Letztes Frühstück & regelrechter Rausschmiss [27.11.2024] (Bogenhausen 2024 – Tag 20)
Obwohl ich wusste dass heute mein Entlassungstag sein würde, startete ich den Tag wie jeden anderen. Auf Wiegen und Messungen von Körperwerten wurde allerdings größtenteils verzichtet, viel mehr kam der Arzt zu einer recht frühen Visite, untersuchte mich noch einmal und ließ sich vorführen dass ich vor allem das Wasserlassen bei mir funktionierte. Danach verschwand er erst einmal wieder. Schließlich servierte man mir, leicht verspätet, ein wirklich umfangreiches Frühstück.
Gut, es war nicht ganz so umfangreich wie so manches in den Wochen zuvor, zumal man nur zwei Kaisersemmeln und kein weiteres Brot auf dem Tablett fand, außerdem nur zwei dünne Scheiben Leberkäse und dazu viel so viel Honig und Konfitüre. Außerdem Quark, Butter, Margarine, einen Erdbeer-Joghurt sowie erneut ein Schälchen Dosen-Pfirsich.
An den Semmeln, sowohl mit süßem als auch mit kräftigem Belag gab es nichts auszusetzen und auch der Joghurt ließ nichts zu wünschen übrig, einzig die Dosenpfirsiche waren erneut eher geschmacksarm und wenig süß noch fruchtig.
Schließlich erschien der Arzt erneut, überreichte mir einen vorläufigen Brief für meinen Hausarzt und sagte ich könne heute Entlassen werden. Weitere Behandlungen würden, wenn nötig, durch den Hausarzt durchgeführt.
Eigentlich hatte man mir – zumindest mündlich – zugesagte dass ich vor meiner Abreise noch das Mittagessen, eine Putenfrikadelle mit Geflügelsauce, Kartoffelpüree und Rahmspinat hätte zu mir nehmen können, doch nachdem ich am späteren Vormittag bereits gepackt und das erste Mal seit vier Wochen wieder richtige Kleidung angezogen hatte, begann eine der Pflegerinnen damit, ständig wieder ins Zimmer zu kommen und mir zu erzählen dass man die Betten brauchte und mich zu fragen warum ich immer noch hier war. Schließlich eskalierte alles etwas und sie warf mich regelrecht heraus, ohne dass ich noch etwas vom Mittagessen sah. Meine Bitte mir etwas Hilfe beim Gang zu den Taxiständen zu geben wurde dabei leider vollkommen ignoriert. Nach vier Wochen Bett war ich aber leider nicht mehr ganz so fit wie vor meiner Einlieferung. Bepackt mit einem schweren Rucksack, einen zweirädrigen älteren Rollkoffer sowie einem großen weiten Beutel mit weiterer Kleidung kämpfte ich mich über die Fahrstühle und kam mit einiger Mühe bis zur Lobby, wo ich mich erst Mal ausruhen und wieder zu Kräften kommen musste. 🙁
Ich ging etwas weiter in Richtung Ausgang, doch bald war ich wieder so erschöpft, dass ich mich erneut hinsetzen musste und nach Atem rang. Was war nur los mit mir? Ich war zwar nie der Supersportler gewesen, aber ein paar hundert Meter hatte ich doch früher problemlos laufen können. Doch jetzt scheinbar nicht mehr. Eine ältere Dame, gut gekleidet und schätzungsweise Ende sechzig / Anfang siebzig, bemerkte meinen Zustand und fragte ob sie mir helfen könne. Sie sei gerade entlassen worden und auf dem Weg zu den Taxis – so wie ich auch. Ich lehnte aus falschem Stolz erst einmal ab, unterhielt mich aber kurz nett mir ihr. Dann verschwand sie mit ihrem Gepäck in einem nahen Kiosk.
Ich kämpfte mich weiter, verließ das Gebäude und musste mich nach kaum mehr als ein paar hundert Meter schon wieder setzen.
