Rundgang durch München
Bei sonnigen Wetter und Temperaturen bis zu 25 Grad wollte ich heute mal den Tag nutzen um mir meine neue Wahlheimat München etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Umfangreicher Phototouren wurden ja schon damals bei meinem Aufenthalt in San Francisco begründet (man siehe dazu hier, hier, hier, hier, hier oder hier um nur einige Beispiele zu nennen – mehr gibt in der Übersichtseite Reisen &/ Orte) und ich möchte diese alte Tradition nicht sterben lassen.
Ich startete also am Ostbahnhof und wandte mich von dort zu Fuß in Richtung der Isar. Entgegen meiner ursprünglichen Planung wählte ich nicht die Weißenburger Straße über den Pariser Platz, sondern wandte mich über die Wörthstraße in Richtung Nordwesten und erreichte bald den Bordauxplatz, einen sehenswerten Grünstreifen zwischen der zweigeteilten Wörthstraße.
Auf dem Bürgersteig an der Wörthstraße schien außerdem eine Art Flohmarkt veranstaltet zu werden. Ich wandte mich weiter entlang dieser Straße und folgte ihr über eine kleine Allee bis zur Preysingstraße.
Von hier aus wandte ich mich intuitiv die Preysingstraße entlang, wo ich nur einen Block weiter die St. Johannes erreichte, eine ab 1913 errichtete und 1916 eingeweihte evangelisch-lutheranische Kirche als Backsteinbau mit neoromanischer Formensprache. Fand ich sehr malerisch und durchaus ein bis zwei Schnappschüsse wert.
Weiter ging es die Preysingstraße entlang bis zur Straße Am Gasteig am Gebäude mit gleichem Name. Von diesem Gebäude konnte ich aufgrund blendenden Gegenlichtes leider kein Foto schießen, aber auf der anderen Straßenseite entdeckte ich ein Motiv dass mir einen Schnappschuss wert erschien.
Wie ich im Rahmen der Recherche zu diesem Beitrag erfuhr, gehört diese Darstellung des gekreuzigten Christus, flankiert von zwei weiteren FIguren (Heilige?) wohl zu der kleinen katholischen Kirche St. Nikolai am Gasteig, die sich unentdeckte von mir etwas weiter oben hinter einigen Bäumen befand.
Ich folgte dem Gasteig weiter in Richtung Ludwigsbrücke und kam dabei zwangsweise am Müllerschen Volksbad, dem Jugenstil-Volksbad das ich in der Nacht ja hier schon mal abgelichtet hatte.
Vorbei an einem Teil der Isarauen
und dem Vater-Rhein-Brunnen – einem zwischen 1897 und 1903 vom Bildhauer Adolf von Hildebrandt für Straßburg errichtetes und nach dem ersten Weltkrieg nach München umgezogenes Kunstwerk
überquerte ich schließlich den Fluß Isar, der München von Süden aus dem Karwendel kommende München in Richtung Nordosten durchfließt und bei Deggendorf schließlich in die Donau mündet.
Nachdem ich die Steindorfstraße überquert hatte, folgte ich die Zweibrückenstraße bis zum Isartor, das die Grenze zwischen Graggenauer Viertel und Angerviertel bildet. Hier beginnt die Münchner Altstadt. Der 1337 fertiggestellte, etwas 40 Meter hohe Hauptturm in der Mitte ist das alteste Teil dieses Bauwerks, die beiden vorgesetzten Seitentürme wurden später bei Errichtung der Zwingermauer hinzugefügt. Zwischen den beiden Toren ist das Fresko mit einer Darstellung des Triumphzug Ludwigs des Bayern nach seiner siegreichen Schlacht gegen den Habsburger Friedrich den Schönen bei Mühldorf im Jahre 1322 zu sehen.
Ich folgte nun der Straße Tal mit zahlreichen Geschäften. Hier fiel mir vor allem das Wies’n Tracht & mehr mit seiner Markise in den Bayrischen Landesfarben und den Frauenfiguren in den Fenstern der ersten Etage.
Kurz vor dem Talburgtor
wandte ich mich nach links und ging durch die schmale Heiliggeiststraße in Richtung Viktualienmarkt, vorbei an einigen recht sehenswerten Gebäuden wie dem Hotel am Markt und erreichte am Löwe am Markt den Viktualienmarkt wo ich mich mit einem Kollegen traf der ebenfalls in der Münchner Innenstadt unterwegs war.
