Fettucine mit Kalbsstreifen & Champignons [23.06.2020]
Nachdem ich mich am Sonntag mit Pizzaresten und gestern im Homeoffice belegtem Brot durchgeschlagen hatte, begab ich mich heute wieder ins Büro, um ein wenig die Sozialkontakte zu meinen Kollegen zu pflegen. Da mich mich letzte Woche aufgrund des eher uninteressanten Angebots nicht für diese Woche in unserem wiedereröffneten Betriebsrestaurant angemeldet hatte, sah es zuerst nach einer weiteren Bäckerei-Woche ein. Doch kurz vor Mittag schlug unser Projektleiter vor, dass wir doch alle gemeinsam in die Osteria Zucca gehen und dort im Freien speisen könnten. Das Wetter war entsprechend und es fanden sich doch tatsächlich neben mir noch fünf weitere Kollegen/-innen die ebenfalls daran Interesse hatte und so begaben wir uns schließlich gemeinsam dort hin – die größte Menschenansammlung in meiner Abteilung seit Beginn der Coronakrise. Doch zum Glück sind die Beschränkungen soweit gelockert, dass dies Problemlos möglich war.
Da ich ja bereits am Samstag und Sonntag selbst gemachte Pizza verzehrt hatte, hatte ich allerdings nicht schon wieder Lust auf solch einen belegten Teigfladen. Doch zum Glück gibt es im Zucca auch Pasta, Salate und andere vornehmlich italienische Hauptspeisen. Allerdings musste ich, nachdem der maskenbewehrte Wirt uns die Speisekarten gebracht hatte, erneut feststellen dass die Preise wirklich nicht von schlechten Eltern sind. Selbst bei den einfacheren Pasta-Gerichten lagen die Preise nur knapp unter 10 Euro. Auf einer der Karte lose beiliegenden Zettel, wohl die Wochen-Spezialkarte, fanden sich neben Gnocchi mit Lachs und Spinat und einem Rindersteak für über 20 Euro schließlich auch Fettucine mit Kalbsstreifen und Champignons, die mit etwas über 13 Euro zu buche schlagen sollten. Normalerweise bin ich kein Freund davon, mitten in der Woche so viel Geld für ein Mittagessen auszugeben, aber da ich so lange schon essen gegangen war, entschied ich mich schließlich doch für dieses Gericht.
Die Wartezeit von Bestellung bis zum servieren gestaltet sich glücklicherweise recht kurz, dennoch wurde sie uns zusätzlich mit kostenlosem frischem Weißbrot versüßt. Zuerst natürlich die Pizzen aus der Küche, von denen ich ja hier, hier oder hier bereits berichtet hatte. Sie sind nicht schlecht, aber für meinen Geschmack ist der Rand etwas zu breit und zu trocken – aber das ist natürlich Geschmacksache. Wenige Minuten später kamen dann auch die Pasta-Gerichte und wurden serviert.
Ich koche ja selbst gerne viel mit Nudeln und halte mich für einen recht passablen Hobbykoch, aber was mir heute serviert wurde spielte eindeutig in einer etwas höheren Liga. 😛 Die zahlreich vorhandenen Kalbsstreifen erwiesen sich als wunderbar zart und saftig und harmonierten wunderbar mit den hellen Champignons und den geviertelten Kirschtomaten, die gemeinsam mit dem Fleisch in einer mild-würzigen Rahmsauce an den dünnen Fettucine angerichtet waren. Mir schien es, dass die Nudeln wohl kein Industrieprodukt, sondern womöglich hausgemacht waren, aber vielleicht hatte sie auch einfach nur aus Italien importiert – aber sie waren anderes und geschmeckt auch besser. Und auch bei der Portionsgröße hatte man nicht gegeizt. Sie waren daher aber ihren erhöhten Preis meiner Meinung nach durchaus wert. Ich will kein nach einer Portion Pasta noch kein endgültiges Urteil fällen, aber nach bisheriger Erkenntnis kann ich die Zucca-Nudelgerichte wirklich weiterempfehlen.
