Deftiger Linseneintopf mit Wiener Würstchen – das Rezept
Es ist Herbst geworden und was passt besser zu dieser Jahreszeit als ein schön deftiger Linseneintopf mit Wiener Würstchen und frischem knusprigen Bauernbrot. Früher als ich noch täglich in unser Betriebsrestaurant essen ging war das ein häufiger von mir gewähltes Gericht, doch durch das lange Homeoffice dank Covid-19 habe ich dieses leckere Eintopfgericht schon bestimmt ein Jahr nicht mehr gegessen. Das wollte ich unbedingt ändern, daher entschloss ich mich heute dazu mir einfach selbst ein solches Gericht zuzubereiten. Rezepte sowie Varianten des traditionellen Rezepts (z.B. indische, italienische oder griechische Art) dazu gibt es wie Sand am Meer, aber mir stand der Geschmack nach einem ganz normalen traditionellen deutschen Linseneintopf. Dabei nutzte ich die Gelegenheit gleich in paar neue Kochtechniken anzuwenden, die ich sonst nicht verwendet habe – wie zum Beispiel das andrücken der Knoblauchzehen mit dem Handballen und dem anschließenden Kochen im Ganzen oder das auskochen der Schwarte vom Bauchspeck, die ich früher immer einfach weggeworfen habe, was eigentlich Verschwendung war. Außerdem habe ich das erste Mal eine gelbe Möhre anstatt der sonst üblichen orangen Möhren verwendet. Ich habe gelesen dass die gelben und weiße Möhren früher in Mitteleuropa die am weitesten verbreitete Sorten waren. Sie sind im Geschmack weniger süß als der ihrer orangen Verwandten und eignen sich daher auch besser für Eintopfgerichte wie dieses. Angeblich wurden die orangen Möhren dann mal in Holland zu Ehren ihres Königshauses in deren Nationalfarbe – eben Orange – gezüchtet und haben dann von dort aus alle anderen Sorten nach und nach verdrängt. Andere Quellen sagen dass die orange Möhre vor ca. 500 Jahren aus Asien nach Europa kam. Die ursprünglichen wilden Möhren waren dagegen angeblich außen violett, besaßen aber einen gelben Kern – waren aber deutlich kleiner als die heute verkauften Varianten. Wie dem auch sei, ich entschloss mich heute eben Mal zusätzlich eine gelbe Möhre in meinem Eintopfgericht mit zu verarbeiten. 😉 Das Ergebnis war auf jeden Fall ein überaus leckeres Eintopfgericht, daher möchte ich es natürlich nicht versäumen das Rezept hier einmal in gewohnter Form vorzustellen.
Was benötigen wir also für 4 Portionen?
Eigentlich muss man Berglinsen so wie ich sie verwendete nicht unbedingt vorher einweichen, aber es verkürzt die Kochzeit um 10-15 Minuten und das konnte nicht schaden. Wir geben also unsere Linsen in eine Schüssel mit Wasser und lassen sie sich einige Stunden – gerne auch über Nacht – vollsaugen.
Wie bei den meisten Eintopf-Rezepten steht vor der eigentlichen Zubereitung natürlich erst einmal einiges an Schnippel-Arbeit an. Wir schälen also die Möhren und würfeln sie,
schälen Pastinake sowie Knollensellerie und würfeln sie ebenfalls,
halbieren den Lauch, waschen ihn und schneiden in dann zuerst in Streifen die wie anschließend zerkleinern, würfeln die Zwiebel,
zupfen die Blättchen von Petersilie und Thymian von den Stielen und zerkleinern diese,
schälen die Kartoffeln, schneiden sie in grobe Würfel
und entfernen schließlich die Schwarte vom Bauchspeck und würfeln diesen ebenfalls in eher grober Form wobei wie die Schwarte für später noch aufheben.
Anschließend geben wir den gewürfelten Bauchspeck in einen Topf und braten ihn scharf an – wobei wir ihn nicht zu häufig wenden sollten damit ein paar Röstaromen entstehen können.
Ist der Bauspeck gut durchgebraten und hat einiges von seinem Fett abgegeben reduzieren wir die Hitzezufuhr auf eine mittlere Stufe und geben Zwiebel-, Pastinaken- und Selleriewürfel sowie die Möhrenwürfel hinzu
und braten alles für einige Minuten bei gelegentlichem wenden an.
Dann geben wir auch die Kartoffeln hinzu, dünsten sie ebenfalls kurz mit an
und addieren schließlich auch noch den zerkleinerten Lauch sowie Petersilie und Thymian, um diese ebenfalls kurz mit anzudünsten.
Außerdem salzen wir das Gemüse jetzt bereits jetzt etwas, damit wir auch die Einlage würzen. Gäben wir das Salz erst zu Schluss dazu, würden wir nur die Suppe bzw. den Eintopf würzen, was zur Folge hätte dass z.B. Möhren und Kartoffeln fade wirken könnten während die Flüssigkeit bereits sehr salzig schmeckt.