Von hier aus setzten wir unseren Gang durch München gemeinsam fort. Aber bevor es wieder los ging machten wir einen kleinen Zwischenstop um eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen. Direkt am Viktualienmarkt sah es jedoch mit Sitzplätzen schlecht aus, aber wir fanden nach kurzem suchen etwas in einer Seitengasse – doch dazu in einem separaten kleinen Artikel mehr.
Gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Nach einem kleinen Abstecher zum etwas Abseits von der linearen Route am sogenannten Platzl gelegenen, berühmten Hofbräuhaus – dessen Replikat ich ja bereits in Las Vegas in Augenschein genommen hatte
wandten wir uns zum Marienplatz mit dem sehenswerten Neuen Rathaus – hier war ich während meines Ersten Münchenrundgangs und auch bei nicht hier dokumentierten Gelegenheiten gewesen. Die Touristendichte hier war unglaublich hoch – das Verhältnis von Einheimischen zu Touristen – darunter unglaublich viele Amerikaner und Inder, aber auch viele Italiener – betrug mindestens 3:1 – wenn nicht sogar mehr. Aber damit muss man in Städten wie München natürlich rechnen – die Stadt ist ja auch einfach sehenswert.
und folgten der Käufingerstraße und der Neuhauser Straße bis zum Karlstor und dem dem dahinter liegenden Karlsplatz-Stachus. Hier bin ich schon öfters – unterirdisch – mit der S-Bahn vorbeigefahren und hatte mich schon immer gefragt warum man den Karlsplatz umgangssprachlich als „Stachus“ bezeichnet. Jetzt weiß ich es – und ich zitiere hier einfach mal Wikipedia:
Auf dem Gelände Ecke Sonnenstraße/Bayerstraße, wo heute der Kaufhof steht, stand im 18. Jahrhundert ein Haus, das seit 1710 im Besitz der Familie Föderl war, die dort und in dem dazugehörigen Garten Bier ausschenkten. Seit 1728 ist dort ein Mathias Eustachius Föderl, genannt „Eustachi“, als Wirt verzeichnet. Nach ihm erhielt die Gastwirtschaft den Namen „Stachus“, der als Stachus-Wirt und Stachus-Garten auch noch bezeugt ist, nachdem der Betrieb von einer anderen Familie übernommen worden war. Von der Gastwirtschaft wurde der Name „Stachus“ dann auf den Platz übertragen, an dem sie lag.
Über die Prielmayerstraße und die Luisenstraße erreichten – im nachhinein gesehen wäre der Weg über die Elisenstraße sehenswerter gewesen – kamen wir schließlich am Ring am The Charles Hotel an. Wie ich heraus finden konnte ist dieser Ring den ich schon einige Male gesehen hatte eine Skulptur des italienischen Bildhauers Mauro Staccioli, das mit einem Durchmesser von 12 Meter und einem von Gewicht 14 Tonnen eine Schenkung der Stadtsparkasse München mit einem Wert von 102.000 DM ist und im Jahr 1996 an dieser Kreuzung errichtet wurde.
Über die am The Charles Hotel entlang führenden Sophienstraße und vorbei am Park Café
bogen wir in die Katharina-von-Bora-Straße, früher Meiserstraße, ein und gingen vorbei am Zentralinstitut für Kunst- & Zeitgeschichte, welches wie ich im Rahmen der Recherche für diesen Beitrag erfuhr früher wohl ein Verwaltungsbau der NSDAP gewesen ist. Und vom Baustil her passte es auf jeden Fall auh gut in diese Zeit.
Unser Ziel war natürlich der Königsplatz gewesen mit der Staatlichen Antikensammlung, der Glyptothek und den Dorische Propyläen, die mit diesen Musterbeispielen des europäischen Neoklassizismus auch gerne als Isar-Athen bezeichnet wird.
Von hier aus – nach einem kurzen, aber leider erfolglosen Versuch einen Geocache in der Nähe zu finden – gingen wir nun in Richtung der drei Pinnakotheken (griechisch πινακοθήκη pinakotheke „Bildersaal“, „Gemäldesammlung“) von München, bestehend aus der Alten Pinakothek, Neuen Pinakothek und der Pinakothek der Moderne die wir alle zumindest in Augenschein nahmen. Besuche von Museen sollte man auf regnerische Tage verlegen – auch wenn z.B. die Alte Pinakothek mit Bildern von Vermeer und Cranach ein durchaus verlockendes Ausstellungsangebot hatte.