Meine Abschlußurteil:
Fettucine mit Kalbssteifen & Champignons: ++
Manchmal lohnt es sich doch, auch unter der Woche mal etwas mehr Geld für’s Essen auszugeben. 😉
Unter der Voraussetzung, dass höhere Preise auch bei den Erzeugern ankommen und dem Tierwohl, irgendwo auch dem Pflanzenwohl und damit auch der Qualität zugute kommen, müssten wir wohl etwa das Doppelte von dem fürs Essen ausgeben, als wir es im Moment tun. Inkl. vernünftige Arbeitsbedingungen am Weg von Feld/Stall bis zu uns und (aktueller Bezug) weniger Coronahotspots bei den Schlachtern und Spargelstechern (um mal zwei Beispiele zu nennnen).
Ob das Kalb jetzt artgerecht gehalten wurde, konnte ich natürlich nicht überprüfen. Aber die gefühlte Qualität war auf jeden Fall dem Preis entsprechend. Leider hat die Corona-Krise der Gastronomie ja auch ziemlich zugesetzt, daher vermute ich dass auch daraus ein etwas höherer Preis resultiert. Letztlich ist wie immer der Endverbraucher derjenige der die Zeche zahlen muss, aber das ist nun mal so. Hauptsache gut gegessen (wie die Saarländer so schön sagen)…
Eben habe ich deinen heutigen Artikel und das Wehklagen über das teure Essen des Vortages – also dieses hier – gelesen. Wir hatten das Thema schon mal irgendwann, aber das m.E. ungerechtfertige Preisgejammer ein wenig auf die Nerven.
Ich wart, wenn ich das richtig sehe, zu sechst im Restaurant. Haben die anderen auch so gut gegessen wie Du? Oder war Dein Essen eher am oberen Ende der Skala bei Tisch? Egal, ich nehme mal Dein Essen mal 6 und runde leicht auf: 80 € für’s Essen. Dann ziehen wir mal die Zutaten ab: Was werden die für alle am Tisch gekostet haben? 10€? 20€? Kalbfleisch ist teuer. Pizza eher weniger. Nehmen wir mal 20€, das sind etwas mehr als 3€ pro Nase. Bleiben 60€. Jetzt zählen wir mal etwas Zeit zusammen: Aufnahme der Bestellung, Bestellung ins Kassensystem eingeben, etwas atmosphärischer Smalltalk, Getränke an den Tisch bringen, Essen an den Tisch bringen, Nachfragen, obs schmeckt, Geschirr abräumen, Espressobedarf nachfragen, kassieren, Ciao-Wünschen, Tisch aufräumen und bereit machen für die nächsten Gäste, … Und dann in der Küche. Die 6 Gerichte müssen ja auch zubereitet werden. Sicher, ein Großteil ist vorbereitet („Mist am Platz“), aber auch das muss ja irgendwann mal gemacht werden. Und sauberkeit und Hygiene in der Küche sind auch wichtig, und kosten Zeit. Allein der Wirt hat in dieser Funktion sicher 15 Minuten exclusiv mit Euch verbracht. Hinzu kommt die Zeit in der Küche (ob nun er oder ein Koch / eine Köchin). 10 Mimuten? Plus Vor- und Nachbereitung anteilig? 30 Minuten nur für Euch für 60€ (brutto), dafür ist die Miete, der Strom, ggf. das Gas, das Wasser, die Toilettenreinigung, die Raumpflege, das Ambiente, das Schutzgeld, die Kredite, Steuern, Sozialabgaben, Versicherungen usw. alles noch nicht bezahlt. Bzw. werden auch daraus bezahlt. Und sicher noch ein paar Sachen mehr, die ich vergessen habe.
Fazit: Der Preis für’s Essen ist mehr als angemessen. Nicht umsonst gibt es ja auch Äußerungen, dass die meisten Restaurants am Essen eigentlich nichts verdienen bzw. damit sogar noch Verluste machen (auch gute und sehr gute Restaurants), aber letztendlich über die Getränke alles quersubventionieren.
Also jammere bitte nicht mehr so viel über die Preise. Wir sehen doch, wo das mit dem Preisdruck hinführt: (Stichwort Tönnies).
