sollte, aber noch während ich nachdachte brachten das Servicepersonal den Nachtisch an die Tische.
Dieser bestand aus einer Kugel weißen Mousses, einer Ecke eines Brownies, einer Kugel Erdbeereis sowie etwas Fruchtsauce, garniert mit Pistaziensplittern und ein paar frischen Beeren. Sehr lecker, auch wenn ich die Fruchtsauce ein klein wenig zu süß empfand. Aber geschmeckt hat es allemal und danach war ich so voll dass ich auf weitere Steaks verzichtete. 😉 vor allem diese Brownies sind stopfen bei mir immer ziemlich heftig.
Danach konnten sich alle noch mal frisch machen, auch ich nahm eine Dusche und wir trafen uns schließlich zu einer Abendveranstaltung die bis deutlich nach Mitternacht gehen sollte.
Verständlicherweise hatte ich am nächsten Morgen etwas Schwierigkeiten rechtzeitig aus dem Bett zu kommen um noch vor der ersten Morgen-Session um 9:00 Uhr zu frühstücken, doch es gelang mir schließlich und ich konnte mich mit der Kombination stärken, die ich eigentlich immer nehme wenn ich in Hotels übernachte: Rührei, knusprige Speckstreifen und kleine Bratwürstchen, dazu ein Glas Orangensaft. Und natürlich einer großen Tasse Kaffee.
Da viele Kollegen bereits mit ihren Koffern bzw. Taschen zum Frühstück gekommen waren und schon ausgecheckt hatten entschied auch ich mich dazu vor der ersten Veranstaltung meine Sachen aus dem Zimmer zu holen und meinen Schlüssel an der Rezeption abzugeben. Dennoch kam ich noch rechtzeitig zur ersten Session um 9:00 Uhr und wir schlossen unser kleines Team-Event vor dem Mittag erfolgreich ab.
Danach war ein ausgiebiges Mittagessen angesetzt. Da jetzt noch ein paar Kollegen in ihre Zimmer zurückkehrten um ebenfalls auszuchecken bekam ich die Gelegenheit das Buffet endlich mal aufzunehmen ohne dass sich die Leute davor tummelten.
Dieses Mal gab es Ossobuco und Red Snapper mit Tomaten-Kräutersauce, dazu wahlweise Gemüsereis, Nudeln, Schupfnudeln in Sahnesauce sowie eine bunte Auswahl an gedünstetem Gemüse.
Auf meinem ersten Teller fand sich ein bunter Querschnitt all dieser Angebote. Das Ossobuco erwies sich dabei als weiteres Highlight, denn das Fleisch der geschmorten Kalbsbein-Scheibe war mal so zart, das es erneut regelrecht auf der Zunge zerfiel. Und das obwohl das Fleisch eigentlich eher durchwachsen war. Dazu eine überaus gelungene und schön dickflüssige Sauce. Hab ich schon lange nicht mehr gehabt, hatte fast vergessen wie lecker das Gericht ist. Dennoch erinnere mich aber noch gut daran dass ich es auch schon mal selbst zubereitet hatte. Muss ich unbedingt mal wiederholen. Aber auch an dem zarten und saftigen Red Snapper gab es nichts auszusetzen, vor allem in Kombination mit der fruchtigen Tomatensauce. Zu beiden passte gut der mit Möhren und Frühlingszwiebeln versetzte Reis. Die mit Spinat und Pilzen in Sahnesauce servierten Schupfnudeln fand ich geschmacklich wiederum nicht so berauschend, aber sie waren auch nicht wirklich schlecht. Nur etwas mehr Würze der Sauce hätte nicht geschadet. Das gedünstete Gemüse war schön gar ohne zerkocht zu sein und besaß dabei noch einen guten Biss – da hatte die Küche eindeutig gute Arbeit geleistet.
Da ich mich in das Ossobuco ein wenig verliebt hatte holte ich mir davon noch einen großzügigen Nachschlag, diesmal mit Bandnudeln und weiterem Gemüse.
Leider waren die Nudeln fast kalt, aber das wurde durch die zweite Portion zart geschmorter Kalbsbeinscheibe inklusive der Sauce fast vollends kompensiert. Es gab wohl auch wieder Nachtisch, aber ich war nach zwei Portionen Ossobuco so satt dass ich darauf verzichtete.
Kurz nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns alle ausgiebig und machten uns dann auf den jeweiligen Heimweg, einige im Auto, andere mit der Bahn. Ich selbst fuhr mit den Kollegen mit denen ich mich ja eigentlich schon auf der Hinfahrt zusammen reisen wollte in einem Sammeltaxi bis Koblenz zum Hauptbahnhof.