Obwohl aktuell durchaus interessante Ausstellungen hier zu sehen sind – in der Alten Pinakothek waren zum Beispiel Bilder von Vermeer und Cranach ausgestellt – entschieden wir Museumsbesichtigungen doch eher auf Tage mit schlechtem Wetter zu verschieben und unseren Wanderung durch München fortzusetzen.
Über die Türkenstraße, wo ich schräg gegenüber des Brandhorst Museums diese Aufnahme einer Sichelfrau-Figur an einer Häuserfront aufnehmen konnte,
wandten wir uns über die Gabelsbergstraße, an der ich diese Aufnahme der Evangelisch-Lutherische Pfarr-, Universitäts- und Dekanatskirche St. Markus machen konnte,
wandten wir uns nach rechts auf den Oskar-von-Miller-Ring in Richtung der Brienner Straße, in die wir dann in RIchtung Osten abbogen und so den Wittelsbacher Platz mit seinem Reiterstandbild des Kurfürst Maximilian I.
und erreichten schließlich den Odeonsplatz mit der berühmten Feldherrenhalle erreichten, wo heute eine Kunstveranstaltung mit klassischem Gesang stattfand.
Über das direkt am Odeonsplatz befindlichen Tor betraten wir nun den Hofgarten.
Im Hofgarten wollten wir zuerst eine kleine Rast im direkt am Café Tambosi am Westende dieser Parkanlage einlegen und wären auch bereits gewesen die dort teilweise als gesalzen zu bezeichnenden Preise zu bezahlen – doch leider schienen die durchaus vorhandenen Servierkräfte einen Tisch mit zwei Gästen keine große Bedeutung zuzubemessen, also verließen wir nach einiger Wartezeit dieses Etablissement und machten uns daran den Hofgarten einer nähren Betrachtung zu unterziehen.
Als prägendstes Bauwerk innerhalb des Hofgartens zu München ist dabei wohl eindeutig der Dianatempel zu berzeichnen, der umgeben von einer wirklich vorzüglich gepflegten Grünanlage in seinem Zentrum liegt.
Im Gegensatz zu anderen Parks und Grünanlagen in München ist das Liegen auf den Wiesen hier untersagt – dafür tummelten sich zahlreiche Passanten auf den vielen Parkbänken die überall verteilt in dieser Parkanlage zu finden waren. Ob man dabei unbedingt in der prallen Sonne Helles (Bayrische Bezeichnung für Pils) trinken muss, was einige hier taten, sei mal so dahin gestellt, aber ich muss wirklich feststellen dass der Hofgarten eine angenehm idyllische und vor allem ruhige Anlage im schönen München ist.
Nachdem wir den Hofgarten gemächlichen Schrittes durchquert hatten, erreichten wir schließlich die ebenfalls im neoklassizistischen Stil errichtete Bayrische Staatskanzelei.
Dieses Gebäude beheimatet die Behörde, die den Bayrischen Ministerpräsident und die Landesregierung unterstützt indem sie die Arbeit der einzelnen Ministerien koordiniert und die Beschlussfassung der Staatsregierung vorbereitet. Bevor dieses Gebäude hier errichtet wurde, befand sich an diesem Ort die sog. Max-Joseph-Kaserne oder Hofgartenkaserne der Bayrischen Armee. Sie wurde jedoch 1899 abgerissen und das danach errichtete Armeemuseum wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Nachdem die Ruine lange Zeit leer stand, wurde 1982 der Kuppelbau, der noch von dem 1905 errichteten Armeemusuem stammt, rennoviert und schließlich die Staatskanzeleri darum errichtet, die am 6. Mai 1993 vom damaligen Ministerpräsidenten Edmond Stoiber erstmalig bezogen wurde.
Direkt vor der Staatskanzelei findet sich ein Kriegederdenkmal für die gefallenen des Ersten Weltkrieges, das wie ich erfuhr auch begehbar ist.
Nachdem wir den Hofgarten verlassen hatten, wussten wir erst einmal nicht wohin wir uns wenden sollten. Nach kurzer Konsolidierung meines iPhones entdeckten wir aber dass wir uns nahe des unteren Endes des Englischen Gartens befanden. Das schien uns ein lohnendes nächstes Ziel zu sein. Also wandten wir und in diese Richtung und betraten wenig später diese Parkanlage an ihrem unteren westlichen Ende, wo auch das Gewässer das an der Staatskanzlei vorbei geht in diese Grünanlage einfliesst.
Vorbei am Haus der Kunst erreichten wir wenig später einen kleinen See, in dessen Mitte sich eine kleine Insel mit einem idyllisch anmutenden Japanischen Teehaus befand. Wie ich auf Schildern las kann man hier wohl an traditionellen original durchgeführten japanischen Teezeremonien teilnehmen – doch leider schien es aktuell nicht geöffnet zu sein.