Schön gerechnet. Aber es ist nun mal so in Deutschland: Man guckt primär auf den Preis. Anders wären so Werbekampangen wie „Geiz ist geil.“ kaum möglich gewesen. Aber hätte ich vor der Euro-Zeit erzählt, dass ich 26 Mark für ein Nudelgericht bezahle, hätte man mir einen Vogel gezeigt. Ich wurde schon schräg angeguckt wenn ich Restaurant mal etwas für mehr als 8-9 Mark bestellt. Aber das waren andere Zeiten, bevor es dunkel wurde in der Finanzwelt, vor dem Teuro. Aber es ist ja nicht nur für den Endverbraucher, sondern auch für den Verarbeiter bzw. Restaurantbetreiber alles teurer geworden, der gibt das alles nur weiter. Und für so eine kleine Osteria wie die, in der wir hier gegessen haben und die wohl primär von den Gästen leben, die hier im Industriegebiet mal etwas besser zu mittag essen wollen, ist es bestimmt doppelt schwer. Rechne mal 16-18 Euro pro Person, inkl. Getränke, das wären durchschnittlich 107 Euro pro Tisch – wobei Tische mit 6 Personen eher selten sind, die meisten waren mit 4 Gästen besetzt. Neben uns waren noch drei oder vier andere Tische besetzt, das wären also vier mal 68 Euro, da kommen wir also auf ca. 380 Euro für eine dreiviertel Stunde bis Stunde Arbeit. Da muss man dann noch Personalkosten, Materialkosten usw. abziehen. Da bleibt nicht viel.
Ich hab mal ein wenig recherchiert.In der Regel gilt in der Gastronomie die Formel:
1. Preis der gekauften Güter + 40 % für die Warenpflege + 30 % Gemeinkosten + Eigenkosten + 20-40 % kalkulierter Profit = Grundpreis
2. Grundpreis + 17-20 % Personalkosten = Netto-Verkaufspreis
3. Netto-Verkaufspreis + 19 % Mwst. = Brutto-Gesamtpreis
Wenn man dann noch mit gleichwertigen Restaurants konkurrieren muss, die evtl. bessere Einkaufspreise haben weil sie z.B. zu einer Kette gehören, wird es schwer Kunden an sich zu binden.
Prinzipiell bin ich ja gern bereit, auch mal etwas mehr für ein gutes Gericht zu zahlen, ich kaufe z.B. selten abgepacktes Fleisch in „Schutzatmosphäre“, sondern lieber beim Metzger mit Produkten von lokalen Landwirten. Dann „wässert“ das Fleisch dann auch nicht so in der Pfanne wenn man es anbrät. Aber auf der anderen Seite muss man auch Familien sehen, denen nicht so viel Einkommen zur Verfügung steht. Die müssen dann eben auch mal auf Billigfleisch zurückgreifen, wenn sie ihre Familie ernähren wollen. Aber das geht dann schon in den Problembereich, in denen ein Software Engineer wie ich sich nicht wirklich auskennt und das dann lieber den Ökonomen, Sozialtheoretikern und evtl. noch der Politik überlässt,
„Aber hätte ich vor der Euro-Zeit erzählt, dass ich 26 Mark für ein Nudelgericht bezahle, …“ Heutzutage hättest Du. wenn’s die DM noch gäbe. Aus 10 DM vor 20 Jahren wären heute schonmal 15 DM geworden (reine 2%/a Inflation, bei 3% wären wir schon bei 18 DM, bei 3,7% bei 20 DM), hinzu kommen die Einführung des Mindestlohnes und andere Kostentreiber. Will heißen: man sollte nicht mit 20 Jahre alten Preisen vergleichen! Der Währungswechsel spielt da sicher auch eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle.
Es ist ca. 15 Jahre her, da gab es hier einen Eisladen, der die Kugel Eis für 0,60 € verkaufte. Es war gutes Eis. Heute kostet die Kugel 1,50 €. Das ist allein aus Inflationssicht nicht zu erklären.
Ich kenn noch die Zeiten, wo man 50 Pfennig (eine halbe DM) für eine Kugel Eiscreme bezahlte. Und die Eisdielen-Betreiber konnten offensichtlich gut davon leben. Heute zahlt man umgerechnet 3 DM für eine Eiskugel. Das ist wirklich Inflation. Ich bin ja sooooooo alt….