Mit dem Handballen zerdrücken wir nun unsere Knoblauchzehen und geben sie in dem Topf – sie werden am Ende wieder entfernt. Durch das andrücken können die ätherischen Öle aus der Knoblauchzehe angeblich in das Gericht übergehen ohne dass es zu sehr nach Knoblauchs stinkt. Ich hatte bisher das Knoblauch immer zerkleinert oder durch eine Knoblauchpresse dazu gepresst, wollte aber mal ausprobieren ob diese Methode ebenfalls funktioniert. 😉
Außerdem geben wir auch das Lorbeerblatt sowie die Schwarten von unserem Bauspeck in den Topf
bevor wir schließlich auch unsere eingeweichten und abgegossenen Berglinsen hinzufügen und kurz mit angehen lassen.
Schließlich gießen wir alles mit dem Hühnerfond bzw. der Brühe auf und lassen es kurz aufkochen
um es dann geschlossen für 15-20 Minuten auf leicht reduzierter Stufe vor sich hin köcheln zu lassen. Dabei sollten wir es natürlich hin und wieder mal umrühren.
Sind die Linsen schließlich gar gekocht können wir die Schwarte, die Knoblauchzehen sowie das Lorbeerblatt wieder entnehmen
und den Eintopf mit 20-25ml Balsamico verfeinern. Zu einem guten Linseneintopf gehört – zumindest meiner Meinung nach – eine leicht säuerliche Essignote einfach dazu.
Außerdem schneiden wir die Wiener Würstchen in Scheiben, geben sie in unseren Eintopf
und lassen sie über einige Minuten heiß werden während wir das Eintopfgericht noch ein mal final mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken.
Anschließend können wir den fertigen Linseneintopf auch schon servieren und genießen – am besten in Kombination mit einer Scheibe frischem knusprigen Brot.
Das Gericht entsprach genau meiner Vorstellung nach eines leckeren und deftigen Linseneintopfs. Die Linsen waren zwar das leicht dominierende Gemüse, wurden aber sehr gelungen durch Möhren, Sellerie und Pastinake sowie der Kräuter-Kombination aus Petersilie und Thymian ergänzt. Dazu noch eine deftige Fleischeinlage aus würzigem geräucherten Bauchfleisch sowie reichlich Wiener Würstchen und die leicht säuerliche Note des Balsamico. Und auch eine leichter Hauch von Knoblauch war zu bemerken, der aber nicht ganz so deutlich ausgeprägt war als wenn ich die Zehen in zerkleinerter oder gepresster Form komplett im Gericht belassen hätte. Durch das auskochen der Schwarte war der Fleischgeschmack – zumindest gefühlt – noch einen Deut kräftiger als es nur durch den Bauchspeck der Fall gewesen sein dürfte. Das ist aber nicht verwunderlich, da die Hautseite natürlich viel vom Rauch beim Räuchern in sich aufnimmt, das nun zusätzlich mit ausgekocht worden war. Kein Muss, aber eine gelungene Ergänzung ist auch das Stück frischen Brots, mit deren Hilfe man die letzten Reste dieses leckeren Eintopfgerichts schließlich noch vom Teller aufwischen kann. Ich war froh mir heute extra dazu einen frischen Laib Brot besorgt zu haben. Alles in allem ein voller Erfolg, so ein Gericht ist genau das richtige für die herbstliche Jahreszeit – obwohl ich es wohl auch das ganze Jahr über durchaus genießen könnte. 😉 Ich bin eben ein großer Fan von Hülsenfrüchten aller Art und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern…
Guten Appetit
Beim Lesen grübel ich die ganze Zeit: Waren es nicht gerade Linsen, die man nicht salzen durfte, weil sie sonst so sehr vie länger bräuchen zu, garen? Wobei Du mit deiner Salzbemerkung bzgl. des Gemüses absolut recht hast. Ich bin verwirrt.
Und auf meine Todo-Liste: Linsensuppe kochen. 😉
Dass Linsen durch salzen länger kochen war mir bisher unbekannt. Aber eine kurze Recherche im Netz sagte mir bereits dass es sich dabei scheinbar um eine weitere Fehlinformation handelt, die kursiert. Es ist sogar das Gegenteil der Fall: Durch salzen verkürzt sich die Kochzeit und die Linsen bzw. Hülsenfrüchte werden deutlich aromatischer.
Auf deine Version der Linsensuppe bin auch jeden Fall gespannt – ich hoffe du veröffentlichst dazu etwas in deinem Blog. 😉
Sollte ich mal wieder machen. Ich bin da im Moment etwas uninspiriert …
Manchmal muss man sich eben aufraffen – geht mir auch hin und wieder so… 😉