Wenig später folgte die ältere Dame von vorhin nach, setzte mich zu mir und meinte besorgt, dass ich mir wirklich helfen lassen sollte. Ich zögerte wieder, aber schließlich stimmte ich zähneknirschend zu und wir gingen ein Stück weiter bis kurz vor den Abstieg zu den Taxis, wo ich mich erneut setzen musste. Es gab zwei Möglichkeiten nach unten zu kommen: Zum einen recht steile Treppen, die ich aber in meinem Zustand kaum geschafft hätte sowie einen leicht geschwungenen, langsam absteigenden Weg an der Seite.
Ich fühlte mich erbärmlich, als ich teilweise auf eine fast zwanzig Jahre ältere Dame und wenig später auch auf einen Herren in meinem Alter mit Migrationshintergrund gestützt den Weg hinab schlich, mein Gepäck mit mir schleppte und immer wieder kurze Pausen machen musste um wieder zu Luft zu kommen. Dabei hatte ich seit Einlieferung hier komplett aufgehört zu rauchen. 😩
Schließlich kamen wir bei den Taxis an und ich setzte mich den Rand eines der Blumenkübel dort, während der Mann ein Taxis in Transporterform suchte, damit ich einfacher ein- und wieder aussteigen konnte. Außerdem bot mir die Dame an, mir das Taxi zu bezahlen, was ich jedoch ablehnte, da ich ja über meine EC-Karte und selbst genug Geld verfügt. Als ein passendes Taxi gefunden war, brachte man mich samt Gepäck zum Taxi, half mir hinein während der Taxifahrer mein Gepäck auf die Ladefläche packte und ich sah schließlich, dass die Dame den Fahrer nun doch bezahlte, obwohl ich gebeten hatte es nicht zu tun. Letztlich verabschiedete ich mich von meinen beiden Helfern und das Fahrer brachte mich nach Hause. Er half mir beim Aussteigen, stellte mein Gepäck direkt neben den Fahrstuhl während ich die Post von drei Wochen aus dem Briefkasten holte und wir verabschiedeten uns, wobei ich ihm herzlich dankte.
Wenig später war ich zurück in meiner Wohnung. Zu aller Unglück war auch noch die Heizung ausgefallen, so dass ich mir erst mal mit Heizlüftern und einer Jacke behelfen musste dass ich nicht fror – aber zumindest war ich wieder zu Hause. Gesund war ich aber noch lange nicht, das stand wohl fest. Wer hätte gedacht dass alles so unrühmlich für mich enden würde. 🙁
Mal schauen ob der Hausarzt doch wirklich noch was machen kann – vor allem ambulant. 🤔
Ohje, das klingt ja gar nicht gut. Ich hoffe, mittlerweile ist es besser geworden. Aber eine Bemerkung sei doch gestattet: Da liebe ich mir mein hiesiges, zugegeben trotzdem großes Privinzkrankenhaus. Da können die Taxis bis direkt vor die Tür fahren. Fast in die Lobby. Sehr praktisch. Vor allem auch deswegen, weil ich mich seinerzeit mittels Taxi selbst eingewiesen hatte (nachdem ich vorher bei einem Bereitschaftsarzt war und der mir diesen Schritt dringend anriet). Damals zum Beginn der Coronazeit, war der Empfang der Notaufnahme auch noch direkt neben den Haupteingang, der geschlossen war, verlegt worden, so ging ich schwachen Fußes hinein und landete direkt auf einem der Rollstühle. 😉 Deine Gepäckzahl verwundert mich dann aber doch ein wenig. Ich bin mit einer kleinen Reisetasche und einem Einkaufsbeutel (Leinen) ein- und wieder ausgezogen. Frei nach dem Motto: Im Haus braucht man ja eigentlich nix. Ich bin im wesentlichen – als ich kein Krankenhauskleid mehr trug, im Nachthemd rumgelaufen. Davon hatte ich zwei recht farbenfrohe mit, ich vermute mal, dass ich damit durchaus auch etwas aufgefallen bin. Kräftig rot und kraftig blau, ansonsten die Form wie T-Shirt, nur eben lang bis unters Knie. 😉 Aber ich war auch „nur“ 2 Wochen da.