Komm‘ Du erstmal in mein Alter… 😉
Aus meiner eisessenden Jugend erinnere ich mich gar nicht an Kugeleis, mir ist da nur Softeis präsent. In drei Größen: 0,50, 1,- und 1,50 Mark. Optimistisch umgerechnet heute 5 Cent, 10 Cent und 15 Cent. Real vermutlich 3/5/8 Cent. 😉
Ein Weißbrot schlug mit 1 Mark zu buche, ein Mischbrot ein paar Pfennig weniger. Und beide haben wenigstens noch nach was geschmeckt.
Ja, früher gab es noch Bäcker die selber gebacken haben und nicht industriell vorgefertigte Waren einfach nur aufgebacken haben. Das kennen die Kids heute kaum noch. Oder Metzger, die selber geschlachtet und nicht nur Waren aus Großschlachthöfen verkauft haben.
Ich kenn noch Eissorten wie Ed van Schleck oder Bum Bum (mit Kaugummi-Stiel) oder Calippo. Twix hieß noch Raider und es gab nur 3-4 Fernsehkanäle (ARD, ZDF und zwei Bundesland-Kanäle wie Hessen oder Bayern), nicht über 200 Fernsehkanäle, auf denen dann trotzdem nichts interessantes gezeigt wird. Wer an der Zonengrenze wohnte wie ich hatte außerdem noch DDR1 und DDR2. 😉 Und das Fernsehprogramm kam über eine Antenne auf dem Dach und man musste noch aufstehen, um die Kanäle zu wechseln.
Ob das nun besser war, sei mal so dahingestellt, aber Kommerzialisierung und Globalisierung haben da schon einige Spuren hinterlassen. Obwohl ich den Übergang ja noch selbst erlebt habe und mit meinen analogen Modems sozusagen zu den Pionieren der Datenübertragung gezählt habe, könnte ich mir ein Leben ohne Internet nicht mehr denken. Es ist einfach zu praktisch. Und heute kann man sich eine Übertragung mit 9600 oder 14400 Baud kaum noch vorstellen…. Das war sooooo langsam – aber es gab halt noch kein ISDN geschweige denn DSL. Und teuer war es auch noch, da die Deutsche Post als Monopolist noch richtig heftig bei den Telefongebühren abkassierte. Ich habe mir einigen Ärger mit meinen Eltern eingefangen, weil ich stundenlang mit Modem nach Frankfurt telefonierte und mehrere hundert Mark Telefonkosten erzeugte. Oh Mann, das waren noch Zeiten – aber ich merke ja im Gespräch mit jüngeren Kollegen die erst in den 90ern geboren sind immer wieder wie alt eigentlich bin.
Da kann ich mithalten! In der Abteilung, wo ich arbeite, bin ich rund um 2010 vom Youngster zum Alterspräsidenten geworden, ohne, dass ich irgendwas anderes mache … Nur die Mitarbeitenden inkl. Chefin wechselten sich aus. Auch nicht schön, so vom Gefühl her.
Es war der 11.11. 1994, als ich mit meinem Faxmodem experimentierte, da da auch Datenübertragung drauf stand. Dank einer Mailbox in Hamburg war meine erste Telefonrechnung danach bei erschreckenden 860 DM, elterlichen Ärger habe ich mir dabei nicht eingefangen, da ich zu dem Zeitpunkt schon in einer Situation war, meine Rechnungen allein bezahlen zu dürfen. 😉
200 TV-Kanäle bekomme ich hier nicht. Mein Kabelnetzbetreiber – eigentlich einer der besseren – bietet soviel nicht an. Also, genauer, bietet nicht so viel an, was auch nur im Ansatz interessant für mich sein könnte. Zappe ich mal von hinten nach vorne, fange ich bei 71 an. Dahinter sind nur noch die kleinen Shoppingsender, religiöses und obskures. Und die fremdsprachigen. Via IPTV kommen noch ein paar dazu, aber dank meiner Monolingualität zählen für mich fremdsprachige nicht.
Früher war nix besser, die Erinnerung vergoldet nur alles. Einiges war einfacher, weil gewohnter, aber es kommt eben immer neues dazu; dem kann man sich versperren, dann wirds aber schwierig. Oder man bleibt offen für neues, offen für die ständige Entwicklung, die es nunmal unumstößlich gibt, dann kann man es genießen und es macht Spaß.