Der Reiseplan besagte dass ich mit einem ICE von Koblenz nach Mannheim fahren sollte, dort 38 Minuten Zeit zum Umsteigen hatte und dann mit einem weiteren ICE bis München Hauptbahnhof fahren sollte. Der Zug sollte zu Beginn 20 Minuten Verspätung haben, doch das beunruhigte mich nicht da ich so immer noch 18 Minuten für den Umstieg in Mannheim haben sollte. Ich wartete also mit Kollegen die mit einem etwas späteren Zug ebenfalls über Mannheim zu ihrem Endziel fahren wollen auf Gleise vier des Koblenzer Hauptbahnhofs.
Von dort aus man übrigens einen schönen Blick auf dem knapp darüber liegenden Fort Großfürst Konstantin hat, das auf der Karthause dort 1826/27 von Preußen als Teil der Großfestung Koblenz errichtet worden war.
Doch nun begann mal wieder so ein für die Bahn leider typisches Chaos das ich mal versuche hier in etwas komprimierter Form wiederzugeben: Die Verspätung meines Zuges erhöhte sich von 20 auf 30 Minuten, dann auf 45 Minuten und schließlich auf eine ganze Stunde. Alles wegen einer Stellwerkstörung. Damit wäre ein Umstieg in den ICE mit meinem gebuchten Sitzplatz in Mannheim nicht mehr möglich gewesen. Und die voraussichtliche Auslastung war für die folgenden Züge als „besonders hoch“ angegeben womit ich wohl hätte stehen müssen. Freitag eben, alle wolle nach Hause. Also entschloss ich mich mit dem Zug meiner Kollegen zu fahren, der zwar auch Verspätung hatte aber ich hätte noch 5 Minuten Zeit gehabt um das Gleise zu wechseln und den gebuchten Zug zu erwischen. Das wäre sportlich, aber machbar gewesen. Wenn, ja wenn es dabei geblieben wäre. Doch der Zug meiner Kollegen kam gar nicht, es fuhr zur Ankunftszeit plus Verspätung entgegen des Fahrplans ein Regionalexpress nach Mainz ein der aber nicht in Mannheim hielt. Gleichzeitig zog ein heftiges Gewitter auf und ein Platzregen ging nieder. In der Bahn Navigator App auf dem Smartphone las ich dass mein ICE nach München inzwischen auch 27 Minuten Verspätung hatte, wohl wegen eines Polizeieinsatzes. Und als nächstes sollte auf Gleis 4 ein Intercity Express einfahren, der ebenfalls in Mannheim hielt. Wenn alles gut lief hätte ich drei Minuten Zeit zum Umsteigen Eventuell verspätete sich mein ICE ja noch mehr so dass ich es schaffen könnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Also schnappten wir uns im strömenden Regen diesen Zug und fuhren am malerischen Rhein entlang nach Mannheim. Wir kamen gut voran, erst in Ludwigshafen kurz vor Mannheim stoppte der IC noch einmal kurz und die Verspätung erhöhte sich etwas – doch auch „mein“ ICE 811 war inzwischen über 30 Minuten verspätet. Es bestand noch Hoffnung. Ich erhob mich also gleich vom Sitzplatz, verabschiedete mich von meinen Kollegen die noch weiter fuhren und ging in Richtung Ausgang. Wie es das Glück wollte war direkt vor mir eine Dame die einen älteren Herrn im Rollstuhl vor sich her schob. So würde ich nie rechtzeitig zum Zug kommen. Also erklärte ich ihr sachlich meine Situation und sie ließ mich bereitwillig vorbei. Endlich im Mannheimer Bahnhof zum Halt gekommen stürmte ich mit Rucksack und Koffer aus dem Wagon, rannte die Rolltreppe hinunter und die nächste Rolltreppe wieder nach oben, wo sich gerade mit einem Piepsen die Türen meines ICE 811 nach München schlossen. Doch alles drücken auf den Öffnungsknopf half nichts, der Zug fuhr mir sprichwörtlich vor der Nase davon. Verd***** 🤬
Also stand ich in der schönen Kongress- und Kulturstadt Mannheim am Bahnhof und durfte auf den nächsten Zug warten der inklusive Verspätung – zu diesem Zeitpunkt wohlgemerkt – eineinhalb Stunden später fahren sollte. Ich kramte meinen Laptop hervor und nutze seinen Akku um mein Smartphone zu laden dessen Batterie inzwischen auf 14% runter war und das meine Zugfahrkarte enthielt. Wäre peinlich wenn ich noch eine Strafe wegen Schwarzfahrens zahlen müsste, nur weil mein Handy-Akku leer ist. Dann wartete ich und wartete und wartete. Und die Verspätung für den nächsten ICE nach München (ICE 613) erhöhte sich immer weiter und überholte schließlich die Ankunftszeit des ebenfalls verspäteten ICE 771 nach München, der mit „nur“ 25 Minuten Verspätung aufgrund einer Weichenreparatur eintreffen sollte.