Japanisches Teehaus – Englischer Garten
Links: Japanisches Teehaus – Rechts: Eingangsbereich mit Brücke zum Teehaus
Auf der Suche nach einer Möglichkeit den kleinen Fluss der den See mit besagten Japanischen Teehaus speiste, sein Name ist wohl Eisbach, zu überqueren erreichten wir nach einiger Zeit die Eisbach-Brücke, wo wir Zeuge einer sportlichen Veranstaltung wurden, die hier in München wohl einzigartig ist: Den berühmten Eisbach-Surfern. Eben dieser Eisbach tritt an der Eisbachbrücke an der Prinzregentenstraße mit hoher Fließgeschwindigkeit aus den beiden Röhren aus und erzeugt eine Eisbachwelle, die von einigen Männern und Frauen dazu genutzt wird um mitten in der Bayrischen Landeshauptstadt ihrem Hobby, dem Flussurfen zu fröhnen.
Aufgrund von „Störsteinen“ im Fluss ist das kein ungefährliches unterfangen und sollte nur von erfahrenen Surfern praktiziert werden – aber zum Zuschauen eignet sich dieses Happening auch wunderbar und dies wurde auch zahlreich sowohl von Touristen und Einheimischen getan wie man auf den Bildern sehen kann.
Nachdem wir uns an den Surfern satt gesehen hatten, überquerten wir die Eisbachbrücke und wandten uns auf der anderen Parkseite gen Norden. Trotz zahlreicher anderer Besucher erwies sich der Englische Garten hier als teilweise angenehm ruhiger und teilweise wahrlich malerischer Ort, der zum Entspannen einlud.
Erst als wir die große Liegewiese etwas weiter nördlich erreichten, änderte sich dies ein wenig – denn hier hatten sich Massen an Menschen niedergelassen um sich zu Sonnen, Ball zu spielen, zu trinken und zu feiern. Aufgrund der Weitläufigkeit dieses Wiesenbereiches hielt sich die Lautstärke aber glücklicherweise in Grenzen.
Leider verpasste ich hier den Monopteros – einen kleinen runden Tempel im griechischen Stil abzulichten. Da wir ihn an der Ostseite passierten befand sich dieser nicht in unserem Blickfeld und ich erfuhr erst beim Schreiben dieses Beitrages dass er sich genau hier befand.
Schließlich erreichten wir die nächste Sehenswürdigkeit, die bei keinem München-Besuch wohl fehlen darf: Den Chinesischen Turm im Englischen Garten.
Dieser Zierturm wurde 1789/1790 nach Entwürfen von Joseph Frey von Johann Baptist Lechner errichtet und ist eine Nachbildung des doppelt so großen Pagode in den Kew Gardens in London. Ihn umgibt ein riesiger Biergarten, der sowohl von Einheimischen als auch von Touristen und wie wir amüsiert feststellten auch von zahlreichen Gruppen junger Männer auf Junggesellenabschied genutzt wurde. Gleich mehrere Trüppchen solcher Feiernden durchquerten die mit reichlich Bierbänken gespickte Anlage, wobei die bald Heiratenden seltsame Aufgaben erfüllen mussten – aber das kennt man ja aus ganz Deutschland.
Hier ließen wir uns nieder und stärkten uns ein wenig. Wie ich feststellen musste war es schon spät geworden und ich war tatsächlich schon über sechs Stunden – mit kleineren Unterbrechungen – zu Fuß in München unterwegs. Da sowohl ich als auch mein Begleiter noch einkaufen wollten, entschieden wir, den Rundgang durch München hier zu beenden. Nach der Rast am Chinesischen Turm wandten wir uns gen Osten und nahmen die Tram an der Tivolistraße um wieder zurück in die Innenstadt zu gelangen von wo aus ich mich dann auf den Heimweg machte.
Hier abschließend noch eine kleine Übersichtskarte des bewältigten Weges – es waren etwa 12km die ich zurück gelegt hatte:
Das war mit Sicherheit nicht mein letzter Rundgang durch die Bayrische Landeshauptstadt gewesen – so viel steht fest. Ich habe zwar viel gesehen, aber es gibt noch vieles was es zu Besuchen wert ist. Wenn mein Muskelkater von sechs Stunden Fußmarsch etwas nachgelassen hat werde ich bereit sein meine Erkundung meiner neuen Wahlheimat alsbald fortzusetzen.
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