Also entschloss ich mich mit diesem ICE 771 zu fahren und hoffte dass sich der Zug nicht auch noch bis zum Sankt-Nimmerleinstag verspätete. Und ich hatte Glück, es blieb bei den 25 Minuten (+/- 5 Minuten – aber das war inzwischen egal). Ich stieg also in die erste Klasse ein und ließ mich an einem Sitzplatz für Bahn Comfort Kunden nieder – in der Hoffnung es würde kein solcher auftauchen und mich verjagen. Dann ging es endlich los in Richtung München. Es gab einige Mitreisende aber die stiegen bereits in Stuttgart, Ulm und Augsburg aus, so dass ich am Ende fast alleine im Großraumabteil saß.
Ich döste ein paar Mal weg, erholsam war der Schlaf aber nicht wirklich. Schließlich erreichten wir München und obwohl ich in Mannheim ganz vorne in den Zug gestiegen war stand mein Wagon nun ganz hinten am Bahnsteig, was wiederum bedeutet ich konnte etwa einen Kilometer laufen bis ich die eigentliche Bahnhofshalle erreichte, diese komplett durchqueren durfte da wir am hintersten Gleis angekommen waren und dann endlich zur S-Bahn hinab steigen konnte. Zwei Rolltreppen tiefer erwartete mich die nächste Überraschung: In meinen nicht mal zwei Tagen Abwesenheit hatte sich der Fahrplan der S-Bahn geändert und die meisten Züge fuhren nur noch bis Ostbahnhof. Wie ich später erfuhr finden wohl zwischen 9. und 12. September Oberleitungserneuerungen statt, weswegen ab Ostbahnhof Schienenersatzverkehr angeboten wurde. Glücklicherweise fuhr noch eine Linie bis Leuchtenbergring, meinem Zielbahnhof.
Es war bereits deutlich nach Mitternacht als ich schließlich in die S1 einstieg und mich endlich auf den letzten Abschnitt meiner Reise begeben konnte. Ich war zerschlagen, müde und musste mich zusammenreißen in der leeren S-Bahn nicht einfach einzuschlafen.
Am Leuchtenbergring angekommen kämpfte ich mich durch immer wieder einsetzenden leichten Nieselregen bis nach Hause, schloss die Haustür hinter mir, zog mir die Schuhe aus, warf mein Gepäck regelrecht in eine Ecke und legte mich wenig später ins Bett endlich den dringend notwendigen Schlaf zu finden. Damit bewahrheitet sich mal wieder der Spruch: „Wenn einer eine Reise tut, hat er was zu erzählen.“ Vor allem trifft das zu wenn er mit der deutschen Bahn reist. Erinnert mich an meine Reisen nach Köln…
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. 😉
Wie es der Zufall so will, hatte meine „Firma“ in dieser Woche auch ein SocialEvent organisiert. Das verging aber deutlich zügiger, allerdings auch weniger kulinarisch und ohne Hotelbequemheit. Sprich: Morgens hin, abends wieder zurück. Aber schön, mal wieder die anderen Kolleg/inn/en zu sehen. Immerhin sind wir auch im ganzen Land verteilt… Wobei sich hier „Land“ „nur“ aufs Bundesland und nicht auf die ganze Bundesrepublik bezieht wie bei Dir. 😉
Nach all dem Reisechaos wäre ich auch nicht undankbar gewesen wenn der Event hier vor Ort stattgefunden hätte. Aber bei einem bundesweit agierenden Unternehmen muss man eben Kompromisse schließen. Zumal die ganzen Corona-Regeln die immer noch gültig sind das Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln ja nicht gerade vereinfacht. Von der Pünktlichkeit der deutschen Bahn mal ganz abgesehen. Und nur wegen des Essens, so gut es auch war, wäre ich nicht so weit gereist. 😉
Kommt immer auch auf das Essen an. Ich bin mal für ein 3-Euro-Essen 200 km gefahren …
Na, okay. Wir waren dann auch noch drin im Ikea, aber ursprüngliches Ziele waren nur 2 Hotdogs. 😉
Das Essen war gut, aber die gleiche Qualität kann man auch hier in München bekommen. Dafür wäre ich nicht 5 Stunden gereist 😉 Aber mir ging es primär darum meine Kollegen zu treffen, die ich lange bzw. teilweise sogar noch nie persönlich getroffen hatte…